Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Socio-cultural contexts of globalization process

 

Vielsprachigkeit im Kontext der globalisierten Welt

Irina Ivanova (Moskauer Akademie für Außenhandel) [BIO]

Email: vladguc@ipu.rssi.ru

 


 

ABSTRACT:

Werden durch Globalisierung, Wachstum der Märkte und globale Kommunikation 90% der heute noch gesprochenen Sprachen in diesem Jahrhundert verlorengehen, wie einige Wissenschaftler bereits prophezeien? – Phänomene, wie „Sprachverdrängung“ und „Sprachtod“, die in der Sprachwissenschaft schon seit ein paar Jahrzehnten systematisch erforscht werden, wurden um die Jahrtausendwende einer breiteren Offentlichkeit bewusst.

Mögen derlei Prognosen auch spekulativ sein, sie verweisen auf Tendenzen der internationalen sprachlichen Entwicklung, die im Zusanmenhang mit Globalisierung eindeutig auszumachen sind. Als Beispiel nur eine Zahl: uber 80% aller Daten in Datenverabeitungasystemen sind auf Englisch gespeichert, uber drei Viertel aller Briefe und Postsendungen sind auf Englisch geschrieben (nach Schätzung von David Crystal, Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache, Frankfurt am Main/New Jork. 1995).

Vielsprachigkeit bewahren heißt Förderung individueller Mehrsprachigkeit, nicht individueller Zweisprachigkeit. Der Mehrsprachige, der mehr als nur eine Fremdsprache spricht, misst auch anderen Sprachen Bedeutung zu, nicht nur einer Lingua Franca.

Einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Vielsprachigkeit leistet die Sprachwissenschaft und Philologie. Eine Politik, die sprachliche Entwichlung den Gesetzen des freien Marktes gleichsetzt, führt über kurz oder lang zum Monopol der einen Lingua franca. Eine konsequente Vielsprachenpolitik heisst nicht nur die Kosten fur Übersetzungs- und Dolmetscherdienste in Kauf nehmen, es heißt auch, die je eigene Sprache als Wissenschaftssprache und Sprache der Wirtschaft, als Sprache der Kultur zu fördern und zu entwickeln. In der Schulsprachenpolitik bedeutet das, zwei Sprachen als Mindestangebot im Fremdsprachenunterricht der Pflichtschulen, drei im Bereich der hoheren Schulen an zubieten. Es muss nichtdie Lingua franca Englisch uberall als erste Fremdsprache unterrichtet nicht werden, es konnte auch eine Nachbarsprache sein.

 


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007