Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Transformationen des Judentums im Kontext der Transformationen von Gesellschaften

 

Zur romanpoetischen Darstellung des mitteleuropaeischen Judentums des zwanzigsten Jahrhunderts

Endre Kiss (ELTE Budapest/Forschungsgruppe für Jüdische Kulturwissenschaft der Ungarischen Akademie) [BIO]

Email: andkiss@hu.inter.net

 


ABSTRACT:

Die europäische und insbesondere die mittel-europäische Geschichte des Judentums und der jüdischen Identität erlebte im zwanzigsten Jahrhundert eine lange Reihe von historischen, politischen, ideologischen und sozialen Wechseln. Die apokalyptische Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts machte sich im Schicksal der einander ablösenden jüdischen Schicksalsgenerationen und Generationsschicksalen mit vehementer Kraft geltend.

Im Fokus unseres Interesses stehen jene breiten Schichten und Generationen der emanzipierten Judentums, die sich mit dem emanzipatorischen und zivilisatorischen Sprung der Jahrhundertwende voll identifiziert haben und als „Bürger einer neuen emanziperten Zivilisation” zu jenen Leistungen dezisiv beitrugen, die den heute schon so problemlos gebrauchten Begriff des Modernen Europa mit konkreten Inhalten erfüllen.

Als Beitrag zu dieser Fragestellung befassen wir in diesem Vortrag mit den Romangestalten von Tibor Déry.

Wir untersuchen, wie die einzelnen Protagonisten von Dérys Romanen aus dem Kreis der bürgerlich oder intellektuell bereits emanzipierten mittel-europäischen Judentums unter diesem Aspekt dargestellt werden. Ausser dieser Grundfragestellung gesellt sich zu diesem Thema die literatur-theoretische Problematik der Literarizität der Gestaltpoetik. Wir untersuchen also nicht nur, welche Seiten Déry aus diesen (männlichen wie weiblichen, politischen wie intellektuellen) Schicksalen hervorhebt, wir untersuchen auch, welche literarisch zu interpretierenden Regeln und Motive für Tibor Déry bestanden, Gestalten in den Romanen als Juden/Jüdinnen zu gestalten, von denen die Forschung klar machte, sie waren jüdischer Abstammung und welche Gestalten in den Romanen als Juden/Jüdinnen vorkommen, von denen man wissen kann, ihre Originale waren nicht jüdischer Abstammung.

Uns scheint, auf diese Weise können wir nicht nur zur intellektuellen Geschichte unseres zwanzigsten Jahrhunderts, sondern auch zu den meistens ungeschriebenen Gesetzen der gestaltpoetischen Darstellung beitragen.

 


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007