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Vom Glanz der Elbe: Helga Schütz und Dresden
Holly Liu (Alma College, Alma, MI, USA) [BIO]
Email: liu@alma.edu
ABSTRACT:
Für die Schriftstellerin Helga Schütz ist die Stadt Dresden, in der sie aufgewachsen ist, “die Sehnsucht von gestern”. Nicht nur die traumatisierten Kindheitserlebnisse durch die Bombennacht am 13. Februar 1945, sondern auch ihre Anteilnahme am Aufbau des Sozialismus in der Trümmerlandschaft Dresdens veranlassten Schütz, Dresden wiederholt zur Erinnerungsstätte ihrer Romane zu erheben. Sowohl in Jette in Dresden (1977) als auch in Vom Glanz der Elbe (1995) dient Dresden als Schauplatz ihrer Erinnerung. Allerdings geht es in meinem Referat nicht um ihre ortsgebundene Erinnerungsarbeit Vom Glanz der Elbe, sondern um den neuen Roman der Autorin Knietief im Paradies (2005). Diesmal wird die Ich-Erzählung erneut in Dresdens Kriegs- und Nachkriegszeit eingebettet. Wie Jette, jenes etwa zehnjährige Mädchen, das sich im Wirrwarr der Nachkriegstrümmer allein und unerzogen durchschlägt, steht die halbwüchsige Eli auch mit 13 Jahren auf ihren eigenen Beinen: Die ausgebildete Gärtnerin Helga Schütz stellt Eli nun als Gärtnerei-Lehrling in Dresden vor, denn es heißt dort im Roman, “[a]us Menschen, die keine Gärtner werden, wird nichts”. Aus dieser Sicht lernt Eli eifrig die Gartenkunst, um alles mitsamt der Trümmerflora zu dekorieren. Obwohl Eli eine künstliche “Idylle", die in ihren Kinderaugen so gut wie das Paradies vorkommt, zustande bringen vermag, erkennt sie durch den rauen DDR-Alltag zugleich , “[d]ekorieren ist täuschen, wie die Liebe in einem Gedicht.” Mein Referat zielt auf Schütz’ Darstellungen von Elis Sehnsucht nach einem Menschen, für den sie wichtig ist; von ihren kindlichen Bemühungen um das Verschönen der Stadt Dresden und nicht zuletzt von der Zerstörung einer Utopie. Zu untersuchen ist auch die Rolle der Erinnerung als Ausgangspunkt der literarischen Aufarbeitung der deutschen Geschichte.
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