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Über Mahshid Amirshahis Exilroman dar safar
Nima Mina (University of London, School of Oriental and African Studies) [BIO]
Email: nima.mina@soas.ac.uk
ABSTRACT:
Mahshid Amirshahis Roman dar safar (“Auf der Reise”, Los Angeles 1995) gehört zu den ersten Prosawerken der persischen Exilliteratur über die Erfahrung des Exils. Dar safar ist - trotz einiger Unterschiede in der Erzähltechnik – eine Fortsetzung des autobiographischen Romans dar safar (Los Angeles 1987), den die Autorin ebenfalls in ihrem Pariser Exil über die iranische Revolution geschrieben hat. Beide Werke unterscheiden sich durch ihre deutlich konter-revolutionäre Haltung drastisch von allen großen zeithistorisch geprägten persischen Prosa-Werken der 80er und 90er Jahre. Dar hazar ist eine mosaikartige Chronik der Ereignisse von September 1978 bis ca. einem Jahre danach und erzählt die Geschichte des Umsturzes der Monarchie und der Machtübergabe an die Islamische Republik. Dar safar erzählt die Geschichte des Pariser Exils, wo in den frühen 80er Jahren Tausende von Iranern vor der Revolution, den zunehmenden politischen Repressionen und dem Iran-Irak-Krieg Zuflucht nehmen. Beide Romane werden aus der Perspektive einer politisch engagierten, bürgerlichen Intellektuellen erzählt, die große Vorbehalte gegen die Islamisierung der Revolution hat, von der prophetenhaften Erhabenheit von Ayatollah Khomeini und seiner millionenfachen Unterstützung völlig unbeeindruckt ist und zugleich ein kritisches Verhältnis zur Exilszene, in der sie selber auch engagiert ist, bewahrt.
In meinem Vortrag werde ich zeigen, wie die Erfahrung des Exils die Sensibilität der Autorin für die persische Sprache und ihre Varietäten erhöht hat. Als Beispiel gilt der Roman dar safar, in dem vor allem anhand unzähliger Idiolekte, Soziolekte und Dialekte die gesellschaftlichen „Realitäten“ der ersten Exiljahre nachkonstruiert werden. Dar safar ist ein Sprachkunstwerk, in dem ein sprachkultureller Entwicklungsstand festgehalten wird, der durch die Revolution, den Aufschwung des politischen Exils und durch seinen Niedergang schon längst überholt worden ist. Dar safar ist daher auch als anthropologisches Zeitdokument zu lesen.
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