Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< European Identities, European Realities / Europäische Identitäten, Europäische Realitäten


 

Das verstohlene Bekenntnis zu Europa – Amerika und sein offenes Geheimnis

Peter Pabisch (Albuquerque, New Mexico)

Email: pabisch@unm.edu

 


 

ABSTRACT:

Was heißt hier ‘verstohlen’ und ‘offen’ in einem Atemzug? Einerseits scheint sich die amerikanische Bevölkerung nicht zu Europa oder einem anderen Land außer dem seinen zu bekennen. Bei jeder Schuleröffnung am Morgen legen die Schüler die Hand aufs Herz und singen die amerikanische Hymne; keine öffentliche Veranstaltung geht vorbei, wo nicht die Versammelten ihr Amerikabekenntnis in gleicher Weise ablegen. Dann jedoch fragt man, ob sie sich zu einem Land ihrer eingewanderten Vorväter bekennen – und da vernimmt man meist erstaunt, wie sehr sie noch mit diesem oder jenem Land verbunden seien. Dass es sich dabei meistens um europäische Länder handelt, die genannt werden, verrät spätestens die offizielle Volkszählung der Vereinigten Staaten aus dem Jahre 2000. Die Statistiken daraus ergeben, dass 75% aller Amerikaner ihre europäischen Wurzeln nennen. Die höchste Minderheit stellen dabei die Deutschen mit 15% vor – gefolgt von den Iren mit etwa 10% und den Engländern mit etwa 7%; alle übrigen Immigrantenländer aus Europa liegen unter diesen Zahlen – so etwa die der Hispanier mit einer verschwindenden Zahl, weil die meisten sich als Mischlinge dem lateinamerikanischen Kreis zurechnen, dessen Einwandererzahl aber auch nicht mehr als 6,5% ausmacht. So wird das Bekenntnis zu den Wurzeln statistisch offiziell.

Das bedeutet, dass die Amerikaner in ihrer Mehrheit Europa so sehr zugetan sind, dass von einer eigenen Kultur im unabhängigen Sinne nicht die Rede sein kann, obwohl viele Politiker sich diesen Zustand wünschten. Die moderne Kommunikationstechnik hat verhindert, dass die Kontinente Europa und Amerika ihre eignen Wege gegangen sind, denn Europa ist ebenso sehr von Amerika und den reziproken Ideen seiner europäischen Einwanderungsmehrheit durchdrungen wie Amerika von seinen Wurzeln jenseits des Atlantiks. Eigentlich muss man heutzutage von einem transatlantischen Kulturraum sprechen, der zwar vielschichtig bleibt, aber ein gemeinsames kulturelles Fundament offenbart. Die kulturellen, erziehlichen, politischen, militärischen oder ökonomischen Gemeinsamkeiten bieten sich dabei in einer derartigen Ähnlichkeit dar, dass es eher aufhorchen lässt, wenn sie geleugnet werden. Das gilt besonders seit Ende des Zweiten Weltkriegs, als der transatlantische Raum zwischen Europa und Amerika friedlich durch mehrere Bündnisse und Verträge und in Erinnerung des gemeinsamen Hintergrunds zusammenrückte und beisammen geblieben ist.

Der vorgeschlagene Vortrag will auf das Europabewusstsein in Amerika hinweisen, das den großen Teich zum “Atlantic River” reduziert, was am Beispiel der kulturellen Bereiche von Literatur, Musik und Kunst exemplarisch dargestellt wird. Damit wird dem Schein der Gegensätzlichkeit der beiden Kontinente durch sachliche Beweise entschieden begegnet.

 

 


 

Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007