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Zur Metaphysik des Romans: Kafka und Lukács
Paul Peters (McGill University) [BIO]
Email: paul.peters.@mcgill.ca und paul.peters@staff.mcgill.ca
ABSTRACT:
Die beiden kakanischen Schriftsteller werden meist als Gegenpole verstanden – und Lukács als der Kritiker, der in einer berühmt-berüchtigten Polemik im Namen des alteingessenen Realismus des 19ten Jahrhunderts die modernistischen Exzesse eines Franz Kafka anprangerte. Der Vortrag möchte indes den Versuch antreten, diese beiden großen Verehrer und Kenner der Gattung als innovative Theoretiker und Erweiterer des Romans eher zusammenzudenken, als steril gegeneinander auszuspielen. Den Aussgangspunkt dieser eher dialogisch als polemisch angelegten Gegenüberstellung bildet die Untersuchung zweier Texte, welche beide unser Verständnis des Romans revolutioniert haben: Kafkas Prozeß und die etwa gleichzeitig entstandene Theorie des Romans des jungen Lukács. Was diese beiden Texte indes verbindet, ist etwas, was man die metaphysische Dimension des Romans nennen könnte: und wenn es in gewisser Weise den Ruhm Kafkas ausmacht, den Roman, als ausgesprochen weltliche und säkuläre Gattung, mit seinem Prozeß-Text wieder emphatisch metaphysiert und sakralisiert zu haben, so geben paradoxerweise gerade einige Begrifflichkeiten des jungen Lukács uns ein Instrumentarium in die Hand, um diese Metaphysierung kritisch würdigen zu können. Denn mit den Stichworten von der “Innerlichkeit” und der “Zeit” als den beiden Medien, in denen sich der Roman als Form vorzüglich zu ereignen habe, treten wir dem spezifischen Formgesetz des Prozeß-Romans erstaunlich nahe. Zudem gibt es wenige Romane, die Lukàcs Wort von der “transzendentalen Obdachlosigkeit” so konsequent umsetzen wie der Prozeß-Roman Kafkas
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