Patron: President of Austria, Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Knowledge, Creativity and
Transformations of Societies

Vienna, 6 to 9 December 2007

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Behinderte Frauen und Männer als Kunstschaffende – Selbstbestimmte zeitgenössische Darstellungen als Kontrapunkt zu fremdbestimmten Klischees Disabled men and women as producers of art – self-determined contemporary representations as a counterpoint to heteronomous clichés

Ulrike Pfeifenberger (Universität Innsbruck) [BIO]

Email: u.pfeifenberger@selbstbestimmt-leben.at


 

ABSTRACT:

Mit dem eigenen aktiven und selbstbestimmten Eingriff ins Kunstgeschehen fordern Frauen und Männer mit Behinderung ihren Subjektstatus ein, vollziehen eine Selbstdefinition ihrer Körperlichkeiten und entziehen sich somit der ihnen gesellschaftlich zugedachten passiven Objektrolle. Im Alltag befinden sich Menschen mit Behinderung im ständigen Spannungsfeld zwischen Angestarrt werden und Unsichtbar gemacht werden – auf der Bühne hingegen erfährt der Voyeurismus des Publikums seine Legitimation. Die Blicke, die auf Menschen mit Behinderung geworfen werden, werden im kreativen Schaffensprozess von diesen aufgegriffen, zurückgespiegelt, hinterfragt und stattdessen ihre eigenen, emanzipatorischen Blicke eingesetzt.

Die Thematisierung und Infragestellung der Dichotomisierung von behindertem und nicht behindertem Körper aus Perspektive der Disability Studies stellt ein zentrales Element dar, um bestehende Herrschaftsverhältnisse in Frage zu stellen. Anstelle der Konstruktion binärer Identitäten kann durch die Disability Culture das Konzept des verletzbaren Körpers als ästhetische Qualität eingebracht werden, die eine Annäherung ermöglicht und eine inklusive Sicht auf Behinderung darstellt.

Basierend auf dem Hintergrund der von Alito Alessi begründeten DanceAbility-Methodik, die auf den Tanzrichtungen Improvisation und Kontaktimprovisation aufbaut, soll exemplarisch dargestellt werden, wie aktive, selbstbestimmte Bilder von Behinderung geformt werden und Normvorstellungen einer Alltagskultur beim Tanz im öffentlichen Raum Irritation erfahren. Dabei geht es nicht nur um die künstlerisch-ästhetische Dimension, sondern vor allem auch um ein gesellschaftspolitisches Zeichen.

 

With their own active and self-determined exertion of influence on the making of art women and men with a disability demand their subject status and define their own bodies. So they reject playing the role of being a passive object.

In their everyday life people with a disability live in between the poles of being stared at or becoming invisible – on stage, however, the voyeurism of the audience gets its legitimation.

The glances that are thrown at people with a disability are used in the creative act, are reflected, questioned and instead own, emancipatory gazes are applied.

The picking out as a central theme and questioning of the dichotomy of disabled and non-disabled bodies from the point of Disability Studies is an important instrument to question existing relations of power. Instead of constructing binary identities, Disability Culture makes it possible to introduce the concept of vulnerability as a kind of aesthetic quality, which allows an approach and is an inclusive view on disability.

Based upon the background of DanceAbility, founded by Alito Alessi, built up on the dance techniques of improvisation and contact improvisation, there will be shown how active, self-determined pictures of disability can be produced and how the idea of the normative in everyday culture can be easily irritated. It is not just the dimension of aesthetics or arts that is important but particularly a social political dimension.


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007