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Katastrophen im Dienste der Nation
Über die symbolpolitische Instrumentalisierung der globalen Ereignisse im Kontext der ‚nation building’Sergej Potseluev (Föderale Süduniversität, Rostow-am-Don, Russland) [BIO]
Email: spotselu@mail.ru
ABSTRACT:
Wenn man Nation als die von gesellschaftlichen Eliten bewusst gemachte (bzw. kultivierende) politische Gemeinschaft versteht, misst man der symbolischen Politik der Nationenbildung eine große Bedeutung bei. Ich will an konkreten Beispielen zeigen, wie man in vielen postsowjetischen Staaten, auch in Russland, versteht, aus den zu globalen Ereignissen gewordenen Desaster ein symbolisches Kapital für nation building zu schlagen. Ich meine dabei vor allem drei Sorten der „bösen“ Ereignisse: Natur- und technische Katastrophen; Terroranschläge; Revolutionen (bzw. Staatsstreiche). Gleichzeitig werden einige Beispiele der westlichen Deutungen derselben und/oder ähnlichen Ereignisse angeführt, und es wird eine Vergleichanalyse gemacht. Daraus zieht der Autor u.a. die Schlussfolgerung, dass jedes globale Ereignis von den globalen mass media mindestens teilweise (wenn auch nicht ganz, sondern im Sinn eines Pseudo-Ereignisse) gemacht wird. Dass das Geschehen mit diesem Sinn ausgestattet und zum globalen Ereignis stilisiert wird, liegt nicht nur an der Natur dieses Geschehens, sondern auch an den Interessen der Massenmedien und ihrer Besitzer. Diese Konstruierbarkeit der globalen Ereignisse ist mit der Konstruierbarkeit der nationalen Identitäten durchaus kompatibel. Auch deswegen läuft so rege das symbolpolitische Geschäft der nation building in den postsowjetischen politischen Regionen.
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