Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< Das Kreuz mit dem Halbmond: Ethnische und religiöse Transformationen in europäischen Kontexten / The Crux of Islam in Europe: Ethnic and Religious Transformations in European Contexts


 

Interkulturelle Missverständnisse
Plädoyer für differenziertere Betrachtungsweisen

Werner Thuswaldner (Salzburger Nachrichten)

Email: wthuswaldner@utanet.at

 


 

ABSTRACT:

In Österreich, speziell in Wien, wird immer wieder die gegenwärtige Situation mit jener im ausgehenden 17. Jahrhundert verglichen, als die Türken die Stadt belagerten.

In der gegenwärtigen Situation ist – wie damals – die Rede, dass der Islam dem christlichen Abendland gegenüberstehe. Das Denken in Oppositionen ist uns sehr geläufig. Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg wurden als Spannung zwischen Ost und West erlebt. Als dieser Konflikt wegfiel tauchte als neues Feindbild der Islam auf. Seine Vertreter, so wird uns gesagt, seien entschlossen, sich dafür zu rächen, dass sie zu Verlierern der Globalisierung geworden seien, jenes Prozesses, der Intentionen des Kolonialismus des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts mit noch größerem Nachdruck wiederholt.

Wir machen den Fehler, den Islam als einen einheitlichen Block zu sehen. Allein die Unterscheidung zwischen den Anhängern der Sunna und jenen der Schia würde uns weiterhelfen. Genauso wenig bildet das christliche Abendland eine geschlossene Einheit. Die Religion wird als Vorwand für die Verfolgung politischer Ziele verwendet. Es hilft ein wenig weiter, in diesem Fall von Islamismus zu sprechen. Bezeichnenderweise stärkt er bei uns die Position rechtsextremer Parteien, die sich in ihrer Abwehr von allem Fremden gefordert fühlen.

Anstatt von unüberbrückbaren Gegensatzes ist aus der europäischen Geschichte angesichts des vorliegenden Problems etwas Anderes zu lernen: Europa hat in der Vergangenheit aus der Begegnung mit dem Fremden immer wieder Nutzen gezogen und eine erstaunlichen Fähigkeit bewiesen, Fremdes in seinen eigenen kulturellen Kontext zu integrieren.

 


Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

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Wien, 6. bis 9. Dezember 2007