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DeutschlektorInnenfortbildung in Georgien
Eva Walcher (Universität Wien) [BIO]
Email: cupiennius@gmx.net
ABSTRACT:
Georgien gilt als so genanntes Bildungsland, der sprachliche Standard gilt allgemein als sehr hoch und die große Bildungsreform im Jahre 2006 zog eine Aufteilung der Philologien in einen Spracherwerbsbereich oder Deutsch-als-Fremdsprache (DaF)-Bereich und in einen philologischen Bereich nach sich (mit philologischen Schwerpunkten wie Textanalyse und –interpretation, Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens um nur einige zu nennen). Im Rahmen dieses Beitrags soll die Situation zur Fortbildung der Lektorinnen und Lektoren im Spracherwerbsbereich - also im Bereich Deutsch als Fremdsprache - näher besprochen werden.
Fortbildungsangebote müssen von zwei Seiten betrachtet werden, nämlich erstens von der Seite des Angebots aus, also welche Fortbildungsmöglichkeiten für DaF- Lehrende in Georgien bestanden haben bzw. bestehen, und zweitens von jener Seite aus, wie diese Angebote seitens der Lehrenden angenommen bzw. genutzt wird. Dazu muss ich etwas näher auf die Veränderungen der universitären Situation eingehen, die die große(n) Bildungsreform(en) im Jahre 2006 nach sich gezogen haben. Die Reformen fokussieren insbesondere im Spracherwerbsbereich Unterrichtsmaterialien, die sich von der Grammatik- Übersetzungsmethode und der Audio- Lingualen- Methode in Richtung eines kommunikativ orientierten Sprachunterrichts emanzipieren. Der Einsatz solcher kommunikativ orientierter Lehrwerke, die praktisch „über Nacht“ an den Universitäten Einzug gehalten haben, und die relativ abrupt Methoden, wie die GÜM ablösen sollen, will gelernt sein. Ich führe es auf diese Gründe zurück, dass insbesondere von den Kollegien der DaF-Lehrenden ein sehr großes Interesses zu regelmäßiger Fortbildung besteht. Üblicherweise besteht in Georgien die Tendenz, sich um einen Fortbildungskurs in Europa - in einem der deutschsprachigen Länder - zu bewerben. Fortbildung für Lehrende bestehen in Georgien, in Tbilissi selbst, werden jedoch weniger von den Universitäten selbst als vielmehr von DaF-Institutionen wie beispielsweise dem Goethe- Institut veranstaltet.
Die Idee, in Tbilissi einen Lehrendenfortbildungskurs mit didaktisch-methodischen Schwerpunkten neben österreichspezifischen, landeskundlichen Konzepten anzubieten, schien mir zu Anfang eine sehr gewagte, insbesondere deshalb, weil ich keine Vorstellung davon hatte, auf welche Resonanz ein solches Angebot stoßen würde. Umso überraschter war ich, wie gut dieses Angebot von Seiten der Lehrenden angenommen und mit welcher Regelmäßigkeit es genutzt wurde.
Der Wille zur Fortbildung zeichnete sich jedoch nicht nur in Tbilisi selbst ab, sondern ist ebenfalls in vielen kleineren Universitätsstädten in ganz Georgien gegeben. Wenn also das Interesse zur Fortbildung trotz beruflicher Etabliertheit – wie es in Europa seit einigen Jahren üblich, ja sogar gefordert ist – als progressiver Schritt in Richtung Europa betrachtet werden kann, sehe ich darin einen ganz entscheidenden Schritt zur nachhaltigen Verbesserung der universitären Situation im Hinblick auf methodisch-didaktische Unterrichtskonzepte.
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