INST-Präsentationen 2004 / 2005 Das Verbindende der KulturenPräsentationen/Dokumentation |
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine besondere Freude, heute an dieser Veranstaltung teilzunehmen und Sie alle hier begrüßen zu dürfen.
Es ist mir eine besondere Freude, weil ich die Beschäftigung mit interkulturellen Prozessen für die brennendste politische Aufgabe unserer Zeit halte.
Und immer, wenn Menschen zusammenkommen und sich gemeinsam dieser Aufgabe stellen, ist das unterstützenswert und bringt uns alle weiter.
Die Frage lautet also:
Wie lassen sich die Prozesse von Modernisierung und Fortschritt mit ihren Vorteilen für die Menschen, mit den Vorteilen traditioneller Lebensweisen und vielfältiger Werte in Einklang bringen?
Oder umgekehrt: Viele der großen Konflikte unserer Zeit sind auch durch den Grundkonflikt der unterschiedlichen Modernisierungsgeschwindigkeit in Verbindung mit der ungleichen Verteilung der Modernisierungsgewinne zu verstehen.
Fragen der kulturellen Identität, der Gewalt zwischen Ethnien bis hin zu religiösem Fundamentalismus und Fanatismus können aus dieser Perspektive analysiert und bearbeitet werden.
Kultureller Reichtum ist aus jeder Perspektive ein Aktivposten:
Für die Länder des Südens und der weltwirtschaftlichen Peripherie bieten sich neue Möglichkeiten für nachhaltige Entwicklung:
Beginnend bei den Chancen des sanften Kulturtourismus über ressourcenschonende Produktion von Kulturexportgütern und Entwicklung einer Kreativwirtschaft, die auf dem eigenen kulturellen Erbe aufbauen kann, bis hin zur Stärkung der Bevölkerung durch Anknüpfung an gewohnte Lebens- und Produktionsweisen.
Für die Länder des Nordens und des weltwirtschaftlichen Zentrums ist der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft längst in vollem Gange.
Bildung, Erfahrung mit Wissensarbeit und Know-how sowie eine auf Kultur gestützte Lebensqualität sind wettbewerbsentscheidende Vorteile im Kampf der Standorte um Arbeitsplätze und Investitionen.
Kultur stellt nicht mehr den "Überbau" einer auf materieller Produktion beruhenden Wirtschaft dar, sondern den Rohstoff, aus dem Kunst, Kreativwirtschaft und Wissensarbeit schöpft.
Kulturelle Vielfalt hat aus dieser Perspektive neben ihrer ideellen Bedeutung auch reale Auswirkungen auf das Wirtschaften der Zukunft.
Interkulturelles Verständnis ist, genauso wie Verteilungsgerechtigkeit, Partizipation und Chancengerechtigkeit eine Grundvoraussetzung dafür, dass der Prozess der Globalisierung nicht regressiv, also unter Verzicht der Mehrheit auf lokale Vorteile, Schutzmaßnahmen und Eigenarten stattfindet.
Der Verlust des im kulturellen Gedächtnis der Menschheit gespeicherten Erfahrungswissens, der mit jeder ausgelöschten Kultur einhergeht bewirkt nicht nur eine Zunahme der geistigen Verarmung und den Verlust einer wesentlichen Facette der menschlichen Identität, sondern auch eine Reduktion der Handlungsmöglichkeiten zukünftiger Generationen in einer globalisierten Gesellschaft.
Die Begleitung des Prozesses der Modernisierung durch ständige Überprüfung der Kulturverträglichkeit der gesetzten Schritte auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene kann dafür sorgen, dass das kulturelle Erbe der Vergangenheit und der kulturelle Reichtum der Gegenwart zu einer wichtigen Quelle des Wohlstands kommender Generationen werden.
In diesem Sinne: Es gibt viel zu tun, packen wir’s an! Gemeinsam.