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Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften |
14. Nr. |
Dezember 2002 |
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Grußworte von Karin Scheele (Wien/Straßburg/Brüssel)
Abgeordnete des Europäischen Parlaments
Das Programm Ihrer Konferenz weist weltweite Vernetzung auf
und auf weltweite Widersprüche hin, für deren Lösung
es sicherlich auch intensivierter kulturwissenschaftlicher Anstrengungen
bedarf.
Ich war als eine von 15 Abgeordneten des Europäischen
Parlaments beim UNO-Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung,
der vom 26. August bis 4. September 2002 in Johannesburg stattfand.
Viele sind von den Ergebnissen des Nachhaltigkeitsgipfels enttäuscht.
Was dieser Gipfel gebracht hat und ob er ein Schritt vorwärts
war, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Und es wird davon
abhängen, wie intensiv das Follow-up der Ergebnisse sein
wird seitens der Parlamentarier in den nationalen Parlamenten
und im Europäischen Parlament.
Die Europäische Union spielte eine sehr konstruktive Rolle.
Sie konnte sich in wichtigen Fragen wie der der Erneuerbaren Energien
gegen die schmutzigen Drei - USA, Kanada, Japan -, die große
Unterstützung von den erdölproduzierenden G77-Staaten
erhielten, leider nicht durchsetzen. Bei den Verhandlungen zeigte
sich wieder einmal, dass es notwendig sein wird, die Landwirtschaftspolitik
der Union zu ändern, um mehr Glaubwürdigkeit bei den
Entwicklungsländern zu bekommen.
Einige Ergebnisse:
- Armut
- Die Regierungen bekräftigen das Milleniumsziel, den
Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen bis 2015 zu halbieren.
Zur Bekämpfung der Armut sollen die Vereinten Nationen einen
Weltsolidaritätsfonds für freiwillige Beiträge
und Spenden schaffen.
- Wasser
- Das Milleniumsziel der Halbierung der Anzahl jener Menschen,
die keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser haben,
wird bestätigt. Das sind derzeit 1,2 Milliarden Menschen.
Als neues Ziel wird die Halbierung der Zahl der Menschen ohne
sanitäre Anlagen und Abwasserentsorgung - derzeit 2,5 Milliarden
- bis 2015 formuliert.
- Energie
- Die Staaten werden aufgefordert, den Anteil erneuerbarer
Energien dringend "substanziell" zu erhöhen. Das
Thema Energie war wohl das am meisten umkämpfte Thema beim
Gipfel von Johannesburg. Die Europäische Union setzte sich
mit der Forderung, konkrete Ziele für die Förderung
erneuerbare Energien festzulegen, leider nicht durch.
- Konsum und Produktion
- Die Staaten halten grundlegende Veränderungen der Konsum-
und Produktionsmuster für notwendig. Insbesondere sollen
Schäden für Gesundheit und Umwelt reduziert werden,
die Kreislaufwirtschaft eingeführt und die Energie-Effizienz
erhöht werden.
- Artenvielfalt
- Das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten soll bis 2010
"signifikant reduziert" werden. Es wurden aber keine
Zeitziele für den stärkeren Schutz natürlicher
Ressourcen festgelegt.
- Fischerei
- Bis 2015 sollen sich bedrohte Fischgründe erholen können
und Überfischung beendet werden. Dieses Ziel wurde mit dem
Zusatz "wo möglich" versehen und daher abgeschwächt.
- Chemikalien
- Die gesundheits- und umweltschädlichen Wirkungen von
Chemikalien sollen bis 2020 minimiert werden.
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© Karin Scheele (Wien/Straßburg/Brüssel)
Inhalt / Table of Contents / Contenu: No.14
For quotation
purposes - Zitierempfehlung:
Grußworte von Karin Scheele. In: TRANS. Internet-Zeitschrift
für Kulturwissenschaften. No. 14/2002.
WWW: http://www.inst.at/trans/14Nr/scheele4.htm.
Webmeister: Peter R. Horn last
change: 23.12.2002