Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 16. Nr. | August 2006 | |
1.2. Gesellschaftliche Reproduktion und kulturelle Innovation. Aus semiotischer Sicht |
Rolf-Dieter Hepp (Arbeitsstelle für Semiotik, Berlin)
[BIO]
Gesellschaft in ihrer Identität, Einheit und Totalität scheint Gegenstand einer Wissenschaft des Sozialen zu sein, innerhalb derer sich spezifische Zeichenkonfigurationen zur Entzifferung und Dechiffrierung anbieten. Wenn diese, wie Lacan anhand des Unbewussten aufzeigt, auf einer Sprache basieren, die sich ihres Gegenstandes erst vergewissern muss, um ihr Analyseraster entfalten zu können, verlieren die gewohnten Denkmuster ihre selbstverständliche Kohärenz, zumal wenn sie unter den Aspekten symbolischer Machtdurchdringung hinterfragt werden. Es soll unter dem Aspekt des Feldbegriffs aufgezeigt werden, wie Begriffe gesellschaftliche Anerkennung erfahren und in einer unkontrollierten Anwendung unhinterfragt in die Produktion gesellschaftlichen Wissens eindringen.
Roland Barthes stellt heraus, dass für die Semiotik und/oder die strukturalistische Theorienbildung ein grundsätzlicher Trennungsstrich zwischen Zeichen und Referent als relevanter Ausgangspunkt ihrer Analyse gilt. Damit kann keine adaequatio rei et intellectus mehr als Ausgangspunkt der Analyse gewählt werden, sondern die anscheinend unüberbrückbare Distanz zwischen begrifflichem Denken und Gegenstand wird zur Basis der Analyse gewählt. Zeichen und Natur/Gegenstand fallen auseinander und stehen in einem Verhältnis der Distanz zueinander. Indem das Objekt der Analyse als Referent jenseits des Zeichens angesiedelt wird, wird mit dieser Trennung eine (quasi ontologische) Differenz zwischen den Begrifflichkeiten angesiedelt: Gegenstand und begriffliche Aneignung fallen auseinander. Dabei knüpfen so unterschiedliche Theoretiker wie Baudrillard mit seinen Simulakratheoremen, Kristeva mit ihrer Theorie der aggressiven epistemologisch orientierten Intertextualität im ideographischen Raum und Bourdieus Illusiobegriff an eine derartige Trennung an, um einer vorschnellen Vereinigung der Differenz zu entgehen, bzw. diesem Problemkreis reflexiv zu begegnen. Dass dieses Verhältnis allerdings kein rein ausschließendes ist, sondern über verschiedene Bezugspunkte Koordinaten und Beziehungselemente hergestellt und zugelassen werden können, bedeutet, dass das Verhältnis zwischen den (epistemologischen) Objekten und den Formen ihrer Aneignung komplexer wird. Wenn die Begrifflichkeiten unter dem Modus der Artikulation erfasst werden, da die Begrifflichkeiten auf die Ebene des Objekts einwirken, werden sie derart gefasst, dass sie dies transformieren und in neue Bezugsebenen einbauen, ohne dass das Objekt mit ihnen identisch gedacht wird.
"Die Sprache des Schriftstellers hat nicht zur Aufgabe, das Reale darzustellen, sondern es zu bedeuten." (Barthes 1964:123.)
Gerade eine Denaturalisierung der Begrifflichkeiten enthält implizit einen Rekurs auf die Mehrdeutigkeit der Welt, da die Kontingenz sich in den Verschiebungen, Verdichtungen und Formveränderungen insgesamt Ausdruck verleiht und sowohl verschiedenartige Horizonte als auch Veränderungen in der Sichtweise auf das Objekt zum Ausdruck bringt. Epistemologische Objekte, wie das Soziale, die Gesellschaft, die Natur unterliegen diskursiven Veränderungsprozessen, da die Reflexion auf sie differierende Verhaltens- und Herangehensweisen aufweisen, durch die der Gegenstand selbst Veränderungsprozessen ausgesetzt wird. So werden Küsten durch Bebauungspläne verändert, so dass die "Natur" in ihnen einen anderen Ausdruck gewinnt. Marx Kritik des Gothaer Programms beinhaltet einen Hinweis auf die Subsumtion der Natur unter die Verwertungsbedingungen des Kapitals, da sie in den gesellschaftlichen Produktionsprozess aufgenommen wird und unter den Bedingungen ihrer Verwertung vergesellschaftet wird. Ein Fokus, an den Walter Benjamin dann später anknüpft, um aufzuzeigen, wie Denaturalisierungsprozesse in die Gesellschaft hineingetragen werden. Für Bourdieu sind gerade die symbolischen Bedingungen, denen ein Gegenstand unterliegt, elementarer Bestandteil seiner Koordinaten, da er über diese Bedingungen selber Formen sozialer Realität und Unterschiede, Differenzen und Oppositionen produziert werden. Das Besondere, das die soziologischen Objektivationsprozesse kennzeichnet, ist gerade den Einfluss der Kriterien des Sozialen, an der sich im Sinn Ernst Cassirers kulturelle Wirklichkeiten manifestieren. Ein relevantes Glied der bourdieuschen Marxkritik beinhaltet, dass Marx, wenn er die materiellen Bedingungen bei der Klassenbildung unterstreicht, gerade die symbolischen Manifestationen, die seiner Theorie immanent sind und die die Selbst- und Fremdreflexion des Klassenbegriffs prägen, von ihm nicht mehr adäquat berücksichtigt werden. Das Flottieren zwischen den Ebenen von Zeichen, Eingriff, Diskurs, Referent und wissenschaftlichem Objekt wird reflexiv streng voneinander unterschieden, um das komplexe Spannungsverhältnis innerhalb der wissenschaftlichen Analyse aufrecht zu erhalten.
Das spezifische Verhältnis, das die Soziologie von Pierre Bourdieu zu wissenschaftlichen Gegenständen oder Objekten eines Untersuchungsbereichs aufbaut, lässt sich durch eine spezifische Art der Herangehensweise an den Gegenstand charakterisieren. Dieses Verfahren zeichnet sich durch eine epistemologische Reflexion auf das Objekt aus, innerhalb derer die Beziehungen entfaltet werden, die dem wissenschaftlichen Objekt inhärent sind. Die Methode lässt sich durch die Hinwendung zu einem empirischen Gegenstand beschreiben, an dem epistemologische Fragestellungen entwickelt werden, die dazu dienen, den Korpus des Objekts nicht als gegeben, sondern als ein Beziehungsgerüst erst zu ermitteln, um den wissenschaftlichen Gegenstand gewinnen zu können.
"Meine originellsten theoretischen Gedanken- wenn ich überhaupt theoretische Gedanken habe - sind mir in der Praxis gekommen, beim Codieren eines Fragebogens etwa. Die Kritik der sozialen Klassen, ..., ist z.B. daraus entstanden, aus der Einsicht in die virtuelle Beliebtheit, Willkür sozialer Klassifikationen." (Bourdieu 1992: 44)
In einer derartigen Frontstellung ist sein Verfahren darauf ausgerichtet, die Empirie als methodischen Ausgangspunkt zu wählen, jedoch ist der empirische Gegenstand selbst schon vorstrukturiert durch die Form seiner begrifflichen Wahrnehmung, die ihm als Beziehungsgerüst zugeordnet wird. Indem das Objekt in soziale Gegebenheiten, Positionierungen und Strukturierungen eingebunden ist, bilden diese Elemente ihres empirischen Daseins. Der empirische Gegenstand muss im Vorfeld aufgebaut und entfaltet werden und gewinnt seine Existenz, seine "realen" Ausformungen erst über seine Einbindungen in ein Beziehungsgefüge, einen Korpus, über den der empirische Gegenstand schließlich erst seine konkreten Bedeutungsgehalte zugewiesen bekommen kann. Um diesen Korpus gewinnen zu können, werden an soziale Gegenstände epistemologische Fragestellungen herangetragen, die darauf ausgerichtet sind, in den Akten der Befragung sowohl Fehlerquellen zu eruieren, wie auch den Gegenstand zu konstituieren. Insofern bezeichnete sich Pierre Bourdieu selbst als "strukturalistischen Konstruktivist" beziehungsweise "konstruktivistischen Strukturalisten", ohne zu vergessen, dass diese Etikettierungen wiederum einer näheren Beschreibung oder Konkretisierung bedürfen, damit sie zur näheren Bestimmung seines methodischen Verständnisses genutzt werden können.
"Mit dem Wort "Strukturalismus" oder "strukturalistisch" will ich sagen, daß es in der sozialen Welt selbst - und nicht bloß in den symbolischen Systemen, Sprache, Mythos usw. - objektive Strukturen gibt, die vom Bewußtsein und Willen der Handelnden unabhängig und in der Lage sind, deren Praktiken oder Vorstellungen zu leiten und zu begrenzen. Mit dem Wort "Konstruktivismus" ist gemeint, daß es eine soziale Genese einerseits der Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata gibt, die für das konstitutiv sind, was ich Habitus nenne, andererseits der sozialen Strukturen und da nicht zuletzt jener Phänomene, die ich als Felder und als Gruppen bezeichne, insbesondere der herkömmlicherweise so genannten sozialen Klassen." (Bourdieu 1992: 135.)
Pierre Bourdieus Soziologie versteht sich als eine Form soziologischer Herangehensweise, die darauf ausgerichtet ist verschiedenste soziale Phänomene unter dem Aspekt einer Entfaltung ihrer konkreten Ausprägungen so zu beschreiben, dass das Beziehungsgeflecht, welches den (sozialen) Objekten inhärent ist, herausgearbeitet wird. Dabei interessiert ihn weniger, von welcher Theorie man ausgeht, sondern ob adäquat die Beziehungsstruktur des soziologischen Gegenstandes erfasst wird. Obwohl Gesellschaftsanalysen auf verschieden paradigmatischen Entwürfen basieren und verschiedene Herangehensweisen implizieren, existiert eine Vorstellung von der Eindeutigkeit der Zuschreibung soziologischer Begriffe, da diese für sich selbst zu stehen scheinen. Die Modelle, Theorien, Begriffe und das Instrumentarium der Soziologie erscheinen selbstverständlich zu sein und jeder hat eine konkrete Vorstellung davon, was etwa mit Gesellschaft, Klassen oder einer alleinerziehenden Mutter gemeint ist. Indem Bourdieu die Selbstverständlichkeit derartiger Begrifflichkeiten durch den Einbau in die jeweiligen syntagmatischen Beziehungselemente konkretisiert, stellt er die Variationen und Unterschiede samt der sie begleitenden distinktiven und euphemisierenden Manifestationen in den Mittelpunkt seines analytischen Verfahrens. In den jeweiligen Etikettierungen findet eine Zuweisung statt, die die Formen der Aneignung der sozialen Welt sowohl in Verbindung bringt mit ihrer sozialen Genese als auch mit den symbolischen Dimensionen, in die die Begrifflichkeiten jeweils eingebunden sind. Somit werden in die Begriffsbildung eines Objekts die Merkmale aufgenommen, die in Form der Analyse die Umgebung thematisieren, in die ein Objekt eingebunden ist. Dies unterstützt die Konkretisierung eines epistemologischen Objekts, da hierbei die einzelnen Elemente jeweils als Ankerpunkte reflektiert und aktualisiert werden, die eine Einbindung der Begriffe in ihre jeweiligen Kontexte gewährleisten. Insofern wird der Korpus erweitert, in dem die soziale Umwelt eines Objektes in die wissenschaftliche Auseinandersetzung aufgenommen und integriert wird.
Ein zentrales Kennzeichen des soziologischen Denkens Bourdieu ist die intradisziplinäre Ausrichtung und Verankerung. Dabei ergeben sich Anschlusspunkte und Affinitäten zu dem Verfahren von Émile Durkheim, das darin bestand, dass der Gegenstand für die Soziologie dadurch gewonnen wurde, dass er diesen anderen Wissenschaften aggressiv entreißt, indem er die sozialen Bestandteile der jeweiligen Fachgebiete zum originären wissenschaftlichem Objekt der Soziologie erklärte. Ein andersartig besetzter epistemologischer Raum wurde von Durkheim dadurch geschaffen, dass Grenzziehungen der wissenschaftlichen Disziplinen und deren Gliederungsprinzipien in Frage gestellt wurden. Durkheim ging davon aus, dass eine einseitige Spezialisierung auf ein wissenschaftliches Fachgebiet die Gefahr einer Verkürzung des Gegenstandbereiches beinhaltet. So stellte er heraus, dass vermittels der Segmentierung eine Reduzierung des Objekts stattfindet, die Angriffsflächen bietet. Sein Verfahren ist demgegenüber darauf ausgerichtet auf Leerstellen innerhalb der theoretischen Diskussion zu verweisen und die fehlenden Fragestellungen in sie einzubringen und sie um diese zu ergänzen. Aus diesem Grund kritisiert Durkheim die Reduzierung der Fragestellung als eine Restriktion, durch die Teile des Gegenstandes aus der Analyse entfernt werden.
"Nicht nur, daß der Gelehrte nicht mehr gleichzeitig mehrere Wissenschaften pflegt, er überschaut nicht einmal mehr die Gesamtheit einer einzigen Wissenschaft. Der Kreis seiner Untersuchungen verengt sich auf eine bestimmte Teilzahl von Problemen oder gar auf ein einziges Problem." (Durkheim 1994: 84.)
Sobald der Wissenschaftler sich auf einen Problembereich konzentriert, diesen analytisch verengt, grenzt er seine Fragestellung derart ein, dass spezifische Komponenten analytisch nicht mehr mit erfasst werden können. Demgegenüber erweitert Durkheim die jeweiligen wissenschaftlichen Objekte, indem er die sozialen Komponenten in den Gegenstand mit einfließen lässt und somit eine soziologische Gegenstandskonstruktion vornimmt. Dadurch ist gleichzeitig das Verhältnis von internen und externen Faktoren umgeformt worden, da es nunmehr wieder anderen Trennungen und Teilungen unterworfen wurde und somit neuartige hierarchische Gliederungen den Gegenstand bestimmen. Indem innerhalb eines so zugeschnittenen Verfahrens nunmehr die soziologischen Aspekte die dominierende Funktion zugewiesen bekamen, erhalten sie hiermit den Status einer "Leitwissenschaft", da sie die fachwissenschaftlichen Grenzen und Barrieren einreißen und durch das Unterlaufen der herkömmlichen Fragestellungen die durch die Fachgrenzen definierten und bestimmten Grenzen überschreiten. Ein neues Terrain wird für die Soziologie erobert. Gleichwohl müssen hierbei die Fragestellungen der Fachdisziplinen erhalten bleiben, da sie nicht kolonialisiert und als einseitig ideologisch abgewertet werden können. Stattdessen müssen ihre Erklärungsgehalte in den wissenschaftlichen Korpus aufgenommen werden, um sie als Teil der Realität und des Wissensbestandes in die eigene theoretische Arbeit zu integrieren. Das Überschreiten der fachimmanenten Barrieren wird nicht durch die Hinweise auf das Soziale, das außerhalb des immanenten Diskurses angelegt ist, erreicht, sondern durch eine Forcierung der inneren Fragestellungen einer Fachwissenschaft, der Untersuchung ihrer inneren Selektionsprinzipien und des ihr immanenten Korpus. Mittels dieses Verfahrens ist eine Erweiterung der Wissensproduktion zu erreichen. Die somit gewonnenen neuen Gegenstände sind nicht in dem Sinne interdisziplinär, dass nunmehr verschiedene Wissensformen nebeneinander unverbunden existieren, sondern dadurch, dass transdisziplinär die Barrieren zwischen den Wissensformen eingerissen und diese in ihrem epistemologischen Gehalt integriert werden und dadurch zu einer Erweiterung und Konkretisierung des Gegenstands beitragen.
Bourdieuschen Theoreme werden unter den Aspekten einer umfassenden Gesellschaftstheorie und als universeller theoretischer Ansatz in Deutschland diskutiert. Einem derartigen Verständnis seiner eigenen Theorie würde Bourdieu unterstellen, dass es auf einem scholastischen Missverständnis basiert und einer Ideologie bzw. eine Übertragung der Fragestellung der Ansprüche des intellektuellen Feldes auf die Gesellschaft entspricht. Sein Anspruch ging in die Richtung, dass man "sich der Krone des Philosophenkönigs entledigen muß" (Bourdieu 1992:46). Der Anspruch auf das Universelle entspricht selbst der Logik eines scholastischen Denkens, das ein unhinterfragtes Allgemeines zum Medium der Referenz werden lässt. Der letzte Satz der "Meditationen" von Bourdieu: "Sichtlich war Durkheim nicht so naiv, wie man glauben machen möchte, als er aussprach, was auch Kafka hätte sagen können: "Gott ist die Gesellschaft"" (Bourdieu 2001:315), ist nur adäquat interpretierbar auf dem Rücken der Suche nach den unhinterfragten scholastischen Voraussetzungen, die die wissenschaftlichen Fragestellung laut Bourdieu begleiten. Der unhinterfragte Begriff des Ganzen resultiert aus einem monotheistischen Religionsverständnis, das in das wissenschaftliche methodologische Verständnis transponiert wurde. Hier greift Bourdieu auf eine Figur der strukturalen Selbstkritik zurück. Indem Lacan im Rekurs auf Saussures Begriff der "langue" darauf aufmerksam macht, dass von einem Begriff als Grundlage der Analyse ausgegangen wird, der positiv gegeben ist, dessen Einheiten man jedoch nicht vollständig definieren kann, bzw. unbekannt ist, überschreitet er die Grenzen der Erkenntnis. Ebenso bildet sich das Problem heraus, wieso die Einheit von Signifikant und Signifikat als Form der Verweisung und Differenz im Zeichen eine Einheit bildet, obwohl das Zeichen als Einheit aus der Differenz besteht.
"Um aber die Sprache als abgeschlossenes System darstellen zu können, muß Saussure gerade diese Implikation der Differenz verleugnen, sie als ein Mittel der Repräsentation darstellen, sie "konkretisieren". Daher sieht sich Saussure gezwungen - in seinem Kapitel über die konkreten Einheiten der Sprache -, den aristotelischen Gestus wiederholen und den Sinn zum Kriterium der Sprache zu machen: ("....") Man sieht hier, wie die Differenz eingeschränkt und bestimmt wird: ein Laut kann nur als Signifikant funktionieren, sofern er sich von anderen unterscheidet; auch ein Gedanke wird zum Signifikat erst durch einen Gegensatz zu einem anderen Gedanken. Damit wird der Begriff der Signifikation nicht mehr als Repräsentation gedacht, sondern als Artikulation." (Weber 1990: 48.)
Durch diesen Verweis auf die Differenz kann eine vorgegebene Identität des begrifflichen Ganzen als einer Totalität im Sinne eines positiv vorgegebenen Allgemeinen nicht mehr als Ausgangspunkt der Analyse genommen werden, sondern kann erst über seine spezifischen Artikulationen und Verweisungen erfasst werden. So interpretiert Lacan in seiner Saussure Interpretation den Begriff der "langue" derart, dass er als vorgegebenes Allgemeines auf dieselbe Art und Weise strukturiert sei wie das Unbewusste. Die Bedeutung der Repräsentationen ergibt sich erst aus dem Zusammenspiel der differierenden Signifikanten, die sich in Ketten situieren und über diese Bildung die Begrifflichkeiten konkretisieren. Wenn die Sprache wie ein Unbewusstes strukturiert sei und in ihrem Zusammenhang erst dechiffriert werden muss, so können diese Begrifflichkeiten erst über das Fragmentarische herüber gewonnen werden, da sie sich erst über diese Verbindungselemente herüber miteinander vernetzen und ihren Bedeutungshorizont gewinnen. Hierin ist eine Aufwertung des Signifikanten zu sehen, bei der dessen Präsenz in den Vordergrund rückt und er somit tiefgreifender beachtet wird, da sich allgemeine Begriffe erst über ihre empirische Abarbeitung am Detail erfassen lassen. Allgemeine Begriffe müssen folglich im Rahmen epistemologischer Vorsicht gewonnen werden, bei denen dann der besondere Status der begrifflichen Aneignung exklusives Element des Wissensprozesses ist.
"Die schwere und vielleicht nie endende Arbeit, die der Bruch mit den Vorannahmen erfordert, das heißt mit all den Thesen, die als solche nie aufgestellt werden, weil sie als Selbstverständlichkeiten in die Alltagserfahrung eingegangen sind, mit dem ganzen Substrat des Undenkbaren, das den Grundstock noch des wachsamsten Denkens bildet, wird mitunter missverstanden, und nicht nur von denen, die sich in ihrem Konservatismus geschockt fühlen." (Bourdieu 1998: 94)
Pierre Bourdieus Intentionen bei einer Kritik des Absoluten zugunsten des Partiellen, Fragmentarischen, sind darauf ausgerichtet, diesen Fokus eines reflexiv produzierten Allgemeinen als gesellschaftlicher Illusio aufrechtzuerhalten, ohne dabei die Zusammenhänge, Kontexte und Interdependenzen innerhalb der Gesellschaft aus dem Auge zu verlieren. So bringt er den institutionellen Hintergrund und die ausdifferenzierten Formen der Feldbildung in die Analyse der Begrifflichkeiten ein, um ihre Existenz innerhalb einer arbeitsteiligen Gesellschaft zu konkretisieren. Die Analogien und Ähnlichkeiten, die zwischen Formen der religiösen Ausdifferenzierung, Trennung und Professionalisierung und den hieraus integrierten Oppositionsbildungen als soziale Trennungen resultieren, stellen Elemente des scholastischen Erbes der Wissenschaft dar. (Vgl. Bourdieu 2000, Hepp 2003.)
"In bestimmten Feldern, zu einem bestimmten historischen Moment und für eine bestimmte Dauer (d.h. auf eine nicht- irreversible Weise) finden sich Akteure mit einem Interesse am Universellen. Der Historizismus ist, so meine Meinung, bis zum Äußersten zu treiben, vermittels radikalen Zweifelns, um dann zu sehen, was wirklich noch zu retten ist. ... Sicher, man kann die universelle Vernunft auch gleich zu Anfang postulieren. Davon halte ich nichts.
Vielmehr meine ich, daß auch die Vernunft aufs Spiel gesetzt, ein für allemal akzeptiert werden muß, daß auch sie ein historisches Produkt ist, in ihrem Bestand und ihrer Fortdauer von einem bestimmten Typ gesellschaftlicher Bedingungen abhängt. Und diese Bedingungen wiederum sind historisch zu bestimmen. Man muß alles riskieren, selbst noch die Vernunft, will man sie mit einigen Aussichten auf Erfolg wirklich retten. ... Es gibt eine Geschichte der Vernunft, was nicht heißt, daß Vernunft sich auf ihre Geschichte reduziert. Vielmehr ist damit gemeint, daß es historische Bedingungen für das Auftreten gesellschaftlicher Formen der Kommunikation gibt, die die Produktion von "Wahrheit" ermöglichen. "Wahrheit" ist in jedem Fall Gegenstand von Kämpfen, von Auseinandersetzungen." (Bourdieu 1992:44.)
Für Bourdieu gehören zu den Formen der Erkenntnis auch die institutionellen Komponenten, innerhalb derer Erkenntnis betrieben wird. Er betrachtet sie nicht als äußeres Beiwerk, sondern als innere Bedingung des Erkenntnisprozesses selber. So verweist er in seiner Heideggerstudie darauf, dass sich Heidegger nicht mehr mit der Kritik von Cassirer auseinandersetzen musste, da dieser als Jude gezwungen war, zu emigrieren und somit aus dem philosophischen Feld in Deutschland eliminiert wurde. Die Formen der Selbstrekurrierung, des ständischen Charakters des wissenschaftlichen Feldes, seine potentiellen Autonomietendenzen sind Bedingungen, die den Erkenntnisprozess mitgestalten und seine Begrifflichkeiten entsprechend strukturieren. Dies bedeutet nicht, dass Erkenntnisprozesse in "Soziologie" aufgehen, sondern dass die sozialen Bedingungen einen relevanten Faktor innerhalb der Erkenntnisprozesse spielen. Somit verweist Bourdieu explizit auf die Gadamerkritik an (der ersten Fassung) seiner Heideggerstudie, wenn er die Oppositionsbeziehung Rhetorik/ Wahrheit in Relation zum Markt stellt, um mit dem Marktwert den Stellenwert der Begrifflichkeiten in einen Bezug zum Feldgeschehen zu setzen.
"Ein weiterer interpretatorischer Irrtum, dem ebenfalls die Tatsache zugrunde liegt, in das untersuchte Werk die eigene Philosophie hineinzuprojizieren - im vorliegenden Fall eine Bestimmung von Rhetorik, die durchaus als grob vereinfachend zu bezeichnen ist, auch wenn sie sich bis Platon und Aristoteles zurückverfolgen läßt -, verleitet Gadamer zu der Behauptung, daß die rhetorische Absicht derjenigen der Wahrheit äußerlich sei. Damit, das heißt mit der Unterscheidung von rhetorischer Absicht und Wahrheitsabsicht, sind wir wieder beim Chamäleon und seiner wirklichen Farbe. Unterstellt wird hier, in gewohnter Art des gesunden Menschenverstandes des Gelehrten, daß rhetorische Absicht und Wahrheitsintention sich gegenseitig ausschließen würden, daß Rhetorik als etwas Kalkuliertes, Künstliches, Überlegtes im Gegensatz stehe zur natürlichen, spontanen, primären und ursprünglichen Ausdrucksweise. Vergessen wird dabei, daß eine Ausdrucksintention sich allein in der Beziehung zu einem Markt realisiert und daß es folglich so viele Rhetoriken gibt wie Märkte, so daß in den alltäglichen Verwendungsweisen der Sprache (deren außergewöhnliche Vielfalt durch den Begriff ‚Alltagssprache’ von Seiten der Sprachphilosophie im übrigen gerade wieder verschleiert wird) Rhetoriken auftreten, die höchst raffiniert sein können, ohne deshalb bewußt und kalkuliert eingesetzt werden zu müssen; und daß noch die raffiniertesten Gelehrtenrhetoriken, und das gilt auch für Heideggers, nicht notwendig eine vollkommene Beherrschung der wirksamen Effekte voraussetzen" (Bourdieu 1988: 97).
Bourdieu kritisiert hier bei Gadamer und Heidegger die innerphilosophische Betrachtung der Begrifflichkeiten und unterstellt dieser philosophischen Sichtweise eine fehlende Distanz zu dem Untersuchungsgegenstand, da sie die Übernahme verkürzter Annahmen wie die einer bewußten Intentionalität beinhalten. Der Wert der Ausdrucks der Begrifflichkeiten lässt sich nur in Relation zum jeweiligen Markt mit dessen Akteuren in unterschiedlichen Positionen herstellen und insofern negiert diese Position eine ständige absichtliche Kontrolle der Effekte, weil der Erkenntnisvektor - im Gegensatz zur klassischen Hermeneutik - nicht ausschließlich vom Subjekt als Garant der "Wahrheit" ausgehend gesetzt wird, sondern in Relation zum Feldgeschehen interpretiert wird.
Das Wechselspiel zwischen Allgemeinem, Besonderem und die Transformationen und Transpositionen, die die Teile in diesem Prozess miteinander eingehen sowie die Verbindungen die integraler Bestandteil dieses Spieles der Signifikanten sind, stellt Bourdieu in seiner Staatsanalyse heraus. Dabei werden die materiellen und symbolischen Machträume und Interessenkonflikte dezidiert innerhalb der Analyse gewürdigt.
Indem der Staat allgemeine Bedingungen setzt und durchsetzen kann, steht er über der Gesellschaft, da er in den Verobjektivierungsformen der Justiz, des Gewaltmonopols, des allgemeinen Bildungswesens, der Kultur und der nationalen Einheit sich über die Gesellschaft stellen kann und dieser ihre Bedingungen diktiert. Sowohl das Recht und die Sprache, wie auch Maße und Gewichte bilden jeweils Sektoren, auf denen der Staat die Definitionsmacht hat und diese auch durchsetzt. (So gilt in Deutschland jeder, der ein Jahr und einen Tag arbeitslos ist, als Langzeitarbeitsloser. Bei einer Forschung über Arbeitslose konnten wir diesen symbolischen Bruch auch bei den Betroffenen feststellen, da nach einem Jahr der Übergang von dem Arbeitslosengeld zur Arbeitslosenhilfe einsetzte, der sich in der Differenz zwischen Versicherungs- und Sozialleistung Ausdruck verleiht und als symbolische Gewalt in das Alltagsleben der Betroffenen eindringt.)
"Der Staat konzentriert die die Information, verarbeitet sie und verteilt sie wieder. Vor allem aber führt er eine theoretische Einigung durch. Da er sich auf den Standpunkt des Ganzen stellt, der Gesellschaft als Ganzer, ist er für alle Vorgänge verantwortlich, die eine Summierung beinhalten. Vor allem durch Volkszählung und Statistik oder volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eine Objektivierung, etwa durch die Kartographie als einheitliche, übersichtliche Darstellung des Raums oder ganz einfach durch die Schrift als Instrument der Wissensakkumulation (Beispiel Archive). Und eine Kodifizierung, also eine kognitive Vereinheitlichung, die eine Zentralisierung und Monopolbildung zugunsten der Kanzlisten oder Gebildeten impliziert." (Bourdieu 1998: 106.)
Indem der Staat über der Gesellschaft zu stehen scheint, ihr die Bedingungen diktiert, über das Monopol an Machtdispositionen und über die Möglichkeiten verfügt, diese auch durchzusetzen, stellt sich der Staat neben und über die Gesellschaft und scheint in diesen Akten eine entsprechende Position jenseits der Gesellschaft zu erreichen.
"Indem der Staat mit Autorität sagt, was ein Seiendes, ob Sache oder Person, seiner legitimen sozialen Definition nach wirklich ist (Urteil), das heißt, was es sein darf, was zu sein, es ein Recht hat, auf welches soziales Sein es einen Rechtsanspruch hat, welchem Sein es Ausdruck zu verleihen, welches Sein es auszuüben berechtigt ist (im Gegensatz zur illegalen Ausübung), übt der Staat eine wahrhaft schöpferische, gottesähnliche Macht aus (und so manche dieser scheinbar gegen ihn gerichteten Kämpfe erkennen ihm in Wirklichkeit die Macht zu, indem sie ihn auffordern, einer bestimmten Kategorie von Akteuren - Frauen, Homosexuellen - zu erlauben, offiziell, das heißt öffentlich und allgemein, das zu sein, was sie einstweilen nur für sich selber ist.)" (Bourdieu 1998:115.)
Von den Individuen werden dem Staat die Klassifikationsrechte zugeordnet. In diesem Akt erkennen die Akteure gerade auch in ihren Forderungen die Definitions- und Zuordnungsmacht des Staates an und fordern von ihm die Integration spezifischer Gruppen und Ziele, so dass auch in Formen des Widerstandes und des Konfliktpotentials die Rechte des Staates zur Ausübung legitimer symbolischer Gewalt nicht nur anerkannt, sondern in den Akten der Anerkennung gefestigt und signifiziert werden.
Gleichzeitig agiert der Staat aber in einem gesellschaftlichen Gebilde, das sich durch unterschiedliche Lebensräume, Trennungen, unterschiedliche Interessen und Durchsetzungsmöglichkeiten auszeichnet. Diese Trennungen von unterschiedlichen Gewichtungen, Interessen und Machträumen skizziert den gesellschaftlichen Zusammenhang, innerhalb derer der Staat agiert. In der Ausdifferenzierung der einzelnen Felder und Gebiete, den Ministerien mit ihren unterschiedlichen Aufgaben, Einflussbereichen, symbolischen und materiellen Machtdurchsetzungsmöglichkeiten, existieren innerhalb der sozialen Ordnung unterschiedliche Interessen, die sich in differierenden Interessensetzungen Ausdruck verleihen. (So haben das Wirtschafts- und das Sozialministerium unterschiedliche Aufgaben und Interessen, die in Spannung und Widerstreit zueinander stehen und auf der Grundlage des jeweiligen Machtgewichts und der Abhängigkeiten gelöst werden müssen. Der Versuch der Regierung Schröder diese beiden Ministerien zusammen zu legen, beinhaltet eine Nivellierung dieser Differenzen.) Aufgrund der konstruktivistischen Setzung des Staatsgebildes als "Allgemeinem" intendieren die ausdifferenzierten Einzelinteressen dahin, ihre besonderen Positionen in Bezug auf das Allgemeinwohl zu definieren und zu setzen.
"Das Allgemeine ist Gegenstand der allgemeinen Anerkennung und das Hintenanstellen der egoistischen (ganz speziell der ökonomischen) Interessen wird allgemein als legitim anerkannt (kann doch das kollektive Urteil in dem Bemühen, sich von der vereinzelten und egoistischen Sichtweise des Individuums zur Sichtweise der Gruppe zu erheben, nichts anderes erblicken und billigen als einen Beweis für die Anerkennung des Gruppenwerts sowie der Gruppe selber als die Begründerin allen Werts. Also einen Übergang vom Sosein zum Seinsollen). (....) Historisch dürfte der Verallgemeinerungsprofit eine treibende Kraft des Fortschritts des Allgemeinen sein, nämlich in dem Maße, wie er die Schaffung von Universien begünstigt, in denen allgemeine Werte (Vernunft, Tugend usw.) zumindest verbal anerkannt werden und in denen ein Prozeß in Gang kommt, bei dem sich die Verallgemeinerungsstrategien, die sich an den (zumindest negativen) Profiten orientieren, welche die Konformität mit den allgemeinen Regeln abwirft, und die Strukturen dieser offiziell dem Allgemeinen vorbehaltenen Universien wechselseitig verstärken." (Bourdieu 1998: 124)
Die Arbeit am Universellen dechiffriert Bourdieu selbst als ein historisches Produkt, dass als solches in soziale Diskurse eingebunden ist, die interessengeleitet aufeinander bezogen sind und sich gegenseitig stärken. Die Forderung nach dem Universellen ist selbst Element des intellektuellen und künstlerischen Prozesses und bedingt einen eigenständigen Raum der wissenschaftlichen Unabhängigkeit und Autorität.
Die intellektuelle Arbeit bleibt selbst ständisch organisiert und bildet einen eigenen Raum der Selbstwahrnehmung und "illusio". Gleichzeitig steht er in einem Austauschverhältnis mit den übrigen Sektoren und Feldern innerhalb der Gesellschaft. Der Anspruch, eine Arbeit am Universellen zu leisten, erfordert eine Autonomie des wissenschaftlichen und künstlerischen Feldes, die Bourdieu anhand von Zola als einem Vertreter des "l´art pour l´art" beschreibt, der durch sein Eingreifen in die Dreyfus Affäre dem politischen Skandal des 19. Jahrhunderts seinen Stempel aufdrückt. Die ökonomische Unabhängigkeit Zolas ist dabei auch eine Variable, die ihn zu dieser Rolle prädestiniert, ebenso wie die seine Autorität in den Dienst einer Sache zu stellen, die selbst der Arbeit am Universellen geschuldet war, da die Dreyfus- Affäre die Normen und Werte des künstlerischen Feldes negierte und ihnen konträr gegenüberstand.
"Dazu mußte er (Zola; R-D H.) eine neuartige Gestalt erfinden, die des Intellektuellen und zwar indem er für den Künstler einen subversiven prophetischen Auftrag ersann, der intellektuell und politisch zugleich, geeignet ist, als ästhetisch- ethisch- politische Konzeption erscheinen zu lassen, was seine Gegner als Folge eines vulgären oder abwegigen Geschmacks beschreiben, und Mitstreiter dafür zu gewinnen. Die Entwicklung des literarischen ‚Feldes zur Autonomie vollendend, versucht er, genau die Werte der Unabhängigkeit, die sich im literarischen Feld behaupteten, in der Politik wirksam werden zu lassen. Was ihm auch gelingt: Anläßlich der Dreyfus- Affäre bringt er es zustande, in das politische Feld ein Problem hereinzutragen, das nach den für das intellektuelle Feld charakteristischen Trennungsprinzipien konstruiert war, und dem sozialen Universum in seiner Gänze die ungeschriebenen Gesetze jener besonderen Welt aufzuzwingen, deren Besonderheit indes gerade darin besteht, sich auf das Allgemeine zu berufen. So ist es paradoxerweise die Autonomie des intellektuellen Feldes, die den Stiftungsakt eines Schriftstellers ermöglicht, der unter Berufung auf genuine Normen des literarischen Feldes in das politische Feld eingreift und sich auf diese Weise zum Intellektuellen konstituiert. Das "J’accuse", "Ich klage an", ist Abschluß und Vollendung des kollektiven Emanzipationsprozesses, der sich nach und nach im Feld der Kulturproduktion vollzog: Als prophetischer Bruch mit der etablierten Ordnung bekräftigt er erneut wider alle Staatsräson den irreduziblen Charakter der Werte Wahrheit und Gerechtigkeit und im gleichen Zug die Unabhängigkeit der Hüter dieser Werte gegenüber den Normen der Politik (der des Patriotismus zum Beispiel) und den Zwängen des Wirtschaftslebens." (Bourdieu 1999:210.)
Die Arbeit am Universellen ist historisch selbst Element des intellektuellen und künstlerischen Prozesses. Sie bedingt einen eigenständigen Raum der wissenschaftlichen Unabhängigkeit und Autorität, die überhaupt erst das Interesse am Universellen impliziert. Dieses Universelle aber ist gebrochen über das Fragmentarische und Partielle, dass sich in dem Austausch mit anderen gesellschaftlichen Bereichen (Feldern) befindet und in diesen Erweiterungen eine Artikulation innerhalb des Sozialen produziert.
© Rolf-Dieter Hepp (Arbeitsstelle für Semiotik, Berlin)
LITERATUR
Barthes Roland (1964) Mythen des Alltags, Frankfurt/Main: Suhrkamp
Bourdieu Pierre (1988) Die politische Ontologie Martin Heideggers, Frankfurt/Main: Suhrkamp
Bourdieu Pierre (1992) Rede und Antwort, Frankfurt/Main: Suhrkamp
Bourdieu Pierre (1998) Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns, Frankfurt/Main: Suhrkamp
Bourdieu Pierre (1999) Die Regeln der Kunst, Frankfurt/Main: Suhrkamp
Bourdieu Pierre (2000) Das religiöse Feld. Texte zur Ökonomie des Heilsgeschehen, Konstanz: UVK
Bourdieu Pierre (2001) Meditationen. Zur Kritik der scholastischen Vernunft, Frankfurt/Main: Suhrkamp
Hepp, Rolf-Dieter (2003) Die Imaginationen der sozialen Welt, in Jäger, Michael, Roedig, Andrea, Treusch-Dieter, Gerburg (Hrsg.) Gott und die Katastrophen, Berlin: Edition Freitag
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