Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 16. Nr. | August 2006 | |
4.3. Die inter- und transdisziplinären Verhältnisse kultureller Vermittlung |
Stichwörter zu einigen Aspekten
Zoltán Zsávolya (Budapest/Győr)
Dem Ansatz der Analyse entsprechend hätte ich meinen Einblick - denn es kann bei einem so reichen Material von einem "Überblick" nicht die Rede sein - etwa mit dem Titel beginnen müssen: "Die zeitgemäßen Probleme der geistig-wissenschaftlichen Beurteilung des Schaffens von György Lukács". Dies könnte nämlich eine Anspielung auf den Titel eines Textes vom Autor sein,(1) was in den Rahmen der essaistischen Annäherung weitgehend hineinpassen würde, und wäre nicht eben fremd von der jetzt zu untersuchenden Leistung. Die energische Ausschließung des Wortes "Probleme" aus dem Zusammenhang ist aber viel wichtiger, als der spielerisch-heitere Selbstzweck der Stilisierung. Nur "Probleme" dürfen hier irgendwie nicht auftauchen! Was aber andererseits "zeitgemäß" ist, dem sei auch etwas Akutes, Intensives und Aufregendes, kurz: Grundwichtiges zuzusprechen, und über solche Bedeutung verfügt das Lukács’sche Schaffen heute doch nicht mehr. Deshalb musste ich meine Beurteilung der Beurteilung des Philosophen ein bißchen abgestumpft formulieren. Was demgegenüber nur "Aktualität" darstellt, das hat den neutralen Sinn ’jetzig, sanft vorhanden’, und das Dasein des Œuvres von György Lukács scheint heutzutage eher auf diese Weise beurteilbar zu sein.
Dies war nicht immer so. Es gab Zeiten, als es große Stürme erregte, von welchen etwas für alle Fälle auch momentan spürbar ist. Dahinter steckt der Zauber einer Persönlichkeit, einer Leistung sowie der ständigen Fähigkeit von Erneuerung. Es handelt sich hier um ein Schaffen, das mit seinem monumentalen Umfang nicht ganz zu Unrecht das Gefühl der "Unendlichkeit" vermittelt, dennoch chaotisch und in vielerlei Hinsicht widerspruchsvoll, als Ganzheit in der Art eines Labyrinths verwirrt erscheint. Ein gefährliches geistiges Potential, das manchmal fast niemanden und auch sich selbst nicht schonte, und das von Zeit zu Zeit von den offiziellen Ämtern verfolgt wurde. Ein praktisches Selbstplagen, gleichzeitig eine theoretische Richtschnur, welche fast von keinem Wert mehr, aber einfach nicht imstande ist, ihre Geltung völlig zu verlieren.
Welche sind aber heute die "wichtigsten" Fragen, die im Zusammenhang mit dem Schaffen, Leben, den Jahrzehnten der Wirkung von György Lukács konkret gestellt werden müsssen? Es wäre ein hoffnungsloses Unternehmen, wenn man probieren würde, sie überhaupt aufzuzählen. Nicht zuletzt deshalb, weil neben der großen Anzahl der Meinungen und Wertungen auch die Komplexität des internationalen Kontextes von Anfang an die Sache erschwert. Und diese "Rezeption" ist in Ganzem unübersehbar. Es kommt hinzu, daß manche meinen, es wäre vor allem die Frage zu stellen, ob die Person und das Lebenswerk überhaupt wert seien, zum Gegenstand einer selbständigen Forschung gemacht zu werden? Wie steht es nun mit diesem markant und eigenartig marxistischen Gegenstand anderthalb Jahrzehnte nach der politischen Wende in dem ehemaligen "sozialistischen" Land Ungarn?(2) So gesehen bedeutet die Untersuchung der Wirkungsgeschichte des ehemaligen "Geschmacksdiktators" György Lukács fast soviel, wie die der ganzen ehemaligen "Geschmacksdiktatur" des systematisch wirkenden philosophisch-politischen Marxismus. Und die beiden Gegenstände können weitgehend parallelisiert oder gar in solchem Maße identisch gemacht werden, daß man als konkretes Textmaterial die Werke von Lukács aus dem Zeitalter zwischen etwa 1930 und 1955 in die Betrachtung vorwiegend hineinbeziehen will. Denn in der frühen marxistischen Periode (vor 1930) und im späteren Zeitraum (nach der ungarischen Revolution im Jahre 1956, von der Arbeit am großen ästhetischen Spätwerk seit etwa 1954/55 an) können wir von einem normativen Vorhaben in der Intention des Philosophen noch und schon nicht reden.
Unter solchen Umständen bedeutet es dann keine wirkliche praktische Schwierigkeit für unsere Zielsetzung, dass es eine Lukács-Forschung an und für sich - die in den 80-er und 90-er Jahren dauerhafte offizielle szientische Selbstidentität aufweisen konnte und wissenschaftliche Existenz für mehrere jungen Intellektuellen des Ostblocks bieten konnte, dann in den 90-er noch repräsentative Leistungen zur Folge hatte - heutzutage nicht mehr gibt. Inwieweit diese Forschung weitergeführt wird, und sich in der Zukunft überhaupt noch als vorstellbar definieren läßt, kann man nicht beurteilen, aber sie wird sicherlich mit einem viel breiteren Begriff der philosophischen Wissenschaft arbeiten, als die historische Rekonstruktion und Erwägung gewisser Ideen und Ideologien, also eine Art Philologie der (marxistischen) Vergangenheit. Vielmehr als allgemeine Methoden- oder Wissenschaftslehre, deren Wirkungskraft oder Spannweite - kurz Bewußtheit - eben auf dem Gebiet der ästhetischen Reflexion zu beobachten und festzustellen sei. Das wissenschaftssituationelle Erbe ist in diesem Fall ein ganzes, umfangreiches, amorfes Erbgut, worauf richtig-korrespondierend zu reagieren ein Zeichen dessen ist, inwiefern man geistig anspruchsvoll vorgeht - sowohl rückblickend als auch in die Zukunft schauend. Die Wirkung und (implizite) Verarbeitung der von Lukács wesentlich mitgeformten Denktradition des Marxismus im 20. Jahrhundert bildet im heutigen geistigen Ungarn immer noch ein deutlich erkennbares Paradigma, wodurch - neben der Registration von Feststellungen und Monographien ausgesprochener Lukács-Forscher und -Schüler wie László Sziklai(3) und Mihály Vajda(4) - gleichzeitig auch die Bestimmung gewisser (mehrerer) Positionen innerhalb der Literatur- und Kunstwissenschaft dieses Landes skizzierbar wäre. Die letztere Tatsache, die ich persönlich-subjektiv für sehr wichtig halte, sichert, daß die Erforschung des verzweigten, mehrere thematische und dsiziplinäre Perspektiven aufweisenden Blockes der Lukács’schen Erbschaft keinesfalls und in keinem Zusammenhang - bei weitem nicht und nie - Selbstzweck bedeutet. Obwohl auf vielen Ebenen - komplex-übergreifend, auf Detailsfragen konzentriert, historisch verschiedenartig ideologiekritisch, sich auf die Fragen der Gesellschaftsphilosophie, Ontologie, Erkenntnislehre oder eben Ästhetik konzentrierend usw. - ist die Forschung so vorzustellen, daß alle ihrer Möglichkeiten und Methoden der Untersuchung und geistig-geisteswissenschaftlicher Diskussion hinsichtlich György Lukács’s eigentlich nur in einer einzigen Hinsicht eine wesentliche Rolle spielen. Und diese ist die Tatsache, daß der Interpret im Grunde ohnehin wählen muß: Er arbeitet entweder mit dem "Abschied" der Lehre von Marx oder akzeptiert eine "Renaissance" im beginnenden 21. Jahrhundert.(5) Stimmt diese Behauptung, so sind unter anderem alle Richtungen der heutigen Kunstkritik und der der jüngsten Vergangenheit in Ungarn auch so zu bestimmen, daß alle mit dem (ehemaligen) systematisch-philosophischen Marxismus zusammenhängende Phänomene darstellen. Die Bezeichnungen ihrer Forschungen könnten also vor allem Post-Marxismus und Anti-Marxismus, aber auch der sogenannte Intro-Marxismus sein, und selbst der weitergeführte Marxismus ist noch mit seinen verschiedenen Richtungen zu nennen. Die auf diese Weise im wesentlichen durchleuchteten Traditionen und Methoden können mit den Namen und dem Schaffen der bedeutendsten zeitgenössischen TheoretikerInnen von Ungarn verbunden und belegt werden: Sándor Radnóti (Post-Marxismus),(6) Ernő Kulcsár-Szabó (Anti-Marxismus),(7) Péter Balassa (Intro-Marxismus),(8) András Veres (Marxismus im Sinne der Gültigmachung des soziologischen Aspekts)(9) und Iván Horváth (Marxismus im Sinne der textologischen Positivismus)(10). Diese Unterscheidung basiert nur auf der allgemeinen ideologisch-theoretischen Einstellung der Forscher und schenkt der Tatsache wenige Aufmerksamkeit, dass sich das Interesse der erwähnten wissenschaftlichen Autoren an der zeitgenössische (ungarische) Literatur im Laufe ihrer Lebenswerke entweder allmählich verlor (Radnóti, Kulcsár Szabó, Balassa) oder - neben den Fragen der Kunsttheorie oder der Literaturgeschichte - bereits von Anfang an im Volumen nicht so groß war (Veres, Horváth). Nein, diese Einreihung weist eher darauf hin, in welchem Maße die ursprüngliche Fähigkeit von diesen ForscherInnen und ihrem methodischen Ansatz hinsichtlich der zeitgenössischen ungarischen Literatur nach wie vor Gültigkeit hat. Und wirklich: Inwieweit das Schaffen und Forschen dieser Professoren die Beurteilung der neuesten "Heimatliteratur" bei anderen KritikerInnen heute noch beeinflußt, ist fraglich, denn sie äußern sich in der letzten Zeitperiode zu diesen Erscheinungen fast nicht. Es ist aber auch nicht mehr so wichtig, denn die eben verflossenen anderthalb Jahrzehnte nach der Wende in Ungarn sind bereits auch als eine Art historische Erscheinung zu betrachten. Wenn übrigens die Leistung von diesen Wissenschaftlern als geistiges Phänomen der letzteren Jahrzehnte, vor allem um und nach der politischen Wende von Ungarn im Jahre 1990, Wege zu einer nichtmarxistischen Kunstkritik im Lande eröffnen kann, so geschieht das aus verschiedensten Gründen nur im Falle von Kulcsár Szabó. Neben ihm tauchen dann solche Figuren der Wissenschaft auf, die - wegen ihrer extrem starken theoretischen Beeinflussung oder bloß als jüngere Menschen erst wirklich nichts gegen und dadurch überhaupt mit dem Marxismus zu tun haben - was skizzenhaft zu schildern ich unten - in einem Teilkapitel vorliegender Arbeit - auch versuche. Es lohnt sich auch, denn daraus kann eine übergreifende Momentaufnahme über den aktuellen Zustand der Kunstwissenschaft unseres Landes resultieren, die - so exkursorisch - auch einen nicht zu vernachlässigenden Teil der (internationalen) Rezeption des seine wesentlichsten Werke auf deutsch schreibenden György Lukács’s, des bis heute berühmtesten ungarischen Wissenschaftlers im Bereich der Humainiora bedeutet. Was darüber hinaus innerhalb dieses Blickfelds an der Jahrtausendwende noch ein unerläßliches Thema hinsichtlich des marxistisch denkenden Philosophen György Lukács darstellt, ist das Verhältnis seiner "mittleren" Periode(11) zur analytischen und pragmatischen Tradition von Amerika - vor allem auf dem Gebiet der verschiedenen "Realismus"-Theorien dieser Richtung(en).(12)
Der weltweit bekannteste, bis heute viel diskutierte und auch viel bestrittene ungarische - teils jedoch deutschsprachig arbeitende - Wissenschaftler (Philosoph und Ästhet) scheint trotz aller Unverhältnismässigkeit seiner Leistung eigentlich fortdauernd und immer "aktuell" zu sein. Denn jemand will das so, aus welchem Grund immer. Warum genau - davon ausführlich Rechenschaft abzulegen, wäre eine schwierige Aufgabe, die man aber unbedingt auf sich nehmen muss. Es stellt jedoch eine schönere Möglichkeit bei diesen Versuchen der vorstellbaren korrekten Rechenschaftsablegungen dar, wenn man nicht zur Rechenschaft gezogen wird, bloss weil er sich mit dieser Frage beschäftigt. Es gibt nämlich eine Menge von Interessen und Forschungen, die ihren thematisch-methodischen Grund und Inhalt nicht in Form von einer sehr engen und strengen Motivation zu erklären brauchen. Auch das Schaffen von György Lukács könnte ein "natürlicher" Gegenstand des Zusammenlebens mit dem historischen Material oder darüber hinaus, ein bisschen mehr als dieses Zusammenleben, als wissenschaftliche Aktualisierung legitim sein. Wenn auch nicht eben egal, so ist es doch aus dem Blickwinkel der philosophischen Wissenschaft eine Frage von zweitrangiger Bedeutung, auf welcher Basis die fachliche öffentliche Meinung das Lebenswerk (oder eben die Person selbst) ablehnt oder zumindest nur mit einer sehr grossen Mentalreservation aufnimmt. Es ist mehr als wahrschenlich, gleichzeitig aber auch zu bezeugen, dass unser Autor - wie es István Eörsi behauptet - "in allen Phasen seines Lebens, also selbst als ein sehr alter Mann, Werke schrieb, die sich entweder als dauerhaft erwiesen oder die [...] über mehrere geniale Auffindungen hinaus auch in der Zukunft noch mit Recht zu weiterdenkenden und erfüllenden Konzeptionen und kategoriale Zusammenhänge enthalten. Einige seiner Monographien und ein bedeutender Teil von seinen kleineren Aufsätzen gehören in allen seinen Zeitperioden zur vordersten Linie der internationalen geistigen Elite, was die internationale geistige Elite auch bestätigte."(13) Die Auswertung Eörsis ist bemerkenswert, denn er war und bleibt(14) Kronzeuge im sogenannten "Lukács-Prozess",(15) den diejenigen, die das Schaffen und die Aktivität des Philosophen auch auf ethischer Basis zu erwägen versuchen, virtuell wahrscheinlich bis ans Ende der Zeiten weiterführen werden.
2004 war nun György Lukács, dieser überhaupt nicht einfache und keineswegs eindeutig positiv beurteilte (beurteilbare) Philosoph, eben seit 33 Jahren tot und in demselben Jahr ist die erste ungarischsprachige Publikation seines historisch-philosophischen Pamflets Die Zerstörung der Vernunft genau vor 5 Dezennien erschienen. 2005 feierte man seinen 120. Geburtstag, während die ungarische Übersetzung seines Hauptwerks Die Eigenart des Ästhetischen eben zu dieser Zeit 40 Jahre zählte... -
Die Erforschung des vielschichtigen und nicht eben in aller Hinsicht konsequenten oder koheränten Lebensschaffens von Lukács zeigte - wie ich es bereits in der Einführung zu besprechen begann - im Laufe der Zeit selbst viele Strömungen, Gesichtspunkte und Vorurteile auf. Obwohl diese unterschiedlichen Interpretationen, grundsätzlichen Beurteilungen heute noch an und für sich von gewissem Interesse sein könnten - und zwar in den einzelnen europäischen Ländern und Kulturen, Sprachen und Philologien, darunter im Ungarischsprachigen auch, gesondert und vereinzelt -, weist mein Beitrag kurz, abrisshaft eher darauf hin, wie interessant und wichtig es ist, die Aktualität des Denkgutes von György Lukács eher von der Seite der inhaltlich-methodischen Problemstellungen des zeitgenössischen literaturphilosophischen Diskurses in Ungarn zu fassen. Auf diesem Gebiet (wie auch hinsichtlich des ganzen philosophischen Bereiches) spielte sich z.B. - als eines der interessantesten geistigen Geschehnisse seit der Wende im Jahre 1990 - die Rezeption des angelsächsischen Pragmatismus und die der analytischen Ansätze (vor allem in den Studien von József Kollár) ab.(16) Neben dieser Richtung - oder vielmehr neben diesen ziemlich verwandten oder zumindest miteinander kompatiblen Richtungen -, die auch gewisse ästhetische Affinitäten aufweisen und an manchen Stellen auf das Lukács-Œvre reflektieren(17) oder irgendwie darauf zurückgeführt werden können,(18) bestimmen heute immer noch literarische Hermeneutik (vor allem István M. Fehér und Ernő Kulcsár Szabó)(19) und Dekonstruktivismus (vor allem Antal Bókay und Ferenc Odorics) die ungarische Praxis der Textinterpretation.(20) Vertreten von den erwähnten bedeutenden ForscherInnen konzentrieren sich alle drei Strategien auf das konkret-sprachlich-poetische Kunstwerk, d.h. auf die Produkte der zeitgenössischen ungarischen Literatur. Und der wichtigste oder am meisten ominöse Faktor dieses literarischen Kunstwerks sei sein "Wirklichkeitsbezug" - zumindest nach der Meinung der Repräsentationstechnik oder -methode (an sich auch seit langen Jahren von mehreren fachlichen Seiten her heftig diskutiert und problematisiert) -, wobei eher und vor allem eine mehr oder weniger latente Diskussion mit den (ehemaligen) marxistischen Ansätzen, vertreten nicht ganz zu recht vom später immer "revisionärer" beurteilten Lukács zu erkennen ist.(21) Die (literaturwissenschaftliche) Hermeneutik stellt nun ihrer eigenen "Rezeptionsästhetik" - auch an der oben zitierten Stelle - eine angeblich total überholte "Representationsästhetik" gegenüber, derer Hauptvertreter (ausgesprochen oder unausgesprochen) Lukács (gewesen?) sein sollte. Weil die auf dieser bipolar-antipodischen Basis wirkenden Methoden mit einem emblematischen Zugeltungkommen von einigen internationalen Bestrebungen innerhalb des philosophisch fundierten Teiles ungarischer Kultur- und Literaturwissenschaft gleichgesetzt werden können, scheint auch ihre Untersuchung nicht nur ein Teil der von Haus aus internationalen Lukács-Forschung zu sein, sondern sie stellt auch eine Beschäftigung dar, die Wert und Gewicht zeitgenössischer ungarischer Wissenschaft im internationalem Kontext im allgemeinen erwägt.
All diese Gesichtspunkte zu untersuchen kann natürlich dieser vom Umfang her und vielleicht auch auf der Basis der ihn umgebenden Diskussionen weitgehend beschränkte Beitrag natürlich nicht versuchen. Die Probleme der philosophischen und wissenschaftlichen Fundierung des ungarischen Dekonstruktivismus überhaupt hängen mit einer Denkweise zusammen - ich denke hier mehr an die Methode und Themenbearbeitung eines Jacques Derridas als an die von Paul de Man -, die selbst nicht zuletzt in der marxistischen Tradition wurzelt. Was der Strukturalismus oder Poststrukturalismus, d.h. eine Art semiotisch-linguistisch orientierte Positivismus des 20. Jahrhunderts, diesen speziellen Marxismus, den Postmodernismus oder die "Dekonstruktion" (wie sich die Denkrichtung selbst definiert hatte) im weiteren färbte, gehört nicht zu den jetzt zu untersuchenden Erscheinungskreisen. Wichtig ist nur (um auf diese Zusammenhänge hier nur emblematisch hinzuweisen), dass der oben gerade hervorgehobene Dekonstruktivismus - als Methode und Sprache der Interpretation - nach jahrelangem Streit mit der Hermeneutik von Gadamer und Jauss zur Zeit auf der Basis einer friedlichen, kommunikativen Koexistenz mit Letzterer steht, welche die Elemente eines losen Zusammenwirkens nicht entbehrt, wenn auch bei weitem nicht eine vollkommene Zusammenarbeit zu beobachten ist...(22)
Von den beiden Methoden oder "Sprachen" (Terminologien) der Interpretation hat offensichtlich die Hermenautik offene Probleme mit der engeren (aber auch der weiteren) Tradition des Marxismus. Der vielangewandte Begriff "Abbildung" [griech. ’mímēsis’] und der immer im Mittelpunkt stehende Gesichtspunkt der "Produktion" [griech. ’poíēsis’] stünden in natürlichem Gegensatz zur leserfreundlichen "Rezeption" [lat. ’receptio’]. Trotzdem tauchen immer noch die altgewohnten Kategorien und Gesichtspunkte bei der interpretativen Annahme der Terminologie (und damit der Methode selbst) auf, bloß im Rahmen einer ganz neuen Erkenntnis, wobei aber dieser Rahmen die Berührungspunkte und Unterschiede zwischen Hermeneutik und Marxismus deutlich zeigt und wobei sowohl die Tatsache zu anerkennen wäre, daß der Marxismus - auf der Basis der alltäglichen Vernunft - weitgehend "unwissenschaftlich" war oder ist, als auch die spezielle Relevanz der oder einer Lukács-Forschung behaupten werden kann.
"Wenn die historische Substanz eines Kunstwerks nicht mehr bestimmbar ist, ohne auch ihre Wirkung zu betrachten - schreibt Hans Robert Jauß -, und die Tradition der Werke hängt mit ihrer Rezeption als der Geschichte der Kunst, sehr eng zusammen, so müssen die traditionellen Produktions- oder Abbildungsästhetiken rezeptionsästhetisch begründet werden."(23) Diese Auffassung, die natürlich selbst die Begründung einer selbständigen "Rezeptionsästhetik" bedeutet, darf nicht der Anerkennung der eigenen Geschichte von Literatur und Kunst dienen. Damit kann nun der Forscher der Beurteilung der im wesentlichen marxistischen, d.h. einmal dogmatischen, ein andermal aber eben nicht-dogmatischen, sondern zum ideologischen "Renegatismus" gestempelten Theorien von Lukács von der Seite anderer kunstwissenschaftlichen Tendenzen oder Strömungen einen neuen Gesichtspunkt gewinnen. Statt der viel diskutierten und kulturtechnisch-kommunikatorisch problematischen Literatur sollten wir uns die Möglichkeiten eines Realismus eher auf dem Gebiet der bildenden Künste, vor allem der Malerei in dieser Relation näher ansehen. Letzten Endes schreibt doch an der oben zitierten Stelle auch Jauß über die "Geschichte der Kunst"... Und es ist wahrscheinlich kein Zufall, das der Analytiker Philip Pettit in einem seiner Artikel das Denkbarsein eines ästhetischen Realismus in erster Linie auf dem Gebiet der Bilder, d.h. der Produkte der Malerei, untersucht und zu fassen versucht. Seinen Standpunkt werde ich im folgenden teilweise rekapitulieren, teilweise referieren, um die mimetische Grundfrage oder das "Grundproblem" des Marxismus - und damit von György Lukács selbst - relationell adäquat und zweckdienlich überblicken zu können. Dabei muß ich noch darauf hinweisen, daß Lukács in seinen verschiedenen Perioden mit einer gesamtkünstlerischen Ausdehnung der Relevanz seines Realismusbegriffes verschiedenartig arbeitete, und diese gesamtkünstlerische oder allgemeinästhetische Gültigkeit in seinem großen ästhetischem Werk Die Eigenart des Ästhetischen - nach der Meinung der maßgebenden Fachliteratur - nicht (mehr) mit Recht ausgedehnt wird.(24) Desto "natürlicher" geschieht das noch in einem repräsentativen Werk der "mittleren" Periode, unter dem Titel Wider den mißverstandenen Realismus,(25) wo der Philosoph die bildenden Künste noch zu einem plastischen Modell für die ihm - und im vorliegenden Zusammenhang auch uns - in erster Linie wichtige Kunstart, der Literatur, zu machen vermag.(26) Es geht hier also um Realismus im allgemeinen, und wir müssen uns freuen, wenn relevante Vorstellungen im Zusammenhang mit gewissen Details dieses ästhetischen Bereichs geäußert werden - wir können ohne weiteres an eine zu verallgemeinernde Relevanz der Sache denken.
Die ästhetische Charakterisierung der malerischen Werke - formuliert nun etwa Pettit(27) - begründet gleich auch die Möglichkeit des ästhetischen Realismus. Das heißt offensichtlich: Die Arbeit der Charakterisierung wäre im Grunde genommen mit der schauenden/betrachtenden Abbildung des Apperzipierten identisch. Dadurch kann man also auch die gewöhnlichen Einwände gegen den realistischen Gesichtspunkt bekämpfen. (Der Analytiker steht also offensichtlich auf der Seite der Realismus-Theorie(n)). Zu diesen Erwägungen macht er aber nur allgemeine Bemerkungen. Unter diesen Bemerkungen scheint die folgende die wichtigste zu sein: Die ästhetische Charakterisierung der Bilder unterscheidet sich von ihrer "malerischen" Charakterisierung, denn letztere bedeutet nur ihre Beschreibung nach Farben. Die ästhetischen Charakteristiken fassen wir dagegen als relativ primitive Zusammenfassungen über Erlebnisse auf, wobei diese Erlebnisse durch gewisse Informationen des Hintergrundes immer korrigiert werden können. Aufgrund dieser zwei Bemerkungen stellt sich logisch eine dritte Bemerkung, d.h. ein dritter Sachverhalt heraus: Wenn die ästhetischen Charakterisierungen im eigentlichen Sinne nicht-malerisch sind, und sich auf zwei zufällige Werke beziehen, die voneinander nicht zu unterscheiden sind, so müssen wir behaupten, dass sie den malerischen Charakterisierungen der Werke nur folgen. Es geht daraus hervor, dass die Undifferenzierbarkeit von zwei Bildern, was ihre malerischen Charakteristiken betrifft, auch die ästhetische Undifferenzierbarkeit dieser zwei Bilder mit sich bringt, und so kann ästhetischer Unterschied zwischen den zwei Bildern nur dann bestehen, wenn auch malerischer Unterschied vorzufinden ist. Auf analytischer Basis ist also die malerische (d.h. apperzeptionale) Beobachtung sozusagen wichtiger, als die ästhetische. Dies bestimmt die Struktur des Ästhetischen, und diese ästhetische Seite der Auffassung, der Beobachtung und der Apperzeption weisen letzten Endes auch auf den auffassungsmäßigen, beobachtenden (also apperzeptionalen) Charakter des Ästhetischen hin. Wobei das Ästhetische die ganze Sphäre der Kunst bedeutet. Und innerhalb dieser Ganzheit könnte man nun - übrigens völlig im Sinne der Rezeptionsästhetik und dem menschlich-gesellschaftlichen Aspekt des marxistischen "Sozialismus" entsprechend - die Intentionen des Künstlers und der Repräsentation selbst aus dem Wege schaffen, und sich total der Charakterisierung des Werkes widmen. Dieses Vorgehen wäre nun - ich fühle mich gezwungen, dies zu behaupten - nicht-ästhetisch oder höchstens pre-ästhetisch, was einen entschiedenen und auch entscheidenden Vorrang der "Wirklichkeit" vor der ästhetischen Aktivität, vielmehr aber innerhalb deren bedeutet. Die "Wirklichkeit", das Alltagswirken, das Sein ist also da und wirkt - (der) (ästhetische) Realismus ist also hier verwirklicht!
Auffallend ist nun, dass es sich hier nicht um das Kunstwerk selbst, sondern nur um die Charakterisierung des Kunstwerkes geht, und zwar von dem oben beschriebenen apperzeptional fundierten malerischen Gesichtspunkt aus. Damit ist ein ’Realismus-Zustand’ geschaffen, der nicht unbedingt mit einer ästhetischen Realismus-Theorie im gewöhnlichen Sinne übereinstimmt, aber allgemeine Möglichkeiten dafür anbietet. Wir können nämlich immer noch in ästhetischer Hinsicht betrachten, was nicht-ästhetisch fundiert auf dem Gebiet von logisch-analytischen Realismus-Relationen vor sich geht oder sich selbst aufbaut bzw. konstruiert. Daraus können wir folgen, dass zwar das Bestehen und den Bestand von Realismus nicht eben die historisch-poetisch mehr oder wenig bekannten Realismus-Theorien erfassen, diese Tatsache tut der Möglichkeit des Realismus, d.h. einer - nicht existenziellen, aber physiologisch-apperzeptionell fundierten - Möglichkeit des Realismus doch gut. Logisch-erkenntnistheoretischer Realismus besteht vielmehr dort, wo keine ästhetischen Eingriffe die Sache selbst fundieren und herausbilden möchten.(28)
All dies ist aber nur etwa hinsichtlich der Literatur problematisch, was wir für problematisch übrigens nur deshalb halten, weil wir - wie früher gesagt - die Spannweite gewisser theoretischer Ansätze in gewisser Hinsicht im Vordergrund des Lukács’schen Schaffens und in der Relation der zeitgenössischen ungarischen Literaturwissenschaft erwägen wollten, aber für grundsätzlich problematisch doch immerhin nicht. Nun im Rahmen der Literatur (der literarischen Kunst) taucht noch das sogenannte Sprachproblem, die Frage der Bedeutung, die Repräsentation durch Laut- und Schriftzeichen auf. Was die bildende Kunst - vor allem die Werke der Malerei anbelangt -, da könnten wir - vom Abbildungscharakter der Werke absehend - den Kunstwerken auch eine reale, d.h. physikalisch relevante, "reale" Existenz zugestehen oder zudenken. Und das ist wirklich der "Triumph des Realismus",(29) wenn auch nicht im Sinne von György Lukács. (Realismus zu erwähnen ist in gewisser Hinsicht schon an und für sich, und vor allem emblematisch, mit dem Lukács’schen Denken äquivalent.) Der so mögliche Realismus steht dennoch ganz im Zeichen der Lehre von Lukács, und zwar vor allem im Sinne, wie er diese Theorie in seinen früheren kulturpolitisch gefärbten Realismus-Schriften von den 30er, 40er Jahren ausgearbeitet hat, und - in der Tradition der maßgebenden Fachliteratur stehend konnte ich das auch selbst belegen - interessanterweise nicht so, wie er die Sache in seinem (kunstwissenschaftlichen) Hauptwerk Die Eigenart des Ästhetischen thematisierte. Diese kleineren Schriften sind vielleicht doch viel wichtiger, und auch in politisch-menschlichem Sinne, als es die fachliche öffentliche Meinung von ihnen hält, denn sie können die Basis eines sachdienlichen Nebeneinanderstellens vom Lukács’schen Schaffen mit der angelsächischen Schule bilden, während die monumentale Ästhetik - wie dies aus den obigen Feststellungen gedanklich hervorging - mit dieser aktuell (auch in Ungarn) sehr wichtigen Strömung der zeitgenössischen Philosophie im wesentlichen nicht mehr so "imposant" harmonisiert.
Es kann doch für eine beredte Tatsache gehalten werden, daß eben eine monumentale ästhetische Monographie - Die Eigenart des Ästhetischen von György Lukács - einen solchen Punkt innerhalb des Schaffens des alten Lukács darstellt, die sicherlich auch weiterhin inspirierend zu sein scheint. Heutzutage leben wir in einer Zeitperiode, wo nicht nur die Ästhetik zu demjenigen Fachgebiet der Philosophie geworden ist, das die am meisten innovativen Denkoperationen ermöglicht, sondern es begannen die verschiedensten und unterschiedlichsten wertvollen Prozesse der Ästhetisierung auch ausserhalb der engeren Kunstsphäre.(30) Ein Werk mit einem solchen Inhalt und von seiner grossangelegten Ausführung, Tiefe und Spannweite her muss über einen besonders grossen Platz im Diskurs verfügen. Und seine Entstehung(sgeschichte), sein erstes Erscheinen(31) - überhaupt die das Wesen des künstlerisch-ästhetisch Spezifischen in den Brennpunkt des fachlichen Interesses setzende theoretische Kennzeichnung oder das theoretische "Sein" als Produkt/Produktion bzw. das erste solche Moment (der eigentliche Beginn einer eigenen Zeitrechnung der Kunstphilosophie) - geschah am zeitlichen Grenzrain der amerikanischen Verbreitung der Kunstströmungen pop art und opart, im Moment also, als herausfordernde (All)gemeinheiten, wie etwa "anything is art" oder "everybody is artist", die Ebene eines künstlerischen Prinzips erreichten. Dieses Moment ist praktisch mit dem Auftauchen der postmodernen Epochenschwelle gleichzusetzen - wenn auch nicht in Ungarn (Mitteleuropa), so doch weltweit betrachtet, und es wird dabei der plötzliche, gewaltsame und vor allem geheimnisvolle Tod des US-Präsidenten John F. Kennedy (genau im Erscheinungsjahres der Eigenart...) - als ein gesellschaftlich-politisches (Wahr)zeichen des auftauchenden Unkontrollierbaren innerhalb der Gesellschaft aufgefasst, das Erschütterung verursachte.(32) Eine solche, also wilde, sturmvolle (auch ganz neue) Periode - die durch das verallgemeinernde-oberflächliche Ästhetisieren die Krise der Kunst vertiefend, sowie die althergebracht-traditionellen Kunstformen und Kommunikationsmethoden verunsichernd aufdämmert(e) - eröffnet(e) in gewisser Hinsicht die ursprüngliche, deutschsprachige Version des Lukács’schen Hauptwerkes. Und zwar so (vielleicht eben dadurch?), dass es eben etwas Anderes projizierte und wollte, als der neue Umbruch ahnen ließ. Und ohne dass sein Autor selbst auch am wenigsten eine Stellungnahme in dieser Hinsicht (welche Hinsicht als solche noch überhaupt nicht existierte!) hätte unternehmen wollen.
Unter solchen Umständen soll jede anspruchsvollere Beschäftigung mit der Ästhetik und mit einer als etwas "Rahmenhaftes" (letztlich Klassisches) verstandene Kunst überhaupt, an und für sich als Weiterführung der (internationalen) und auf diese Weise sicher "unendlichen" Lukács-Forschung verstanden werden...
© Zoltán Zsávolya (Budapest/Győr)
ANMERKUNGEN
(1) Amarxista filozófia időszerű problémái (Lukács György felszólalása a Petőfi-kör filozófus-vitáján) [Die zeitgemäßen Probleme der marxistischen Philosophie (Diskussionsbeitrag von György Lukács auf der philosophischen Debatte des Petőfi-Kreises)]. In: György Lukács, Curriculum vitae. Auswahl, Zusammenstellung, Nachwort und Notizen von János Ambrus. Magvető, Budapest, 1982. S. 159-170.
(2) Von dem sogenannten "Jungen Lukács" würde ich hier - wie auch an anderen Stellen der Dokumentation meiner Forschungen - absehen, denn die geistesgeschichtliche Richtung in der Philosophie ist heute nicht methodisch "aktuell", was man vom Marxismus noch nicht ganz behaupten könnte. Zu einem Teil der zweiten, schon marxistischen, dem Schaffen und Erscheinen des Werks Die Eigenart des Ästhetischen jedoch vorangehenden, Arbeitsperiode des Wissenschaftlers siehe vor allem die Vorwort-Studie von László Sziklai im Band: Lukács György, Esztétikai írások 1930-1945 [Ästhetische Schriften 1930-1945] (Kossuth, Budapest, 1982) unter dem Titel Lukács György kommunista esztétikája [Die kommunistische Ästhetik von György Lukács], S. 5-23. Von Demselben noch: Lukács György moszkvai írásainak utóélete [Nachleben der Moskauer Schriften von György Lukács] In: "Az időt mi hoztuk magunkkal". Tanulmányok a szocialista irodalom történetéből VI. ["Wir haben die Zeit mitgebracht". Studien über die Geschichte der sozialistischen Literatur VI.]. Herausgegeben von László Illés. Akadémiai, Budapest, 1985. S. 525-541. Ebenda zu diesem Thema noch: István Szerdahelyi, Lukács György útja "Az esztétikum sajátosságá"-hoz [Der Weg von György Lukács bis zur "Eigenart des Ästhetischen"]. S. 465-523.
(3) Vgl. Werke von ihm wie Zur Geschichte des Marxismus und der Kunst (1978), Lukács és a fasizmus kora [Lukács und die Zeit des Faschismus] (1985), Georg Lukács und seine Zeit (1986), Moszkvai évek Lukács Györggyel [Jahre mit György Lukács in Moskau] (Mitautor: Mihail Lifsic, 1989), After the Proletarian Revolution. George Lukács’s Marxist Development 1930-1945 (1992).
(4) Vor allem sein Buch Tükörben [Im Spiegel] (2001) weist ihn in der Relation von György Lukács auf. Einige seiner anderen Werke zeigen ihn dabeben noch als Gesellschaftsphilosophen: A mítosz és a ráció határán [An der Grenze von Mythos und Ratio] (1969), Fascism as a Mass Movement (1976), Sistemi sociali oltre Marx (1980), The State and Socialism (1981), Orosz szocializmus Közép-Európában [Russischer Sozialismus in Mitteleuropa] (1989), Marx után szabadon, avagy miért nem vagyok már marxista? [Frei nach Marx, oder warum ich nicht mehr Marxist bin?] (1990), Változó evidenciák [Evidenzen in Veränderung] (1992), A történelem vége? Közép-Európa - 1989 [Ende der Geschichte? Mitteleuropa - 1989] (1992).
(5) Vgl. László Sziklai, Búcsú vagy reneszánsz? Karl Marx a 21. században [Abschied oderRenaissance? Karl Marx im 21. Jahrhundert] In: László Sziklai, Egyszer volt - hol nem volt [Es war einmal...], T-Twins, Budapest, 1995. S. 87-103.
(6) Auf die Kritiken des jungen Sándor Radnóti (1946 -) waren, auch nach seiner eigenen Eingestehen, die Werk-Besprechungen des Ferenc Fehérs von wesentlichem Einfluss, der selbst ein von Ungarn 1977 ausgewiesener Schüler von György Lukács gewesen war. Das behauptet Radnóti an der 379. Seite seines Buches Mi az, hogy beszélgetés? [Diskurs - was heißt das?] (Magvető, Budapest, 1988), in dem er seine frühen Schriften publiziert. Eine ähnliche Sammlung seiner kleineren frühen Schriften stellt das Buch Recrudescunt vulnera aus demselben Jahre dar. "Nach der »großen Erzählung« des Marxismus folgte in meinem Leben keine neuere »große Erzählung« mehr." - sagt Radnóti in einem Interwiew im Jahrgang 1990 der Zeitschrift Nappali ház (Nr. 3, hier zitiert nach der Publikation in seinem Band "Tisztelt közönség, kulcsot te találj..." ["Wertes Publikum, du sollst den Schlüssel finden..."], (S. 290.)), was bei ihm zugleich die teilweise Abwendung von der Literatur bedeutete, während nicht nur das Material der erwähnten Bände fast völlig literaturkritisch war, sondern auch ein weiteres Buch von ihm, seine erste umfangreichere Publikation A szenvedő misztikus [Der Leidensmystiker] (1981) gerade eine monographische Bearbeutung des Lebenswerkes vom damals zeitgenössschen, ausgezeichneten ungarischen Dichter János Pilinszky bot. Eher kunsthistorisch-philosophisch, als literaturhistorisch oder -kritisch ist nun schon die sich als lose Reihe von Studien mit verwandter Thematik komponierte, im Titel ein von Bertolt Brecht stammendes, also an und für sich (noch) eklatant literarisch orientiertes Zitat (aus Dem guten Mann von Setschuan) anführende, von uns oben bereits erwähnte, Werk des Authors: "Tisztelt közönség, kulcsot te találj...", ebenfalls noch aus dem Jahre 1990, und die nach fünf Jahren Pause, 1995 erschienene Fälschung - obwohl sie auch literarische Beispiele anführt - steht schon im Grunde genommen im Zeichen der Theorie der bildenden Künste. Spätestens mit diesem Band wurde Radnóti endgültig zu einem Kunstkritiker-Ästheten, der nunmehr sehr wenig gültiges über Literatur, und vor allem zeitgenössische ungarische Literatur, zu sagen vermag, welche Thematik in seinen späteren Büchern (Krédó és rezignáció [Credo und Resignation], 1999 und A piknik [Die Piknik], 2000) wirklich nur noch einen episodenhaft-essayistischen, fast nur hobbyartigen Platz neben philosophischen und allgemeinen, bzw. eher die bildenden Künste betreffend formulierten, kunsttheoretischen Erörterungen einnimmt, ihren Orientierungscharakter für die literarische Szene des heutigen Ungarns also allenfalls sicherlich verlor.
(7) Bereits die frühen Schriften von Ernő Kulcsár Szabó (1950 -), versammelt in den Bänden A zavarbaejtő elbeszélés [Epik, die einen verlegen macht] (1984) und Műalkotás - szöveg - hatás [Kunstwerk - Text - Wirkung] (1987), zeichnete die in der Tradition von Hans-Georg Gadamer und Hans Robert Jauß stehende hermeneutische Literaturtheorie aus, die vom Author nach der Wende zur methodologischen Orientierung für die Gegenwart und (pädagogisch) für die jüngeren Generationen zusammengestellt und konzentriert wurde (Az új kritika dilemmái [Dilemmas der neuen Literaturkritik] (1994). Etwa zur gleichen Zeit fertigte er eine zusammenhängende Vision der Entwicklung der Erscheinungen innerhalb der neueren ungarischen Literatur (A magyar irodalom története 1945 - 1991 [Geschichte der ungarischen Literatur 1945 - 1991] (1993) an. Am scharfsten verwandte der Autor seine in ungarischer Hinsicht als wervolles Novum geltende Erudition ans "historische" Material in der Monographie über Peter Esterházy [Esterházy Péter] im Jahre 1996, wo auch die Konfrontation mit der ehemaligen "Repräsentationsästhetik" von etwa György Lukács (natürlich im Gegensatz zur eigenen "Rezeptionsästhetik") überaus deutlich wurde. Dieser Band läßt als eklatanters Beispiel und Repräsentant einiger anderer Bücher des Professoren dem Interpret sichern, daß die theoretischen Bestrebungen Kulcsár Szabós im allgemeinen, auf ihrer letzten ideologischen Basis, im Grunde genommen also, eine Art Gegenrede hinsichtlich der marxistischen Ansätze darstellen. Die Bände Beszédmód és horizont [Sprechweise und Horizont] (1996) sowie A megértés alakzatai [Die Formen des Verstehens] (1998) führten noch auf ausgeglichener Weise ein Material der rezeptionsästhetischen Theorie und der konkreten Analysen ungarischer Dichtung des 20. Jarhunderts, während aber in den Texten des Buches Történetiség - megértés - irodalom [Historizität - Verstehen - Literatur] (1995) schon der abstrakte Charakter überwog. Diese Tendenz stärkte sich im Schaffen von Kulcsár Szabó in der letzteren Periode (Irodalom és hermeneutika [Literatur und Hermeneutik], 2000), so daß heute - unter dem Druck der statistischen Mehrheit der literarhistorischen Themenwahlen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - auch diese ursprünglich große Anziehungskraft ausübende wissenschaftliches Lebenswerk an Bedeutung hinsichtlich der neuesten Erscheinungen der ungarischen Literatur(kririk) zu verlieren beginnt. (Es ist interessant, daß die historisierende Tendenz des Meisters neulich auch von seinen SchülerInnen gefolgt wird.)
(8) Nicht nur sein verhältnismäßig früher Tod verhindert(e) Péter Balassa (1947-2003) daran, ein führender, orientierender Literaturkritiker des Jahrzehntes nach 1990 zu sein oder eine solche Figur, die er in den 80-er Jahren gewesen sein soll, auch nach der Wende zu bleiben. Vielmehr aber seine theoretische Profillosigkeit, die ihm selbst in der letzten Periode des "existierenden Sozialismus" nur dazu ausreichte, gewisse Elemente der an fachlicher Bedeutung heute schon sicher historisch gewordenen deutschen Hermeneutik des 19. Jahrhunderts gemeinsam mit eklektischen Kulturmomenten des geistigen Opposition des Landes zu einem bunten, essaystisch-stimmungsvollen Zusammenstellung (nicht "Einheit") zu bringen. Um die Mitte der 90er Jahre, in der Epoche der Verstärkung und der Diskussionen einer wiederaufstehender Disziplin der Literaturinterpretation, die damals auch heftigen Debatten ausgesetzt war, zwang ihn diese Kondition als "Wissenschaftler" zu einem fast völligen Verstummen als Kritiker der zeitgenössischen ungarischen Literatur, was er in einem Interwiew, das auch in seinem Band Koldustorta [Bettlertorte] (1998) erschien, damit erklärte, ihm "schmecke" die neue Situation nicht (S. 59.). Diese Attitüde und Praxis konnte nur vorläufig und vor dem Hintergrund der "sozialistischen" Geschmacksdiktatur von gewisser Interesse sein, und als Erscheinung war sie völlig von den Gesten (Posen) der Kollision abhängig: Sie richtete sich gegen die und so auch nach der offiziellen Meinung, von der sie sich unterschied. Verschwand diese markante und oft sinnlose, hinsichtlich des fachlich-moralischen Wertes problematische offizielle Meinung, stürzte nun selbst die solche Opposition, die sich eigentlich auf sie stützte... Dem Schriftsteller, der in seiner "kurzen, aber intensiven marxistischen Periode" in den 70er Jahren die Fachliteratur noch sogar auf russisch studierte, gelang es als methodologischen Nihilisten mit seiner Monographie über eine der wichtigsten Figuren der heutigen Literaturszene, Péter Nádas (Nádas Péter, 1997), zu einer Katastrophe zu gelangen. Der dicke Band, der fast keinen eigenen Gedanken des Autors enthält, vielmehr bloß die weitschweifige Rekapitulation von Feststellungen der Fachliteratur darstellt, blockiert(e) eigentlich die sachdienliche Rezeption vom Lebenswerk des Péter Nádas’ jahrelang, denn er nahm - als Bestandteil einer repräsentativen Buchreihe des Pressburger Verlags "Kalligram" - den Platz vor einer professionellen Arbeit weg. Wenn Péter Balassa lebenslang zumindest "nur" ein korrekter Marxist geblieben wäre!
(9) Werke von András Veres (1945 -), die die Gültigmachung dieses Aspektes emblematisch belegen: Mű, érték, műérték [Werk, Wert, Werk-Wert] (1979), A marxista irodalomelmélet története [Geschichte der marxistischen Literaturtheorie] (Mitherausgeber, 1981), "Térkép, repedésekkel". A társadalmi értéktudat változásai novellaelemzések tükrében ["Landkarte, mit Rissen". Die Wandlungen der gesellschaftlichen Wertbewußtseins im Spiegel von Novellenanalysen] (Mitherausgeber, 1982), Irodalomértelmezés és értékorientáció [Literaturinterpretation und Wertorientation] (1992), Az értelmező közösség: fikció vagy realitás? [Die Gemeinschaft der Interpretatoren - Fiktion oder Wirklichkeit?] (1996), Lukács György irodalomszociológiája [Die Literatursoziologie von György Lukács] (2000).
(10) Iván Horváth (1948 -) - der Sohn von Márton Horváth, eines der führenden Ideologen der kommunistischen Partei Ungarns nach 1945 (bis 1953 Mitglied des Politbüros, zwischen 1945-1956 (Chef)redakteur des Parteiorgans "Szabad Nép") - beschäftigt sich in seinem eigenen Schaffen einerseits mit der älteren ungarischen Literatur (Balassi költészete történeti-poétikai megközelítésben [Die Lyrik des ungarischen Dichters Bálint Balassi. Ein historisch-poetischer Annäherungsversuch], 1982), andererseits mit dem Lebenswerk eines der bedeutendsten Dichter ungarischer Literatur des 20. Jahrhunderts, von Attila József ("Miért fáj ma is." Az ismeretlen József Attila ["Warum es mir auch heute leid tut." Die unbekannte Seite von Attila József], Mitherausgeber, 1992). Dabei berücksichtigt und verwendet er - ganz im Geiste und in der Tradition der interkulturell offenen, gebildeten Textualismus - u. a. die Lehren weltliterarischer Kontexte (Francia és angol poétikák [Französische und englische Poeiken], Mitherausgeber, 1975; Répertoire de la poésie hongroise ancienne I-II., Chefredakteur, 1992).
(11) Wie teilweise bereits gesagt (oder angedeutet), für "mittlere" Periode wird von mir die Phase seines Schaffens zwischen etwa 1930 und 1955 gehalten, von der sich also sowohl die Jugendzeit und die marxistischen Lehrjahre als auch die letzten anderthalb Jahrzehnte doktrinmäßig unterscheiden. Dies bedeutet sicherlich auch Einschränkung und vor allem das Verzichten auf die wesentliche Relationsgenerierung unseres Denkens zum Lukács’schen Werk Die Eigenart des Ästhetischen. Wir müssen aber bedenken, daß eine "reinere" Realismus-Kategorie - die nach Logik und Wesen der kognitiv-rationalistisch-gnoseologisch eingestellten Analytik der angelsächsischen Tradition wirklich von Bedeutung sein kann - bloß die Schriften dieser "mittleren" Periode auszeichnet(e), im späten ästhetischen Hauptwerk spielte sie jedoch nur als Bestandteil der nunmehr zentral gewordenen Konzeption von "Weltmäßigkeit" eine wichtige Rolle. Daraus folgt aber nur, daß statt des legendären Lukács’, des Autors der Eigenart..., ein ideologisch strenger, "parteilicherer" Philosoph in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt werden muß, dessen "erkenntnistheoretische Einseitigkeit" (Szerdahelyi, das zitierte Werk, S. 523), ja theoretische Strenge überhaupt, hier richtig am Platze und "kompatibel" mit der sich in Ungarn erst heute verbreiteten, neuen denkerischen Methode der Analytik ist. Wird in dieser Hinsicht Lukács gemeint, so denkt man konkret an diesen Lukács. Wobei es doch auch und im Grunde genommen um eine viel reichere Persönlichkeit und ein viel reicheres Schaffen geht...
(12) Zur Letzteren siehe Richard Shusterman: Pragmatista esztétika. A szépség megélése és a művészet újragondolása. [Pragmatist Aesthetics. Living Beauty, Rethinking Art] Aus dem Amerikanischen von József Kollár. Kalligram, Pozsony [Preßburg], 2003. S. 16.
(13) István Eörsi, Lukács Györgyről százhuszadik születésnapján [Über György Lukács an seinem 120. Geburtstag ], Tageszeitung Népszabadság, 16.04.2005.
(14) István Eörsi (1931-2005) ungarischer Schriftsteller, Übersetzer, Politiker. Verbrachte während des "existierenden Sozialismus" mehrere Zeit in der Bundesrepublik Deutschland (exilähnliche Aufenthalte). Als junger Mann Marxist und Kommunist, später Mitglied der sogenannten "Demokratischen Opposition" gegen das leicht diktatorische System von János Kádár, aus der sich nach der Wende im Jahre 1989 die liberale Partei Ungarns (SzDSz) herausbildete. Eörsi war Schüler von Georg Lukács, wurde aber zugleich zu einem freigesinnteren Umstehenden, in gewisser Hinsicht geistigem Erben des Philosophen. Ist ungarischer Übersetzer (Bearbeiter?) des vielleicht wichtigsten Lukács’schen Werkes (Die Eigenart des Ästhetischen).
(15) Zu einem konkreteren "Lukács-Prozeß" aus den Jahren 1949-1951 siehe György Poszler, Az évszázad csapdái. Tanulmányok Lukács Györgyről [Fallstricke des 20. Jahrhunderts. Studien über György Lukács], Magvető, Budapest, 1986. S. 113-155. Zu einem anderen konkreteren Prozeß: László Sziklai, Az "utolsó" kollektív ítélet (Lukács-bírálat: 1958/59) [Das "letzte" kollektive Urteil (Lukács-Kritik um 1958/59)], in: László Sziklai, Egyszer volt - hol nem volt. Eszmetörténeti esszék [Es war einmal...Ideengeschichtliche Essays ], T-Twins, Budapest, 1995. S. 45-58.
(16) József Kollár, Hattyú a komputer vizén [Der Schwan im Teich des Computers], Piliscsaba, PPKE BTK, 2000.
(17) Im historischen Hintergrund der analytischen Richtung steht, wie bekannt, der angelsächsische philosophische Pragmatismus. Sein Vertreter, Richard Shustermann behauptet nun, daß er im Bereich seines ästhetischen Denkens in mancher Hinsicht dem Ost-Europäer György Lukács verpflichtet sei. Vgl. Richard Shusterman, das zitierte Werk, S.16.
(18) Dazu siehe die betreffenden Stellen im 2. Teilkapitel vorliegender Arbeit.
(19) Die an dieser Stelle meiner Studie vorkommenden Namen ungarischer Wissenschaftler sind in Ungarn alle fachlich berühmt. Es ist nun keine Aufgabe, diese Personen hier vorzustellen, kann aber doch vorkommen, daß ich sie samt ihrem Schaffen anderswo doch detaillierter vorführen werde.
(20) Wir dürfen die traditionelle Methode des semiotischen Strukturalismus auch nicht vergessen, für dessen Hauptvertreterin in Ungarn Beáta Thomka (1949 -) gehalten werden könnte. Die wichtigsten Bücher der Autorin sind: Narráció és reflexió [Narration und Reflexion] (1980), A pillanat formái [Die Formen des Augenblickes] (1986), Esszéterek, regényterek [Räume im Roman und Essay] (1988), Prózatörténeti vázlatok [Skizzen über die Geschichte der Erzählliteratur] (1992), Mészöly Miklós [Miklós Mészöly] (1995), Glosszárium [Glossarium] (2003).
(21) Ernő Kulcsár Szabó, Esterházy Péter [Peter Esterházy], Kalligram, Pozsony [Preßburg], 1996. S. 256-258.
(22) Dafür liefert die folgende Monographie ein wichtiges Beispiel: Tibor Bónus, Garaczi László [László Garaczi], Kalligram, Pozsony [Preßburg], 2003.
(23) Hans Robert Jauss, Recepcióelmélet - esztétikai tapasztalat - irodalmi hermeneutika. Irodalomelméleti tanulmányok [Rezeptionstheorie - ästhetische Erfahrung - literarische Hermeneutik. Literaturtheoretische Studien]. Aus dem Deutschen von Csilla Bernáth u a. Auswahl, Redaktion und Nachwort von Zoltán Kulcsár-Szabó. Osiris, Budapest, 1997.
(24) Vgl. Manfred Naumann, Das Dilemma der "Rezeptionsästhetik". In: Weimarer Beiträge, 1977/1., S. 12-15., Szerdahelyi, das zitierte Werk, S. 523.
(25) Georg Lukács, Wider den mißverstandenen Realismus, Claasen, Hamburg, 1958.
(26) Dies vor allem im dritten Teilkapitel (A kritikai realizmus a szocialista társadalomban [Kritischer realismus innerhalb der sozialistischen Gesellschaft]) des Lukács’schen Buches. (Ich arbeite mit der ungarischen Ausgabe des Werkes, die unter dem Titel A kritikai realizmus jelentősége ma [Die heutige Bedeutung des kritischen realismus ], Szépirodalmi, Budapest, 1985. (Die erwähnte Relation kommt mehrmals in diesem Buchteil, S. 131-202., vor.)
(27) Philip Pettit, The Possibility of Aesthetic Realism, in: Aesthetics and the Philosophy of Art - The Analític Tradition. An Anthology. Edited by Peter Lamarque and Stein Haugom Olsen. Blackwell Publishing, Malden (USA) - Oxford - Victoria (Australia), 2004. S. 158-171.
(28) Vgl. dazu László Péter Sziklai, A marxista ismeretelmélet néhány problémája a modern pszichológiai kutatások tükrében [Einige Probleme der marxistischen Erkenntnistheorie im Spiegel moderner psychologischer Forschungen], Kultusministerium der Ungarischen Volksrepublik, Budapest, 1976. - Im Bereich der psychologischen Wissenschaft zählt eine Publikation aus dem Jahre 1976 schon zu den im eigentlichen Sinne "veralteten", aber wir müssen auf die Sache anrechnen, daß die schöpferische Erforschung (Weiterentwicklung) der marxistischen Philosophie in Ungarn um 1980 bereits zu Ende ging.
(29) Durch dieses Syntagma wurde die Lukács’sche Konzeption von einer Methode des Realismus (der also nicht einfach einen Stil darstelle) im Moskau der 30er Jahre bezeichnet. Die berühmte Kategorie wurde bereits seinerzeit sowohl anerkannt als auch heftig diskutiert. (Szerdahelyi, das zitierte Werk, S. 500.)
(30) Vgl. Wolfgang Welsch, Esztétizálódási folyamatok [Prozesse der Ästhetisierung]. Im Jahrgang 1997 der ungarischen Literaturzeitschrift Jelenkor.
(31) Georg Lukacs, Die Eigenart des Ästhetischen, Luchterhand, Berlin, 1963.
(32) Antal Bókay, Irodalomtudomány a modern és a posztmodern korban [Literaturwissenschaft in der Moderne und Postmoderne]. Osiris, Budapest, 1997. S. 243.
4.3. Die inter- und transdisziplinären Verhältnisse kultureller Vermittlung
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