Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 16. Nr. | August 2006 | |
5.8. Popsängerinnen in Europa. Weibliche Rollenzuschreibungen auf der künstlerischen Ebene und Auswirkungen auf weibliche Rollenzuschreibungen auf der gesellschaftlichen Ebene |
Silke Graf (Universität Wien)
[BIO]
Als 2004 das erste Ladyfest in Wien statt fand, betrug der Anteil der Musikerinnen (und nicht nur der Sängerinnen) auf der Bühne 96%. Im (hinkenden) Vergleich zu anderen Musikfestivals dieses Jahres in Österreich wie dem jährlich in Salzburg statt findenden Frequency Festival bedeutet dies eine prozentuelle Steigerung des Frauenanteils um etwa 89%. Es liegt auf der Hand, dass es sich bei einem solchen Zahlenverhältnis um keinen Zufall, sondern um eine feministisch-queere(1) Strategie handelt, die es sich zum Ziel gemacht hat, auf Formen von Diskriminierung und Exklusion vor allem innerhalb des Kunst- und Kulturbereiches aufmerksam zu machen. Dabei kann Ladyfest vorneweg nicht als homogene, singuläre Strategie gefasst werden. Im Fall von Ladyfest 04 in Wien handelt es sich um ein in einem monatelangen Aushandlungsprozess gewachsenes viertägiges Fest mit einer Vielzahl von feministischen und queeren Positionen. Zentrales Anliegen der Konzerte, Workshops und Treffen war die Repositionierung und Dekonstruktion weiblicher Rollenbilder und Identitätszuschreibungen - nicht nur im Feld des Pop - und darüber hinaus der Versuch einer Aneignung und Kreation eines neuen Raumes, eines Ladyspace (vgl. dazu Mooshammer/Trimmel 2005).
In diesem Beitrag möchte ich, nach einer historischen Herleitung der Ladyfeste auf die praktische Ausformung dieses feministisch-queeren Konzeptes in Wien eingehen. Wie verlaufen die Prozesse des Raum - Einnehmens durch Ladies in einem oftmals von Männern dominierten Kultur- und Kunstbereich? Welche Strategien, welche Konstruktionen setzen die Protagonistinnen, die an anderer Stelle oftmals an den Ort der passiven Konsumentin und des Groupies verwiesen werden, den Versuchen der Exklusion entgegen, jetzt da sie sich für eine aktive Rolle entschieden haben? Im letzten Teil möchte ich die Konstruktion Lady in feministisch-queeren Debatten verorten und den Gehalt identitätslogischer Bezüge kritisch hinterfragen.
Meine Herangehensweise an diese Fragen basiert auf den theoretischen Ansätzen der Sozial- und Kulturanthropologie, der feministischen Theorie, der Cultural Studies und der Queer Theorien zu Identität und Geschlecht (McRobbie 2006; Schein/Strasser 1997; Gingrich 2004; Perko 2005). Eine interdisziplinäre Verknüpfung diverser Theoriestränge ergibt sich nicht zuletzt aus der Situierung des Forschungsfeldes in einer Vielzahl politisch - kultureller Praxen, die von aktuellen internationalen feministischen Strömungen, über die Kritik an spätkapitalistischen Verhältnissen bis hin zum weiten Feld der Popkultur und der Etablierung queerer Theorien und Strategien in Wien reichen. Dieser Beitrag kann und möchte nur ein Blitzlicht in diesen Kontexten sein.
Das Ladyfest Wien 2004 wollte, wie im Programmheft(2) angeführt, ein "antikapitalistisches, nicht kommerziell ausgerichtetes Festival" sein, dessen Anliegen es ist, "queere Räume zu schaffen, die frei sind von allgegenwärtigen rassistischen, homophoben, transphoben und sexistischen Strukturen." Dass es sich bei der Forderung um einen möglichst herrschaftsfreien Raum um eine soziale Utopie handelt, wird im nächsten Satz hinzugefügt, "den Freiraum gibt es nicht." Ungeachtet einer Diskussion, inwiefern utopische Gesellschaftsprojekte in einem Anspruch auf Realisierbarkeit verhaftet bleiben sollen oder können, macht die Aufzählung repressiver Strukturformen auf die Verschränkung ebendieser aufmerksam. In theoretischen Debatten der letzten Jahre wird das komplexe Verständnis sozialer Herrschaft daher in dem Konzept der Durchkreuzung (intersectionality) gefasst. In den 70ern und 80ern wurden die dominanten Strömungen des Feminismus sowie dessen zentrale Kategorien und Annahmen mit grundlegender Kritik konfrontiert, die mehrfache Krisen in feministischer Theorie, Politik und Praxis auslöste. Es kam zu radikalen feministischen Neuorientierungen, die vor allem durch die "neuen sozialen Bewegungen" - wie die Beiträge von women of color, der Lesben- und Schwulenbewegung - und der poststrukturalistischen und der postkolonialen Theorie genährt wurden. Vor allem die Konzepte Frauen und Geschlecht des weißen, westlichen Feminismus wurden als primäre und zentrale Kategorien sozialer Hierarchisierungen, wissenschaftlicher Analyse und politischen Handelns in Frage gestellt. Es wurde die gleichzeitige Wirksamkeit aller sozialen Kategorien, d.h. von gender, race, Klasse, Ethnizität usw. erkannt. "Gender ist niemals allein wirksam, sondern wird in spezifischen Kontexten gleichzeitig mit und durch andere Differenzen konstruiert, artikuliert und sozial realisiert." (Schein/Strasser 1997:10). Das bedeutet einerseits für die Analyse sozialer Praxen, dass die für das jeweilige Feld relevanten Diskriminierungs- und Differenzierungsachsen in ihren Überschneidungen zu untersuchen sind, andererseits bedeutet es in Hinblick auf die Akteurinnen der jeweiligen feministisch-queeren Praxen einen selbstreflexiven Umgang mit ihren Strategien und Prozessen, vor allem wenn die Reproduktion diskriminierender Strukturen explizit durchbrochen werden möchte, wie im Fall von Ladyfest Wien(3). Sowohl feministisch - anthropologische Debatten (Friedman 1998) als auch die Praxis von Ladyfest empfehlen daher die räumliche und historische Kontextualisierung von Multiplizität, einen locational feminism (ebd.), der per se in einen globalen, transnationalen Feminismus eingebettet ist. Susan S. Friedman spricht von der Wichtigkeit der Erschütterungen des weißen, eurozentristischen Feminismus in den 1970er Jahren, der die Pluralisierung - also die Rede von Feminismen - zur Folge hatte. Sie betont allerdings " ... the need for a new singularization of feminism that assumes difference without reifying or fetishizing it. The borders between sites of feminism surely exist, but just as surely they are and must be transgressed. They are not fixed in stone, but shift with changing cultural formations, conditions, and alliances. Upon this fluidity, the survival and spread of feminism depends." (Friedman 1998:4f) Ich möchte mich dieser inhaltlichen Erweiterung des Feminismus - Begriffes anschließen und gehe im Folgenden auf historische Allianzen ein, auf die sich Ladyfest bezieht.
Frauenfestivals und feministische Musikfestivals verschiedener Couleurs existieren bereits seit den 1970er Jahren und erhielten mit dem Third Wave Feminism eine Neuauflage, z.B. Michigan Womyn´s Music Festival oder das 1996 von der Kanadierin Sarah McLachlan ins Leben gerufene Lilith Fair in den USA. Vor allem das Michigan Womyn´s Music Festival verfolgt allerdings ein Mainstream Programm und erlaubt nur "als Frauen geborenen Frauen" den Zutritt auf das Gelände, was im letzten Jahrzehnt zu Protesten und Aktionen von queeren und transgender Aktivisten führte (vgl. Califa 2005). Ladyfest bezieht sich indes auf die Riot Grrrls, die feministischen Zusammenschlüssen und Festen einen anderen, dringlicheren und revolutionäreren Charakter gaben. Paula - Irena Villa bemerkt in Bezug auf die Riot Grrrls Bewegung die sozialwissenschaftliche Vernachlässigung dieser Thematik und führt dies auf eine weitgehende Ignorierung (pop)kultureller Phänomene in der "hiesigen" - gemeint dürfte die deutschsprachige - Frauen- und Geschlechterforschung, zurück (2003:276). Aufgearbeitet wurde die Geschichte der Riot Grrrls vor allem von Anette Baldauf und Katharina Weingartner in dem Sammelband Lips, Tits, Hits, Power? (1998) Andere Quellen, wie Gottlieb und Wald (1994) " ... [haben] die [...] Geschichte von Riot Grrrl aus der alternativen Musikpresse und so genannten Girlcore - Zines [...] zusammengestellt." (Quelle: Internet)(4). Die Arbeiten des Centre for Contemporary Studies (CCCS) in Birmingham sind im Hinblick auf eine Analyse jugendlichen Protests und popkultureller Ästhetik hervorzuheben.
Seit Anfang der 1990er Jahre eroberten Frauen- und Mädchenbands die Bühnen der US-amerikanischen Jugendsubkultur des Punkrock und benutzten diese als Forum feministischer Rebellion. Joanne Gottlieb und Gayle Wald gehen in ihrem Artikel Gender Killer auf die Veränderungen in der US - Rock und Punkszene der 90er Jahre ein, vor allem aber auf die Bedeutung junger, feministisch orientierter Frauen in der Underground - Szene, den Riot Grrrls(5), deren Ursprünge vor allem im Nordwesten der USA, in der Gegend um Olympia, zu suchen sind. Gottlieb und Wald weisen auf die spezifische Stellung von jungen Frauen in Kulturindustrie und Subkultur hin, die vor allem mit der historischen Unsichtbarkeit von Frauen im Rockgeschäft einhergeht(6). Der Slogan "Don´t fall in love with the guitarist, be the guitarist!", der später auch vom Ladyfest Wien aufgegriffen wurde, zeigt die Forderung an, den Schritt vom Groupie bzw. der Muse hin zur selbstbewussten, aktiven Musikerin zu vollziehen. Zentral sind auch die Forderungen des Riot Grrrl Manifests, dessen Punkte bei allen bestehenden Unterschieden in der Musik, den konkreten Stilen oder Texten der vielen Bands, die zur Riot Grrrl - Bewegung zählen (oder gezählt werden), für alle Gültigkeit haben. Es wurde1990 von Mitgliedern der Band Bikini Kill herausgegeben. Kollektive Elemente der Grrrl Culture sind erstens, die positive, bisweilen separatistische Bezugnahme auf sich als ein Geschlecht, also als girls - es geht um "Mädchen" - Sein und um die Schaffung einer Kultur, die "UNS" anspricht, "in (der) WIR uns mit eingeschlossen und verstanden fühlen" Diese Bezugnahme basiert zweitens auf der Einsicht, dass sie in sexistischen und kapitalistischen Verhältnissen leben, die Jungs auf- und Mädchen abwertet: "wir sind wütend auf eine gesellschaft, die uns sagt: mädchen = blöd, mädchen = böse, mädchen = schwach". Drittens folgt daraus die Schaffung einer eigenen, basisdemokratischen und netzwerkbasierten Kultur, bei der das Prinzip des Do - It - Yourself zentral ist "WEIL es für uns mädchen einfacher werden soll, unsere arbeiten zu hören/sehen". Die so entstehenden "freundschaften und szenen" sollen auf "kommunikation und verständnis basieren und nicht auf konkurrenz und kategorisierung von gut und böse." Weit über Musik hinaus spinnen Riot Grrrls ihre Netzwerke: Fanzines, Independent Labels, Mode, Plattenläden, Konzerte, Workshops, Demonstrationen und Cybernetworks(7) waren und sind wesentliche Bestandteile. Viertens ist allen Beteiligten der Riot - Grrrl - Subkultur gemeinsam, dass sie sich als widerständig, rebellisch, selbstbewusst, also explizit feministisch betrachten. (vgl. Baldauf/Weingartner 1998:26f.)
Durch die Formulierung im Plural konstruieren sie so geschickt eine Gemeinschaft mit homogenen Interessen und Zielvorstellungen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Aus der Punkszene kommend handelte es sich bei den Riot Grrrls meist um Frauen der weißen Mittelklasse, die sich Zugang zu den rebellischen Möglichkeiten der Subkultur verschafften; um einen Teil der Geschichte feministischer Aneignung, die die Möglichkeiten für Frauen erweiterte, sich öffentlich darzustellen und gegen Normen und Erwartungen zu verstoßen. Rock und Punk öffnen durch "die Herausbildung einer kraftvollen Kombination von Sex und Wut einen geeigneten Raum für feministische Vereinnahmungen und für eine Politisierung des Zusammenhangs von Sexualität und weiblicher Identität." (Gottlieb/Wald 1994).
Wobei, wie im Riot Grrrl Manifest ersichtlich, weibliche Identität in binäre Opposition zu einer männlichen, also "Jungs" - Identität gesetzt wird, das heißt das die Autorinnen des Manifests von einer binär strukturierten Kategorie Geschlecht ausgehen und so eine kollektive "Mädchenidentität" konstruieren.
Sie bedienen sich demzufolge einer essentialistischen Zweiteilung der Gesellschaft, dem kulturellen System der Zweigeschlechtlichkeit, und benutzen diese als Ausgangspunkt ihrer feministischen Revolution. Dieser Aspekt weist deutliche Parallelen sowohl zum Gleichheitsfeminismus, wie auch zum Differenzfeminismus auf. Beide Theorieströmungen basieren auf der Annahme einer dualistischen Geschlechterdifferenz.
Erwähnen möchte ich auch die besondere subversive Ästhetik der Riot Grrrl - Bewegung, deren Stilelemente sich bis in die aktuellsten Performances feministisch - queerer KünstlerInnen perpetuiert. Kennzeichnend für die Punkszene ist eine deutliche Distanzierung von technischer Virtuosität und Professionalität in der Musik, die zugunsten eines Dilettantismus und einer Do It Yourself - Ästhetik aufgegeben wird. Auch bei den Riot Grrrls spielt der DIY Anspruch eine wichtige Rolle, im Vordergrund steht eine Anti - Mainstream Haltung, die Kritik übt an Sexismus, Kapitalismus, Homophobie, Rassismus und Ismen im Allgemeinen. Auftritte und Performances waren geprägt von wütenden Texten. Unter anderem wurden Vergewaltigung und physische wie psychische Gewalt an Frauen thematisiert. Dementsprechend waren auch die Outfits der Grrrls nicht den so genannten klassischen Rollenzuschreibungen angepasst. Ein markantes Beispiel dazu ist das Baby Doll - Kleid und der verwischte Lippenstift einer Courtney Love, damals Sängerin der Riot Grrrl Band Babes in Toyland. Klischees über Mädchen und Frauen (wie das Püppchenkleid) werden in die Auftritte integriert, gleichzeitig aber überspitzt und ad absurdum geführt. In Anlehnung an Baudrillard könnte man die riot - grrrl Bewegung als "semiotischen Guerillakampf" bezeichnen, als eine politische Widerstandsform, die durch Ironie, Irritation und Zynismus die patriachale Matrix subvertiert. Dass Riot Grrrls die Kategorie Geschlecht nicht unhinterfragt aufnehmen und einseitig für ihre feministische Praxis verwenden, wird ebenfalls im Kontext ihrer Bühnenshows deutlich. Riot Grrrls greifen in ihren Inszenierungen die Kategorie Geschlecht kritisch auf, verweisen auf den konstrukthaften Charakter der dichotomen Einteilung und durchbrechen mittels dekonstruktivistischer Strategien die Geschlechterdifferenz. Die Bühnenshows der Riot Grrrls stellen demnach eine Art feministischer Praxis dar, die auf die Zerstörung patriarchaler Ideologien von Weiblichkeit durch selbstbestimmte Gegenbilder abzielt. "Die Bühne ist der wichtigste Ort, an dem die Problematik der Geschlechtsidentität im Rockbusiness thematisiert wird." (Gottlieb/Wald 1994) Ladyfest Wien 2004 hat verstärkt darüber hinaus auf die Bedeutung des die Bühne umgebenden sozialen Raumes hingewiesen, in dem ebenso gesellschaftliche Verhältnisse widergespiegelt werden(8).
Noch ein paar Worte zum Übergang von Riot Grrrl zu Ladyfest: Ab Oktober 1992 begannen sowohl die Mainstream - Musikpresse als auch alternative (Musik-) Zeitschriften, sich zunehmend für das Phänomen der ´Riot Grrrls` zu interessieren. Innerhalb der Bewegung löste diese öffentliche Aufmerksamkeit Diskussionen über das Risiko der medialen Vereinnahmung aus. Kritisch betrachtet wurde die Darstellung der Bewegung durch Außenstehende, welche sich oft als sexistisch, ablehnend, verharmlosend oder ungenau erwies. Durch den Druck der kommerziellen Ausschlachtung hatten sich bis Mitte der 90er die meisten Bands aufgelöst. Ein Großteil der Aktivistinnen distanzierte sich von dem Label Riot Grrrl. Für sie bestand die Schwierigkeit darin, in der Öffentlichkeit unter einem Namen aufzutreten, der durch die Medien stark besetzt wurde und feste Zuschreibungen beinhaltete. In Europa kam die Selbstermächtigungsbewegung der US - amerikanischen Riot Grrrls spät und bereits zum "Modegirlie" verzerrt an (vgl. Plesch 2004) Es kam aber auch zu Gründungen neuer Bands, den so genannten Girl-Power-Bands, wie den Spice Girls, deren Wirkung trotz "glatter Integration in die die internationale Warenökonomie" (Baldauf/Weingartner 1998:20) nicht nur negativ zu bewerten ist.
10 Jahre nach dem Beginn von Riot Grrrl fanden sich, wieder in Olympia, Washington, vormalige Akteurinnen der Riot Grrrls zusammen und veranstalteten von 1.- 6. August 2000 das erste Ladyfest. Es kamen über 1.000 Menschen. Auffällig ist hier erstmals der Wechsel von Grrrl zu Lady. Lady ist ein Begriff, der Assoziationen mit einer älteren, gut situierten und bürgerlichen Dame hervorruft und bislang aus dem feministischen Vokabular verbannt war. Die neue Namensgebung ist einerseits ein Marker für den Reifungsprozess vom Girl zur Lady, andererseits auch ein "ernst gemeinter Scherz." " ... [D]ie ironische Selbstbezeichnung und Aneignung eines respektablen Begriffs bietet die Möglichkeit, sie zu unterwandern. Eine Lady muss nicht mehr um Anerkennung kämpfen und kann sich daher mehr erlauben - möglicherweise sogar über das "Frau-Sein" hinausgehend." (Fiber 04:18)
Ladyfest ist ein Frauen - Kunst - Festival - ein (Zitat aus dem Programmheft Olympia) "non - profit, community - based event designed by and for women to showcase, celebrate and encourage the artistic, political, organizational and musical talents of women." Damals sprach man von einer ausschließlich von Frauen organisierten Veranstaltung, wobei generell gilt, dass Männer gleichermaßen Zugang haben, mit einigen women only Ausnahmen bei manchen Workshops und Events. Inhalt und Programm sind abhängig von den Prioritäten der einzelnen Veranstalterinnen und von den lokalen Gegebenheiten. Zahlreiche Bands bzw. Solo - Musikerinnen aus dem Mr. Lady Umfeld, einem leider mittlerweile nicht mehr existierenden Plattenlabel, traten in Olympia auf, so z.B. Sarah Dougher, The Butchies, The Haggard, sowie überhaupt jegliche Prominenz der so genannten Pacific Northwest Post - Riot Grrrl Incest Community, darunter fallen bekannte Bands wie Sleater - Kinney, Bratmobile, Cat Power uvm.
Workshops trugen Titel wie "Pirate Radio", "Basic Bicycle Repair" und "Self Defense". Im Organisationsteam des Festivals finden sich zahlreiche bekannte Namen von Musikerinnen der auftretenden Bands, wie z.B. Carrie Brownstein von Sleater - Kinney, die eines der Ziele von Ladyfest folgendermaßen formulierte: "I hope that Ladyfest will inspire women to return to their communities and take similar steps to network with one another in order to form political and artistic alliances." (Quelle: Nylon) Carrie Brownstein´s Hoffnung erfüllte sich auch prompt. Ein Blick auf www.ladyfest.org listet bis heute 95 statt gefundene Feste auf vier Kontinenten der Welt auf (Amerika, Europa, Australien, Asien)(9).
Einige Organisatorinnen des Ladyfest Wien 2004 waren bereits bei Ladyfesten in Olympia, Hamburg und Amsterdam gewesen, andere, wie auch ich, erfuhren erst von Freundinnen und Bekannten von dieser Idee und trafen sich, eingeladen durch ein E-Mail im September 2003 zu einem ersten Gedankenaustausch, zu dem 33 Frauen im Keller eines wiener Szene - Lokales erschienen.
"Einige schrieben für feministische Zeitschriften, andere organisierten Feste für Frauenbands, wieder andere arbeiteten in diversen feministischen Projekten. Ein Teil der Organisationsgruppe hatte auch keinen explizit feministischen Hintergrund. Es galt, die vielen unterschiedlichen Vorstellungen auszuloten und zu vereinen, sodass das Ergebnis möglichst die Heterogenität der Ideen darstellen würde." (Mooshammer/Trimmel 2005:17) Um die Organisation des Festes zu erleichtern bildeten sich insgesamt neun Kleingruppen, wie z.B. die Bandbookinggruppe, die 22 Bands organisierte, die Filmgruppe, die im Schikaneder Kino 55 Filme und Kurzfilme zeigte, die Propagandagruppe, zuständig für Buttons, T-Shirts und Programmheft, oder auch die VOKÜ - Gruppe, die drei Tage lang für die kostenlose Verpflegung der vielen BesucherInnen sorgte.
Diese Gruppen berichteten im großen Plenum alle zwei Wochen von ihren Entwicklungen. Wichtige Punkte und grundlegende Fragen wurden dann von allen entschieden, wobei es nach Aussendung des Protokolls über die Mailingliste beim darauf folgenden Plenum ein Einspruchs- und Mitspracherecht gab.
Diese Organisationsstruktur wurde bei der ersten Klausur Mitte Dezember 2003 festgelegt, bei der es auch um den umstrittenen Begriff Lady ging. Große Themenblöcke wurden auch auf einer zweiten Klausur im April diskutiert. Die Diskussionsthemen waren Raumpolitik, Repräsentation und "Weiß - Sein".
Weiters wurde ein Pressetext entworfen, den ich hier in Auszügen wieder geben möchte, da er sozusagen die Statuten des Ladyfest Wiens 2004 darstellt:
"Das Ladyfest soll eine unkommerzielle, antikapitalistische Veranstaltung sein., d. h. die Eintrittspreise werden möglichst niedrig gehalten, damit auch Menschen mit geringem Einkommen nicht von der Teilnahme ausgeschlossen sind. Die gesamte Veranstaltung ist nicht gewinnorientiert. Die dennoch benötigten Gelder werden durch verschiedene Solidaritätsaktionen (so genannte Solis) aufgestellt. Organisiert wird das Fest unentgeltlich von einem Kollektiv von FrauenLesbenTransgenders (kurz FLTs), wobei es sich nicht um eine geschlossene Gruppe handelt, sondern jede FLT kann das Ladyfest sein und das Fest wird genau das werden, was jede einzelne daraus macht. [...] Dabei ist Professionalität kein entscheidendes Kriterium ebenso wenig bei der Auswahl der KünstlerInnen, da wir v. a. das Ziel verfolgen, kreatives Potential abseits des Mainstreams zu fördern. [...] Unser Anliegen ist es, möglichst viele FLTs zur Eigeninitiative und Vernetzung zu ermutigen. Das soll keinesfalls auf so genannte weibliche Selbstausbeutung hinaus laufen, sondern wir wollen alternative Strukturen entwickeln und etablieren, zeigen, wie kulturelle Repräsentation anders funktionieren kann.
Das beinhaltet auch das Verhältnis derer, die auf der Bühne stehen, zum "Publikum" zu problematisieren. Auch Zusehende/-hörende haben die Verantwortung, selbst kritisch zu agieren.
Die Grenzen zwischen aktiver Gestaltung und passivem "Konsum" sollen auch dadurch aufgelöst werden, dass alle aufgerufen sind, jederzeit am Festival mitzuarbeiten, auch während der Veranstaltung spontan aktiv zu werden. Räume sollen eingenommen, gestaltet und umgedeutet werden. Damit wollen wir einerseits aufzeigen, dass es in Wien zu wenig autonome Räume gibt, bzw. solche, in denen oben genannte Inhalte konsequent umgesetzt werden können. Andererseits wollen wir unseren politischen Vorstellungen Raum geben und Strukturen entwickeln, die eigenständige, selbstbestimmte und selbstbewusste Gestaltung ermöglichen und keinen Platz für Alltagsrassismen, Homophobie und Sexismus bieten."
Wie in dem Pressetext angesprochen, war es entscheidend, die lokalen Gegebenheiten zu reflektieren und einen Begriff von Ladyfest zu definieren, der die diversen Wahrnehmungen von Wien widerspiegelte.
Veranstaltungsorte waren linke, autonome und in gewissen Kunstszenen etablierte Orte, vor allem das Ernst Kirchweger Haus (EKH) im zehnten Bezirk sowie die KünstlerInnenhauspassage am Karlsplatz, in dem während der Dauer des gesamten Ladyfests ein Infocafé eingerichtet wurde, das als Ort zum Kennen lernen, Aktionen planen, Essen, Filme schauen und informieren konzipiert war.
Im nächsten Abschnitt soll auf Selbstermächtigungsstrategien und Prozesse des Raum - Einnehmens eingegangen werden, welche die Protagonistinnen im Laufe des Festivals einsetzten um ihre Vorstellungen eine herrschaftsfreien Raumes an alle TeilnehmerInnen zu kommunizieren. Es gab eine Vielzahl von Kommunikationsmedien um den Raumanspruch zu markieren (vgl. Mooshammer/Trimmel 2005):
Graffiti, Tags, Aufkleber, Logos:schon in der Vorbereitungsphase hat sich das Organisationskollektiv darauf geeinigt, sich auf kein einheitliches Logo zu einigen um so der gängigen Markenlogik zu widersprechen.
Transparente, Raumdekoration wie "Feministische Freiräume jetzt!", "collective decisions against efficient hierarchies"
Kleidung: T-shirts und andere Kleidungsstücke wurden von der Propaganda Gruppe und in Workshops mit den diversen Ladyfest Logos besprüht ("Riot statt Diet")
Direkte Kommunikation: bereits vor dem Fest gab es zahlreiche Diskussionen zu Self -Security und möglichen Interventionen in Problemsituationen. Dies erhöhte die Sensibilität innerhalb des Organisationsteams. Während dem Fest versammelten sich einige Organisatorinnen auf der Bühne des EKHs um dem zahlreich erschienen Publikum direkt zu vermitteln, worum es geht und die Themen der vielen Diskussionen an möglichst viele weiter zu geben. Weiters gab es eine Abschlussdiskussion sowie spontane Interventionen im Raum vor der Bühne.
Weitere Strategien stellten performative Praktiken dar, wie ein Demonstrationszug zwischen Museumsquartier und Resselpark, der Dyke March , oder eine Intervention bei der politischen Kundgebung der FPÖ, einer rechts - konservativen Regierungspartei am Viktor Adler Markt. Auch die Konzerte selbst sind, wie oben bereits am Beispiel der Riot Grrrls ausgeführt, als feministisch - ästhetische Strategie zu fassen, bei deren Auswahl in Wien besonders auf die Vermeidung einer "konservativen Genderperformance" geachtet wurde. Auch die Aneignung und Vermittlung von Wissen wurde als wesentlicher Faktor verstanden. Dies fand in Form von zahlreichen Workshops statt. Die Einladungspolitik bei den Workshops wollte verschiedene feministische Politiken repräsentieren. Es gab Workshops für women only, für FrauenLesbenTransgender, für gemischtes Publikum und für alle feministisch interessierten. Es ging darum, Wissen außerhalb von Verwertungszwängen zu teilen, es für alle zugänglich zu machen, um so politische Partizipation des einzelnen Subjekts erst zu ermöglichen (Themen waren z.B.: Feministische Selbstverteidigung, Elektronische Musik, Zineworkshop, Revolution Grrrl Style Now).
Es stellte sich heraus, dass es durchaus nicht einfach ist, Räume gegenseitigen Respekts und Vertrauens zu gestalten, da jeder Raum schon durch vorausgegangene Ereignisse geprägt und in gesellschaftliche Machtverhältnisse eingebunden ist. Immer wieder kam es zu kleinen Auseinandersetzungen. Dennoch wurden diese meist im Sinne des Ladyfests gelöst, es etablierte sich ein kollektives Problembewusstsein und keine Lady musste sich zB betrunkenen Männern alleine stellen. Mit Witz und Nachdruck wurden Diskussionen gesucht und uneinsichtige Störenfriede notfalls unter dem Motto der Self - Security sanft hinausgeschmissen.
In der Reflexion des ersten Ladyfests in Wien gab es verschiedene Wahrnehmungen über Gelingen und Scheitern dieser Strategien. Es wurde danach gefragt, inwiefern es geschafft wurde, die idealistischen Ansprüche einer möglichst breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen, oder ob Ladyfest nicht doch nur eine bereits sensibilisierte links - autonome Szene erreicht hat. Wie viel die einzelnen BesucherInnen von den Ideen mitgenommen haben, bleibt offen. Auf jeden Fall war "das Ladyfest Wien 2004 [...] ein Höhepunkt feministischer Netzwerkerei." (Erharter/Zobl 2006:28) sowie "auf politischer Ebene [...] ebenso ein überzeugendes Ereignis." (ebd.) Die meisten Rückmeldungen sprachen durchaus von einer "anderen" Atmosphäre als bei "normalen" Konzerten, Ladies hatten mehr Platz und fühlten sich oft sicherer und weniger anonymisiert. Die Erfahrung eines "anderen" plural - queeren Raumes (vgl. Perko 2005) selbst ist bereits ein wichtiger Schritt, Möglichkeiten für neue politische Handlungsstrategien zu erkennen.
Zum Abschluss möchte ich in aller Kürze die Konstruktion Lady in feministisch - queeren Debatten verorten und den Gehalt identitätslogischer Bezüge kritisch hinterfragen. Handelt es sich bei dem Lady Begriff um eine Identitätskategorie?
Lady ist vor allem die Summe der einzelnen Teile, also die Summe der Subjekte, die sich selbst als solche definieren, sich den Begriff aneignen und für einen unbestimmten Zeitraum damit identifizieren. Lady verweist nicht unbedingt auf eine weibliche Identität, sondern kann im Zuge queerer Betrachtungsweisen als offene Kategorie verstanden werden, die multiple Identitätsbezüge ermöglicht und auch für alle genders offen ist. "Wer mit Lady angerufen ist und sich unter diesem parodistisch umgedeuteten Begriff angesprochen fühlt, muss nicht mehr notgedrungen etwas mit dem problematisch gewordenen "Frau - Sein" bzw. dessen biologistischem Verständnis zu tun haben." (aus dem Programmheft) Ich möchte auch anmerken, dass heute im Rahmen feministischer Debatten weitgehend Einigkeit darüber herrscht, dass weibliche Identität nicht "naturgegeben" ist, sondern in einem sozial - gesellschaftlichen Prozess entsteht, sich also - um in den Worten Judith Butlers zu sprechen - kontinuierlich durch performative Akte konstituiert. In Anlehnung an feministische, poststrukturalistische, konstruktivistische und queere Debatten der letzten Jahrzehnte, die sich intensiv mit dem Begriff der Identität auseinandersetzten, ja diesen zer - setzten, legten die Organisatorinnen des Ladyfest Wien 04 bereits bei der ersten Klausur für sich fest, Lady als Identitätskategorie abzulehnen. Anstatt sich auf das (einschlägige) politische Spiel identitätslogischer Kategorisierungen einzulassen wurde versucht, gemeinsame Forderungen zu formulieren und diese in den gewählten Räumen umzusetzen. Ladyfest nimmt damit deutlich Abstand von Bemühungen und Strategien, die versuchen spezifische Identitätskonzepte in der sozialen Praxis umzusetzen, also von Identitätspolitik. Eine Lady ist aus dieser Perspektive nicht Essenz, sondern Effekt, nicht Natur, sondern Kultur. Selbst in einer "Gruppe" wie den Organisatorinnen von Ladyfest, die aus einiger Entfernung durchaus den Eindruck einer relativ homogenen Gruppe erwecken kann (wenn folgende Analysemomente Gewicht erhalten: zwischen ca. 20 und 35 Jahren, meist akademischer, feministischer Hintergrund, weiße Mehrheitsösterreicherinnen) gibt es multiple Selbstzuschreibungen und Bezüge zu diversen feministisch-queeren Denktraditionen.
Im Bewusstsein der binären Konstruktion von Geschlecht liegt der Schwerpunkt auf einer subversiven Unterwanderung von Zweigeschlechtlichkeit. Dies schließt allerdings die Verwendung der Kategorie "Frau" nicht aus. Sie wird aber bewusst als politische Strategie angewandt und möchte der Verfestigung eines klassischen Rollenbildes von Weiblichkeit entgegen wirken und auf die komplexe Verflechtung von Machtmechanismen aufmerksam machen. Eine Strategie der Macht ist es, Menschen durch Normierungen festzuschreiben. So werden Handlungsräume begrenzt. Ladies versuchen, diese Grenzen sichtbar zu machen, sie zu benennen ohne sie festzuschreiben und so neue Handlungsräume zu öffnen. Da es auch hier immer wieder zu Ausschlüssen kommen kann und muss, ist eine permanente Reflexion und Kritik der eigenen Begrifflichkeiten notwendig, um der Gefahr, in Hülsen stecken zu bleiben zu entgehen. Ladyfest ist daher ein Prozess, der manchmal mit viel Bauchweh einhergeht, denn die Transformation eigener und anderer Anschauungen setzt auch Positionierung, Widerstreit und Kontroversen der sich gegenseitig ernst nehmenden Argumentierenden voraus. (vgl. Perko 2005) Leider kommen diese Auseinandersetzungen in der häufig anstrengenden und zeitraubenden Organisation eines Festivals manchmal zu kurz.
Auch im Oktober 2005 gab es ein Ladyfest in Wien. Für die Organisation bildete sich ein neues Kollektiv aus Frauen, Lesben und Transgenderpersonen, da viele der Organisatorinnen von Ladyfest Wien 2004 noch ausgebrannt waren von der Organisation des ersten Festes oder sich neuen Herausforderungen in ihrem Leben stellen wollten. 2006 wird es in Wien kein Ladyfest geben, für voraussichtlich Mai 2007 gibt es allerdings erneute Überlegungen, ladies of all genders in der Musik und in anderen sozio - kulturellen Feldern zu fördern und Netzwerke zu etablieren bzw. auszubauen. Der Prozess feministisch queerer Selbstermächtigungsstrategien als anti - normatives Projekt ist in dieser Form also noch nicht abgeschlossen und auch nicht abschließbar, so lange "außerhalb" hart erkämpfter Räume - wie dem fragilen, temporären Ladyspace - weiterhin Diskriminierungen und Exklusionen aufgrund von starr verhandelten Identitätskategorien wie Geschlecht, Sexualität, Ethnie, Klasse, Nation, Religion usw. zur alltäglichen Norm gehören.
© Silke Graf (Universität Wien)
ANMERKUNGEN
(1) "Seit Ende der 1980er Jahre wird ein Theorie- und Politikverständnis, das Normalisierung als Herrschaftsverhältnis begreift und die Herstellungsmechanismen von (sexuellen) Identitäten politisiert, unter dem Label "queer" zusammengefasst. Queere Politik begründet sich in einem Widerstand gegenüber heterosexuellen Hegemonien, die normativ in Paar - Ideologien, Liebeskonzepten und Vorstellungen sexueller und geschlechtlicher Eindeutigkeit eingeschrieben sind." (Brunner 2005:82.)
(2) Bei dem Programmheft handelt es sich um ein etwa neunzig - seitiges, von den Organisatorinnen des Festes produziertes Zine. Kailer/Bierbaum (2002:283) definieren Zine folgendermaßen: "ein mit einfachen mitteln und meistens zum selbstkostenpreis produziertes heftchen. Der begriff leitet sich von der ursprünglichen verwendung fanzin ab. im unterschied hierzu sind die z. jedoch nicht ausschließlich musikzentriert. leserInnen und produzentInnen definieren sich nicht über die fangemeinschaft einer bestimmten gruppe; im riot - grrrl - umfeld sind z. wichtige kommunikationsmedien für die verbreitung feministischer inhalte." (Anm. d. Verfasserin.: Schreibweise Autorinnen)
(3) Dies führte im konkreten Fall zu einer kritischen Reflexion der eigenen Klassen- und race - Verhältnisse, wie in der Klausur zum Thema "Antirassismus und Weiß - Sein".
(4) Kailer/Bierbaum (2002) gehen auf die Geschichte der Riot Grrrls in ihrem Buch Girlism in bester Riot Grrrl Manier ein: "und überhaupt ... aus der presse haben wir erfahren, dass joan smith (mecca normal) und kathleen hanna (bikini kill) riot grrrl erfunden haben sollen, beide zu unterschiedlichen zeiten. da haben wir uns gedacht, dass wir auch gerne ein wörtchen mitreden möchten, um einiges richtig zu stellen: wir haben riot grrrl erfunden. und alle wissen es. aber wir haben es von pauline geklaut, sie ist das ober-riot-grrrl aus berlin. sie hat es von ullie geklaut,...". (Anm. d. Verfasserin: Schreibweise Autorinnen)
(5) Der Begriff Grrrl ist eine Neu - Definition und Aneignung des Begriffs Girl und drückt gleichzeitig den Groll dieser Generation aus
(6) Andere Musikrichtungen wie R&B, Soul und Jazz in denen es viele einflussreiche schwarze Frauen gab, werden dezidiert ausgelassen, wie überhaupt Riot Grrrls nur eine Teilmenge des umfassenden Phänomens der Rock - Frauen sind.
(7) Cybernetworks sind virtuelle Netzwerke im Internet.
(8) Um auf Ungleichheiten aufmerksam zu machen, wurden z.B. rücksichtslos tanzende Männer in den ersten Reihen darauf hingewiesen, dass es sich um einen Ladyspace handelt, und verbal oder tänzerisch versucht, den symbolischen Raum vor der Bühne für Ladiez zurück zu gewinnen. Zu diesem Zweck wurde auch unverschämt auf biologische Unterscheidungsmechanismen zurückgegriffen.
(9) Stand Mai 2006.
LITERATUR
Abu-Lughod, Lila: Gegen Kultur Schreiben. In: Lenz, Ilse; Andrea Germer; Brigitte Hasenjürgen (Hg.): Wechselnde Blicke. Frauenforschung in internationaler Perspektive. Leske + Budrich, Opladen 1996.
Baldauf, Anette; Katharina Weingartner (Hg.): Lips, Tits, Hits, Power? Popkultur und Feminismus. Folio Verlag Wien-Bozen, 1998.
Becker-Schmidt, Regina; Gudrun-Axeli Knapp: Feministische Theorien zur Einführung. Hamburg, Junius, 2001.
Brunner, Georg: Sexualität und Spätkapitalismus - revisited? Queer - politische Praktiken im Kontext neoliberaler Verhältnisse. In: Femina Politica 1/2005.
Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt/Main, Suhrkamp Verlag, 1991.
Butler, Judith: Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung. Edition Suhrkamp, 2001.
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Internetquellen: http://www.nadir.org/nadir/archiv/Feminismus/GenderKiller/gender_14.html (Version 13.04.2004)
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