Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 16. Nr. | März 2006 | |
6.1. Modalitäten von Kulturkontakt |
Parvaneh Sohrabi (Teheran)
[BIO]
Schon seit je her hat sich der Mensch ernsthaft für die zentralen Fragen des Lebens und des Todes interessiert und versucht, diese sinnvoll zu deuten. Dies ist unter anderem der Grund, weshalb Strukturen menschlicher Weltauffassung zumindest in ihren Grundzügen Parallelen aufweisen, was auch Studien aus der historischen Religionswissenschaft eindeutig beweisen. Nun setzen sich auch die Mythen inhaltlich mit den zentralen Fragen des Lebens und des Todes auseinander. So kann das Motiv der Entstehung und des Untergangs der Welt als ein zentrales Thema der Mythen vieler Völker angeführt werden. Wenn man die Mythen unterschiedlicher Nationen einem kontrastiven Vergleich unterzieht, wird man auf viele Gemeinsamkeiten stoßen. So erhebt sich die Frage, wie gemeinsame Schnittstellen zu begründen sind. Ist es nur ein Zufall oder sind andere Faktoren im Spiel? Gerade diese Fragestellung bildet den Rahmen des vorliegenden Beitrags. Da eine vollständige Behandlung der Thematik den Rahmen sprengen würde, sollen nur Fallbeispiele aus der persischen und nordischen Mythologie einem intralingualen und interkulturellen Vergleich unterzogen, Eigenschaften analysiert und abstrahiert werden.
Das persische Wort für Mythos, osture, kommt aus dem Arabischen, welches wiederum dem Griechischen, mýthos, entnommen worden ist und Wort, Rede, Gespräch, Überlegung, Erzählung, Sage und Märchen bedeutet. Die terminologische Vielfalt hat sich bis heute gehalten. In Vollmers Wörterbuch der Mythologie aller Völker (1999) wird unter Mythologie im Allgemeinen "die »Götterlehre« der frühesten Menschengeschlechter verstanden: eine Lehre, welche die zum Theil noch geltenden Religionen der verschiedensten Völker an den verschiedensten Orten seit der Urzeit umfasst, ehe das Christenthum seinen neuen Himmel brachte." Gemäß der Definition im Wikipedia (2003) ist Mythologie "die systematische Beschäftigung mit den Mythen (http://de.wikipedia.org/wiki/Mythos), sei dies in literarischer, wissenschaftlicher, mystischer oder religiöser Form. Mythologie ist somit mehr als nur die Gesamtheit der Mythen eines Volkes, einer Region oder einer sozialen Gruppe." Sehr häufig wird der Begriff aber genau in diesem Sinne verwendet; als Gesamtheit der Mythen nach der Zugehörigkeit zu einer Kultur bzw. Region. Dies ist beispielhaft in der Encarta Enzyklopädie der Fall, wo die Mythologie als "die Gesamtheit der überlieferten Mythen einer bestimmten Kultur sowie deren wissenschaftliche Darstellung und Erforschung" aufgefasst wird. Trotz Differenzen besteht der gemeinsame Nenner aller aufgeführten Versuche einer Begriffsbestimmung darin, dass dem Begriff "Mythos" nicht Genüge getan ist, wenn man darunter nur irreale Begebenheiten verstehen würde. Tatsächlich deutet alles darauf hin, dass polytheistische Religionen, sowie Animismus die geistigen Vorläufer der Mythen bilden. Wie Schauer (2003) in seinem Beitrag Polytheistische Hochreligionen vor dem Aufkommen des Monotheismus hervorhebt, konnten "die in einzelnen Stämmen tradierten mythischen Vorstellungen über Geschehnisse numinosen Charakters zusammengenommen so etwas wie einen Gesamtmythos, eine Religion ausmachen, ohne dass ein Stammesangehöriger auf die Idee hätte kommen können, ein Wort wie ‚Mythos’ als Abstraktum zu verwenden." Dieses Zitat birgt mehrere Eckpunkte in sich, die zum Verständnis der Mythen wesentlich sind. Zu einem konnten Mythen eine Religion ausmachen, zum anderen berichten Mythen über Geschehnisse numinosen Charakters.
Es ist nicht leicht zu erklären, was überhaupt unter dem Begriff numinos zu verstehen ist. Wie jeder Begriff wird auch dieses Wort von den Faktoren Zeit und Raum u.a. determiniert. Die Maßstäbe, wonach der heutige Mensch eine Begebenheit für numinos erklärt, sind nicht mehr dieselben wie etwa in der Zeit, die für die Mythen relevant ist und diese Zeit reicht bis zu einer Epoche vor dem Einsetzen der historischen Überlieferung(1) zurück. Daher fehlt ein sicheres Wissen, was die geschichtlichen Einzelheiten der Entstehung und Entwicklung der Mythen anbelangt. Jedenfalls war der Mensch in der Frühzeit aufgrund seiner Subsistenzweise - Jäger und Sammlergesellschaft - schweren Lebensbedingungen unterworfen. Er hatte sich nicht nur gegenüber Naturphänomenen zu behaupten, sondern musste in Kargbiotopen das Leben fristen und auf der Suche nach Nahrung bedrohliche Konkurrenten aus dem Weg räumen. So ist es nur verständlich, dass all jene Kräfte, die in Naturerscheinungen, Dingen, Tieren, aber auch Menschen zum Vorschein kamen, welche die Kontinuität des alltäglichen Lebens unterbrachen und den Menschen somit vor einem ihm unbegreiflichen Phänomen stellten, ihn regelrecht an die Grenzen des Erfahrbaren brachten, als numinos galten und im Extremfall als heilig verehrt wurden. "Diese individuellen Erfahrungen des Numinosen wurden durch sprachliche Vermittlung innerhalb des Stammes von einer Generation an die nächste gegeben. Dabei wurden sie so ausgestaltet und zu Mythen (=Erzählungen) vereindeutigt, dass sie zur selbstverständlichen geistigen Orientierung eines ganzen Stammes und in Varianten auch einiger verwandter oder auch nur benachbarter Stämme dienen konnten". (Schauer 2003)
Wenn auch das Numinose maßgeblich die Inhalte der Mythen beeinflusst hat, so stellen sie nicht die einzigen Grenzerfahrungen Menschen der Vorzeit dar. Tatsächlich ist für die Konstruierung des Pantheons die irdische Welt in ihrer Gesamtheit herangezogen worden und kann daher praktisch als sein Spiegelbild betrachtet werden kann. "Inhaltlich geht es in den Mythen vor dem bannend-bedrohlichen Hintergrund des ‚Heiligen’, um die ‚letzten Fragen’ des Menschen, einerseits um ihn selbst, seine Herkunft und Zukunft, andererseits um die Welt, in der er lebt und die er als sinnvoll zu deuten versucht, so sehr sie ihm auch manchmal als übermächtig und geheimnisvoll erscheint" (Topitsch 2003). Auf der Suche nach einer Antwort versucht dann der Mensch dem Fernerliegenden und Unbekannten den Charakter des Unbekannten und Fremden zu nehmen, indem er es aus dem Medium des Naheliegenden und Vertrauten erklärt; der Blitz z.B. wurde als eine Waffe betrachtet. Mit der analogiehaften Angleichung an die Gegenstände der Alltagserfahrung ist das Fremdartige jedoch nur teilweise erklärt. Als ausschöpfend erklärt gilt ein Sachverhalt erst dann, wenn ihm ein Wert beigemessen bzw. wenn er klassifiziert wird; sei es als gut oder böse, gerecht oder ungerecht, nützlich oder schädlich. Der Blitz z.B. ist nicht nur irgendeine Waffe, sondern jene, welche Gott zur Bestrafung von Frevlern heranzieht (vgl. Topitsch 2003).
Ähnlich wie auf der Erde, wo sich der Mensch tagtäglich mit Situationen wie Geburt, Familie, Liebe, Hass, Krankheit und Tod u.a. konfrontiert sieht, so haben auch Götter mit ähnlichen Situationen zu kämpfen. Personifizierung der numinosen Kräfte wie z.B. der anthropomorphe Donar, der in der nordischen Mythologie Gott des Donners ist, bilden in der Mythologie den Regelfall. "Die verschiedenen Götter menschengestaltig aufzufassen, ihnen menschliche Eigenschaften und Leidenschaften beizulegen, ist nach Topitsch (ebd.) für entwickelte Polytheismen charakteristisch." Demnach konnten für analogiehafte Angleichungen unterschiedliche Motive herangezogen werden. Ernst Topitsch (ebd.) fasst diese Motive in biomorphe und intentionale Modellvorstellungen zusammen. "Erstere haben biologische Prozesse wie etwa Zeugung und Geburt, Wachstum, Alter und Tod u.a. zum Inhalt, letztere das planmäßige, absichtsgeleitete Wollen und Handeln, eben das intentionale Verhalten, welches wiederum in soziomorphe sowie technomorphe Analogien untergliedert wird, da es vor allem entweder an ‘soziale Rangordnung’ anknüpft oder an ‘Produkte menschlicher Tätigkeit’." Welche Modellvorstellung früher und welche später aufgetreten ist, ist schwer zu sagen. Ernst Topitsch sowie auch Ernst Cassirer u.a. gehen jedoch davon aus, dass für die Menschen der mythischen Frühzeit die Erfahrung des eigenen Wollens und Handelns, also technomorphe Modelle, elementarer und unmittelbarer sind als jene der Zeugung und Entwicklung des Lebendigen. "Der Mythos [...] beginnt mit der Anschauung des zweckhaften Wirkens, denn alle ,Kräfte’ der Natur sind ihm nichts anderes als dämonische oder göttliche Willensäußerungen" (Cassirer, zit. n. Topitch 2003).
Die Religion der Parsen, heißt es bei Creuzer (1973:180), ist zuvörderst eine einfache, naive Anschauung der Natur, welche deshalb eine Hirtenreligion genannt wird. Sie besteht in der einfachen Verehrung der Naturelemente, des Feuers, des Wassers, der Erde, der Luft, der Winde, des Sternenhimmels, vorzüglich der zwei größten Lichter Sonne und Mond, sowie Flüsse u.a. Auf der anderen Seite jedoch besteht sie aus den höheren Erkenntnissen einer gebildeten Menschheit - Stämmen aus Medien(2)- die den edleren Kasten des persischen Volkes mitgeteilt wurde; Erkenntnisse, die sich vorwiegend durch metaphysisches Denken auszeichnen. Naive Urelemente vermengt mit höheren Erkenntnissen bilden demnach das medisch-persische Religionssystem.
Charakteristisch für das persische Pantheon ist der Dualismus von Licht und Finsternis und der Kampf zwischen den beiden Extremen, der in der endgültigen Niederlage der Finsternis münden wird. Diese zwei Prinzipien spiegeln sich in den zwei Wesen, ohrmazd (phl.(3)) ahura.mazdā (aw.), Gott der Götter, der weise Herr und ahreman (phl.)/ angra.mainyu (aw.), arger Geist, der Erzfeind ohrmazds, wider (Bahar 2002:38f). Überschattet werden sie von einem höheren Prinzip, einem Urprinzip, zurwān (phl.)/ zrvan (aw.), der Ewigkeit, über dem nichts steht; es hat keine Wurzeln, ist immer gewesen und wird immer sein (ebd. 158).
Jeder der zwei höchsten Geister, ohrmazd und ahreman, hat sein eigenes Reich. In ohrmazds Reich leben himmlische und irdische Wesen in verschiedenen Abstufungen. Das Geisterreich hat drei Abstufungen, zuerst die sieben ameša spenta, die unsterblichen Geister bzw. Heilige, dann die 28 ized auch yazata genannt und schließlich die unzähligen frawahr (phl.).
Ähnlich wie die persische ist auch die nordische(4) Mythologie geprägt von einer naiven Anschauung der Natur und der Verehrung der Naturelemente, auch wenn hier das metaphysische Denken weniger Relevanz findet. In der nordischen Mythologie existieren zwei Göttergeschlechter die Asen und die Vanen. Die Asen sind die Hauptgötter des nordischen Pantheons. Sie erschaffen die Menschen und greifen aktiv in ihre Geschicke ein. Den Asen stehen die älteren Vanen zur Seite. Beide kämpfen gegen die Kräfte des Bösen, das Geschlecht der Riesen, die auf die Vernichtung der Welt und der Götter, Ragnarök, hinarbeiten.
4.1. Urquell der Götter
Das Nachsinnen über den Anfang der Welt hat immer wieder zu Schöpfungsmythen geführt. In der persischen Mythologie spiegelt sich diese biomorphe Vorstellung in der Selbstbegattung des doppelgeschlechtigen Urgottes, zurwān, wider. Damit wird alles Sein auf einen einzigen Urquell zurückgeführt. Zudem ist noch charakteristisch die Durchdringung von Motiven des Wollens und absichtsgeleiteten Handelns, also intentionaler Vorstellungen, mit solcher biomorpher Natur innerhalb der iranischen Mythologie; hier geht dem Zeugungsakt ein Willensakt voran.
Nach den ältesten Zeugnissen persischer Mythen(5) gilt zurwān (phl.)/zrvan- (aw.) als derjenige Gott, der in einer Zeit, in der es nichts gab, in einer Zeitspanne von 1000 Jahren für einen Sohn nach ohrmazds Idealen betet. Am Ende dieser 1000 Jahre verfällt er für weitere 1000 Jahre in Zweifel, ob seine Gebete je erhört werden. In diesem Augenblick empfängt er das gegensätzliche Zwillingspaar ohrmazd und ahreman (Bahar 2002:158).
Auch in der nordischen Mythologie existiert vor der Erschaffung des Himmels und der Erde nichts außer einer ungeheueren Kluft, gap, mit verstärktem Ausdruck gap ginnûnga (Kluft der Klüfte) genannt. Zugleich in der Bedeutung Abgrund und Finsternis scheint ginnûngagap die Nebelwelt zu bezeichnen, aus deren Schoß sich alle Dinge erheben. In der Öde dieses Raums stehen die beiden Enden sich entgegen, muspell (Feuer) das südliche, nifl (Nebel) das Nördliche; von Muspellsheim geht Licht und Wärme, von Niflheim Dunkelheit und grimme Kälte aus. In der Mitte liegt ein Brunnen Hvergelmir, welchem zwölf Ströme, Elivâgar genannt, entfließen. In der Urzeit überfluten diese Wassermassen Niflheim bis sie zu Eis erstarren. Diese Eismassen dringen im Laufe der Zeit bis zu ginnûgagap vor. Von den Feuerfunken erwärmt, die von Muspellsheim herüberfliegen, beginnt das Eis im Norden zu schmelzen. Aus den Tropfen des geschmolzenen Eises wächst dann ein Mann, Ymir, bei den Hrîmþursen Örgelmir genannt. Als Ymir in Schlaf fällt, wachsen aus den Schweißtropfen unter seiner linken Achsel Mann und Frau, und sein Fuß zeugt mit dem anderen einen sechshäuptigen Sohn, aus dem die Geschlechter der Riesen entspringen. Das Eis tropft weiter und daraus entsteht die Urkuh Auđumbla, von deren Milch sich Ymir ernährt. Diese Kuh leckt nun die salzigen Eissteine, und am Abend des ersten Tages kommen Haare hervor, am zweiten Tag der ganze Kopf und am dritten Tag ein ganzer Mann; er heißt Buri und sein Sohn Börr bekommt mit der Riesin Bestla die drei Söhne Ođinn, Vili und Ve, die drei ersten göttlichen Asen (Grimm 1968:463f).
Demzufolge entspricht Buri als Stammvater der Götter zurwān. Auch wenn er, wie zurwān, kein Urprinzip darstellt.
4.2. Entstehung der Welt
Zuvor ist erklärt worden, dass der Mensch das eigene Sein und die Sachwelt zur Welterklärung herangezogen hat. Die Erschaffung der Welt stellt einen solchen Fall dar. Entweder wird davon ausgegangen, dass sie ein menschlicher Körper ist, oder aus einem solchen erschaffen worden ist. Dieser biomorphen Vorstellung zufolge, wird nach der Zerteilung eines Urwesens dessen Fleisch zur Erde, das Blut zu Wasser, die Knochen zu Gesteinen, die Haare zur Vegetation usw.
In der nordischen Mythologie geht die Entstehung der Welt auf ein Urwesen, den Weltriesen Ymir, zurück, der von Börrs Söhnen, den drei Brüdern Ođinn, Vili und Ve, erschlagen wird. Als der Riese Ymir erschlagen wird und zu Boden fällt, läuft eine solche Menge Blut aus seinen Wunden, dass alle Riesen darin ertrinken, nur Bergelmir und seine Frau können entkommen; von ihnen stammt das jüngere Riesengeschlecht.
Börrs Söhne schleifen Ymirs Leichnam mitten in ginnûngagap und schaffen aus seinem Körper die Welt; aus seinem Blut das Weltmeer, aus dem Fleisch die Erde, aus den Haaren die Bäume, aus den Zähnen und zerbrochenen Knochen die Felsen und Klippen, aus den Maden in Ymirs verwesendem Körper die Zwerge. Dann nehmen sie seinen Schädel und bilden daraus das Himmelsgewölbe mit vier Hörnern an den vier Ecken, unter denen je ein Zwerg steht, um das Gewölbe zu halten. Diese Zwerge wurden nach den vier Himmelsrichtungen benannt; austri (Osten), westri (Westen), nordri (Norden), sudri (Süden). Feuerfunken aus Muspellheim werden als Gestirne an den Himmel geheftet. Die Erde war rund und von tiefem Meer umgeben, dessen Strand die Riesen bewohnen sollen; um aber die Menschen vor ihnen zu schützen, wird aus Ymirs Brauen eine Burg, Miđgarđ, errichtet, die im Zentrum aller Welten liegt. Anschließend werfen die Brüder Ymirs Gehirn in den Himmel, woraufhin die Wolken entstehen (Grimm 1968:464f).
Auch die persischen Mythen von der Schöpfung schließen sich den nordischen von dem Hervorgehen der Welt aus Bestandteilen menschlichen Leibes an. In der persischen Version gilt gayōmard (phl.)/gayō.marətan- (aw.) als Ymirs Entsprechung. Gayōmard bedeutet sterbendes Leben und wurde von ohrmazd - als das sechste irdische Wesen - erschaffen. Dieser Urmensch war der Länge und Breite nach gleich und ähnlich wie Ymir von riesiger Gestalt. Zu berücksichtigen ist, dass der Mythos um ihn nicht zu den alten indoiranischen Mythen gezählt wird. Dennoch gilt die Entstehung des ersten persischen Urmenschenpaares mašē und mašyānē aus ihm, als der Beginn der Mythen um die Entstehung der menschlichen Rasse (Bahar 2002:49f). Denn aus seinem Körper und dem des persischen Urstiers evak dād, der mit der Urkuh Auđumbla gleichgesetzt werden kann, entspringt alles Leben. Zur Endzeit, fraš(a)gird (phl.)/frašō.kərətay- (aw.)(), stehen die Toten auf und gayōmard wird der Erste sein.
4.3. Das Urmenschenpaar
Die ersten Menschen Ask und Embla werden von Ođinn, Vili und Ve aus zwei Bäumen - Esche und Ulme - geschaffen, die vom Meer an den Strand geschwemmt wurden. Ođinn gibt ihnen als Luftgott Atem, Leben und Geist, Vili (Hœnir) als Wassergott klaren Verstand und Gefühl und Ve (Lođr) als Feuergott das warme Blut, das blühende Aussehen, die Sprache und das Gehör (Grimm 1968:465).
Ask und Embla leben in Midgard und aus ihnen geht das ganze Menschengeschlecht hervor. Auffallend an der nordischen Version ist, dass die Menschen aus bereits lebendigem Material (Bäumen) geschaffen werden. Ein ä hnlich biomorpher Vorgang ist in der persischen Mythologie zu verzeichnen. Als gayōmard stirbt - er soll vom finsteren Gegenspieler des ohrmazds, ahreman, getötet worden sein -, fällt sein Samen auf die Erde. Nachdem der Keim 40 Jahre in ihrem Innern gelegen hatte, entsprießt daraus ein Rhabarbergewächs mit zwei Stängeln und 15 Blättern. Die Stängel bilden das erste Urmenschenpaar, mašē(6)(aw.) und mašyānē und die 15 Blätter symbolisieren ihr Alter. Im Vergleich zur nordischen Vorstellung verleiht nur ohrmazd den beiden ersten Menschen Geist und Seele (Amuzegar 2001:49).
4.4. Der Weltenbaum
Als eine weitere analogiehafte Angleichung aus dem Bereich der belebten Natur kann der Weltenbaum aufgeführt werden. Die immergrüne Weltesche Yggdrasil aus der nordischen Mythologie soll der größte und schönste Baum aller Zeiten gewesen sein, der Himmel, Erde und Hölle miteinander verknüpft hat. Er hat drei große Wurzeln, die sich nach drei Enden ausbreiten; die eine schlägt nach dem Reich der Asen, Asgarđ, die andere nach hîrmÞursen - der Wohnstätte der Riesen - die dritte nach der Unterwelt also Niflheim. Unter jeder Wurzel quillt ein wunderbarer Brunnen; der himmlische Brunnen Urđarbrunnr, der Brunnen der Riesen Mîmsbrunnr und Hvergelmir, der höllische Brunnen, der das Wasser des Urwerdens führt. Seine Baumkrone trägt den Götterhimmel Asgard und ragt in diesen hinein. Auf der Krone des Weltenbaums wacht der heilige Hahn, Güldenkamm, der nach Feinden Ausschau hält. Am Ende der Weltperiode bricht der Weltenbaum zusammen, was zugleich das Ende der Götter und der Menschheit bedeutet (Grimm 1968:664).
In der persischen Mythologie entspricht gōkarn (phl.)/gaokərəna- (aw.) dem nordischen Weltenbaum. Gōkarn bedeutet Rinderhorn und wurzelt im mythischen Weltmeer frāxkard (phl.)/vouro.kaša (aw.). In pehlevischen Schriften wird er auch der weiße hōm genannt, der von kara, einem Fisch, bewacht wird. Den Überlieferungen zufolge konnte aus dem Fett der Kuh, hadayōš, sowie dem weißen hōm ein Elixir, anōš, gewonnen werden. Wer immer davon etwas zu sich nimmt, erlangt ewiges Leben, sei es durch Verhinderung des Alterungsprozesses oder durch Wiederauferstehung (Bahar 2002:116). Daher wird er auch der Baum des Lebens und der Unsterblichkeit genannt.
4.5. Die Gottheiten der Fruchtbarkeit
Die Symbiose von Fruchtbarkeit und Leben hat innerhalb der Mythen aller Völker einen festen Platz. Sowohl in der persischen als auch in der nordischen Mythologie wird dieses äußerst wichtige Element durch eine männliche und eine weibliche Gottheit dargestellt. In der nordischen Mythologie ist es Freyja, Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit. Der Freyja entspricht ardwīsūrā anāhīd, die altiranische Göttin des Wassers und der Fruchtbarkeit, die zu den yazata zählt.
Freyr, Zwillingsbruder der Freyja und neben Ođinn und Thôrr einer der Hauptgötter, stammt aus dem Göttergeschlecht der Vanen, ist vorrangig für die Fruchtbarkeit zuständig, kontrolliert aber darüber hinaus das Sonnenlicht, den Regen und den Frieden. Funktional ihm entsprechend ist tištar, ebenfalls ein Sternengott, der Regen und Fruchtbarkeit bringt.
4.6. Der Feuergott
Loki, der germanische Gott des Feuers und Bruder von Ođinn, stammt aus dem Göttergeschlecht der Asen und ist der personifizierte Unruhestifter und Betrüger. Als das Ragnarök, die Endzeit, anbricht, führt er die Armee des Bösen in die letzte Schlacht gegen die Götter. In diametralem Gegensatz zum germanischen Feuergott steht seine persische Entsprechung ādur; er gilt als Licht der Wahrheit und Spender von Trost und Weisheit. Er ist der göttliche Funke im Menschen. Loki entspricht in seiner Funktion eher ahreman; beide sind von göttlicher Abstammung, beide führen die Welt ins Verderben. Der einzige Unterschied zwischen den beiden besteht in ihrem Aussehen. Loki ist von schöner Gestalt, wohingegen ahreman hässlich ist und dem Bild eines göttlich Geborenen nicht entspricht.
4.7. Das Ende der Weltperiode
Das Ende der Weltperiode wird in der nordischen Mythologie mit aldar rök, ragna rök, oder auch ragna rökr und in der heutigen Zeit mit Ragnarök bezeichnet. Rök und rökr bedeutet Dunkelheit, rök rökra in gesteigertem Ausdruck die größte Finsternis. In dieser Zeit brechen bis dahin in Bann gehaltene böse Wesen los, u.a. die Kinder Lokis; der Fernriswolf, Hel und die Schlange Jörmungand. Ođinn verbannte einst Hel in die Unterwelt, Jörmungand wurde in den Ozean geschleudert, wo er durch das Eis brach und in die Tiefe hinab sank und der Fernriswolf bekam eine magische Fessel und wurde so gefangen gehalten (Ammermann 2003).
Zum Weltende verschlingt ein Wolf die Sonne, ein anderer den Mond. Die Sterne fallen vom Himmel, die Erde bebt. Die Weltschlange Jörmunganđr hebt sich aus dem Gewässer und befreit den Fernrisǔlfr. Loki führt die Hrîmthursen und das Gefolge der Hel herbei. Unter anderem kämpft Ođinn gegen Fernrisǔlfr, Thôrr gegen Jörmunganđr und Tŷr gegen Gamr, den größten und ungeheuersten Hund. Überall unterliegen die Götter (Grimm 1968:680). Der Flammenriese Surtr schleudert mit seinem Flammenschwert das Feuer von Muspellsheim in alle Winkel der Erde und vollendet die Zerstörung, der auch er nicht entgeht. Nach dem Weltenbrand erhebt sich aus dem Meer eine neue, schönere Erde, mit verjüngten Göttern, die wiederum Aesir heißen. Zwei Menschen, die Frau Lif und der Mann Lifthrasir, die den Ragnarök überlebt haben, bauen die Welt wieder auf. Nach und nach kommen weitere Überlebende zum Vorschein; Vidar, der stille Gott, Wali ein Sohn Ođinns, Magni und Modi, Söhne Thôrrs sowie Vili, Ođinns Bruder. Balder, der Lichtgott und Höđr, sein blinder Bruder - beide Ođinns Söhne - werden wiedergeboren. Diese sieben Götter bauen die Wohnstätte der Götter auf, die sie Gimli nennen (Garvens 2003).
Dem Ragnarök entspricht fraš (a)gird (phl.)/frašō.kərətay (aw.). In dieser Zeit - nach dem Ende der 12000 Jahre andauernde Weltperiode der persischen Mythologie - wird die Welt, aus der alles Schlechte getilgt ist, neu erschaffen. In dieser Endzeit werden die Götter die Dämonen besiegen, die Toten werden auferstehen, zunächst gayōmard, dann mašē und mašyānē und schließlich alle anderen je gestorbenen. Das Ergebnis des letzten Kampfes wird eine geläuterte Welt ohne das Böse sein (Bahar 2002:41 u.115).
Wie dem kontrastiven Vergleich der persischen und nordischen Mythologie entnommen werden konnte, bestehen trotz Divergenzen - die sich vor allem in der Namensgebung widerspiegeln - doch beträchtliche Parallelen, was die Motive anbelangt. Bahar führt in seinem Buch "adjan-e asemani" die Gemeinsamkeiten, die zwischen den mythischen Vorstellungen bestehen, vorwiegend auf den Einfluss mesopotamischer Kultur zurück. Da vor 5000 Jahren die Sumerer in Mesopotamien lebten, liegt es nahe, dass unter mesopotamischer Kultur zuvörderst die sumerische Kultur gemeint ist. Um 4000 v. Chr. fand die besagte Kultur vorwiegend in Persien rasche Verbreitung und ist von da aus bis nach Zentralasien vorgedrungen. Ab Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. bis zu Anfang des 3. Jahrtausends erreichte sie von Zentralasien aus Nordchina sowie deren Nachbargebiete. Von den nordöstlichen Gebieten Mesopotamiens erreichte sie Kleinasien und drang bis zum Balkan und schließlich in den Süden Russlands vor. Vom Osten her beeinflussten sie um 4000 v. Chr. die ägyptische Kultur. Ägyptische Bauten aus dieser Zeit weisen eindeutig sumerische Spuren auf. Denn die Erfindung des Ziegelsteins geht auf die Sumerer zurück. Auch die Schrift - nicht die Art des Schreibens - ist eine sumerische Erfindung, die von den Ägyptern übernommen wurde. (vgl. Bahar 2001:16f)
Als Brückenköpfe für die ersten Schritte auf dem Weg zur interkulturellen Annäherung der verschiedenen Glaubensvorstellungen, gelten vor allem Handelsbeziehungen, die im Orient florierten. Ausgrabungen zeugen nicht nur von der Kunstfertigkeit der sumerischen Handwerker. Funde haben ebenfalls bewiesen, dass sie wahrscheinlich um 3500 v. Chr. die ersten Fahrzeuge mit Rädern herstellten und zu den frühesten Erfindern der Schrift gehörten. Ihre Inschriften überliefern u.a. Vereinbarungen zwischen Kaufleuten (vgl. Bullok 1986:20f). Während der 3. Dynastie von Ur stand Sumer auf dem Gipfel seiner Macht. Der Handel mit fremden Ländern blühte in Mesopotamien und brachte Reichtum. "In der kleiner und enger werdenden Welt des vorderen Orients wurden Kontakte zwischen Stämmen unterschiedlicher religiöser Orientierung und vor allem interethnische Überschichtungen von Menschengruppen verschiedenen Glaubens immer häufiger und gaben Anlass für Vergleiche zwischen dem je eigenen Glauben und der religiösen Orientierung der anderen" (Schauer 2003). Bei dem interreligiösen Vergleich, die vorwiegend auf der Funktionsebene bzw. dem Zuständigkeitsbereich der Götter erfolgte, konnte festgestellt werden, dass manche Götter einander sehr ähnlich waren. "Von einer derart weitgehenden Ähnlichkeit wurde nun abgeleitet, dass solche Gottheiten vielleicht eigentlich gleich seien, auch wenn sie verschiedene Namen trugen" (Schauer 2003). Man sah in ihnen keinen neuen Gott, sondern denselben in anderer Gestalt und mit anderem Namen. Wie es auch heute der Fall ist, wenn von Gott die Rede ist.
Der religiös-kulturelle Austausch kann nicht restlos auf die Handelsbeziehungen zurückgeführt werden, politische Faktoren nehmen gleichermaßen eine wichtige Rolle ein. Laut Assmann wurden Götternamen häufig zur Kodifizierung politischer Verträge herangezogen. "Verträge mit anderen Staaten müssen beeidigt werden, und die Schwurgötter beider Vertragspartner müssen kompatibel sein (...) Alle Verträge wurden bei den Göttern beider vertragsschließender Parteien beschworen" (Assmann 2003:12). Zu diesem Zweck bediente man sich häufig jener Götter, die in beiden Kulturen einen funktionsgleichen bzw. ähnlichen Status besaßen. Die Praxis der Götterübersetzung kann auf diese Zeit zurückgeführt werden, die sich nach Assmann (2003:12) bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. Herausgebildet hat. Denn allein dadurch konnte eine kulturelle Annäherung gewährleistet werden. "So entstehen Listen von Göttergleichungen, die schließlich bis zu sechs verschiedene Panthea miteinander korrelieren" (ebd.12)."
Auch religiös motivierte Kriege können zu den politischen Faktoren gezählt werden . So heißt es bei Gerstenberger: "Schon vor Sargon I. von Akkad(7) hatten einzelne sumerische Könige davon geredet, dass sie im Auftrag ihrer Gottheit die Fremdländer besiegen, bis ans westliche Meer vordringen und alles unter die Herrschaft des eigenen Gottes/der eigenen Göttin bringen wollten. Bei den akkadischen Königen (ca. 2300 bis 2100 v.u.Z.) gelingt die Großreichsbildung in einem erstaunlichen Maß. Sie rühmen sich, die ‚vier Weltenden’ und die ‚ganze Welt’ erobert und befriedet zu haben. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit behaupten Regierungen, die ganze geschaffene Erde im Namen und Auftrag der ursprünglichen Lokalgottheit (sei es Enlil, Inanna, später Marduk oder Assur) zu beherrschen. Die neue Erfahrung eines aus vielen Völkern und Stämmen, Regionen und Städten zusammengesetzten, aber in sich eine einheitliche Befehlsstruktur tragenden Weltreiches ist dann besonders durch die Assyrer (2. und 1. Jahrtausend v.u.Z.) propagiert worden. In zahlreichen und äußerst wortreichen Siegesinschriften feiern diese ‚Könige der Könige’ ihre Eroberungen." (Gerstenberger 2002:4)
Und schließlich haben auch soziale Faktoren maßgeblich zur Internationalisierung der Gottheiten beigetragen. "Die Religion fungierte als ein Medium der Kommunikation, nicht der Ab- und Ausgrenzung. Das Prinzip der Übersetzbarkeit von Götternamen diente dazu, den primitiven Ethnozentrismus der Stammesreligionen zu überwinden und die Kulturen zueinander in Beziehung zu setzen und transparent zu machen" (Assmann 2003:13).
Wie sich gezeigt hat, war die günstige Konstellation aus politischen, sozialen und religiösen Faktoren ausschlaggebend für die Vergleichbarkeit und schließlich Internationalisierung der Gottheiten. Mit ihnen begannen auch die Mythen um die Welt zu wandern. Wie Bahar (2001:17) in seinem Buch adjan-e asemani hervorhebt, "hat zwar jedes Gebiet trotz dem sumerischen Einfluss seine kulturelle Identität beibehalten können, dennoch waren in den nächsten Jahrtausenden genügend Gemeinsamkeiten vorhanden, aufgrund deren man sagen kann, dass sie ebenfalls über ein gemeinsames Kulturerbe verfügen."
Die gemeinsamen Schnittstellen, die innerhalb der Mythen unterschiedlicher Völker zu beobachten sind, sind keine Zufallsergebnisse. Wie wir gesehen haben, existierten damals vielfältige Formen zwischenstaatlicher Kommunikation. Die Einsicht in die funktionale Äquivalenz der Gottheiten und die daraus resultierende Feststellung, dass die verschiedenen Völker im Grunde dieselben Gottheiten, nur mit anderen Namen, verehrten, trug einst nicht nur zur Herausbildung dieser Kommunikation bei, mehr noch sie förderte eine interkulturelle Verständigung, die heute ihresgleichen sucht.
© Parvaneh Sohrabi (Teheran)
ANMERKUNGEN
(1) Im Bezug auf das Alter und die Entstehung der Mythen existiert wiederum kein Konsens. In Vollmers Wörterbuch der Mythologie wird eine Altersbestimmung gleichgesetzt mit dem Aufdecken des Alters und des Ursprungs des Menschengeschlechts selbst: „Wenn die Menschen, wie wir gesagt haben, so alt wie die Welt sind, dann wagen wir nichts, wenn wir die Behauptung aussprechen, dass die Mythologie ebenso alt ist. Denn die Reihen von Vorstellungen, welche den Inbegriff der Mythologie ausmachen, hängen unmittelbar mit dem geistigen Erwachen des Menschengeschlechts zusammen (Vollmer 1999:49).
(2) Meder, indoiranische Stämme, die vermutlich bereits Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. im Nordwesten des heutigen Iran siedelten; ihr Territorium hieß altpersisch Mada (Medien). Die Meder, deren Sprache der indogermanischen Sprachfamilie angehörte, waren sowohl ethnologisch als auch sprachlich mit den Persern verwandt. Sie hatten eine polytheistische Religion und eine Priesterkaste mit der Bezeichnung Magier (Mersch 2002).
(3) Die persische Sprache hat drei Sprachstufen erfahren. Die erste Sprachstufe umfasst nach Abolghassemi die Sprachen: Saka, Medisch, Altpersisch und Awestisch (aw.). Für die zweite Sprachstufe erfolgt die Unterscheidung der Sprachen nach regionaler Ansiedlung. Im Osten des Landes existierten die Sprachen: Baktrisch, Chotan, Soghdisch sowie Xwarazmisch; im Westen Parthisch sowie das Mittelpersische also Pehlevisch (phl.). Die dritte Sprachstufe bildet das Neupersische (vgl. Abolghassemi 2002).
(4) Mit Sicherheit haben die unterschiedlichen Lebensräume - bei den Nordgermanen der rauhe kalte Norden und bei den Festlandgermanen die milden mitteldeutschen Wald-, Seen- und Mittelgebirgsgebiete - Einflüsse auf die Lebensweise und die naturreligiösen Vorstellungswelten gehabt. Trotz vieler Übereinstimmungen in den Grundvorstellungen besteht ein beachtlicher Unterschied zwischen der nordischen und der südgermanischen Mythologie. Um 500 n. Chr. beginnt ein reger Sagen- und Mythenaustausch von Süd nach Nord. Viele Grundvorstellungen scheinen von den Südgermanen zu stammen. Beim Vergleich erscheinen die Göttersagen und Mythologien des Nordens wesentlich bildreicher, umfangreicher und poetischer. Grund dafür ist, dass die Veränderungen und spirituellen Vertiefungen der alten Stoffe, die die Skandinavier, Dänen und Isländer vorgenommen haben, das Werk von Dichtern sind und daher Kunstwerke. Die Götter der westlichen Festlandgermanen sind die eigentlichen deutschen Götter (Rautenberg 2003).
(5) Die ältesten Zeugnisse persischer Mythen umfassen indische, pehlevische, persische, arabische sowie awestische Quellen. Awestische Quellen wiederum umfassen nach Amuzegar (2001:7f) fünf Bücher: Yasna (Y.), der von kultischen Hymnen und Gebeten handelt. Die Gathas, die den ältesten Teil des Awestas (hl. Schriften der altpers. Religion) darstellen und als Zarathustras Hymnen gelten, machen 17 Kapiteln von insgesamt 72 Kapiteln des Yasnas aus. Die Nachträge des Yasnas werden visp-rad genannt, die aus 24 Kapiteln bestehen. Unter Yasht (Yt.) sind Hymen gemeint, die sich in 21 Kapiteln an die mythischen Gottheiten richten. Vandidad enthält praktische Anleitungen fürs Leben und setzt sich aus 22 Kapiteln zusammen. Xwardag schließlich ist eine Zusammenfassung des Awestas und umfasst Gebete.
(6) Als weitere, awestische Variationen zu mašē existiert mahlē/malhē/mišē/mihrē, wobei mihriyānē/mahliyānē sowie malhiyānē zu mašyānēs Entsprechungen gezählt werden (Bahar 2002:180).
(7) Um 3000 v. Chr. bestanden in Sumer eine Anzahl selbständiger Stadtstaaten (...), deren Herrscherdynastien um die Vorherrschaft kämpften, bis Lugalzaggesi von Umma (um 2360 v. Chr.) fast alle Stadtstaaten unter seiner Herrschaft zusammenfasste. Lugalzaggesi wurde von Sargon dem Herrscher von Akad (im Norden von Sumer), gestürzt (...) Sargon vergrößerte das akkadische Reich. Eroberte Syrien (...) und dehnte seine Herrschaft auf Assyrien im Norden und auf Elam von Sumer aus. (...) Später stieß der Akkaderkönig Naram-Sin (ca. 2334-2297) mit seinen Truppen nach Kleinasien vor. (Bullock 1986:20f)
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