Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 16. Nr. | August 2006 | |
8.4. Lehrerausbildung in der Europäischen Gemeinschaft: Eine Analyse der Strukturen und Visionen der Lehrerausbildung in den Europäischen Ländern | Teacher Training in the European Community: An Analysis of the Structures and Visions of Teacher Training in European Countries |
N. Zehra Berçin (Gazi Universität, Ankara, Türkei)
[BIO]
In diesem Beitrag werden die positiven und negativen Folgen der PISA - Studie im Hinblick auf das türkische Bildungssystem analysiert. Es geht um die Frage: Welche Voraussetzungen, Stadien und Prozesse soll ein türkisches Curriculum durchlaufen?
PISA ist die Abkürzung für "Programme for International Student Assessment" - Es ist bekanntlich eine Studie zum internationalen Vergleich von Schülerleistungen. Die Studie wird von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) durchgeführt.
Ziel des Programms ist es, in den beteiligten Ländern die Fähigkeiten und Fertigkeiten von 15jährigen Jugendlichen zu messen. Dabei kommt es weniger darauf an festzustellen, wie gut sie schulischen Anforderungen des jeweiligen Bildungssystems meistern. Es geht vielmehr darum, wie gut sie darauf vorbereitet sind, die Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Dieses Programm beabsichtigt also, in den beteiligten Ländern Kompetenzen von 15jährigen Jugendlichen zu erfassen, die im Alltag, in der Schule und im Beruf gebraucht werden. Siehe dazu im WWW: http://www.pisa.oecd.org und http://www.ipn.uni-kiel.de/projekte/pisa
Die untersuchten Fähigkeiten sind eine wichtige Voraussetzung für ein lebenslanges Lernen. PISA liefert damit Informationen über die Qualität des Lehrens und Lernens in unterschiedlichen Bildungssystemen.
In diesem Zusammenhang wird nun auf das türkische Bildungssystem eingegangen, wobei die Hauptprinzipien der PISA-Studie in Betracht gezogen werden.
In den letzten Jahren wurden in der Türkei wichtige Reformen eingeleitet und umgesetzt, die das Bildungssystem wesentlich verändert haben. Sie betreffen vor allem den formalen Aufbau des Schulsystems.
Das türkische Schulsystem ist stufenförmig aufgebaut und weitgehend durchlässig. In der Türkei können prinzipiell alle Stufen - bei Bestehen der entsprechenden Prüfungen - bis zur Hochschule durchlaufen werden.
Der formale Aufbau des Schulsystems differenziert sich in 4 Gruppen:
Vorschulerziehung
Grundbildung in Grundschulen
Gymnasien
Hochschulausbildung
Die Schulpflicht beginnt mit 6 Jahren, die Grundschule dauert 8 Jahre. Das ist eine der wichtigsten Reformen im türkischen Bildungssystem [Im vorherigen System waren es nämlich 5 Jahre]. Somit wurde auch die Mittelschule abgeschafft. Dazu im WWW: http://www.isoplan.de/mi/tr/tr3.htm
In der PISA-Studie 2003 war Mathematik der Schwerpunkt. Leseverständnis und Naturwissenschaften waren Nebenkomponenten.
Die Tests und Fragebögen der PISA-Studie 2003 wurden in der Türkei im Mai 2003 in sieben Regionen durchgeführt, indem 12 Grundschulen und 147 Gymnasium willkürlich bestimmt und insgesamt 4855 15jährige Schüler (geb.1987) geprüft wurden.
Die Türkei erreichte in Mathematik 423 Punkte, im Leseverständnis 441 Punkte und in Naturwissenschaften 434 Punkte, wo der OECD-Durchschnitt 500 Punkte ist. Die Türkei hat dieses Ergebnis zur Kenntnis genommen, aber um bessere Leistungen erreichen zu können, sollte zunächst der Ausgangspunkt bestimmt werden. Und dieser war, dass in den türkischen Lehrplänen keine Elemente wie Problemlösen, Intertextualität, Eigeninitiative und Kritikfähigkeit enthalten sind. Somit wurden Lehrpläne im Hinblick auf diese Gesichtspunkte nochmals bearbeitet. Von den Lehrern wird nun erwartet, den Unterricht schülerorientiert statt lehrerzentriert durchzuführen und statt Auswendiglernen, problemorientiertes Lernen anzubieten. Dazu im WWW: http://earged.meb.gov.tr/ 11.11.2005
Man soll sich natürlich auch die sozio-ökonomische Gründe für den Mangeln vor Augen halten. Diese sind Nachteile für die Türkei. Denn im Gegensatz zu Holland z.B. hat die Türkei 70 Millionen Einwohner, wovon ca. 20 Millionen Schüler sind, wobei Holland nur 16 Millionen Einwohner und 3,5 Millionen Schüler hat. Das nationale Einkommen beträgt in der Türkei pro Person 3000 Dollar (und pro Schüler ist dieser Betrag 390 Dollar), wobei dieser Betrag in Holland 25.000 Dollar beträgt (PISA 2003 Projesi Ulusal Ön Rapor, 2004).
Und welche Konsequenzen hat die Türkei aus der PISAStudie gezogen? Die Teilnahme der Türkei an der PISA-Studie hat im Allgemeinen positive Folgen gehabt :
Das türkische Erziehungsministerium hat damit die Gelegenheit gehabt, sich auf internationaler Ebene zu vergleichen und dadurch Selbstkritik zu ermöglichen.
Die Türkei hat durch die PISA-Studie festgestellt, was an dem türkischen Bildungssystem mangelt und hat somit angefangen sich zu verbessern, indem sie das Curriculum an den Schulen neu konzipiert und entwickelt hat. Dazu im WWW: http://earged.meb.gov.tr/ 11.11.2005
Zu den Resultaten kann gesagt werden:
Nach der PISA-Studie hat die Türkei folgende Massnahmen getroffen; worin die Lehrerausbildenden Pädagogischen Fakultäten eine bemerkenswerte Rolle spielen:
Das Curriculum soll konstruktiv sein. D.h., das Individuum soll das Wissen auch mit und in seiner Umwelt aktivieren können.
Aktives Lernen. D.h. schülerzentrierter Unterricht.
Transfer zwischen Grund- und Subdisziplinen. D.h.: Gesundheitskultur, aktiv sein, Sonderpädagogik, berufliche Karriere, Menschenrechte sind Grunddisziplinen. Diese sollen mit den Subdisziplinen wie Türkisch, Mathematik, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Technologie in Beziehung gesetzt werden.
Die Beziehungen und Bedürfnisse zwischen den Fächern werden konkretisiert.
Aus- und Bewertung der Schülerleistungen werden von einem Prozess abhängen, worin sich auch die Schüler beteiligen. So werden sie die Gelegenheit haben, sich selbst zu bewerten und eigene Entwicklungsebene zu bestimmen.
Dazu: http://earged.meb.gov.tr/11.11.2005 (Selçuk,2005:50-56).
Daher kann abschließend festgehalten werden, daß die Türkei sich bemüht, trotz der ökonomischen und soziodemographischen Probleme die besten Voraussetzungen für ihre Individuen zu schaffen.
© N. Zehra Berçin (Gazi Universität, Ankara, Türkei)
QUELLEN
SELÇUK, Ziya: "Milli Eğitim Bakanlığı Tarafından Gerçekleştirilen Müfredat Değişimlerinin Eğitim Fakültelerine Yansımaları", Gazi Üniversitesi Gazi Eğitim Fakültesi : Eğitim Fakültelerinde Yeniden Yapılandırmanın Sonuçları ve Öğretmen Yetiştirme Sempozyumu Bildiri Özetleri Kitabı, 22-23-24 Eylül 2005, Ankara. S.50-56.
T.C. Milli Eğitim Bakanlığı : PISA 2003 Projesi Ulusal Ön Rapor, Ankara. Aralık 2004.
http://earged.meb.gov.tr/ 11.11.2005
http://www.isoplan.de/mi/tr/tr3.htm
http://www.ipn.uni-kiel.de/projekte/pisa
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