Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. März 2006
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Das Konzept der Salzburger Fachhochschule

Erhard Busek (Wien/Salzburg)
[BIO]

 

Österreich ist im Vergleich zu Deutschland mit der Schaffung der Fachhochschulen erheblich später dran gewesen. Lange Zeit war man der Meinung, dass man diese Einrichtung gar nicht brauche, wobei sich mit der Zeit herausgestellt hat, dass sie einen notwendigen Platz in einer berufsorientierten tertiären Ausbildung einnehmen. Nach mehr als zehn Jahren darf festgestellt werden, dass es sich um ein erfolgreiches Konzept handelt. Zunächst hat man einmal 10.000 Studierende angepeilt. Heute ist es ein Vielfaches davon, wobei neue Studiengänge aus dem Boden schießen. Es ist auch ein innovatives Konzept, weil man davon ausgeht, dass im fünfjährigen Rhythmus jeder Studiengang hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Notwendigkeit überprüft wird. Die Gestaltung und Durchführung geschieht in engem Kontakt, vor allem mit der Wirtschaft, aber auch in anderen Bereichen, wo die jungen Menschen in Hinkunft eine Beschäftigung finden sollen.

Das sehr erfreuliche Ergebnis ist, dass arbeitslose Fachhochschulabsolventen relativ selten sind. Das auf diese Weise auch verankerte Korrektiv führt dazu, dass es nicht nur eine Berufsorientierung, sondern auch eine gute Anwendungsorientierung gibt, die den notwendigen Wandel in der Gesellschaft, aber auch in Technologie und Wirtschaft berücksichtigt. Für Österreich interessant ist auch, dass es sich um ein sehr schlankes Gesetz handelt, so dass der autonome Spielraum und die Eigenverantwortung jeder Fachhochschuleinrichtung außerordentlich groß ist.

Die Fachhochschule Salzburg ist darauf ausgerichtet, Studiengänge anzubieten, die im regionalen Kontext auch Aussicht auf Zukunft und Erfolg haben. Sie ist in den Kompetenzfeldern Wirtschaft und Technik, Medien und Design, Gesundheit und Soziales angesiedelt und hat aus der Entwicklung heraus Schwerpunkte etwa im Bereich des Tourismus, aber auch im technischen und sozialen Bereich. Sie umfasst gegenwärtig neun Studiengänge, die ab Herbst 2006 durch sechs Gesundheitsstudiengänge ergänzt werden, die im nicht ärztlichen medizinischen Bereich eine sehr differenzierte Ausbildung anbieten. Das modulare Lehrangebot garantiert den Studierenden individuelle Flexibilität und ermöglicht eine spezielle Ausrichtung auf den steigenden Wettbewerb und den erweiterten EU-Arbeitsmarkt. Das vordringliche Ziel ist, neben der Vermittlung von Fachwissen die Förderung der persönlichen Potentiale und Fähigkeiten, verantwortungsbewusst, selbst organisiert und sozial kompetent zu handeln. Das gilt sowohl für Studierende, Lehrende als auch für die MitarbeiterInnen der zentralen Dienste. Es wurde inzwischen eine Vision entwickelt, die sich eine intensive Auseinandersetzung mit den Studierenden im Hinblick auf die künftige berufliche Tätigkeit zum Ziel gesetzt hat. Da heute damit zu rechnen ist, dass sich die berufliche Tätigkeit in einem Lebensbogen mehrmals wandelt, wird darauf Wert gelegt, quasi eine "entrepreneurship" als Grundhaltung zu vermitteln. Es mag das eine positive Version der "Ich-AG" sein, die zunehmend zur Notwendigkeit in den Berufsfeldern der heutigen Zeit wird. Damit sollt die Wettbewerbsfähigkeit, der unabdingbare Wissenstransfer durch Kooperation und die Erstellung einer Netzwerkfunktion gefördert werden.

Die Eigentümer der Fachhochschule Salzburg sind die Arbeiterkammer und die Wirtschaftskammer Salzburg, wodurch auch der Praxisbezug garantiert ist. Beide Institutionen wieder haben eine ambitionierte Grundsatzerklärung verabschiedet, die sich die Bildung als eine Voraussetzung für die weitere Entwicklung etwa im Sinne der Lissabon-Ziele vorgenommen hat. Die Fachhochschule selbst befindet sich in Umsetzung des Bologna-Modells und will zwischen 2006 und 2010 diesen ambitionierten Prozess abgeschlossen haben. Im lokalen Bereich hat man auch in den Wertvorstellungen eine Anleihe genommen. Von "Salzburg" hat man das Wort "Salz" entlehnt, wobei "S" für soziale Kompetenz, "A" für Avantgarde, "L" für Leistung und "Z" für Zukunft steht.

Die Fachhochschule Salzburg kooperiert eng mit der Forschungsstiftung Urstein, die im räumlichen Zusammenhang mit der Fachhochschule angesiedelt ist, die wieder einen Campus südlich von Salzburg bilden. Die gegenwärtigen Forschungsschwerpunkte sind Informationstechnologie, Zukunfts- und Innovationsforschung im Sozial- und Freizeitbereich sowie Holz- und Holztechnologie. Der letzte Bereich ist dadurch entstanden, dass in unmittelbarer Nähe des Standortes drei Studiengänge für Holz angesiedelt sind, die sich mit der Holzwirtschaft, dem Holzdesign und der Holzarchitektur beschäftigen. Die Fachhochschule Salzburg wird zu Beginn 2007 ca. 2.100 Studierende haben, verfügt über 100 hauptamtliche Lehrer und 350 Lektoren, vor allem aus den Bereichen der Wirtschaft, Unternehmen und Praxis.

Der bisherige Erfolg ist durch eine Reihe von Auszeichnungen und Anerkennungen für Absolventen gekennzeichnet. International ist die Fachhochschule Salzburg vernetzt, wobei in manchen Studiengängen die Reichweite sogar bis China geht, wobei studienspezifisch natürlich die Netzwerke ausgebildet sind.

Generell ist es Aufgabe der Fachhochschulen, zwischen dem sekundären Bereich, den Universitätseinrichtungen und der Berufswelt ihren Platz zu definieren. Das ist insofern dadurch erleichtert, dass es neben den Vollzeitstudiengängen auch Studiengänge für Berufstätige gibt, wodurch der ständige Konnex zur Praxis hergestellt ist. Der entscheidende Punkt des Fachhochschulwesens besteht in der Flexibilität sowie der Anwendungsorientierung, die das bestimmende Charakteristikum dieser Bildungseinrichtung ist.

© Erhard Busek (Wien/Salzburg)

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For quotation purposes:
Erhard Busek (Wien/Salzburg): Das Konzept der Salzburger Fachhochschule. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 16/2005.
WWW: http://www.inst.at/trans/16Nr/plenum/busek16DE.htm

Webmeister: Peter R. Horn     last change: 17.3.2006     INST