TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 17. Nr. März 2010

Sektion 1.4. New Multi-society and Cultural Integration in Asia and Europe | Die neue multikulturelle Gesellschaften und die kulturelle Integration in Asien und Europa
Sektionsleiterin | Section Chair: Rhie Hae Za (Kunsan National University, Korea)

Dokumentation | Documentation | Documentation


Pluralismus und Identität am Beispiel
der internationalen Arbeitsmigration in Korea

Noh, Hee-Jik (Korea) [BIO]

Email: nhj@hufs.ac.kr

 

I. Einleitung

Asien befindet sich in einem permanenten Wandel. Die Veränderungen in der Lebenswelt sind so umfassend, dass sie alle Bereiche der Existenz betreffen, auch Einstellungen, Haltungen, Formen des Umgangs mit der Umwelt. Das vollzieht sich vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Grenzüberschreitende Arbeitsmigration findet in Asien erst mit zunehmender Globalisierung im 21. Jahrhundert im nennenswerten Umfang statt. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung gewinnt die Ausländerbeschäftigung in Asien an Bedeutung.

Zu Beginn der 90er Jahre war in den meisten Ländern Asiens fast alles im schnellen Wandel begriffen. Die asiatische Staatengemeinschaft wandelt sich dramatisch. Ostasien ist zum neuen dynamischen Wirtschaftszentrum der Welt aufgestiegen. Zur Diskussion steht die Identität in der pluralistischen Welt. Dabei sollen vor dem Hintergrund der Globalisierung die typischen Besonderheiten aufgezeigt werden. Das Ziel der Untersuchung besteht vor allem darin, die verschiedenen Aspekte der Identität im Pluralismus aufeinander zu beziehen. In der vorliegenden Arbeit soll versucht werden, Pluralismus und Identität am Beispiel der Arbeitsmigration in der koreanischen Gesellschaft zu betrachten.

 

II. Ausländer im Pluralismus

Wir befinden sich in einem Globalisierungsprozess, der aus dem gesellschaftlichen Wandel nicht mehr wegzudenken ist. Im Zuge der Globalisierung kommt das Bewusstsein um eine zunehmend globale wirtschaftliche, politische und kulturelle Interdependenz zum Ausdruck. Es lassen sich weitere Folgen der Globalisierung diskutieren; beispielsweise wäre auf eine Ausbreitung dynamischer Lebensformen in der gesamten Gesellschaft hinzuweisen. Die Mobilität entwickelt sich zum beherrschenden Lebensstil im Zeitalter der Globalisierung. Man kann verschiedene Aspekte nennen, die sie bewirkt: Das ist eben der wachsenden Mobilität überhaupt eine Angleichung der Kulturen, die sich in den Verhaltensweisen des einzelnen ausdrückt.

Die Globalisierung bringt eine internationale Arbeitsmigration mit sich, woraus sich die Ausländerproblematik ergibt. Wer sich im Ausland aufhält, muss sich meistens an veränderte Bedingungen gewöhnen. Aber nicht nur die Natur, sondern auch die soziale Umwelt sieht anders aus und funktioniert nach anderen Prinzipien als zu Hause. Auch die Regeln des menschlichen Miteinanders unterscheiden sich je nach Kultur. Die Wertvorstellungen, Verhaltensnormen und -regeln weichen in vielen Aspekten voneinander ab. Die Menschen verhalten sich anders und der Kontakt mit ihnen gestaltet sich deshalb oft problematisch.

Betrachtet man Ausländer in einem Land genauer, so kann man feststellen, dass sie sich in eine fremde Kultur eingewöhnen müssen, so dass sie körperlich und psychisch belastet sind. Das gilt nicht nur für diejenigen, die längere Zeit im Ausland leben. Sie sind jeden Tag den fremdkulturellen Bedingungen ausgesetzt und müssen mit ihnen fertig werden. Wer sich längerfristig im Ausland aufhält, fühlt sich besonderen Belastungen ausgeliefert. Es stellt sich heraus, dass gerade diese Besonderheiten die gewohnte Lebenshaltung behindern. Um zufriedenstellende Sozialkontakte aufzubauen, bedarf es großer Anstrengungen, da das gewohnte Umfeld an Bekannten und Freunden nicht mehr zur Verfügung steht.

Man muss davon ausgehen, dass längerfristige Auslandsaufenthalte besondere physische Belastungen verursachen. Man kann diesen Stress mit dem Begriff des Kulturschocks umschreiben. Mit Kulturschock lassen sich also die spezifischen Anforderungen zusammenfassen, die Menschen erfahren, wenn sie sich an eine andere Kultur anpassen.(1) Der Kulturschock kann sich in verschiedenen Formen äußern: erhöhte Anspannung, Erregung, allgemeine Erschöpfung oder grundlose Ermüdung. Dabei könnte man auch psychische Symptome erkennen, die psychosomatisch bedingt sind. Man denke an psychosomatische Störungen, die sich im Alltag einstellen. Die Palette spannt sich von Kopfschmerzen über Muskelverspannungen bis zu anderen körperlichen Beschwerden. Es lassen sich verschiedene psychische Belastungen feststellen, die sich in Gefuhlen wie Enttäuschung, Einsamkeit, Angst oder Verzweiflung äussern, welche sich in schlimmsten Fällen bis zur Depression steigern können.

Je nach Schweregrad der Belastung durch die äußeren Bedingungen artikuliert sich der Kulturschock individuell unterschiedlich. Es kann nur eine erfolgreiche Anpassung gelingen, wenn man verschiedene Voraussetzungen erfüllt. Wer im Ausland lebt, muss eine persönliche Fähigkeit zur Stressbewältigung entwickeln. Außerdem muss er die Eigenheiten des Gastlandes zu schätzen lernen und positive Sozialkontakte aufbauen. Andernfalls könnte die individuelle Belastung so hoch sein, dass er den Aufenthalt abbrechen muss. Falls es nicht gelingen sollte, könnte er verschiedenen Krankheiten ausgesetzt sein.

Man kann überall in der pluralistischen Welt auf Ausländer stoßen. In Asien kann man viele Ausländer verschiedener Herkunft antreffen, da sie mit der Globalisierung hoch gefragt sind. Die asiatische Wirtschaft boomt. Asien präsentiert sich in glänzender Form. Korea befindet sich im radikalen Umbruch. Das gilt für fast alle Gebiete. Die sozialgeschichtliche Entwicklung Koreas ist gekennzeichnet durch eine weitreichende Umwälzung der ganzen Gesellschaft. Der sozioökonomische Wachstums- und Transformationsprozess der Globalisierung prägt wie kein anderes Phänomen die sozialgeschichtlichen Gegebenheiten.(2) Es lohnt sich, die internationale Arbeitsmigration am Beispiel Koreas unter die Lupe zu nehmen. Die ausländischen Arbeitsmigranten sind vom koreanischen Arbeitsministerium in den Entsendeländern angeworben worden. Mittlerweile haben sie sich in der koreanischen Gesellschaft eingelebt. Man muss davon ausgehen, dass der Aufenthalt der ausländischen Arbeitsmigranten ein vorübergehendes Phänomen ist. In Bezug auf die internationale Arbeitsmigration lässt sich in Korea eine Entwicklung beobachten, die einen internationalen Maßstab angenommen hat. Die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung hat die Wanderung und Migration der Bevölkerung auf dem internationalen Arbeitsmarkt zur Folge. Man kann die Entwicklung nicht einfach aufhalten oder rückgängig machen.(3)

Aufgrund der besonderen Bedingungen der Ausländerbeschäftigung befinden sich die ausländischen Beschäftigten in bestimmten Branchen in Korea. Die ausländische Bevölkerung nimmt eine niedrige Stellung gegenüber der einheimischen Bevölkerung ein, die auf derArt und dem Ansehen der beruflichen Tätigkeit beruht. Ausländer sind in den Bereichen eingestellt, die sich als unattraktiv entpuppen. Es stellt sich heraus, dass die Ausländer diejenigen Tätigkeiten übernommen haben, für die keine besonderen Qualifikationen erforderlich sind.

 

III. Auf der Suche nach Identität.

In der pluralistischen Gesellschaft wird man durch den Zustand der Verunsicherung bestimmt, der durch den Verlust eines abgesicherten Wirklichkeitsbezuges verursacht wurde. Die Erfahrung einer zerfallenen Welt und eines entsprechend dissozierten Ichs ist symptomatisch für das wachsende Bewusstsein der zeitgenössischen Generation.(4) Es stellt sich heraus, dass sich die bislang als gesichert geltenden Vorstellungen als nicht tragfähig erweisen. Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, damit fertig zu werden. Sie werden in eine Welt hineingeworfen, die aber ihrerseits keinen Halt bieten kann.

Man sieht sich in der Moderne in einen Zustand versetzt, der sich aus der Koexistenz verschiedener Wertordnungen und Wertordnungsfragmente in derselben Gesellschaft und somit des Nebeneinanders sehr unterschiedlicher Sinngemeinschaften ergibt.(5) Jener Zustand entwickelt sich selbst zu einem übergreifenden Wert für die Gesellschaft. Man spricht vom modernen Pluralismus. Der moderne Pluralismus relativiert die Wert- und Deutungssysteme. Es existieren keine Deutungen und Perspektiven mehr, die als allein gültig und richtig angenommen werden können. Es stellt den einzelnen vor zahlreiche Entscheidungsmöglichkeiten und vor die Frage, ob er sein Leben überhaupt richtig gestaltet.

Handlungen, die bisher als Selbstverständlichkeit angesehen wurden, müssen unter der Herrschaft des Pluralismus sinnkritisch betrachtet werden. Aufgrund der stärker problematisierten Identität bringt der Pluralismus einen für die Instandhaltung der Sinnwelt bedrohlichen Verlust an Selbstverständlichkeit mit sich. Der moderne Pluralismus stellt in seinen Verdrängungen der Selbstverständlichkeit von Handlungs- und Lebensorientierung die Grundbedingung für die Entstehung von Sinnkrisen dar.

Eine persönliche Identität entwickelt sich, indem man sie zu gesellschaftlichen Sinnbeständen in Beziehung setzt, also die Reaktionen und Vorstellungen der anderen als Spiegelbild des eigenen Verhaltens auffasst. Soll sich die Identität ohne Probleme entwickeln, sind bei gleichen Handlungen gleiche oder ähnliche Reaktionen der anderen notwendig. Peter Berger und Thomas Luckmann bezeichnen dies als die Notwendigkeit systematischer Inkonsistenz in Widerspiegelung des Handelns im Handeln anderer.(6) Ist diese Inkonsistenz nicht gegeben, kann es zu einer subjektiven Sinnkrise kommen. Die Inkonsistenz untergräbt die Selbstverständlichkeit der Handlung des Einzelnen und damit eine wichtige Sinngrundlage.

Die Sinnkrise hat, wie gesagt, im Bewusstsein ihren Ursprung. Das Bewusstsein des Einzelnen über sich ist seine Identität, die Art und Weise also, in der er sich selbst definiert, die Erfahrung seines Ich in einer spezifischen sozialen Situation. Identität bildet folglich einen unmittelbaren Bestandteil einer bestimmten Bewusstseinstruktur. Eine Sinnkrise ist stets eng mit einer Identitätskrise verbunden.

Die moderne Identität zeigt sich offen: Der einzelne bewegt sich durch viele unterschiedliche soziale Welten. Er wird mit verschiedenen Sinngemeinschaften konfrontiert und bekommt stets eine andere Art von Selbstverständlichkeit vermittelt.(7) Als Folge ist seine Identität nie abgeschlossen, sondern muss sich immer wieder aufs Neue formen. Auch ist die moderne Identität außerordentlich differenziert: Strukturen werden als labil und unverlässlich erlebt. Die institutionelle Ordnung verliert an Wirklichkeit, worauf der Einzelne beginnt, die Wirklichkeit in sich selbst zu suchen. Da die moderne Identität aber unabgeschlossen ist, kann sie den notwendigen Halt in der Wirklichkeit nicht in vollem Umfang gewährleisten; man denke nur an den Zustand der Selbstanonymisierung: den freiwilligen Rückzug eines Menschen aus der Gesellschaft.

Angesichts gegenwärtiger Globalisierungsprozesse erweist sich die moderne Identität als problematisch. Davon sind die ausländischen Migranten besonders stark betroffen. Es fällt den ausländischen Arbeitsmigranten sehr schwer, sich auf eine fremde Welt einzulassen. Die Erfahrungen der fremden Umwelt graben sich in die Tiefe ihrer Seele. Der Wirklichkeit fühlen sie sich ausgesetzt. Zunehmend verschlechtert sich ihr Gemütszustand. Hier liegt ein gestörter psychischer Zustand vor. Eine tiefe Identitätskrise stellt sich ein. Allmählich vereinsamen sie im fremden Land. Die Haltungen führen zu einer tiefverwurzelnden Ungewissheit der eigenen Existenz. Sie fühlen sich isoliert und entfremdet. Sie sind nicht in der Lage, sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden.

Es ist nun zu konstatieren, dass sich die ausländischen Arbeitsmigranten am Rande der Gesellschaft mühsam behaupten. So werden sie in einem Außenseitertum bestätigt. Sie grenzen sich gegen die Gesellschaft ab. Es stellt sich heraus, dass es ihnen immer schwerer für sie wird, zu sich zu finden, so dass sie sich mit der Wirklichkeit nicht zufrieden geben. Ihnen ist es nicht mehr möglich, mit der Wirklichkeit, die sich ihnen als unerträglich darbietet, fertig zu werden. Die ausländischen Arbeitsmigranten sind dem Realitätsdruck, der ob gewollt oder nicht auf ihnen lastet, schon lange nicht mehr gewachsen.(8) Sie können sich auf die neue Wirklichkeit nicht richtig einstellen. Daraus folgt, dass ihre seelische Verfassung die ständige Berufsarbeit überschattet.

 

IV. Ausblick auf einen gelungenen Fall

Asien befindet sich mitten in der Globalisierung. Ostasien entwickelt sich zur wirtschaftlichen Drehscheibe. Korea bereitet sich auf die Globalisierung vor. Um den wirtschaftlichen Stand zu halten, sollte sich Korea neuen Entwicklungen auf den Weltmärkten anpassen. Der Wirtschaftstandort lässt sich nur solange behalten, wie er optimal ausgerüstet ist. Das kann nur gelingen, wenn die Rahmenbedingungen für eine offene Gesellschaft geschaffen werden.(9)

Es zeigt sich, dass Korea in einer immer stärker verflochtenen Wirtschaft steht. Diese wirtschaftliche Verflechtung bietet neue Chancen für neue Perspektiven auf den Asienmärkten und damit auch für neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Korea besitzt das große Potential im asiatischen Raum. Nachdem das Land in verschiedenen Bereichen tiefgreifende Reformen vorangetrieben hat, präsentiert es sich als solide und in großen Teilen transparent. Auf dem koreanischen Arbeitsmarkt vollzieht sich ein dramatischer Wandel. Seit den 80er Jahren gilt es vor allem, Tausende von ausländischen Migranten aus Südostasien in den Arbeitsprozess einzugliedern. Gerade sie trugen maßgeblich zum Aufschwung der koreanischen Wirtschaft bei.

In Korea leben derzeit über 1 Million Ausländer. Der Kreis weitet sich von Amerikanern über Chinesen und Japanern zu Vietnamesen. Gelegentlich Spannungen, die im Alltag entstehen, werden durch Kollegialtät, Nachbarschaft und Freundschaften bei weitem aufgewogen. Viele koreanische Aussiedler aus den Ländern des früheren kommunistischen Systems, vor allem aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, sind nach Korea gekommen.

Korea ist zum dynamischen Land in Asien aufgestiegen. Korea ist stark auf offene Märkten angewiesen, da es sich immer stärker am Export orientiert. Dabei vollzieht sich die Öffnung zu anderen Kulturen. Im asiatischen Ausland hat der koreanische Kulturexport einen Siegeszug errungen. Koreanische Filme verdienen internationale Anerkennung. In den 1990er Jahren begannen sie, auf westlichen Filmfestivals Preise zu gewinnen. Die koreanische Kultur verbreitet sich im raschen Tempo in ganz Asien, so dass man die sogenannte koreanische kulturelle Welle spüren bekommen kann. Koreanische Kultur ist in ganz Asien hoch gefragt. Beispielsweise hat die koreanische Popkultur seit den 90er Jahren eine Hochkonjunktur, die bald nach ganz Asien ausstrahlte. Fernsehdramen haben es dem asiatischen Publikum angetan. Der Korea-Boom hat ganz Asien erfasst.(10)

Wer sich zum ersten Mal in Korea umschaut, kann feststellen, dass man durchaus gastfreundlich ist. Siegfried Genthe beschreibt in seinen Reiseschilderungen wie folgt: “Der Koreaner ist an und für sich ein sehr gutartiger, freigebiger, gastfreundlicher Mensch, der sein von Natur sehr lebhaftes Temperament lieber in ausgelassener Fröhlichkeit und gelegentlich einmal in trunkenem Übermut austobt, als in Zank und Streit, Lärm und Rauferei.”(11) Ungefähr ein hundert Jahre später hat ein deutscher Journalist hat bei der Fußballweltmeisterschaft 2002 seine Liebeserklärung an Korea zusammengefasst: “Die Menschen in den Straßen wirkten auf mich bei all ihrer Geschäftigkeit interessiert und offen.”(12)

In Korea hat man versucht, die Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsaufschwung zu verbessern. Die koreanische Regierung hat die Sicherung des wirtschaftlichen Wachstum und die reibungslose Versorgung der Wirtschaft mit Arbeitskräften als den vorrangigen Zweck der Ausländerbeschäftigung angesehen, die den wirtschaftlichen Erfordernissen Koreas unterzuordnen ist. Angesichts der neueren Entwicklungen muss über die einseitige Ausrichtung der Ausländerpolitik diskutiert werden, wobei sich die Hinwendung zur Integrationspolitik andeutet. Der Umfang der Ausländerbeschäftigung richtet sich nach der Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft.

Im Jahre 2005 ist in Korea ein neues Gesetz über Arbeitsgenehmigungen in Kraft getreten. Damit wurde zum ersten Mal eine Rechtsgrundlage für das Arbeitsministerium geschaffen, um Areitsmigranten zu schützen.(13) Laut dem Gesetz dürfen Migranten mit gültigen Visum maximal 3 Jahre im Land arbeiten. Es enthält außerdem in gewissen Umfang Bestimmungen zum Schutz der Grundrechte der ausländischen Arbeiter. Ausländische Arbeitsmigranten, die sich ohne gültige Papiere länger als vier Jahre im Land aufhalten, müssen aufgrund der neuen Rechtslage sofort abgeschoben werden. Arbeitsgeber, die ausländische Arbeitnehmer ohne gültige Ausweispapiere beschäftigen, müssen mit hohen Geldbußen rechnen.

Nach Angaben des koreanischen statistischen Amtes leben in Korea viele Arbeitsmigranten, die ohne gültige Papiere illegal einreisen und die sich länger aufhalten und niederlassen, ohne dass sie sich beim Einwohnermeldeamt anmelden. Viele von ihnen sind ohne Beschäftigung oder arbeiten für einen sehr geringen Lohn. Sie haben schlechte Arbeitsbedingungen, die sie hinnehmen müssen. Ausländische Arbeitsmigranten sind zudem weit verbreitetem Erfolgsdruck ausgesetzt, wobei sie schlecht bezahlt sind.

Man muss bedenken, dass die Ausländer für viele koreanische Betriebe unentbehrlich geworden sind. Die Betriebe selbst haben zunehmend Interesse an der Stabilisierung ihrer ausländischen Belegschaft, so dass die wachsende Einbindung der Ausländer in die soziale Infrastruktur Koreas unumgänglich wurde. Das Aktionsprogramm zur Ausländerbeschäftigung bringt die sozialen Zielsetzungen und den Integrationsgedanken zur Geltung. Dabei soll versucht werden, das unvermittelt anhaltende Interesse der Wirtschaft an der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer in Einklang mit ihrer angemessenen Eingliederung zu bringen. Gerade durch die zunehmende internationale Vernetzung der Wirtschaftsbeziehungen müssen sie die besonderen Belastungen in Kauf nehmen. Bei einem berufsbedingten Auslandsaufenthalt werden die Arbeitsmigranten intensiv mit unbekannten Denk- und Verhaltensweisen ihrer Kontaktpersonen konfrontiert. Man muss alles tun, um die individuelle Belastung durch Auslandsaufenthalte zu minimieren und die Eingewöhnung in der Gastkultur zu erleichtern.

Es hat sich herausgestellt, dass sich die Arbeitsmigranten in Korea gelegentlich in verschiedenen Krisensituationen befinden, was auf die besondere Minderheitenstatus in Verbindung steht. Daraus ergeben sich verschiedene Probleme, z. B. die Abwehr der Konfliktlagen aus der Marginalität. Entscheidend ist, dass die Ausländerbeschäftigung und die Anwesenheit der ausländischen Arbeitsmigranten sich unmittelbar den Bedürfnissen des koreanischen Arbeitsmarktes anpassen müssen. Die Religionsgemeinden tragen entscheidend dazu bei, die Problemen, die aus der Konfliktsituation entstehen, aufzufangen, indem sie dafür sorgen, dass die Ausländer sich wohl fühlen.(14) Sie reichen nicht aus, um die Ursachen der Schwierigkeiten zu bekämpfen. Man muss alles daran setzen, dass sie menschenwürdig behandelt werden.

Man muss die Belange ausländischer Mitbürger auf nationaler Ebene wahrnehmen. Es empfiehlt sich dringend, sich mit Konzeptionen und Einzelfragen der Ausländerpolitik zu befassen und dazu Gespräche mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen zu führen. Es werden  Ansprechpartner gesucht, die sich für die Ausländerproblematik engagieren. Man sollte  gesellschaftliche Gruppen und Organisationen ins Leben rufen, die sich für ausländische Arbeitsmigranten einsetzen. Darüberhinaus sind alle Mitbürger dazu aufgefordert, sich an den Angelegenheiten für ausländische Mitbürger zu beteiligen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die verschiedenen politischen Maßnahmen nicht darauf aus sind, den besonderen Minderheitenstatus der Ausländer anzuerkennen, was dazu führen kann, dass sie sich dauerhaft aufhalten. Sie sind hauptsächlich darauf ausgerichtet, dass sie spezielle Probleme bewältigen oder kurzfristig Konfliktlagen abwehren. Derzeit mangelt es an Konzeptionen, in denen der Aufenthalt für die Arbeitsmigranten gewährleistet werden soll, wobei man die beruflichen Qualifikationen für ausländische Arbeitsmigranten fördert, damit sie sich im fremden Land orientieren können. Man muss praktische Maßnahmen ergreifen, die unter Erhalt der kulturellen Eigenständigkeit die Ausländerpolitik für die Minderheiten verfolgen würde.

 

V. Schluss

Asien hat seine wirtschaftliche Potentiale bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Der atemberaubende Aufstieg der asiatischen Wirtschaftsmächte ist nicht aufzuhalten. Dabei vollzieht sich die internationale Arbeitsmigration am Horizont einer Globalisierung. Korea steht im Zug eines radikalen Umbruchs auf dem Arbeitsmarkt, so dass es die Arbeitsmigranten aus den asiatischen Ländern kräftig anzieht. Dieser Wandel ist nur zu verstehen, wenn man die Mentalität der Menschen, ihre kulturelle, religiöse und geschichtliche Tradition in Betracht zieht.

Korea hat seine Offenheit gegenüber Ausländern durch die Aufnahme von Arbeitsmigranten verschiedener Herkunft bewiesen. Es hat sich als ein Vorreiter bei der Freizügigkeit in Asien ausgewiesen. In Korea hat sich gesellschaftliche Solidarität und kulturelle Identität bereits vor der Industrialisierung herausgebildet. Aufgrund der langen Tradition von Multireligiosität lässt sich Korea als ein Beispiel für den Umgang mit gesellschaftlichem Pluralismus auf internationaler Ebene präsentieren.

 

 

Literaturverzeichnis

 


Anmerkungen:

1 Jeder hat bestimmte Vorstellungen davon, warum sich Menschen so verhalten, wie sie es tun. Man kann sich vergegenwärtigen, was sie dabei denken oder welche Gefühle sie sich herumtragen können. Man ist stark darauf angewiesen, sich ein Bild von den Ereignissen, der Umwelt, zu machen, um richtig reagieren zu können. Dabei braucht man ein bestimmtes Bild von anderen Menschen, um sich richtig in das Sozialgefüge einzuordnen. Wer sich in einem fremden Land lebt, benötigt ein der fremden Kultur angemessenes Orientierungssystem, was man gezielt durch ein Training lernen soll.
2 Vgl. Robert Elegant: Zukunft Fernost. Das asiatische Jahrhundert hat schon begonnen. Heyne. 1993.
3 Vgl. Kim Doo-Sub/Kim Cheong-Seok(Hg.): The population of Korea. Korean National Statistical Office. Daejeon 2004. Korean Information Service(Hg.): Tatsachen über Korea. 2. überarbeitete Ausgabe. Seoul 2000.
4 Vgl. Walter Schulz: Der gebrochene Weltbezug. Pfullingen 1994. Ders.: Subjektivität im nachmetaphysischen Zeitalter. Pfullingen. 1992.
5 Vgl. Peter Berger, Brigitte Berger, Hansfried Kellner: Das Unbehagen in der Modernitat. Frankfurt a. M., New York 1975.
6 Vgl. Peter Berger/Thomas Luckmann: Modernitat, Pluralismus und Sinnkrise. Gutersloh 1995.
7 Es sei deutlich darauf hingewiesen, dass die Erfahrung der Unsicherheit die moderne Befindlichkeit kennzeichnet. Dieser Zustand der Unruhe, der ein allgemeines Zeichen der Zeit darstellt, zeigt sich im Hin und Her zwischen Welt und Ich, die nicht mehr Orientierung vermitteln kann. Dahinter verbirgt sich die Grundfigur der Aporie, eines zunehmenden Sinnlosigkeitsverdachts. Die sich immer mehr verschärfenden existentiellen Erfahrungen drucken sich im Leiden an der Entfremdung in einer fremden Welt aus. Die Menschen sehen sich unbestimmten Prozessen ausgeliefert, die selbst nicht mehr von einem Bewusstsein gelenkt sind. Sie erfahren sich als machtlos gegenüber der Wirklichkeit, die ihnen als etwas Negatives entgegentritt. Angesichts dieser Verhältnisse verkehrt sich das Projekt einer freien Selbstentfaltung ins Gegenteil. Die kann sich nicht mehr verwirklichen. Die erfahren die Wirklichkeit als eiin Äußeres, das ihr Handeln begrenzt.
8 Die ausländischen Migranten könnten das Gefühl haben zu verlieren, so dass sie tief in Depressivität versinken, der sie nun nicht mehr zu entkommen vermögen. Sie geraten in immer größere finanzielle Bedrängnis. Falls sie sich nicht gut einleben, häufen sich die krankhaften Symptome wie Angstzustände, so dass es zu einer geistigen Krise kommen könnte. Das innere Leid wirkt auf das Leben der ausländischen Arbeitsmigranten. Bei ihnen herrscht eine von Angst geprägte moderne Befindlichkeit vor. Dabei spielen die Lebensumstände eine wesentliche Rolle, die sich als Erfahrungshintergrund abzeichnen. Ausländer leiden am Leben überhaupt, was sich zu unüberwindlicher Angst auswächst. Bei ihnen übersteigert sich das Gefühl der Isolierung. Sie treten nicht in Beziehung zur Welt, so dass sie sich dadurch in völliger Anonymisierung verlieren.
9 Vgl. Siegfried Keil/Jens Jetzkowitz/Matthias König(Hg.): Modernisierung und Religion in Südkorea. Weltforum Verlag. München Köln London 1998.
10 Vgl. Marion Eggert/Jörg Plassen: Die kleine Geschichte Koreas. Becksche Reihe. München 2005. Thomas Kern/Patrick Köllner(Hg.): Südkorea und Nordkorea. Einführung in die Geschichte. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Campus. Frankfurt a/M New York 2004.
11 Siegfried Genthe: Korea. Berlin 1905, S. 132-133. Vgl. Sylvia Bärtel: Siegfried Genthe. Korea-Reiseschilderungen. Judicium München 2005.
12 Rainer Holzschuh: Liebeserklärung an ein Land. In: Wie ich Fußball-WM in Korea erlebte. Hg. Presse-und Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea. Seoul 2002, S. 174.
13 Beispielsweise hat Deutschland verschiedene Maßnahmen für die ausländischen Mitbürger ergriffen. Das Zusammenwachsen der EU und des Westens, die Auflösung des Ostblocks sowie die Zuwanderung aus asiatischen und afrikanischen Ländern bringt eine deutliche Zunahme von Ausländern verschiedener Herkunft in Deutschland mit sich. Vgl. Wolfgang Benz: Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 2. Wirtschaft. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe. Fischer Taschenbuch Verlag. Frankfurt a/M 1995. Presse-und Informationsamt der Bundesrepublik Deutschland(Hg.): Tatsachen über Deutschland. Societät-Verlag. Frankfurt a/M 2000.
14 Vor allem die Wohlfahrtverbände wie Arbeiterwohlfahrt, Caritas und Innere Mission sowie die christlichen und buddhistischen Gemeinden haben versucht, mit ausländischen Arbeitsmigranten Kontakt aufzunehmen. Sie haben sich vorgenommen, dafür zu sorgen, dass sie sich zurechtfinden.

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For quotation purposes:
Noh Hee-Jik: Pluralismus und Identität am Beispiel der internationalen Arbeitsmigration in Korea - In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 17/2008. WWW: http://www.inst.at/trans/17Nr1-4/1-4_noh17.htm

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