Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 17. Nr. | März 2010 | |
Sektion 2.1. | Sprachen und kulturüberschreitende Vorstellungsbildungen Sektionsleiter | Section Chair: Csaba Földes (Veszprém / Ungarn) |
Kulturhauptstädte Europas:
monokulturell, multikulturell, transkulturell
Ingrid Hudabiunigg (Bielefeld / Chemnitz, Deutschland) [BIO]
Email: hudabiunigg@phil.tu-chemnitz.de
I. Kulturhauptstädte Europas – der Rahmen der Gesetzgebung
Der Titel „Europäische Kultur(haupt)stadt“ wird durch ein Gremium der Europäischen Union in jedem Jahr einer anderen Stadt in Europa verliehen – so die gesetzliche Vorgabe. Die ursprüngliche Initiative dazu kam 1985 von der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri. Sie suchte angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung an die eigentlich einheitsstiftenden geistig-kulturellen Gemeinsamkeiten Europas zu erinnern. Die Initiative war aus einer weit in die Zukunft weisenden Vision entstanden. Diese Vision fokussierte die Städte, ihr kulturelles Erbe und ihre kulturelle Vitalität. Doch was ist ihr rechtlicher Rahmen?
1. Europäische Erklärung über die kulturellen Zielsetzungen
Im Jahre 1982 einigten sich die Kulturminister der EWG auf eine „Erklärung über die kulturellen Zielsetzungen“, welche das gesamte schützenswerte Erbe des Kontinents einbeziehen sollte. In ihr heißt es:
„Europa verfügt über ein wertvolles Erbe, das sowohl aus der Natur entstanden ist als auch von Menschen geschaffen wurde, es ist materiell ebenso wie immateriell, beweglich wie unbeweglich, künstlerisch und literarisch ebenso wie wissenschaftlich, es bildet die Grundlage seiner Besonderheit und ist wachsenden Gefahren ausgesetzt.“(1)
Eine nähere Definition dessen, was das „wertvolle Erbe“ beinhalte, welche Traditionen und kulturelle Überlieferungen schützenswert und welche vernachlässigbar seien, fehlt noch in dieser Erklärung.
2. Die Gemeinschaftsaktion „Kultur(haupt)städte“
Ein Jahr später kam es im Europäischen Parlament zur Entschließung über die „Verstärkung der Gemeinschaftsaktion im Bereich Kultur“ (Fanti-Bericht).(2) Darin wurde festgehalten, dass die Förderung der Kultur auf Gemeinschaftsebene „ eine der wichtigsten europäischen Ressourcen“ betreffe Ihre Förderung wäre eine Voraussetzung dafür, der „Gefahr eines kulturellen Zerfalls“ zu begegnen. Der Ministerrat wurde in dieser Entschließung aufgefordert, ein „Programm für die Entwicklung des kulturellen Lebens und der kulturellen Organisation in Europa“ zu erstellen. Auf dieser Grundlage konnte die Idee von Melina Mercouri Fuß fassen, in jährlicher Rotation, durch Beschlussfassung des Europäischen Parlaments und des Rates,(3) eine europäische Stadt zur Kulturhauptstadt zu ernennen. Die Gemeinschaftsaktion Kultur(haupt)stadt war geboren. Durch sie sollte die europäische Öffentlichkeit mit besonderen kulturellen Aspekten der jeweils erwählten Stadt, ihrer umgebenden Region und des betreffenden Landes vertraut gemacht werden.
Im Jahr 1990 beschloss der Ministerrat, der nach der Wende in Mittel- und Osteuropa veränderten politischen Situation Rechnung zu tragen. Entsprechend präsentierte die einmalige Aktion zum Millenniumsjahr 2000 unter neun Kulturhauptstädten auch zwei Städte des ehemaligen Ostblocks (Prag und Krakau).
In dem umfassenden Vertragswerk von Maastricht wurde im Jahre 1992 festgelegt, dass die Kultur in die Gestaltungskompetenz der zukünftigen Union aufgenommen und mit entsprechenden Richtlinien ausgestattet werden sollte.
3. Beschluss 1419/1999/EG
1999 konnte der sog. Kölner Gipfel der Staats- und Regierungschefs, unter deutscher Ratspräsidentschaft, ein umfassendes Kulturprogramm für die nächsten fünf Jahre verabschieden. Die Bedeutung der „Europäischen Kulturhauptstadt“ erhielt zusätzliches Gewicht. Der folgende verkürzt wiedergegebene Beschluss geht erstmals inhaltlich auf die Zielsetzungen ein.
Er gliedert sich in sechs Artikel, von denen für unsere Fragestellung besonders Artikel 1 und 3 von Relevanz sind. In ihnen wird einerseits in der „Europäischen Dimension“ impliziert, dass es Traditionen gäbe, die in Kunst und Kultur den Kontinent in besonderer Weise prägten Andererseits sollten künstlerische Innovationen europäische Kulturen mit fremden Kulturen in einen Dialog bringen.
Artikel 1
Die Gemeinschaftsaktion „Kulturhauptstadt Europas“ soll den Reichtum und die Vielfalt der europäischen Kulturen sowie ihre Gemeinsamkeiten herausstellen.
Artikel 3
Jede Bewerbung beinhaltet ein Kulturprogramm von europäischer Dimension, das sich im Wesentlichen auf die kulturelle Zusammenarbeit gemäß den in Artikel 151 EG-Vertrag vorgesehenen Zielen und Maßnahmen stützt.
Bei der Benennung wird angegeben, wie die benannte Stadt die Ziele a) „europäische Dimension“ und b) „Stadt und Bürger“ zu erreichen gedenkt:(4)
a. „Europäische Dimension“
b. „Stadt und Bürger“
- Herausstellen der den Europäern gemeinsamen künstlerischen Strömungen und Stile, zu denen die benannte Stadt einen Beitrag geleistet hat,
- Förderung von Veranstaltungen mit Kulturschaffenden aus anderen Städten der Mitgliedstaaten, die zu einer dauerhaften kulturellen Zusammenarbeit führen,
- Bekanntmachung der europäischen Öffentlichkeit mit Persönlichkeiten und Ereignissen, die die Geschichte und Kultur der Stadt geprägt haben;
- Gemeinsame Durchführung von Initiativen zur Förderung des Dialogs zwischen den europäischen Kulturen und den Kulturen in anderen Teilen der Welt
- Notwendigkeit der Entwicklung eines hochwertigen und innovativen Kulturtourismus unter angemessener Berücksichtigung der besonderen Aufgabe, die Wünsche der Besucher mit denen der örtlichen Bevölkerung in Einklang zu bringen;
- Wecken des Interesses der Bürger der Stadt und der umliegenden Orte an Innovationen im Kulturbereich der Kulturhauptstadt
4. Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates
über die Einrichtung einer Gemeinschaftsaktion zur Förderung der Veranstaltung „Kulturhauptstadt Europas“ für die Jahre 2007 – 2019(5)
Die Erweiterung der Union um zehn mittel-osteuropäische Länder am 1. Mai 2004 bedeutete auch, diese Länder am Verfahren zur Ernennung der Kulturhauptstadt zu beteiligen. Um jeder Gefahr eines Ungleichgewichts zwischen alten und neuen EU-Mitgliedern vorzubeugen, legte die Kommission einen Vorschlag zur Änderung von Beschluss Nr. 1419/1999/EG vor. Ihm zufolge gibt es immer zwei Kulturhauptstädte pro Jahr , eine aus einem alten und eine aus einem neuen Mitgliedsland. Davon abgewichen wird im Jahr 2010, wenn zum ersten Mal ein Land, welches nicht der EU angehört, zusätzlich eine Kulturhauptstadt stellen kann. Die Reihenfolge der Mitgliedsländer, die die Kulturhauptstadt im entsprechenden Jahr stellen werden, ist folgende: Vereinigtes Königreich und Norwegen(2008), Österreich und Litauen (2009), Deutschland, Ungarn und Türkei (2010), Finnland und Estland (2011), Portugal und Slowenien (2012), Frankreich und Slowakei (2013), Schweden und Lettland (2014), Belgien und Tschechische Republik (2015), Spanien und Polen (2016), Dänemark und Zypern (2017), Niederlande und Malta (2018), Italien und Bulgarien (2019).
In die Novellierung wurden auch Verbesserungsvorschläge, die aufgrund der Verfahrenskritik der Auswahljury, der Kommentare des Ausschusses für Kultur, Jugend, Bildung, Medien und Sport des Europäischen Parlaments und der von der Kommission in Auftrag gegebenen „Study on European Cities and Capitals of Culture and the European Cultural Months (1995 - 2004)“(6) entwickelt worden waren.
Die Kommission sprach sich für ein Verfahren aus, wonach die Mitgliedstaaten auf nationaler Ebene eine Binnenkonkurrenz interessierter Städte organisieren und danach entscheiden sollten, wie viele Kandidaten sie als aussichtsreich für den europäischen Auswahlprozess benennen würden.
Die Auswahljury wurde auf die Zahl von 13 Mitgliedern erhöht. Die Mitglieder werden jedes Jahr vom Europäischen Parlament (2),(7) vom Rat (2), von der Kommission (2) und vom Ausschuss der Regionen (1) sowie von jenem Mitgliedstaat (6) ernannt, der für das fragliche Jahr nennungsberechtigt ist. Die Mitglieder sollen unabhängige Experten sein, die über umfangreiche Erfahrungen im Kulturbereich oder auf dem Gebiet der Stadtentwicklung verfügen.
II. Europäische Stadtkultur: monokulturell, multikulturell, transkulturell
Im Titel „Europäische Kultur(haupt)stadt“ sind drei Begriffe eingeschlossen – Europa, Kultur, Stadt –, von denen jeder einzelne immer wieder zu kontroversen Diskussionen führt.
Immer wieder beschworen wird von Politikern und Medien die einigende Kraft der europäischen Kultur. Aber was sind ihre einigenden, somit konstitutiven und nicht nur marginalen Merkmale? Wie definiert sich Hochkultur im historischen Erbe europäischer Städte? Gibt es spezifisch europäische Stadtkulturen? Was sind ausschließlich europäische Alltagskulturen? Werden diese von bestimmten verschiedenen sozialen Schichten der europäischen Städte gelebt? Und werden vielleicht andere Alltagskulturen, die in denselben Städten gelebt werden, als nicht-europäisch stigmatisiert? Bei dem Versuch, auf solche Fragen zu antworten, ergeben sich rasch eine Reihe von begrifflichen Unbestimmtheiten, die durch Definitionen auszuräumen, häufig zu weiteren Kontroversen führen dürfte.
Europäische Kultur ist als Einheit mit einer begrenzten Menge von Merkmalen, die konstitutiv sind, nicht zu erfassen.(8) Was soll somit eine Europäische Kulturhauptstadt repräsentieren?
Was kann sie als „den Europäern gemeinsame künstlerische Strömungen und Stile“ präsentieren? Welche „Persönlichkeiten und Ereignisse“ , die „die Geschichte und Kultur der Stadt geprägt haben“, sollen bei der Bewerbung für den Titel angeführt werden, um als Kulturhauptstadt gegenüber den anderen Bewerberinnen erfolgreich zu sein?
Diese Problemlage wurde von einer Reihe von Experten parallel und unabhängig von der nationalen und übernationalen Beschlussfassung zur kulturellen Förderung der Städte erörtert. Schon in den ersten Jahrzehnten des europäischen Zusammenschlusses gab es eine Diskussion über das Problem, das sich durch den drohenden Verfall des reichen kulturellen Erbes, vor allem der Städte, stellte. So war in der „Europäischen Denkmalschutz Charta“(9) bereits festgehalten, dass das architektonische Erbe „unersetzlicher Ausdruck des Reichtums und der Vielfalt europäischer Kultur“ sei und dass „alle Staaten Europas“ für seine Erhaltung „zusammen stehen müssen“.(10) Notwendig sei das vor allem, weil dieses Erbe den Europäern das Bewusstsein einer „gemeinsamen Geschichte und Bestimmung vermittle“.(11) In diese Diskussion ging sehr bald die Kritik von Architekturtheoretikern auf, die einen wachsenden Identitätsverlust der europäischen Städte durch standardisierte Neubauten im Stadtkern, und am Stadtrand die hypertrophe Entwicklung von Siedlungs-, Gewerbe- und Dienstleistungszentren beklagen.
Shopping-Malls nach amerikanischem Muster lassen – so die Kritik – die Möglichkeiten für vielfältige Formen der Kommunikation und Interaktion vermissen, welche die historisch gewachsenen europäischen Stadtzentren besaßen. In ihrer Bauweise monoton und im Waren- und Unterhaltungsangebot austauschbar, bieten sie als bebauter Raum über die passive Rolle des Konsumierens hinaus kaum Möglichkeiten des Lebens für die Bürger. Für Gäste und Touristen aus In- und Ausland bieten diese keinerlei Anreiz für einen Besuch gerade dieser Stadt.
Wäre somit eine reine Restaurierung der Stadtkerne imstande, ein ausreichendes Gegengewicht zu bilden?
Tatsächlich hatte es schon in der politischen Aufbruchstimmung der 1970er Jahre Kritik an dieser Form der Restaurierung des als monokulturell aufgeladenen „Erbes“ der Städte gegeben. Nicht allein ästhetische Orientierung und Erhaltung der historischen Bausubstanz der Repräsentationsstätten sollten maßgeblich sein, sondern Kiez- und Alltagskulturen für die Stadtentwicklung beachtet werden. Denn eine weitere bedeutende Ursache des Verfalls und der Verwahrlosung der europäischenStädte wurde von Architekturtheoretikern in der unangemessenen Reaktion der Stadtplaner auf die zunehmende Bevölkerungsmischung gesehen, welche sich durch den millionenfachen Zuzug von Menschen aus den Ländern Südeuropas, des Maghrebs und der Türkei in die Industriestädte Mittel- und Nordeuropas ergaben.
Unangemessen deshalb, weil sie ethnische Homogenität in Wohnvierteln anstrebte und so unnötigerweise zwischen Eingesessenen einerseits und Immigranten und Übersiedlern andererseits mentale Grenzziehungen bestärkte, die eine integrative Weiterentwicklung des Stadtraums eher behinderten als beförderten.
Die Vorstellung von Multikulturalität, die in der Tradition Johann Gottfried v. Herders stehend, mit der Idee homogener, nach Separation strebender Kulturen operierte, war zunehmend als Gefahr angesehen worden, die Individuen in ihren Kulturen „gefangen zu setzen“(12) . Damit konnte leicht eine Legitimation gefunden werden, Differenz in der Privatsphäre von Familie, Freundschaft und Nachbarschaft zur Ungleichheit in der öffentlich-rechtlichen Sphäre zu perpetuieren und noch zu steigern. Diese Ausdifferenzierung der gesellschaftlichen Sphären in privaten und öffentlich-rechtlichen Sektor und der in ihnen gültigen Prinzipien geht auf ein Gesellschaftsmodell von Hannah Arendt zurück(13), in dem die Philosophin versucht, die Spannung zwischen universellen Prinzipien und partikularen Orientierungen in der modernen Lebenswelt auszubalancieren.
Aufgrund der distanzierten Beobachtung des Multikulturalismus und seiner negativen Folgen wurden neue Lösungswege gesucht, die in disziplinübergreifenden Diskussionen zu der Prägung des alternativen Konzepts der Transkulturalität führte Kulturelle Grenzen werden darin nicht als ein für allemal geschlossen gesehen Vielmehr werden sowohl die kulturellen Milieus der Eingesessenen wie die der Zuwanderer als schon in sich gespalten und heterogen erkannt.
Als integratives, nicht auf soziale und ethnische Separation bedachtes Kulturmodell versteht das transkulturelle Modell Kulturen als offene Einheiten, die vielfältig vernetzt sind.Die gegenwärtigen europäischen Kulturen sind – so der Ansatz – real durch ökonomische Verflechtung, Migration und erweiterte mediale Kommunikation miteinander verknüpft. Daher soll Stadtentwicklung und Stadtpräsentation Hybridisierung über kulturelle Grenzen zwischen dominierenden Kulturen und Subkulturen und zwischen sozialen Schichten, Religionen und Berufsgruppen nicht nur zulassen, sondern in ihren Zielvorgaben als möglich und sogar wünschenswert ansehen
Durch die sich dichter verknüpfenden Kommunikationsnetzwerke finden sich mehr und mehr Strategien auch im Bereich der Stadtplanung, die sich nicht mehr an einem Modell einer völligen kreativen Neuschöpfung eines einzelnen Künstlers und der Autarkie eines einzelnen kulturellen Milieus orientieren, sondern weniger markante Formen der Gestaltung bis hin zu parasitären und viralen Taktiken der Bauweise und Gestaltung städtischer Räume bevorzugen.
Die Skepsis an der Rolle des Autors und der einzigartigen kreativen Schöpfung eines Werks erfolgte ab den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Zeichen der zitatfreudigen Postmoderne in allen künstlerischen Bereichen Die Kritik an der Institution Museum, dem Kunstbetrieb und der als homogen empfundenen Geschichte der großen Meister der klassischen Traditionen (inklusive der klassischen Moderne) führte zu mehr und mehr Formen von Grenzüberschreitungen.
Man arbeitet in den letzten Jahren mit den Begriffen der Simulation und des Parasitären des französischen Soziologen und Medientheoretikers Jean Baudrillard, der mit diesen Konzepten den Zweifel am Original in einer sich vom denotativen Objekt lösenden Zeichenwelt deutlich machen wollte. Parasitäre Arbeiten halten sich häufig und mitunter kurzfristig – so Baudrillard - an der Grenze ihres Wirtsumfeldes auf(14). Die parasitäre Intervention intendiert eine Verschiebung der ursprünglichen Botschaft des parasitierten Objekts. Damit bewirkt es eine Veränderung unserer Wahrnehmung von einzelnen Kunstwerken oder ganzen Systemen. Dazu treten in den Diskurs von Kunst und Kultur heute verschiedene zusätzliche Konzepte kultureller Fusion, wie Amalgamierung (gleichmäßige Mischung), Konglomeration (partielle Übernahme) und Inkorporation ( vollständige Übernahme).
Kulturen haben heute – so die Botschaft der Postmoderne- keine homogene Gestalt. Neuschöpfungen kultureller Entitäten, die sich in keiner der Ausgangskulturen finden, können im Modell der Transkulturalität ihre Erklärung finden. Die neuen Kulturprodukte sind charakterisiert durch vielfältige Verflechtungen, Durchmischungen und Fusionen. So erzeugt Transkulturalität Vielfalt.
Transkulturalität bedeutet jedoch nicht Beliebigkeit von Normen und Werten im Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen in einem gemeinsamen Stadtraum. Das Konzept zielt darauf, kulturelle Unterschiede durch allgemein menschliche Werte zu transzendieren. Ein Wertekanon, wie das Bemühen um Frieden, die Einhaltung von Menschenrechten und das Bestehen auf Nachhaltigkeit im Umgang mit den begrenzten natürlichen Ressourcen bilden damit unabdingbar das Fundament für die Aktivitäten von Stadtverwaltungen und Planungskomitees
Die Einzelnen werden vor diesem Hintergrund zu Wanderern durch die Kulturen, zu Mittlern zwischen verschiedenen kulturellen und lebensweltlichen Zugehörigkeiten, die mit unvermeidlichen Diskontinuitäten und Diskrepanzen umzugehen lernen. Etwa notwendige kulturelle Grenzziehungen dürften sich in den binnendifferenzierten und demokratischen Bürgergesellschaften Europas und den Städten, in denen sie sich entwickeln, stets aufs Neue aushandeln lassen.
Die Europäische Kulturstiftung hat seit ihrer Gründung im Jahre 1954 immer wieder die Beschlussfassungen des europäischen Gesetzgebers kritisch begleitet und viele Vorschläge zu einer Kulturdefinition für ein Europa der Bürger erarbeitet. Aus den Treffen von Vertretern der deutschen Abteilung der Kulturstiftung mit Vertretern der Bewerberstädte Ungarns und Deutschlands vor der Auswahl der Kulturhauptstädte 2010 ( Vorsitz Prof. Dr. Olaf Schwencke) gingen auch Denkanstösse für Lösungswege zu kulturellen Spannungen in europäischen Städten hervor, die hier zum Abschluss wiedergegeben werden sollen:
„Die Kulturhauptstadt Europas hat sich als fähig zu erweisen, mittels kultureller Instrumentarien Lösungswege für gesellschaftliche Entwicklungsprobleme in Europa zu schaffen, die auch für andere Städte Beispielcharakter besitzen, insbesondere:
Dank:
Die Autorin dankt Olaf Schwencke und Edda Rydzy für die Möglichkeit der Teilnahme an den Treffen der deutschen Abteilung der Kulturstiftung mit Vertretern der Bewerberstädte Ungarns und Deutschlands vor der Auswahl der Kulturhauptstädte Europas im Jahre 2010.
Anmerkungen:
2.1. Sprachen und kulturüberschreitende Vorstellungsbildungen
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Webmeister: Gerald Mach last change: 2010-03-14