Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 17. Nr. | März 2010 | |
Sektion 2.10. | Kartosemiotik und geographisch-räumliche Abbildungen / Cartosemiotics and geographical images Sektionsleiter | Section Chairs: Alexander Wolodtschenko (Dresden) und Dmitry Zamyatin (Moskau) |
Was macht den Baum zum Baum?
Ein Beispiel semiotisch-prototypischer Kategorisierung
in großmaßstäbigen kartographischen Darstellungen
Florian Hruby (Universität Wien; Österreich) [BIO]
Email: florian.hruby@univie.ac.at
1. Problemstellung
Ein Blick in jüngere Fachpublikationen, die eine Zusammenschau der rund 40-jährigen kartosemiotischen Forschungsgeschichte bieten ( [SCHL-1999], [WOL-2002], [WOL-2006]), zeigt, dass die größte Aufmerksamkeit der Kartosemiotik Darstellungen in Form von Karten gilt, was auch im verwendeten Fachvokabular (z.B.: Kartensprache, map semiotics, ...) Ausdruck findet. Diese Fokussierung entspricht dem traditionellen Bekenntnis der Kartographie zur Karte als zentralem Erkenntnisobjekt dieses Faches [BOL-2002].
Da nun die Kartographie, wie jede Wissenschaft, nach Wissen strebt, und sich dabei konkret zum Ziel setzt, solche „ ... kartographische Darstellungen zu schaffen, aus denen jeder Benutzer eine richtige Wahrnehmung und danach auch eine möglichst zutreffende Vorstellung und Erkenntnis der ... Wirklichkeit gewinnt.“ [HAK-2002], kann sich das Fach nicht a priori auf die Karte als ideale Darstellungsform beschränken. Vielmehr gerät diese fachwissenschaftsgeschichtlich gewachsene Konzentration auf die Karte stärker unter Argumentationszwang, da die rasche technologische Entwicklung immer mehr alternative Darstellungsformen (z.B. Virtual-Reality-Modelle, Hypergloben) ermöglicht, für deren nutzbringende Anwendung das Theoriengebäude der Kartographie nur eingeschränkt praktische Anwendungsanleitungen gibt. Infolge dieses Missverhältnisses zwischen Theorie und Praxis kann die gegenwärtige Situation der Kartographie mit Koch prägnant skizziert werden: „Zweifellos ist die Technologie der Theorie heute deutlich voraus.“ [KOC-2004]
Der angesprochene Argumentationszwang der allgemeinen theoretischen Kartographie fällt auch auf die ebenfalls kartenlastige Kartosemiotik als Teildisziplin der Kartographie zurück. Entsprechend muss sich die Kartosemiotik fragen, ob sich mit ihren bisherigen Ansätzen, die sich vor allem der Analyse und Strukturierung bereits bestehender Modelle widmen, ihr eigenes Erklärungspotenzial bereits erschöpft hat, oder ob sie auch für moderne bzw. auch für zukünftige Technologien eine Basis bieten kann, auf der das konstatierte Ungleichgewicht zwischen Theorie und Praxis ausgeglichen werden kann. Entsprechend fasst auch Koch für die deutschsprachige Kartosemiotik zusammen: „In the German language area cartosemiotics has to date primarily been operating in an interpretivesense. It should therefore endeavour to contribute to the strengthening of applied research and its application together with new technologies in cartography.” [KOC-1999]
Vor dem Hintergrund der eben skizzierten Problematik und im Sinne des letztgenannten Zitats soll daher im weiteren Verlauf dieses Artikels versucht werden, auf semiotischer Grundlage eine allgemeine Theorie und Methode für eine möglichst zutreffende Darstellung der Realität zu entwerfen. Diese Theorie soll von der eingesetzten Darstellungstechnologie unabhängig und dieser daher prinzipiell voraus sein, was auch bedeuten muss, die fachfragenspezifische Verwendung dieser Technologien praktisch anleiten zu können. Angesprochener Praxisbezug soll am Beispiel der Objektkategorie Baum als roter Faden der folgenden Argumentation gesponnen und – auf Grundlage eigener empirischer Untersuchungen sowie unter kritischer Berücksichtigung entsprechender Signaturen ausgewählter historischer und moderner österreichischer Kartenwerke – illustrierend verwoben werden.
2. Darstellbarkeit und kartographische Kommunikation
2.1 Struktur des Darstellen-Könnens in der Kartographie
Beginnen wir die Suche nach einer technologie-unabhängigen semiotischen Theorie mit einer Modellierung des kartographischen Kommunikationsprozesses, für den sich gemäß der zu Beginn dieses Textes gegebenen Definition der Kartographie von Hake et al. drei Komponenten (kartographische Darstellung; NutzerInnen; Wirklichkeit) unterscheiden lassen: Diese drei Komponenten können in Form eines semiotischen Dreiecks dargestellt werden, worin die kartographische Darstellung dem Zeichenträger sowie die Wirklichkeit dem Referenzobjekt entspricht und den NutzerInnen verschiedene Bedeutungen vermittelt werden (vgl. Abb.1). Dass die Zugrundelegung einer solchen triadischen Semiotik der Kartographie angemessen ist, zeigt auch die Implikation des kartographischen Modellbegriffes, welcher mit der Unterscheidung in Primärmodell (Objektmodell), Sekundärmodell (Darstellungsmodell) und Tertiärmodell (Vorstellungsmodell) wiederum auf der hier vorgeschlagenen semiotischen Dreiecksstruktur aufgesetzt werden kann:
Abb. 1: Triadisches Zeichenmodell in heutiger Terminologie. Beispielhaft illustriert anhand der Objektkategorie „Baum“. Quelle: [NOE-2000], eigene Bearbeitung.
Die besonderen Vorzüge des in Abbildung 1 vorgestellten semiotischen Zeichenmodells erschöpfen sich jedoch nicht in einer Strukturierung des Prozesses kartographischer Vermittlung zwischen Realität und NutzerInnen durch eine Triade erster Ordnung. Vielmehr können auf Grundlage einer umfassenden theoretischen Begründung eines solchen triadischen Zeichenverständnises, wie wir sie vor allem bei Charles S. Peirce finden ([PEI-1998],[NOE-2000]), alle genannten Korrelate in sich, sowie in ihren gegenseitigen Beziehungen weiter gegliedert werden, so dass sich schließlich eine semiotische Typologie aller möglichen Zeichen ergibt. Diese Zeichentypologie umfasst also alle Möglichkeiten, innerhalb derer Kartographie Realität darstellen kann, hier sind aber nicht technische, sondern semiotische Darstellungsmöglichkeiten angesprochen, die a priori festgelegt werden können und unabhängig von der jeweiligen Darstellungstechnologie sind. Da eine vollständige Präsentation der angesprochenen Zeichentypologie den Rahmen dieses Artikels übertreten müsste, beschränken wir uns im folgenden auf einen Aspekt derselben, der für das hier vorgebrachte Anliegen eines praxisbezogenen Theorien- und Methodenentwurfs genügen mag und verweisen für eine vertiefende Lektüre nochmals auf Nöth [NOE-2000], Peirce [PEI-1998] sowie auf Pape [PAPH-1989], während sich eine kritische Gegenposition von Eco [ECO-2002] vertreten findet.
Der eben erwähnte Aspekt betrifft jene Relation, die für Peirce die grundlegendste [PEI-1932] und zugleich die von Semiotik und Kartographie meist beachtete [EAC-2004] Einteilung der Zeichen ist. Sie umfasst die Beziehung zwischen Zeichenträger und bezeichnetem Objekt, für welche sich Ikonizität, Indexikalität und Symbolizität als drei mögliche Modi des Objektbezugs unterscheiden lassen (vgl. Abb. 1). Diese Relation ist für die Kartographie deswegen von besonderer Bedeutung, da sie einerseits den Zeichenträger, d.h. die für die kartographische Gestaltung offene Darstellung, und andererseits die Realität, deren Erkenntnis ideal vermittelt werden soll, umfasst. Entsprechend dieser drei Beziehungsmodi kann Realität kartographisch entweder durch Ähnlichkeit (Ikonizität), kausale Abhängigkeit (Indexikalität) und/oder Konvention (Symbolizität) dargestellt werden. Andere Relation herzustellen, die nicht unter die genannten drei Modi fallen, ist (unter Voraussetzung der Peirce'schen Semiotik) nicht möglich; mit Ikonizität, Indexikalität und Symbolizität sind also alle Möglichkeiten, wie Kartographie Realität darstellen kann, beschrieben.
2.2 Vom Darstellen-Können zum Darstellen-Sollen
Um jedoch aus dieser allgemeinen semiotischen Grundlage des Darstellen-Könnens eine, die kartographische Praxis leitende Theorie des Darstellen-Sollens abzuleiten, ist es nötig, die drei Modi der Beziehung zwischen Zeichenträger und Referenzobjekt gegeneinander hinsichtlich der Ziele der Kartographie zu bewerten. Diesbezüglich ist zunächst zu betonen, dass allen drei der genannten Relationen spezielle Qualitäten aufweisen, die sie für einen kartographischen Einsatz unverzichtbar machen; man denke beispielsweise an die Verwendung von Namengut, dass nur in geschriebener oder gesprochener Form einer bestimmten menschlichen Sprache, d.h. durch Symbole wiedergegeben werden kann. Trotzdem scheinen unter Bezugnahme auf das eingangs zitierte Selbstverständnis der Kartographie, den NutzerInnen eine möglichst zutreffende Vorstellung der Wirklichkeit vermitteln zu wollen, vor allem ikonische Zeichen von besonderem Interesse für dieses kartographische Kommunikationsideal zu sein.
Folgende Gründe seien für die eben – in gedrungener Kürze – aufgestellte Schlussfolgerung vorgebracht, dergemäß für kartographische Zwecke eine möglichst ikonische Gestaltung erstrebenswert scheint, so dass das jeweilige Produkt der dargestellten Realität möglichst ähnlich sein soll: Zunächst weisen empirische Untersuchungen mit kartographischem Bezug darauf hin, dass ikonische Zeichenträger, die dem Referenzobjekt also ähnlich sind, hinsichtlich ihrer Bedeutung von InterpretInnen korrekter verstanden werden. Zu einem solchen Ergebnis kommen beispielsweise Papadopoulou in Tests mit neunjährigen Kindern über die Verständlichkeit von Zeichen in Wetterberichten, welche mit zunehmender Ikonizität steigt [PAPM-i.E.], oder Häberling in ExpertInneninterviews, denen zu Folge sich besonders für punkthafte Kartenobjekte bildhafte (sprechende) Zeichenträger eignen [HAE-2004], welche in semiotischer Terminologie als ikonisch zu benennen sind. Allgemein sprechen Erkenntnisse der Kognitionsforschung Objektbildern eine bessere Speicherbarkeit und Wiedergabe im Vergleich mit entsprechenden Verbalbezeichnungen zu. Diese Leistungen wachsen mit zunehmender Bildhaftigkeit [SCHW-1996], d.h. mit zunehmender Ikonizität. Ebenso wird seitens der Semiotik selbst die einfachere Verständlichkeit und Anschaulichkeit betont, welche ikonischen Zeichen gegenüber indexikalischen und symbolischen eignet [PEI-1988], [VOL-2002]. Schließlich sei mit Dressler ergänzt, dass Ikone auch über die genannten Wissenschaftsdisziplinen hinaus den meist beachteten Zeichentyp, und damit eine Vielzahl möglicher interdisziplinärer Schnittstellen repräsentieren [DRE-1989].
3. Kategorisierung
Man könnte nun bei oberflächlicher Betrachtung aus der in Kapitel 2 hergeleiteten Forderung nach einer möglichst ikonischen Gestaltung kartographischer Darstellungen schließen, dass diese These zwangsläufig in einen kartographischen Photorealismus mündet. Dass eine solche Konsequenz jedoch weder eine logische noch eine erstrebenswerte sein muss, ergibt sich aus dem Umstand, dass Realität immer in Kategorien erfasst wird, so dass die Kartographie jeweils ein Ähnlichkeitsverhältnis zu einer unterschiedlich kategorisierbaren Wirklichkeit herstellen muss. Da jedoch auch die NutzerInnen ihrerseits immer schon Kategorisierungserfahrungen der Realität in den Gebrauch und in die Interpretation einer kartographischen Darstellung mitbringen, muss die Kartographie für eine möglichst zutreffende Darstellung von Wirklichkeit also auch diese Kategorisierungsschemata der NutzerInnen kennen und beim Entwurf kartographischer Produkte berücksichtigen. In Bezug auf die Kategorisierung haben sich verschiedene Modelle entwickelt, die sich grob in folgende zwei Gruppen unterteilen lassen (siehe Abschnitt 3.1).
3.1. Kategorisierungsmodelle
Ein „klassisches“ Modell der Kategorienbildung gründet auf der aristotelischen Unterscheidung von Essenz und Akzidens [TAYJ-2003]. „Akzidens nennt man dasjenige, was sich zwar an etwas findet und mit Wahrheit von ihm ausgesagt werden kann, aber weder notwendig noch in den meisten Fällen sich findet, ...“ [ARI-1995], während die Essenz all jene Merkmale einer Entität umfasst, „ ... welche immanent in solchen Dingen diese begrenzen und als dies bestimmte Etwas bedeuten, mit deren Aufhebung das Ganze aufgehoben wird, ...“ [ARI-1995], deren Vorhandensein also für die Zugehörigkeit zu einer Kategorie, zum Beispiel Baum nötig ist. Fehlt einem konkreten Objekt auch nur ein solches essentielles Merkmal, so kann dieses Objekt nicht mehr als Mitglied der Kategorie Baum verstanden werden. Im diesem „klassischen“ Sinne sind Kategorien also eindeutig abgrenzbar: entweder gehört ein Objekt einer Kategorie an, oder es gehört ihr nicht an; erfüllt es jedoch die Zugehörigkeitskriterien zu einer Kategorie, so gehört es derselben in gleichem Maße wie alle anderen Mitglieder dieser Kategorie an, ohne einer hierarchischen Struktur innerhalb dieser Kategorie unterworfen zu sein.
Im Gegensatz zu einem solchen aristotelisch-diskreten Verständnis entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein wittgensteinisch-prototypisches Kategorisierungsverständnis, welches in den sprachphilosophischen Untersuchungen Wittgensteins angesprochen [WIT-2001] und später v.a. von Rosch zu einem einflussreichen, als Prototypentheorie bekannten Erklärungsmodell ausgebaut wurde [ROS-1978]. Dabei werden Kategorien nicht als eindeutig unterscheidbare Mengen essentieller Eigenschaften, sondern als mentales Konstrukt, dem sog. Prototyp der jeweiligen Kategorie verstanden. Dieser Prototyp wird empirisch aus typischen Eigenschaften formuliert und markiert das Zentrum einer Kategorie. Einer solchen Kategorie gehören die einzelnen Elemente also in unterschiedlichen Zugehörigkeitsgraden an, die von der Zahl gemeinsamer Eigenschaften eines Mitglieds mit dem Prototypen abhängen [KLE-1993].
Für die Kartographie scheint das Kategorisierungsmodell der Prototypentheorie von besonderer Eignung, da viele Konzepte in psychologischen Untersuchungen durchaus vage Strukturen zeigen und durch exakte Kategorisierungen nicht adäquat erfasst werden können [SCHW-1996]. Ebenso kommt die empirische Herangehensweise dieses Ansatzes einer nutzungsorientierten Kartographie und einer technologie-unabhängigen Theorie derselben entgegen, weshalb sie den folgenden Ausführungen die Prototypentheorie zu Grunde gelegt werden soll. Das im Verlauf des Textes bereits vertraut gewordene Beispiel der Objektkategorie Baum kann dabei illustrierend weiterentwickelt werden, wobei einer größeren Anschaulichkeit halber die folgenden Ausführungen unter die Frage gestellt seien: Wie soll ein Baum dargestellt werden, damit Zeichenträger und Referenzobjekt in möglichst ikonischer Relation zueinander stehen?
3.2. Vertikale Kategorisierung
Möchte man einen real gegebenen Baum kartographisch darstellen, so stellt sich zunächst die Frage nach dem für den konkreten Kommunikationszweck geeigneten Kategorisierungsniveau für diesen Baum. Einige mögliche Kategorisierungen sind in Abbildung 2 in Form einer Taxonomie exemplifiziert, deren Elemente in inklusiver Relation einander übergeordnet sind, so dass schließlich in der höchsten bzw. allgemeinsten Kategorie alle anderen enthalten sind. Jedoch sind die Kategorien einer solchen Taxonomie nicht gleichwertig: „There is, namely, a level of categorization which is cognitively and linguistically more salient than the others. This is the basic level of categorization – the level at which ... people normally conceptualize and name things. It is at the basic level that people conceptualize things as perceptual and functional gestalts.“ [TAYJ-2003].
Abb. 2: Beispiel vertikaler Kategorisierungen für „Baum“. Quelle: [HRU-2006]
Mit Kleiber lassen sich einige, auch für die Kartographie relevante Schlussfolgerungen zur perzeptiven und funktionellen Bedeutung der genannten Basiskategorie ziehen [KLE-1993]: Erstens ist dieser Basislevel die inklusivste Ebene, auf welcher Formähnlichkeiten zwischen den Mitgliedern einer Kategorie erkannt und zugeordnet werden können, so dass also auf diesem Kategorisierungsniveau Objektkategorien bei größtmöglicher Abstraktion noch ikonisch dargestellt werden können. Zweitens werden Elemente der Basisebene am schnellsten erkannt, wenn deren graphische Darstellung verbal benannt werden soll. Insofern kommt, drittens, diesem Kategorisierungslevel eine besondere kommunikative Bedeutung zu, da Objekte üblicherweise auf dieser Ebene bezeichnet werden, wenn in einem neutralen Kontext von ihnen gesprochen wird.
Der Basisebene kommt somit auch für den kartographischen Kommunikationsprozess eine wichtige Rolle zu, da sie einen Kompromiss zwischen Referenzgenauigkeit und -umfang ausdrückt, ohne dafür Expertenwissen vorauszusetzen [BLA-2001]. In diesem Sinne würde die Antwort auf die Frage nach dem in Abbildung 1 am Korrelat des Referenzobjektes photographisch abgebildeten Objekt wahrscheinlicher „Baum“ lauten, unwahrscheinlicher jedoch „Pflanze“ oder aber „Bedecktsamer“ bzw. „Nacktsamer“. Ebenso unwahrscheinlich wäre eine Wegbeschreibung mit der Angabe: „Biegen Sie bei der nächsten Pflanze links ab!“
Wird im Folgenden von einer Basisebene Baum (anstatt von z.B. Laubbaum oder Pflanze) für die in Abbildung 1 gezeigten Referenzobjekte ausgegangen, so ist diese Entscheidung letztlich als noch ungeprüfte Arbeitshypothese anzusehen. Wir können an dieser Stelle nur geltend machen, dass sich dieser Basislevel Baum für die Zwecke der Österreichischen Karte 1:50000 (ÖK50) scheinbar als nützliche bzw. tragfähige Kategorisierung erwiesen hat und deshalb in den aktuellen Ausgaben dieses Kartenwerkes bzw. des zugehörigen Zeichenschlüssels verwendet wird [BEV-2005]. Die Präsentation empirischer Testergebnisse in Kapitel 4 soll jedoch Gelegenheit geben, diese Annahme, dass Baum eine für die Zwecke der Österreichischen Karte im Maßstab 1:50000 geeignete Basiskategorie darstellt, noch einmal kritisch aufzugreifen.
3.3 Horizontale Kategorisierung
Zu der skizzierten Vertikalachse (Abb. 2) bilden sich auf allen untergeordneten Ebenen Horizontalachsen, die die Elemente. Subkategorien einer Kategorie umfassen (Abb. 3). Nach Gesagtem ist vor allem die Basisebene von Interesse, deren Elemente im Falle von Baum zum Beispiel Eiche, Tanne oder Affenbrotbaum sein könnten. Wiederum sind die einzelnen Elemente jeder Horizontalachse ungleich bewertet: wie sich in Untersuchungen zeigte, liegen innerhalb jeder Kategorie zentrale Elemente im Sinne bester Exemplare vor, wofür Rosch den Begriff Prototyp einführte [KLE-1993].
Abb. 3: Beispiel horizontaler Kategorisierungen für„Baum“. Quelle: [HRU-2006]
Diese zentralen Elemente einer Kategorie zeichnen sich dadurch aus, dass sie von ProbandInnen (a) dieser Kategorie schneller zugeordnet, (b) für diese Kategorie als repräsentativer bewertet, (c) mit höherer Wahrscheinlichkeit als Beispiel für diese Kategorie genannt und (d) von Kindern früher erlernt werden [LAK-1990], [ROS-1978]. So denkt zum Beispiel ein ortskundiger Wanderer bei der Zeichenerklärung „Baum“ der ÖK50 kaum an einen Gummibaum (was z.B. in einem mittelamerikanischen Kontext durchaus realistisch wäre). Allerdings sind diese Prototypen selbst keine realen Objekte, sondern vielmehr mentale Konstrukte, bestehend aus (proto)typischen Eigenschaften, denen reale Objekte bei jeder Kategorisierung zugeordnet werden. Bei dieser Zuordnung dient der Prototyp einer Kategorie als kognitiver Referenzpunkt, an dem andere Elemente dieser Kategorie vergleichend gemessen und Ähnlichkeitsurteile gefällt werden: “A prototype is a typical instance of a category, and other elements are assimilated to the category on the basis of their perceived resemblance to the prototype; there are degrees of membership based on degrees of similarity.“ [LAN-1987]
Mit dem letztgenannten Zitat können wir nun eine Argumentationsschleife zurück zu der in Kapitel 2 formulierten Darstellungsmaxime, d.h. der Forderung nach einer möglichst ikonischen Gestaltung legen, da mit der Einbeziehung der Prototypentheorie eine Präzisierung des ob seiner subjektiven Abhängigkeit keineswegs unumstritten Ikonizitätsbegriffes [ECO-2002] vorgenommen wurde, die nun in Abschnitt 3.4 um eine Formalisierungsmethode erweitert werden kann. Vorerst sei an dieser Stelle aber zusammenfassend festgehalten: Soll die Kategorie Baum kartographisch möglichst ikonisch dargestellt werden, so wird das Ähnlichkeitsmaximum durch den Prototypen dieser Kategorie, d.h. durch die Menge der prototypischen Eigenschaften markiert, die daher – unter Voraussetzung der in Kapitel 2 formulierten Darstellungsmaxime – in der kartographischen Darstellung berücksichtigt werden müssen.
3.4 Cue Validity
Es bleibt nun nach den Ausführungen des vorangegangenen Abschnitts die Frage nach der Feststellbarkeit prototypischer Eigenschaften: Rosch versucht dieses Problem mit dem Strukturierungsprinzip einer cue validity (von Blank [BLA-2001] als Wiedererkennungswert, von Kleiber [KLE-1993] als Vorhersehbarkeitsgrad von Attributen übersetzt) zu lösen, definiert als „Quotienten der Frequenz des mit der betreffenden Kategorie assoziierten Attributs und der Gesamtfrequenz dieses Attributs bei allen anderen in Frage kommenden Kategorien“ [KLE-1993]. Die cue validity eines Attributes für eine Kategorie ist also umso höher, je mehr Elemente dieser und je weniger Elemente benachbarter Kategorien dieses Attribut tragen. Der/die Prototyp/en einer Kategorie sind somit diejenigen Exemplare, die ein Maximum gemeinsamer Eigenschaften mit den übrigen Mitgliedern ihrer Kategorie, und zugleich ein Minimum gemeinsamer Eigenschaften mit benachbarten Kategorien teilen [TAYJ-2003].
Das Kriterium der cue validity lässt sich sowohl auf die horizontale Kategorisierungsachse (bzw. auf deren prototypisches Zentrum), als auch auf die vertikale Kategorisierungsachse (bzw. deren Basisebene) anwenden. In letzterem Falle vertikaler Kategorisierung ergibt sich nämlich eine Basisebene wiederum an jener Stelle einer Taxonomie, für welche sich die höchste cue validity berechnen lässt: „Die übergeordneten Kategorien haben eine niedrige cue validity, da sie über wenige gemeinsame Merkmale verfügen. Die untergeordneten Kategorien besitzen ebenfalls keine hohe cue validity, denn der größte Teil ihrer gemeinsamen Attribute (...) gilt auch für die anderen eben dieser Basisebene untergeordneten Kategorien und bringt daher (...) keine hohe cue validity mit sich.“ [KLE-1993]. verbinden zum Beispiel die Vertreter der Kategorie Baum mehr Eigenschaften miteinander als die Vertreter der übergeordneten Kategorie Pflanze. Umgekehrt hat auch die untergeordnete Kategorie Laubbaum eine geringere cue validity, da ein großer Teil ihrer Merkmale auch für die Kategorie Baum gelten sollte (vgl. Kapitel 4). Cue validity kann somit als allgemeines Prinzip der Kategorienbildung verwendet werden.
Cue validity ist also ein probabilistisches Konzept, mit dem der Vorhersagbarkeitsgrad eines Attributs für ein Objekt angegeben werden kann: „Die cue validity eines Merkmals M als Prädikator für eine Kategorie Di wächst mit der (subjektiven) Wahrscheinlichkeit prob (M/Di) – einem Zahlenwert für die Einschätzung der Assoziationshäufigkeit der Elemente der Kategorie Di mit dem Merkmal M – und sinkt mit den Wahrscheinlichkeiten prob (M/Dj) entsprechender Kontrastkategorien Dj:“ [BLU-1985]. Die Berücksichtigung von Kontrastkategorien ist für die Kartographie von besonderem Interesse, da die Elemente einer Darstellung semantisch und graphisch ausreichend, z.B. im Sinne kartenlogischer Bedingungen [HAK-2002], differenzierbar sein müssen. Ausgehend von einem frequentistischen Wahrscheinlichkeitsverständnis lässt sich die cue validity (cv) eines Merkmales M für die Kategorie Di (im Kontrast zu Kategorie Dj) über folgende Formel berechnen: cv(M,Di ) = prob (M/Di) / ((prob (M/Di) + prob (M/Dj))
Um die Aussagekraft dieser Formel in jenen Fällen zu erhöhen, in welchen das untersuchte Attribut in nur einer der zu vergleichenden Kategorien vorkommt, bietet sich die Berücksichtigung gewichteter Wahrscheinlichkeiten an, wie sie von Reed einbezogen werden [REE-1972]. In seinem Cue Validity Model geht Reed bei der Unterscheidung zweier Kategorien vorab für ein beliebiges Attribut von einer Wahrscheinlichkeit von 0.5 aus (prior probability), welche mit der konkret gemessenen Attributhäufigkeit (sample probability) kombiniert wird. „The prior probability will be weighted by p and the sample probability by 1 – p, where p = 1/(1+F).” [REE-1972]; F steht für die Häufigkeit des betreffenden Attributs. Integriert man nun obige Formel zu cv in das Gewichtungsschema von Reed, so kann eine häufigkeitstransparente cue validity (CV) bestimmt werden: CV = p(0.5) + (1-p)*cv . Diese cue validity (CV) lässt sich nicht nur für einzelne Attribute, sondern durch Aufsummieren dieser Einzelwerte auch für eine gesamte Kategorie bestimmen [KLE-1993].
Wir können also mit den Ausführungen dieses Kapitels die am Ende von Abschnitt 3.3 gegebene Zusammenfassung folgendermaßen präzisieren: Kartographische Darstellungen und einzelne Elemente derselben sollen als Korrelat eines ikonischen Zeichens gestaltet werden, so dass Zeichenträger und Referenzobjekt (-kategorie) in einem Ähnlichkeitsverhältnis stehen. Das Ähnlichkeitsmaximum für eine Kategorie wird durch deren Prototyp dargestellt, dessen Attribute entsprechend ihrer cue validity (CV) in eine konkrete Darstellung übersetzt werden [HRU- i.E.].
4. Was macht den Baum zum Baum?
Nachdem nun in den vorangegangenen Kapiteln 2 und 3 die in der Einleitung angesprochene theoretische Grundlage geschaffen, und eine darauf aufbauende Methode hergeleitet wurde, soll in den restlichen Abschnitten dieses Artikels die praktische Anwendbarkeit einer solchen semiotisch-prototypischen Gestaltungsmaxime versucht werden, wofür wir uns nun endlich der Titelfrage zuwenden können: Was macht den Baum zum Baum?
4.1 Prototypische Eigenschaften der Objektkategorie Baum
Entsprechend der Prototypentheorie kann Baum als eine Kategorie von Objekten über die Festlegung prototypischer Eigenschaften beschrieben werden, welche zunächst in empirischer Weise zu erheben sind. Hierfür wurden vom Autor in der nordost-österreichischen Gemeinde Schrattenthal zwei Gruppen mit je 32 ProbandInnen schriftlich befragt, das Aussehen eines Baumes bzw. eines Gebüschs verbal und zeichnerisch zu beschreiben. Die Berücksichtigung von Gebüsch erklärt sich durch den Wunsch nach möglichst guter Unterscheidbarkeit der verwendeten Signaturen im Sinne der angesprochenen Kontrastkategorien, was bei einer Analyse von Baum auf Basis der ÖK50 v.a. die Kategorie Gebüsch betrifft, da sie innerhalb der Taxonomie Pflanzen die einzig relevante Kontrastkategorie zu Baum innerhalb der ÖK50 ist. Zu den, durch die Befragung erhaltenen Attributen wurden entsprechend deren Häufigkeit die jeweiligen Werte der cue validity (CV) ermittelt, woraus eine Rangfolge der relevanten, d.h. prototypischen Merkmale und ein Kennwert für jede der beiden Kategorien abgeleitet werden konnten. Tabelle 1 zeigt die entsprechenden Ergebnisse, während in [HRU-i.E.] eine komplette Beschreibung der Untersuchung samt ihren Resultaten nachgelesen werden kann.
Tab. 1: Befragungsergebnisse zu den Objektkategorien Baum und Gebüsch. Quelle: [HRU-2006]
Liest man aus Tabelle 1 die aufsummierten cue validities (CV) von Baum und Gebüsch, so ergibt sich ein größerer Wert für die Kategorie Baum, welche somit auf dieser Kategorisierungsebene eine zentralere Position und insofern höhere Repräsentativität einnimmt als die Kategorie Gebüsch. Dieser aufsummierte Prototypizitätsgrad ist für die Kartographie insofern von Relevanz, als er referenzierend für Vergleiche herangezogen wird. In diesem Sinne sind auch die Antworten jener insgesamt 11 ProbandInnen zu verstehen, die in ihrer Beschreibung von Gebüsch auf Baum Bezug nahmen (Gebüsch: „kleiner Baum“, „kleiner als ein Baum“, „baumartig“), wogegen keine umgekehrten Relationen zwischen Gebüsch und Baum hergestellt wurden. Entsprechend scheint es sinnvoll, bei der Gestaltung eines Zeichenträgers für Gebüsch gegebenenfalls von einem Zeichenträger für Baum auszugehen.
Gehen wir nun konkret auf die Objektkategorie Baum ein, so ergibt sich die höchste cue validity (CV) für das Merkmal Krone, dem die stärkste Vorhersage- und Unterscheidungskraft gegenüber der Kontrastkategorie Gebüsch zukommt, wo es als Merkmal nicht genannt wurde. Als qualitative Ergänzung sei angemerkt, dass Krone in sechs der genannten Fälle als aus Laubblättern und Ästen gebildet beschrieben wurde und daher bereits eine Zusammenfassung von Merkmalen und somit eine zusätzliche Kategorisierung darstellt. Als Attribut zweithöchster cue validity (CV) zeigt sich Stamm, das für Baum selbst häufigste Merkmal, dem allerdings etwas geringere Unterscheidungskraft als Krone zu eigen ist, da es auch für die Kontrastkategorie Gebüsch genannt wird. Umgekehrt dazu erklärt sich die zu Stamm ähnlich hohe cue validity (CV) des Merkmals Nadeln wiederum (wie bei Krone) durch seine hohe Kontrastivität.
Mit geringeren Häufigkeiten an Nennungen folgen die Merkmale Jahreszeiten (im Sinne einer regelmäßigen, jahreszeitlichen Veränderung des Aussehens eines Baumes), Laubblätter Äste, Früchte Attribut niedrigster cue validity (CV). Allen erfassten Merkmalen kommt eine cue validity (CV) größer 0.5 zu. Diese Ergebnisse machen bereits deutlich, wie nicht nur die Merkmalshäufigkeit, sondern auch die Merkmalsexklusivität im Vergleich zur Kontrastkategorie bei der Berechnung der cue validity (CV) berücksichtigt werden.
Besieht man sich einzelnen Attribute innerhalb der Kategorie Baum, so fallen beim Versuch, diese entsprechend ihrer cue validity (CV) hierarchisch zu strukturieren, interne Abhängigkeiten bzw. Widersprüche auf: So scheinen z.B. die Merkmale Laubblätter und Nadeln nicht sinnvoll in einem Zeichenträger vereinbar zu sein. Weiters kommt dem Attribut Jahreszeiten eine Sonderstellung zu, da es eine zeitliche Veränderung impliziert und somit gemäß einer ikonischen Darstellungsmaxime als temporale Animation [DRA-1997] darzustellen ist. Ausgehend von der Frage, ob Animationen in einem konkreten kartographischen Produkt möglich bzw. vorgesehen sind, ergeben sich je nach Beantwortung dieser Frage zwei alternative Merkmalsstränge (Abb. 4), entsprechend derer im Folgenden zwei Zeichenträger für die Kategorie Baum entworfen werden sollen, die auch als Vergleichsgrundlage für die anschließende Kritik einiger traditioneller Signaturen dienen können.
Abb. 4: Prototypische Merkmalshierarchie der Objektkategorie „Baum“. Quelle: [HRU-2006]
4.2. Entwurf semiotisch-prototypischer Zeichenträger der Kategorie Baum
Möchte man aus den in Abschnitt 4.1 vorgestellten Befragungsergebnissen ikonische Zeichenträger ableiten, so hängt die entsprechende Vorgehensweise wesentlich von der Frage ab, ob eine Animation von Jahreszeiten möglich ist. Wird diese Frage negativ beantwortet, so ergibt sich für die Umsetzung des Attributs Nadeln – und des dabei implizierten Konzepts eines Nadelbaumes – eine im Vergleich zum Merkmal Laubblätter höhere cue validity (CV), d.h. auch eine deutlichere Unterscheidungskraft gegenüber Gebüsch, dem das Merkmal Laubblätter ebenfalls zugewiesen wurde. Der entsprechende Merkmalsstrang führt in diesem unanimierten Fall von Krone über Stamm und Nadeln zu Äste. Diese prototypischen Eigenschaften erlauben eine graphische Umsetzung auf drei Modellierungsstufen, da Nadeln und Äste direkt voneinander abhängig und deshalb gemeinsam darzustellen sind (eine Darstellung eines Nadelbaumes mit Ästen, aber ohne Nadeln, würde wohl das Bild einer kranken Pflanze vermitteln).
Eine Umsetzung aller prototypischen Attribute ermöglicht also die detaillierteste Darstellung der Objektkategorie Baum, wobei Krone durch Nadeln und Äste visualisiert wird (Abb. 5: links). Auf eine zweite Generalisierungsstufe führt die graphische Zusammenfassung der Merkmale Nadeln und Äste zu Krone, die einem Stamm aufgesetzt wird (Abb. 5: mitte). Die – unter Beibehaltung ikonischer Prinzipien – größtmögliche Generalisierung wird schließlich durch Abstraktion von Stamm, so dass nur mehr Krone umgesetzt wird, was entlang dieses Merkmalsstranges konsequent ist, da ein Entwurf der Kategorie Baum als Nadelbaum eine größerer Distinktivität zu Gebüsch herstellt, als es bei einer Gestaltung als Laubbaum möglich wäre (Abb. 5: rechts).
Abb. 5: Baum (statisch) – 3D-Beispielsignaturen unterschiedlicher Generalisierungsstufen. Quelle: [HRU-2006]
Kann hingegen das Merkmal Jahreszeiten in animierter Form visualisiert werden, öffnet sich ein zweiter Merkmalsstrang, dessen Glieder die einzelnen Animationsszenen bereits geordnet vorgeben, wobei sich je nach erforderlichem Maßstab zwei Generalisierungsstufen ableiten lassen. Vorab zu ergänzen ist, dass eine solche Animation die zeitliche Variation der Attribute Laubblätter, Äste und Früchte erfordert, weshalb diese Eigenschaften aus ihrer prototypischen Rangordnung herauszulösen sind, da beispielsweise Äste visuelle Attribute einer jeden Phase jahreszeitlicher Veränderung sein müssen, während die Visualisierung von Früchten und Laubblättern je nach Verkleinerungsverhältnis entfallen bzw. durch das Merkmal Krone ersetzt werden kann.
Die detailreichere dieser beiden Modellierungsstufen berücksichtigt wiederum alle prototypischen Attribute, für die sich entsprechend der jahreszeitlichen Entwicklung eines Baumes eine Animationsreihe von ... Äste → Laubblätter → Früchte → Äste ... ergibt. Abbildung 6 zeigt vier Schlüsselbilder einer möglichen Keyframe-Animation. Dabei wurde auch eine Nachahmung herbstlicher Laubverfärbung zur Betonung des jahreszeitlichen Charakters des Zeichenträgers versucht, was gerechtfertigt scheint, falls weder zusätzliche Anforderungen an die Darstellungsgenauigkeit, noch eine Besetzung des Merkmals jahreszeitlich verfärbten Laubes durch die Kontrastkategorie Gebüsch zu berücksichtigen sind.
Abb. 6: Baum (animiert) – 3D-Beispielsignaturen auf einer ersten Generalisierungsstufe. Quelle: [HRU-2006]
Eine zweite Modellierungsstufe (Abb. 7) ergibt sich durch den Verzicht auf das Merkmal Früchte, was sich sowohl auf Grund der Prototypizität bzw. der geringeren cue validity (CV), als auch mit der maßstabsbezogenen Darstellbarkeit dieses Merkmals argumentieren lässt. Weiters erfolgt bei diesem Abstraktionsschritt eine Zusammenfassung des Attributs Blätter zu einer Krone, da die Darstellbarkeit von Blättern ähnliche Genauigkeitsanforderungen wie jene von Früchten stellt. Durch diese Maßnahmen verkürzt sich die entsprechende Animationsstruktur somit auf ... Krone → Äste → Krone → ..., was einer größtmöglichen Generalisierung unter Berücksichtigung ikonischer Darstellungsprinzipien entspricht. Das Merkmal Stamm bleibt also auf beiden Modellierungsstufen eines animierten Zeichenträgers für Baum unverzichtbar, um die Unterscheidbarkeit zur Kontrastkategorie Gebüsch gewährleisten zu können.
Abb. 7: Baum (animiert) – 3D-Beispielsignaturen auf einer zweiten Generalisierungsstufe. [Quelle: HRU-2006]
Abschließend zu diesem Entwurfsbeispiel semiotisch-prototypischer Zeichenträger der Kategorie Baum sei darauf verwiesen, dass die präsentierten graphischen Vorschläge keineswegs die einzig zulässigen Schlussfolgerungen aus den in Tabelle 1 gezeigten Befragungsergebnissen veranschaulichen. Ein solch pauschales Vorgehen scheint auf Grund der Vielzahl möglicher kartographischer Publikationsbedingungen (z.B. analog vs. digital) unangebracht; ebenso wäre es entsprechend der eingangs zitierten Nutzungsorientierung der Kartographie notwendig, verschiedene ikonische Darstellungsmöglichkeiten von den NutzerInnen empirisch bewerten zu lassen, um in einem iterativen Optimierungsprozess die Zeichenwirkungen im Korrelat der Bedeutung (Abb. 1) zu berücksichtigen. Trotzdem lässt sich auch das Aussehen dieser konkret entworfenen Zeichenträger begründen, womit der einleitend formulierten Zielsetzung einer praktisch veranschaulichten Theorien- und Methodenpräsentation Genüge getan sei. Doch auch wenn diese semiotisch-prototypische Gestaltungsmaxime im Sinne einer positiven Kritik für mehrere, alternative Möglichkeiten der Visualisierung von Baum offen bleiben muss, so kann die implizierte grundsätzliche Begründbarkeit dennoch als Basis für eine (potentiell auch negative) Kritik bestehender Kartenzeichen für die Kategorie Baum dienen. Um diese Möglichkeiten empirisch begründeter Kritik zu illustrieren, sollen im folgenden Abschnitt die entsprechenden Zeichenträger der hier als kartographische Kategorisierungsreferenz bereits herangezogenen ÖK50 in einem kurzem Überblick auf die letzten 100 Jahre dieses Kartenwerkes analysiert werden
4.3 Darstellungen der Objektkategorie Baumin der ÖK50
Wollen wir eine Kritik von Zeichenträgern für die Kategorie Baum in der ÖK50 versuchen, so kann es aufschlussreich sein, nicht nur den Status quo zu berücksichtigen, sondern auch dessen diachrone Entwicklung in Betracht zu ziehen, wofür wir uns aus publikationsstrukturellen Gründen für diesen Exkurs innerhalb des vorliegenden Textes in grober Zusammenschau auf den Zeitraum der vergangenen (ca.) 100 Jahre beschränken werden. Rahmen wir diese Zeitspanne durch zwei Referenzen an deren Beginn und Ende ein und fügen zur weiteren regelmäßigen Untergliederung ein Beispiel um 1950 ein, so ergibt sich für den hier interessierenden Maßstabsbereich um 1:50000 folgendes Bild (vgl. Abb. 8):
Abb. 8: Diachrone Entwicklung des Zeichenträgers für die Kategorie „Baum“ in der ÖK50. Quellen:[MGI-1894], [BEV-1966], [BEV-2005]
Beginnen wir eine semiotische Analyse mit dem aktuell verwendeten Zeichenträger für Baum in der ÖK50 (Abb. 8, rechts), so lässt sich von den erhobenen Merkmalen nur Krone (eines Laubbaumes) erkennen, welche mit einem Schattenstrich ergänzt wird. Problematisch ist dieses Fehlen prototypischer Attribute vor allem im Falle von Stamm, welcher nicht nur für Baum selbst kennzeichnend, sondern auch für die Unterscheidung zur – in der ÖK50 gegenwärtig ebenfalls dargestellten – Kontrastkategorie Busch (vgl. Abb. 8, rechts) von Bedeutung ist. Entsprechend wird durch das fehlende Merkmal Stamm auch die Darstellung der Objektkategorie Busch in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, sich durch Umsetzung der prototypischen Attribute bodenwüchsig und dicht von Baum kontrastierend abzuheben, obwohl sich das Merkmal bodenwüchsig im Zeichenträger der ÖK50 für Busch wiederfinden lässt.
Wesentlicher Kritikpunkt am Zeichenträger der ÖK50 für Baum (und zugleich für Gebüsch/Busch) ist also die Außerachtlassung des Merkmals Stamm, wodurch sowohl die Ikonizität der Darstellung von Baum, als auch die möglichst deutliche Unterscheidbarkeit der Kontrastkategorie Busch im Sinne der Prototypentheorie gemindert wird. Diese Kritik gewinnt an Schwere, als sich die ÖK50 bei ihrer Gestaltung zwar der im Vergleich zu Nadelbaum höheren Prototypizität von Laubbaum für die Objektkategorie Baum bedient, jedoch deren geringere Differenzierbarkeit zu Busch außer Acht lässt. Eine Umsetzung der Objektkategorie Baum als Nadelbaum ließe hier eine größere Kontrastivität erwarten.
In ihrer Gestalt lässt sich die eben kritisierte Signatur in der Geschichte der großmaßstäbigen ÖK durchaus zurückverfolgen, und findet schon sowohl vor rund 50 Jahren (Abb. 8, mitte), als auch am Ende des 19. Jahrhundert (Abb. 8, links) Verwendung, welche jedoch von ihrem gegenwärtigen Gebrauch abweicht. Betrachten wir hierzu Abbildung 8 chronologisch, so wurde 1894 sowohl im Maßstab 1:25.000, als auch im Maßstab 1:75.000 die Objektkategorie Baum mit der noch heute verwendeten Signatur bezeichnet. Da jedoch im entsprechenden Zeichenschlüssel keine Kontrastkategorie Busch berücksichtigt wurde, waren auch keine entsprechenden Ähnlichkeitskonflikte zu beachten, so dass der hier kritisierte Zeichenträger zur damaligen Zeit prototypischer eingesetzt wurde als heute. Weiters wurden 1894 besondere Vertreter der Kategorie Baum (d.h. weit sichtbare, zur Orientierung besonders geeignete Bäume) mit einer alternativen Signatur dargestellt, welche durch deutlich höhere Ikonizität eine Unterscheidung in Laubbaum und Nadelbaum zulässt, und in allen Varianten das als wesentlich erhobene Attribut Stamm enthält.
Die zuletzt genannte Unterscheidung weithin sichtbarer Bäume findet sich auch in der ÖK25 als dritter Referenzquelle (Abb. 8, mitte). Allerdings wurde in deren Zeichenschlüssel der heute für Baum verwendete Zeichenträger exklusiv für Laubbaum eingesetzt, während für die Kategorie Nadelbaum eine eigene Signatur bereitgestellt wurde. Die – für die in Abschnitt 4.1 vorgestellte Befragung aus der aktuellen ÖK50 abgeleitete – Basisebene Baum wurde in diesem Falle also auf der in Abbildung 2 skizzierten Taxonomie abwärts verschoben, so dass hier nicht mehr Baum, sondern Laubbaum und Nadelbaum die Basisebenen der Kategorienbildung dieses Zeichenschlüssels sind. Entsprechend höher ist somit auch hier die Ikonizität der kritisierten Signatur.
Versuchen wir nun, die eben vorgenommene Kritik zu resümieren, so lässt sich in der Darstellungsgeschichte von Baum eine abnehmende Ikonizität der entsprechenden Signaturen feststellen, weshalb dem in Kapitel 2 postulierten Gestaltungsprinzip möglichst hoher Ikonizität, d.h. möglichst großer Berücksichtigung prototypischer Eigenschaften nicht nachgekommen wird. Da die aktuelle Signatur für Baum auch in kleiner maßstäbigen Karten wie der Österreichischen Karte 1:200.000 Gebrauch findet, kann zudem auch keine maßstabsoptimierte Ikonizität argumentiert werden.
Dennoch wäre es übereilt, allein aus diesem semiotischen Ungenügen die Forderung nach einem Neuentwurf entsprechender Signatur(en) für die ÖK50 abzuleiten, da nicht nur die ikonische Qualität eines Zeichenträgers, sondern auch weitere faktische Voraussetzungen für dessen praktische kommunikative Leistungsfähigkeit entscheidend sind. Eine solche Voraussetzung scheint im Falle der Signatur Baum Kraft deren bereits jahrhundertelanger Tradition geschaffen, durch welche eine etablierte Zeichensprache entstand, die zumindest leistungsfähig genug ist, dass sie historisch wachsen konnte und vielfach erlernt in praktischem Gebrauche steht. Vielmehr sind die eben geäußerten Einwände gegen die gegenwärtige (und vergangene) Gestalt kartographischer Signaturen als indirekte – wenngleich theoretisch begründbare – Kritik zu verstehen und zwar insofern, als diese Kritik auch die Frage betrifft, wie neue Signaturen für neue Medien gestaltet werden sollen bzw. ob und wie dies auf Grundlage aktueller Zeichenträger getan werden soll. Die Aktualität dieser Frage sei im folgenden, abschließenden Kapitel an Hand zweier Beispiele hervorgehoben.
5. Ausblick auf aktuelle kartographische Problemstellungen und Anwendungsbereiche einer semiotisch-prototypischen Kategorienbildung
Mit der vorangegangenen Kritik der aktuellen Signatur für Baum in der ÖK50 wurde auch das zu Beginn entworfene Programm für diesen Artikel abgeschlossen. Da die vorgestellte -unabhängige theoretische Gestaltungsgrundlage und die daraus abgeleitete Gestaltungsmethode nur an einem ausgewählten Beispiel praktisch umgesetzt werden konnten, seien die abschließenden Zeilen dieses Textes darauf verwendet, zwei Fragenkomplexe anzusprechen, mit deren Beantwortung sich die Kartographie in zunehmenden Maße konfrontiert sieht und sehen wird, und zu deren Lösung der hier präsentierte Ansatz beitragen kann.
5.1 Dreidimensionale kartographische Zeichenträger
Ein erster Fragenkomplex knüpft unmittelbar an das eingangs geschilderte Missverhältnis zwischen Theorie und Praxis: Theoretisch möchte die Kartographie ihren NutzerInnen eine möglichst zutreffende Erkenntnis der räumlich dreidimensionalen (3D) Realität vermitteln; praktisch bieten digitale Soft- und Hardwaretechnologien immer flexiblere Möglichkeiten einer 3D-Visualisierung von 3D-Daten. Theoretisch fokussierte die Kartographie bisher jedoch nahezu ausschließlich auf die zweidimensionale (2D) Karte; praktisch bietet die Kartographie hingegen keine systematische Anleitung für den nutzbringenden Einsatz junger 3D-Technologien: „Eine eigentliche Theorie einer 3D-Kartografie existiert derzeit noch nicht explizit.“ [HAE-2004]
Besieht man sich nun nochmals die in den Abbildungen 5-7 prototypisch entworfenen Signaturen, so lässt sich erkennen, dass diese in 3D gestaltet sind, wenngleich der 2D-Charakter des Publikationsmediums dieses Artikel (Bildschirm bzw. Papier) eine entsprechende Verkürzung in der Darstellung räumlicher Dreidimensionalität erzwingt. Diese Entscheidung für 3D wurde an entsprechender Stelle nicht näher begründet, kann jedoch nun, auch unter Zuhilfenahme der in Abschnitt 4.3 versuchten Kritik bestehender Zeichenträger nachträglich gerechtfertigt werden.
Die angesprochenen Zeichenträger (Abb. 5-7) wurden mit der Absicht möglichst allgemeiner Gültigkeit unabhängig eines konkreten Publikationskontextes entworfen. Einziges Kriterium war die Umsetzung prototypischer Eigenschaften der dargestellten Objektkategorie mit dem Ziel einer möglichst ikonischen Gestaltung. Da nun das Ikonizitätsmaximum zur Bezeichnung räumlicher Realität durch Dreidimensionalität gekennzeichnet ist, ergibt sich ein allgemeingültiger Entwurf kartographischer Zeichenträger in 3D als logische Konsequenz. Entsprechend unangemessen wäre eine Ableitung von 3D aus 2D: Bedenkt man nämlich, dass die grundsätzlichen Eigenschaften räumlicher Realität auch jene des kartographischen Darstellungsraumes sind und ordnet dessen Abhängigkeiten in hierarchischer Weise, so steht eine 2D-Modellierung nicht an der Spitze einer solchen Ordnung. Stattdessen führen die tatsächlichen Abhängigkeiten nicht vom 2D-Modell zum 3D-Modell, sondern erlauben es vielmehr, aus einem 3D-Modell jedweden Zeichenträger in jeder gewünschten Perspektive, d.h. auch jeden möglichen 2D-Zeichenträger abzuleiten. Dies gilt für Signaturen, aber auch für ein gesamtes kartographisches Modell. Umgekehrt ist es jedoch nicht möglich, in eineindeutiger Weise aus einer 2D-Signatur einen entsprechenden 3D-Zeichenträger abzuleiten. Aus der kritisierten ÖK-Signatur für Baum könnte etwa in einer 3D-Graphik-Software durch Extrusion eine Röhre, oder durch Rotation eine Kugel erzeugt werden.
3D-Zeichenträger sind ihren 2D-Entsprechungen jedoch nicht nur in Bezug auf die visuelle Variable der Form [BER-1982] an semiotischem Potenzial grundsätzlich voraus. Auch bei einer Einbindung anderer Wahrnehmungsformen, wie sie von jüngeren kartographischen Schulen wie der Cybercartography [TAYF-2005] vertreten wird, kommt der höheren Ikonizität von 3D-Darstellungen Bedeutung zu, wenn es zum Beispiel Realität haptisch oder auditiv zu modellieren gilt. In diesem Sinne implizieren auch mögliche prototypische Merkmale wie dicht (vgl. Tab.1) oder Konzepte wie Nähe und Ferne bereits die Dreidimensionalität der zu vermittelnden Wirklichkeit, so dass eine semiotisch-prototypische Gestaltungsmaxime der Ausformulierung „einer eigentlichen Theorie einer 3D-Kartografie“ (vgl. [HAE-2004]) zu Gute kommen kann.
5.2 Internationalisierung und Translation kartographischer Zeichenträger
Ein zweiter Fragenkomplex ergibt sich aus der zunehmend internationalen Organisation von Daten räumlicher Realität, die sich zwischen den Polen von Datenkontrolle und -liberalisierung entfaltet, sowie der damit einhergehenden Publikation dieser Daten via Internetdiensten und entsprechenden Software-Projekten (z.B. OpenStreetMap), welche mit unterschiedlichen Möglichkeiten des Datenzugriffs seitens der NutzerInnen verbunden ist. Geht man im Sinne der Prototypentheorie davon aus, dass Realität immer nur kategorisiert wahrgenommen werden kann, und ferner, dass die wahrgenommenen Kategorien von physiologischen und kulturellen Faktoren beeinflusst werden [ROS-1978], so sind besonders diese kulturellen Faktoren bei der angesprochenen Internationalisierung zu reflektieren, insofern dabei kulturelle Grenzen überschritten und entsprechende Kategorisierungsdifferenzen relevant werden.
In Bezug auf das kartographische Kommunikationsmodell (Abb.1) gilt es also, sowohl das Kategorisierungsvokabular der kartographisch Produzierenden als auch jenes der entsprechenden NutzerInnen zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass beide Seiten dieses Kommunikationsprozesses Zeichen mit den gleichen Referenzobjekten verwenden. Andernfalls sind Missverständnisse oder Bedeutungsüberlagerungen möglich, wie beispielsweise in der ÖK50 zwischen den bzw. innerhalb der Objektkategorien Bildstock, Marterl und Kreuz [HRU-i.E.]. Dieses Risiko einer Kommunikationsstörung wächst mit der Anzahl und Inhomogenität der KommunikationsteilnehmerInnen, ist also in einem überregionalen / internationalen Publikationskontext größer, als auf regionaler / nationaler Ebene. Wird zum Beispiel im Zuge der Bemühungen um eine europaweite Geodatenpolitik versucht, nicht nur die zugrunde liegenden Daten, sondern auch deren Darstellung durch entsprechende Zeichenträger zu homogenisieren (vergl. [BRU-2006]), so stellt sich hierzu die Frage, ob in ganz Europa einheitlich kategorisiert wird, ob also beispielsweise Baum am finnischen Polarkreis prototypisch gleichartig vorgestellt wird, wie auf Kreta. In diesem Sinne äußert auch Angsüsser Bedenken gegen eine internationale Standardisierung kartographischer Zeichenträger [ANG-2006]
Eine solche Frage homo- bzw. heterogener Kategorienbildung stellt sich nicht nur in Bezug auf die horizontale Kategorisierung (d.h. beispielsweise, wie Baum innerhalb eines bestimmten NutzerInnenkreises prototypisiert wird), sondern auch hinsichtlich der vertikalen Kategorisierung. Solche vertikalen Taxonomien unterschiedlicher Gruppen von NutzerInnen können dahingehend analysiert werden, ob bzw. welche perzeptiven und funktionellen Bedeutungen der enthaltenen Kategorien einander entsprechen; umgekehrt kann auch gefragt werden, auf welchen Kategorisierungsebenen welche Funktionen (z.B. Navigation, Wegbeschreibungen [TOM-2006]) innerhalb unterschiedlicher Anwendungsbereiche realisiert werden. Entsprechende Probleme erörtert beispielsweise der Forschungsbereich der Spatial Information Theory ([DAV-2001] bzw. [MON-2001]).
Die Prototypentheorie bietet auch zu diesem Fragenkomplex eine allgemeine Grundlage, um Zeichenträger auf einer gemeinsamen theoretischen Basis sowohl entwerfen, als auch – unter Berücksichtigung (z.B. kultur-) spezifischer Bedeutungen und Funktionen der bezeichneten Objektkategorien – adäquat gegeneinander übersetzen zu können. Diese Grundlage steht allen Wahrnehmungsformen sowie allen gegenwärtig eingesetzten und zukünftig möglichen Technologien der Kartographie zur Verfügung, ihrem Ziel einer möglichst zutreffenden Erkenntnis von Realität zuzuarbeiten.
Literatur
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2.10. Kartosemiotik und geographisch-räumliche Abbildungen / Cartosemiotics and geographical images
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