Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 17. Nr. | September 2008 | |
Sektion 3.1. |
Culture sans frontières / Kultur ohne Grenzen / Culture without Borders Sektionsleiterin | Section Chair: Gertrude Durusoy (Izmir) |
Afsoun Goudarzpour aragh (Islamische Azad Universität-Teheran Zentrum - CTB) (BIO)
Email: afsoun_goudarzpour@hotmail.com
Einleitung:
Seit langem hat eine Reihe sehr auffälliger Übereinstimmungen zwischen den erzählenden persischen Dichtungen des Mittelalters und solchen okzidentalischen Literaturen , die Literaten und Forscher dazu gebracht, sich mit den Ähnlichlichkeiten sowie Übereinstimmungen der Literatur von Osten und Westen auseinanderzusetzen. Man möchte vor allem diese Übereinstimmungen hauptsächlich den Kreuzzügen zuschreiben, aber diese sind zumeist doch nicht charakteristisch genung, um als Entlehnungen gelten zu können. Sicher ist es, dass Orient und Okzident lange vor den Kreuzzügen in engster Fühlung gestanden haben. "Aus den Forschungen von Scheffer-Boichhorst sowie Bréhier ergibt sich, dass seit dem Zusammenbruch des römischen Reiches der Orient die Kulturaufgabe übernommen hatte, die bis dahin Rom zugefallen war."(1)
Es sei ferner an die Kämpfe der Westgoten und des französischen Rittertums gegen die Mauren(2) in Spanien, an die Kriege der italienischen Fürsten und Könige im 9. und 10. Jahrhundert gegen die damals im Süden der Halbinsel wie Araber, an die Eroberung des arabischen Sizilien durch die Normannen in der ersten Hälfte des 11.Jhs. erinnert. Einen gewissen kulturellen Austausch begünstigen bekanntlich auch Kriege. Die arabische Literatur beruhte zum Teil auf der Persischen: die Übersetzung des persischen Khodainâmeh ins Arabische im 8.Jhr., auf welches Firdusis Epos Schahnâmeh zurückgeht, könnte eigentlich ein Beweis dafür sein.
Okzident und Persien traten aber bekanntlich in Byzanz in umittelbare Berührung. "[...] es habe der lebhafteste Verkehr damals den byzantinischen Orient mit dem Okzident verknüpft, nämlich um das Jahr 1050 und schon vor dem Beginn der Kreuzzüge." (3)
Hierbei ist noch zu erwägen, dass die griechischen Kaiser abendländische Söldner in ihrem Dienste hatten, die häufig nach dem Okzident zurückkehrten. Außerdem dienten unter Kaiser Theophilos (829-42) im griechischen Heer persische Hilfstruppen in der Anzahl von nicht weniger als 30 000 Mann, die dann in den verschiedenen Gebieten des Reiches angesiedelt wurden und mit den einheimischen Untertanen in Ehegemeinschaft traten.
K.Burdach bekennt sich in seinem Werk "Die älteste Gestalt des westöstlichen Divans" hinsichtlich des Ursprungs der Minne-Poesie und der Motive und des romanischen Idealismus der mitteralterlichen Ritterromane zu der Überzeugung, "[...]dass auch hier mittelbar die alexandrinische Hofdichtung und ihre Fortsetzung und eigentümlich romantisch-märchenhafte Umbildung durch die Perser im Zeitlater der Sassaniden und im Zeitalter Firdusis und der persischen Restauration unter Mahmud von Ghazna, unmittelbar die arabische Sitte der Hofdichter und der konventionellen Panegyrik zur Ehrung regierender und hochgestellter Frauen sowie das ins Arabische übernommene Schema des persischen Liebesromanes sehr wesentlich eingewirkt haben." (4)
Zur Thematik:
Um die Mitte des 11. Jahrhunderts, zwischen 1040 und 1050, erhielt der persische Dichter Fakhr Ud-din-Asa´d Gurgani von seinem Gönner Abul-Fath Muzaffar, dem Statthalter von Isfahan, den Auftrag, die Geschichte von "Vis und Ramin" durch Versmaß und Reim auszuschmücken und von veralteten und unverständlichen Ausdrücken zu reinigen. Die Erzählung wurde ursprünglich in der Sprache des Sassanidenreiches abgefasst, also in Pahlavi (5) oder im Mittelpersischen. Die herrschende Religion dieser Dynastie war, wie auch schon zur Zeit der Achämeniden, die Lehre Zarathustras. Infolgedessen weist die Erzählung Züge auf, die nicht mit nachislamischen Vorstellungen von Ehe, Liebe und Gott übereinstimmen, wenn sich auch Einflüsse dieser Religion nicht leugnen lassen. Da das iranische Volk, ebenso wie das ihm verwandte indische, in vorislamischer Zeit fast nichts an glaubwürdiger geschriebener Gedichte besaß, ist Gurganis Gedicht als geschichtliche Quelle jener alt- und mitteliranischen Zeit von großem Wert. Auffällige Übereinstimmungen zwischen diesem und dem Tritan-Roman haben viele Literaten und Forscher zum Ergebnis geführt, dass der Ur-Tristan, die Quelle aller Bearbeitungen dieser Sage, entweder direkt auf dieses persische Epos zurückgeht oder mit ihm aus der gleichen Quellen geflossen ist.
1872 bezeichnete Hermann Ethè den persischen Roman "Vis und Ramin" als Seitenstück zu Gottfrieds von Straßburg "Tristan und Isolde". 1887 hob er sogar hervor, dass "Vis und Ramin" denselben Stoff behandelt, wie Meister Gottfrieds "Tristan und Isolde".(6) Manche Wissenschaftler sind sogar der Meinung, dass beide Werke unter dem starken Einfluß von der indischen Liebesgeschichte "Ramain" stehen.(7) Die Zusammengehörigkeit der deutschen, persischen und der indischen Sprache zu indogermanischen Sprachen könnte ein Beweis dafür sein.
George Morrison schreibt 1972 in der Einleitung seiner Übersetzung von "Vis and Ramin" folgendes in diesem Zusammenhang: "The relationship between the romance of Vis and Rāmin and that of Tristan and Isolde has been the subject of much discussion. The date and background of Gurgāni's poem somewhat recall the history of the Tristan romance (…) The earliest discernible literary version of Tristan was composed c. 1150. Although there are earlier versions extending back into celtic antiquity[...]"(8)
Ein erster Vergleich zeigt uns, dass die beiden Gedichte sowohl im Fortgang als auch in der Darstellung der handelnden Personen übereinstimmen:
"Im Himmel knüpften fest den Bund der Treue
Und feierten die Hochzeit sie auf´s neue:"
عروسی بو د دامادی دگربار | به مینو از روان دو وفادار |
چنین خواهد شدن زایدر همه کس | بشد ویس و بشد رامینش از پس |
(11) |
Im Tristan und Isolde gelangt der Gedanke der Wiedervereinigungim Tode symbolisch durch die schöne Erzählung von den auf den Gräbern der Liebenden aufspriessenden Sträuchen zum Ausdruck, die ihre Zweige verschlingen.
Wenn auch Anfang und Ende der persischen Erzählung vom Tristanepos abweichen, so sind doch die vielen Übereinstimmungen im Kern der Haupthandlung und vor allem die Ähnlichkeit im Anliegen der Dichter nicht zu übersehen. Beide zeigen eine Liebe, die gegen alle höfischen Konventionen verstößt und die darüber hinaus sogar eine Erhöhung ins Transzendente (12) erfährt.
Prof.Dr. R.Zenker schreibt in seinem Werk "Die Tristansage und das persische Epos von Vis und Ramin" diesbezüglich :"Der Kern der beiden Dichtungen sowie die Charaktere der vier Hauptpersonen sind nahezu vollkommen identisch. Die Liebe Ramins und der Vis, Tristans und Isoldens ist von einer elementaren Gewalt, die sie alle sittlichen Rücksichten außer Augen setzen läßt. Sind die Liebenden getrennt, so härmen sie sich ab, kommen der Verzweiflung nahe, werden sie vereinigt, so geben sie sich ihrer Leidenschaft skrupellos hin. Den wesentlichen Inhalt beider Romane bilden die mannigfachen Listen, welche die Liebenden anwenden, um zusammen zu kommen und den König zu hintergehen. Dieser glaubt trotz der offenkundigsten Beweise vom Gegenteil immer wieder an die Unschuld der Gattin und nimmt sie von neuem zu Gnaden an, er glaubt an ihre Unschuld, weil er an sie glauben will, weil er die Treulose leidenschaftlich liebt und nicht ohne sie existieren kann[...]"(13)
Es ist wichtig zu betonen, dass weder Gurgani noch Gottfried die Realität eines Gottes in Frage stellen. Beide Dichter stellen neue Wertbegriffe auf, die in Spannung zu den Idealen und Tugenden der Gesellschaft und deren Vorstellung von Gott stehen. Beide verneinen sogar die Geltung höfischer Werte, indem sie die höfische Moral in ihrem äußeren Scheinwert zeigen. Sie entlarven sogar das Spiel, das die höfische Welt mit Gott treibt. Hans Neumann schreibt dazu in Bezug auf den Tristan : "Ich möchte Gottfried ... eher irgendwie im Zusammenhang sehen mit gewissen tiefsten Ideen über das gottschaffende und gottprägende Wesen des Menschen [...]."(14)
Gottfried und seine Liebenden weigern sich, einem Prinzip zu folgen, das nur dieser Welt eigen zu sein scheint, nämlich der Erfüllung der höfischen Form als einzige Möglichkeit zur Erlangung irdischer Glückseligkeit . In Gurganis Erzählung haben wir eine ähnliche Situation. Einige Hauptgedanken des Zoroastrismus, des Islam und des sich daraus entwickelten Sufismus sind in diesem Werk klar zu erkennen. In der Mystik des neunten Jahrhunderts fand Gurgani die Idee vorgeformt, dass der Mensch in der Liebe die Vervollkommnung seines Wesens erreichen könne, wenn er nur die Kraft Gottes in sich verspüre. In Bezug auf das Thema schreibt Hennig Brinkmann: "[...] es sei für Diesseitsnaturen der höfischen Umgebung bezeichnend, dass sie dem Rhythmus der Seele lauschen um seiner selbst willen, nicht um Gottes Stimme aus ihm zu vernehmen."(15)
Bei Gottfried können wir eine ähnliche Subjektivierung des Gottesbegriffs erkennen, aber auch er stellt die Existenz einer Gottheit nicht in Frage. Der Zwiespalt zwischen Gott und Welt ist gelöst durch das Medium der Liebe, welche mit Kräften religiöser Mystik erfüllt ist und zugleich eine Bejahung des sinnlichen Unglücks enthält. Die Vorstellug einer göttlichen Macht ist in Vis von Anfang an lebendig. In Isolde machen sich erst später Anzeichen eines Gottesbegriffs bemerkbar, nachdem sich ihre Liebe von der Sinnlichkeit befreit hat. So wie Vis entschlossen ist, ihren Glauben gegen alle Anfechtungen zu verteidigen, so ist Isolde entschlossen, nur das Recht ihrer Liebe gelten zu lassen.
"Kommt man von den beiden großen Erzählern, d.h. von Hartmann von Aue und Wolfram von Eschenbach, der staufischen Blüte zu Gottfried, so stehen die beiden nahe beisammen. Gemeinsam ist ihnen die klare christliche Lösung, gemeinsam das Ziel und der Weg dahin durch Gottes Gnade. Gottfried bleibt mit seinen Gedanken jedoch ganz im Bereich des Diesseitigen. Auch er hat hohe Ideale, auch sie sind auf dem Boden der ritterlichen Grundanschauungen gewachsen […] Wolframs Problematik, sein Ringen um das Rätsel der Erbsünde – seine Lösungen, sie liegen Gottfried fern. Und umgekehrt mußte Wolfram Gottfrieds Ideen und Ideale als seinen Erkenntnissen konträr entgegengesetzt empfinden "(16)
Es ist bei Gurgani als auch bei Gottfried eine Mehrzahl von geistigen Strömungen zu sehen, die in der Gesamtkonzeption ihrer Werke reflektiert sind und zu einer vollkommen neuen Hinwendung zum menschlichen Seelenleben führen. Beide Dichter unterscheiden nämlich nicht nur zwischen einem subjektiven, d.h. in ihrem Sinne echten vertieften Begriff von Gott und dem überkommenen formelhaften Gott der höfischen Welt, sondern sie unterscheiden auch zwischen Minne und Liebe. Während der Minner des Minnesangs und der traditionellen höfischen Dichtung, in Europa wie in Persien, seine Dame minnt, weil sie ein vollkommenes Mitglied der Gesellschaft ist, fragen Gurganis und Gottfrieds Liebende nicht danach, ob der Partner ethisch und gesellschaftlich vollkommen ist, sondern sie lieben einzig und allein den Menschen. Die neue Forderung dieser Dichter ist Wahrheit der Empfindung, und damit führen sie die Fähigkeit, sich in das Innere des Menschen einzufühlen, in die Literatur ihrer Zeit ein. In diesen Werken ist die Frau für die beiden Dichter der Gegenstand ihrer Betrachtung. Sowohl das Tristangedicht als auch das persische Werk unterscheiden sich von den anderen höfischen Epen dadurch, dass die Liebe der Frau nicht durch irgendein Abenteuer oder als Belohnung gewonnen wird, obwohl in beiden die Möglichkeit zu dieser Gestaltung vorhanden wäre. Zwischen den Liebenden sind einzig und allein die gegenseitigen Gefühle entscheidend.
Beide Romane gehen über die traditionellen Vorstellungen von Liebe und Ehe hinaus und betrachten nicht nur die äußere Wirkung der Liebe, sondern sie gehen auch auf die Verwandlung im Innern der Liebenden selbst ein, d.h. sie betonen vor allem auch die Gefühle der Frau. Und diese Gefühle haben die gleiche Berechtigung und den gleichen Wert wie diejenigen eines Mannes. Damit wird ein neues Licht auf die Wertung der Frau geworfen. Die Betonung liegt hier auf der Gleichheit der Geschlechter. Die Liebenden achten sich gegenseitig als vollwertige ebenbürtige Menschen und haben unbedingtes Vertrauen zueinander. Diese Kriterien geben ihrer Liebe und ihnen selbst die Kraft, sich vor den Scheinwerten der höfischen Gesellschaft zu bewahren.
Wenn auch "Tristan und Isolde" mit dem Tode der Liebenden endet, so erfahren sie doch gerade im Moment des Untergangs die Bestätigung und die höchste Reife ihrer Liebe. Die Tragödie führt durch Vernichtung und Untergang zur Steigerung des Lebens und der Liebe beim sterbenden Helden.
"Vis und Ramin zeigt scheinbar ein ganz anderes Ende für die Probleme der Liebe: die Liebenden haben nach König Moubads Tod die Möglichkeit, ungestört und auch von der Gesellschaft anerkannt ihre Liebe zu leben und offen zu genießen. Ramin hat zwar, wie Tristan, in der Ehe mit Gul den wahren Charakter seiner Liebe zu Vis erkannt, doch gelangt er erst nach Visehs Tod zu der Fähigkeit, seine Liebe voll und ganz zu verinnerlichen."(17) So werden beide Dichter als Kritiker der höfischen Gesellschaft betrachtet und deren Vorstellungen von got, minne und ere sind in ihren Werken ganz klar zu erkennen.
Schluss:
Der zentrale Gehalt der Dichtungen von Gurgani und Gottfried ist im Zusammenhang mit der Gottesidee zu sehen. Beide Dichter verstanden die innige, inbrünstige Erfüllung der Liebe analog der Erfüllung in Gott, womit sie sich mystischen Strömungen ihrer Zeit näherten. Gurganis Idee der Liebe als Weg für die Seele, wieder in Gott einzugehen kam eigentlich aus dem persischen Sufismus.
Während wir in dem persischen Werk, besonders in der Person Ramins, die Entwicklung einer religiösen Beziehung zu Gott erkennen konnten, die durch die Erfahrung der Liebe hervorgerufen wurde, verändert sich in Tristan und Isolde nicht das Glaubensbewußtsein, sondern der Gehalt der Liebe.
In beiden Dichtungen wird gezeigt, wie Ramin und Tristan die Bewährungsprobe ihrer Liebe nicht bestehen. Vor die Entscheidung gestellt, der Geliebten die Treue zu bewahren und somit ihre Gefühle zu verinnerlichen, zu einem tieferen, geistigen Verständnis der Liebe zu gelangen, versagen sie. Für Ramin bedeutet dies zugleich die Rückkehr in sein altes gottesfernes Selbst. Indem sie sich dann ihres Irrtums bewußt werden und sich eingestehen, dass sie bisher nur ihren sinnlichen Trieben ergeben waren, öffnen sie den Weg zum echten, erfüllten Verständnis der Liebe, und als Folge dieses Liebesverständnisses: den Weg zum Gottesverständnis.
In Gurganis Werk wird Ramin für diese Erkenntnis schon im Diesseits mit Glück und langem Leben an der Seite von Vis belohnt. Im Jenseits werden sie dann aufs Neue vereint. Tristans Tod kennt man zwar nicht mehr aus Gottfrieds Fragment. Aus den Quellen und Fortsetzungen können wir sehen, dass Tristan erst im Tod das Stadium der unio mystica erreichen wird.
Gurgani und Gottfried zeigen eine Liebe, die zunächst außerhalb der Ehe steht. Die Frage der Schuld wird aber entgegen mittelalterlichen Verhältnissen nicht den Ehebrechern zugewiesen, sondern der höfischen Gesellschaft und damit der traditionellen Ehevorstellung, obwohl Gurgani und Gottfried keineswegs dem Ehebruch das Wort reden. Die Liebe sollte zu Recht nur mit der Ehe erfüllt werden. Die Dichter stellen jedoch die Liebe vor die Ehe, weil die Ehe zu jener Zeit von außen bestimmt und veräußerlicht war und keinen wertvollen Lebensinhalt hatte. Es ist ja nicht zufällig, dass gerade die Liebe von Vis und Ramin und von Tristan und Isolde ohne bewusstes Arrangieren von außen erwacht, auch wenn in dem deutschen Epos der Minnetrank neben der symbolischen Innerlichkeit auch jenes ungewollte äußerliche Einwirken auf die Liebe versinnbildlicht. Da die Paare in ihrer äußeren Erscheinung und in ihrer Seelenstimmung so offensichtlich füreinander geschaffen sind, bleibt ihnen nur der Weg der Liebe. Gurgani ist zudem noch von der Liebe geleitet, dass der Einzelmensch wesensmäßig ein Halber ist, der erst wieder in der Liebesvereinigung zu dem einen ganzen Menschen wird. Eine ähnliche Auffassung können wir in Gottfrieds Fragestellung erkennen:
"si wurden ein und einvalt die zwei und zwivalt waren e"
Nachdem die Liebenden diese Seinsmöglichkeit gewählt und voll und ganz bejaht haben, muss sich auch ihr Verhältnis zur öffentlichen Ordnung ändern, der sie sich nun entzogen haben. In beiden Dichtungen ist jedoch festzustellen, dass mit Ausnahme von Vis die Liebenden zunächst noch den höfischen Werten verhaftet bleiben. Aber die Ansprüche, die die Liebe stellt, sind stärker als die Ehre, weil sie tiefer gehen. Die sonst selbstverständliche Übereinstimmung von Innen und Außen, subjektivem Gefühl und Reaktion der Welt, ist hier durchbrochen. Zwar ist Ehre für die beiden Dichter kein abstrakter Wert, ihr Maßstab ist jedoch die gotterfüllte Liebe, die zugleich verinnerlicht, aber doch keine totale Vergeistigung alles Sinnlichen ist.
Quellenverzeichnis:
Anmerkungen:
(1)Döllinger, Ignanz, "Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters", 1.Teil, München, 1890, S.113
3.1. Culture sans frontières / Kultur ohne Grenzen / Culture without Borders
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