TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 17. Nr. September 2008

Sektion 3.1.

Culture sans frontières / Kultur ohne Grenzen / Culture without Borders
Sektionsleiterin | Section Chair: Gertrude Durusoy (Izmir)

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Ähnlichkeit von Motiven bei Saadi und Pfeffel

Faranak Haschemi (Azad Universität Teheran)

Email: faranak_haschemi@yahoo.de

 

Einleitung

Zwischen der morgenländischen und der abendländischen Literatur gibt es viele Ähnlichkeiten. Themen und Motive haben im Laufe der Jahrhunderte auf verschiedenen Wegen Grenzen überschritten und wurden in fremden Ländern als Vorlage und Idee für neue Dichtungen oder Nachahmungen aufgegriffen. Zahlreiche Dichter unter den deutschen Literaten haben sich grosse persische Dichter zum Vorbild genommen und Themen und Motive aus der persischen Literatur entlehnt. Als Beispiel kann man den Fabeldichter Pfeffel nennen, der, wie viele andere auch, Werke des berühmten persischen Dichters Saadi als Quelle für seine Fabeln verwendet und sie nach kulturellen und zeitbedingten Kriterien verändert hat.

In diesem Artikel soll die unterschiedliche Darstellungsweise und Ausdrucksform ähnlicher Themen und Motive bei Saadi und Pfeffel aufgezeigt werden.

 

Saadi und Pfeffel

Scheich Moslehoddin Saadi (gest. 1292)  ist einer der bedeutendsten persischen Dichter. Die beiden grossen Werke, die überwiegend zu Saadi’s Berühmtheit beigetragen haben, sind der “Būstān” (Blumen- und Duftgarten; 1256/57) und der „Golēstān“ (Rosengarten; 1258).

Während der „Būstān“ in Versen gedichtet ist, ist der „Golēstān“ ein Werk in gereimter Prosa. Der „Būstān“ hat eine „praktisch, verstandesgemässe Zielrichtung“ (Rypka, 1959:243). Der „Golēstān“ setzt sich grossenteils aus Anekdoten zusammen. Diese Anekdoten haben nicht immer belehrenden Charakter. Im „Golēstān“ spiegeln sich die sozialen Verhältnisse aus Saadi’s Zeit „mit allen spezifischen Vorzügen und Mängeln des persischen Menschen“. Tugenden und Laster der Menschen werden aufgezeigt. Häufig beruhen diese Darstellungen auf Überlieferungen aus der Geschichte oder auf Saadi’s eigenen Lebensweisheiten und -erfahrungen. Das Werk ist mit „ethischen Bemerkungen und Schlussfolgerungen in Versen dicht durchsetzt“ (Rypka, 1959:243). Die genaue Erzähltechnik und die „scharfe Pointierung“ treten deutlich hervor.

Saadi steht mit beiden Werken, sowohl dem „Būstān“, als auch dem „Golēstān“ zum Teil noch in der „Fürstenspiegeltradition“, „mit der er jedoch mystische Anliegen verbindet“ (Bürgel, 1990:315) Die Moral seiner lehrreichen Dichtungen soll den Leser dazu veranlassen, „böse Leidenschaften in sich zu bekämpfen und das Gute in sich zum Vorschein zu bringen“.

Obwohl diese Gedichte viel über Saadi’s „Kulturepoche“ berichten, wohnt ihnen doch auch „eine gewisse Zeitlosigkeit“ inne und viele persische und im Laufe der Jahrhunderte auch europäische Dichter und Denker wurden davon beeinflusst. „Golēstān“ gilt als populärstes Werk der klassischen persischen Literatur, das es seiner inhaltlichen Mannigfaltigkeit verdankt, auch heute noch Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten und Bildungsgraden anzusprechen. Beide Werke haben ethischen Charakter.- Saadi hat ausserdem auch noch Lyrik geschrieben, die vor allem in mystische Richtung geht. Saadi’s Werke gelten als „Muster eleganten Stils“ (ebd.). Viele Zitate aus dem „Golēstān“ finden heute noch täglich in Form von Sprichwörtern, Gleichnissen und Lehrstücken Anwendung.

Von Saadi’s „Golēstān“ und „Būstān“ gibt es jeweils mehrere Übersetzungen ins Deutsche u.a.:

Golēstān:
1656 1841
1846
1864
1895
Olearius
Philipp Wolf
Graf (beste Übers.)
G.H.F. Nesselmann
Rückert (Bruchstücke)
Būstān: 
1850
1853
1893-4
K.H. Graf
O.M. von Schlechta-Wssehrd
Rückert (Auswahl)

            

Gottlieb Konrad Pfeffel (18-19 Jh.) gilt als der „radikalste politische Fabeldichter“ seiner Zeit. Seine Fabeln wurden als „gereimte gesellschaftskritische Stücke“ bezeichnet. Ein grosser Teil seiner Stoffe und Motive ist nachweislich anderen Dichtungen entlehnt. Pfeffel wechselt von Themen über allgemeine Schwächen der Menschheit zur Kritik an Herrschern und nutzt seine Fabeln als politisches Kampfmittel, um die sozialen – gesellschaftlichen Missstände zu verdeutlichen.

Bei genauer Untersuchung der Werke von Saadi und Pfeffel trifft man auf ähnliche Themen und Motive, die natürlich nach Kriterien von Zeit und Ort unterschiedlich dargestellt wurden, hinzu kommen teilweise auch kulturelle Gegebenheiten, wie z.B. unterschiedliche Darstellungsweisen eines Themas im Abend- oder Morgenland.

 

Vergleiche von Fabeln bei Saadi und Pfeffel

Pfeffel hat neben zahlreichen anderen Werken auch aus zwei verschiedenen Saadi-Übersetzungen Material bzw. Themen und Motive für seine Fabeln entnommen:

einmal aus „Gulestan ou l’Empire des Roses, Traite des Moeurs des Rois; compose par Musladini Saadi, Paris 178 (Poll, 1888:33) und zum Zweiten aus der deutschen Übertragung des Moslicheddin Saadis Rosengarten von K.H.Graf, Leipzig 1846 (ebd. 34)

Ein Motiv z.B., dass er wahrscheinlich in einer Anekdote von Saadi gefunden hat, betrifft Pfeffels Fabel „Schach Abbas“ (Pfeffel, 1987:296), bei der „Nuschirwan will, dass seinen Untertanen auch das Salz bezahlt werden soll“.

Die Geschichte lautet bei Pfeffel folgendermassen:

Schach Abbas ist mit seinem Hofgesinde auf der Jagd. Auf der Suche nach Wasser kommen sie an einem Garten voller reifer Früchte vorbei. Obgleich er sehr durstig ist, hält sich der Schach zurück und rührt die Früchte nicht an, denn er weiss,

sonst „würden gleich mein Grosswesir
und seine Schranzen sich vermessen,
den ganzen Garten aufzuessen.“

Bei Saadi ist der Verlauf der Anekdote so, dass Nuschirwan auf die Jagd geht. Um das erlegte Wild nach dem Braten zu würzen fehlt es an Salz. Ein Bursche wird in ein naheliegendes Dorf gesandt, um Salz zu besorgen, mit dem ausdrücklichen Befehl, es auch zu bezahlen. Auf die Frage nach dem : Weshalb? antwortet der Schach, dass die kleine Ungerechtigkeit zum Übermass angewachsen sei, denn

Wünscht aus des Baumes Garten der Sultan einen Apfel,
 gleich reissen seine Leute den ganzen Baum heraus.
Erlaubt er sich, ein halbes Ei umsonst zu nehmen,
sie tragen tausend Hühner am Spiesse gleich hinaus.“

(Saadi, 1998:66)

اگر ز باغ رعیت ملک خورد سیبی   بر آورند غلامان او درخت از بیخ

(Saadi 1363/1984 [Golēstān]:55)

 

Ein zweites Beispiel ist Pfeffels „Der Parse“ (Pfeffel, 1987:230). Es geht um den Parsen (gemeint ist der Zoroastrier, dem das Feuer heilig ist), dessen Aufgabe es ist, sich um das heilige Feuer, das immer brennen muss, zu kümmern. Durch eine Unachtsamkeit fällt er eines Tages in das Feuer und trotz aller Gebete und Anflehungen an Gott verbrennt er.

Pfeffel will durch diese Fabel die Menschen warnen und mahnen, sich dem Thron und dem Fürsten nicht zu sehr zu nähern, sondern sich vor ihnen in Acht zu nehmen,

damit „der Götze mit der Krone
den Opfrer nicht zum Opfer macht.“

Poll (1888:47) weist bei den Quellen zu dieser Fabel u.a. auf eine Anekdote in Saadi’s „Rosengarten“ hin, die in der Übersetzung von Graf folgendermassen lautet:

Wenn der Parse hundert Jahre
fromm sein heilig Feuer schürt,
dennoch brennt es ihn , hat er es
einmalnur  zu nah’ berührt.“

(Saadi, 1998:56)

اگر صد سال گبر آتش فروزد    اگر یک دم درو افتد بسوزد

(Saadi 1363/1984 [Golēstān]: 50)

 

Ein anderes Thema, dass Ähnlichkeiten aufweist, ist bei Pfeffel die Fabel “Der Imam”.
Es geht um einen Araber, der in der Wüste Hungersnot erleidet. Endlich findet er einen Sack.

Mit freudigem Geschrey Rief er: Ha das ist Reis!
Doch...Gott, es sind nur Perlen!“ (Poll,1888:41)

Als Quelle zu dieser Fabel von Pfeffel wird bei Poll (1888:40) Blanchet genannt, aber scheinbar hat dieser seine Fabel in Anlehnung an Saadi’s Rosengarten geschaffen. Denn bei Saadi verläuft die Anekdote genauso:

Ein Araber erzählte den bassirischen Juwelenhändlern davon, dass er sich in der Wüste verlaufen hatte und ohne Proviant zu verhungern drohte, als er plötzlich einen Sack fand. Hocherfreut meinte er, Weizen gefunden zu haben, musste jedoch enttäuscht feststellen, dass es ‚nur’ Perlen waren.

Es folgen die Verse, die zeigen:

„Kann im dürren Wüstenflugsand
wohl die Muschel, kann die Perle wohl den
Durstigen behagen?
Ach! Gleichwie ists dem, der
ohne Vorrat hinsinkt,
mag es Gold, mag er nur Ton im Gürtel tragen.“

(Saadi, 1998:155)

هرگز آن ذوق و شادی فراموش نکنم که پنداشتم گندم بریانست باز آن تلخی و نومیدی که معلوم کردم که مرواریدست.

در بیابان خشک و ریگ روان     تشنه را در دهان چه دُر چه صدف

مرد بی توشه گاوفتاد از پای     بر کمربند او چه زر چه خزف

(Saadi 1363/1984 [Golēstān]: 106)

 

Es finden sich auch noch andere Motivähnlichkeiten bei Saadi und Pfeffel, für manche gibt es jedoch keine Belege. Zwar besteht die Möglichkeit, dass Pfeffel durch Saadi inspiriert wurde, aber genauso gut ist es möglich, dass er andere Fabulisten als Vorbild hatte, oder aber, dass, wie es oftmals bei Fabeln der Fall ist, Ähnlichkeiten auftreten durch ähnliche Lebenserfahrungen im Laufe der Jahrhunderte.

Bei Pfeffel treffen wir mehrmals auf das Thema Machtmissbrauch der Grossen; das ist verständlich, weil Pfeffel eigentlich ein Dichter politischer Fabeln war. Eines dieser Beispiele ist das Gedicht „Die Stufenleiter“ (Pfeffel, 1987:156). Es besteht aus vier Strophen, die beschreiben, wie der Schwächere dem Stärkeren unterlegen ist und von ihm vernichtet wird. In der Folge der Strophen wird der jeweils vorige Sieger durch einen stärkeren Feind erjagt.

Diese Fabel ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Darstellung von ungerechtfertigten Machtansprüchen, und obgleich vor langer Zeit als Kritik an der damaligen Situation geschrieben, hat sie heute an Gültigkeit nicht verloren.

Auf der ersten Stufe ist es ein kleiner Vogel, der ein Insekt tötet. Stufe um Stufe nimmt die Größe von Opfer und Jäger zu. Der Jäger der ersten Stufe wird auf der nächsten zum Gejagten. Und die letzte Stufe wird mit dem Menschen (der als "Krone der Schöpfung" gilt) als Jäger, abgeschlossen. Jeder, der größer ist, hat einen eigenen Machtanspruch. Keiner der jeweiligen Jäger fühlt sich schuldig, im Gegenteil sie halten es, als der jeweils Größere, für ihr selbstverständliches Recht, gnadenlos den Kleineren zu töten, -"Denn ich bin groß und du bist klein"- ist ihr Motto. In der Natur gilt dieses Gesetz. Tiere sind so geschaffen, dass vielfach der eine zur Ernährung des anderen dienen muß und das ist im Allgemeinen der Kleinere für den Größeren. An diesem Kreislauf ist nicht viel zu ändern. -Übertragen auf das Zusammenleben der Menschen finden wir häufig einen ähnlichen Anspruch wieder, obgleich der Mensch mit anderen Fähigkeiten ausgestattet ist, wie Denken und Vernunft; und damit würde er die Möglichkeit haben, ohne den Mitmenschen zu "fressen", im Leben bestehen zu können. Er sollte sich nicht auf den Schwächeren stürzen und ihn vernichten, sondern ihn schützen, ihm helfen zu einem selbständigen, sicheren Leben in der Gemeinschaft. Doch leider wird auch in der menschlichen Gesellschaft rücksichtslos von dem "Recht des Stärkeren" Gebrauch gemacht, obwohl für das menschliche Zusammenleben das Gesetz der Gleichheit und der mitmenschlichen Liebe zugrunde liegen müsste. –Mit einem Blick auf die Politik, zeigt sich, dass es auch da in großem Masse entsprechend der "Stufenleiter" zugeht. –Sowohl das Problem innerhalb der Gesellschaft, als auch das in der Politik klagt Pfeffel mutig und gnadenlos mit seiner Fabel an.

Ähnlich wie die 'Stärkeren' bzw. grössere in der "Stufenleiter" handelt auch der "Weih" in der Fabel "Der Weih und der Storch", ebenso die Löwin in der Fabel über "die Löwin, deren Junge getötet wurden", aus "Kalila und Dimna" (1996:280), ehe der Schakal sie aufgeklärt hatte und sie in sich gegangen war, und auch der Bogenschütze, der die beiden Löwenjungen gejagt und getötet hatte.

Schließlich gibt es in der Fabel "Der Retter" (Pfeffel,1783:190), die ebenfalls zu dem angesprochenen Themenkreis gezählt werden kann, ein weiteres Beispiel davon, dass alle Tiere, sowohl Jäger als auch Gejagte schliesslich von einem Menschen, als vermeintlichem Retter, ums Leben gebracht werden.

"Der Retter
Von einem Weyh verfolgt, entrannt
Ein Haselhuhn in eine Höhle;
Da sprang ein schlimmerer Tirann,
Ein rascher Fuchs, ihm an die Kehle.

Doch schnell macht es ein Jäger frey;
Sein Hund, der ihm die Spur verrathen,
Zerriss den Fuchs, er schoss den Weyh
Und lies das gute Hühnchen – braten.

 

Die Fabel "Der Fischteich" (Pfeffel, 1987: 51) sagt ebenfalls Ähnliches aus. Ein Philosoph wird in den Garten des Monarchen geführt, wo er beobachtet, dass "wohlgenährte Hechte" die Fische aus dem Teich fressen. Es tut sich die Frage auf, warum das zugelassen wird. Zur Antwort wird erklärt: "Am Ende fressen wir die Hechte".

Es ist beachtenswert, wie viele verschiedene Fabel-Versionen Pfeffel für eine Aussage oder auch Lehre geschrieben hat. Das könnte ein Hinweis auf ein sehr ernstes, zeitgemäßes Problem sein, da es mit so großer Beständigkeit immer wieder behandelt und in einigen Fällen, wie bei der "Stufenleiter", im Extrem dargestellt wird.

Auch in Saadi’s Dichtungen wird das Thema aufgegriffen, aber eher mit der Absicht der moralisch zu belehren. Ausser im „Golēstān“ findet sich auch im „Būstān“ dieses Thema wieder:

Gewalt an Schwachen ist nicht echte Mannesweise;
ein schlechter Vogel raubt ihr Körnchen der Ameise.“

(Scheich Saadi 1988:234, Nr.10)

مروتنباشدبرافتادهزور    بردمرغدون،دانهپیشمور

(Saadi 1363/1984[ Būstān]: 222)

 

Weiterhin mahnt Saadi, dass nur gute Behandlung der Untertanen einem Mächtigen zu Glück verhelfen würde.
Ähnlich ist es bei Saadi auch in einer anderen Anekdote:

O, Grosser, übe nicht Gewalttat gegen Kleine
Weil der Verlauf der Welt nicht nur der eine.
Nie sollst du einen Feind für zu gering ansehn;
Aus kleinen Steinen seh ich einen Berg bestehn.
Sieh, wenn zusammen sich ein Heer Ameisen tut,
Vermag es grüne Leu’n zu plagen bis aufs Blut.
Ist schwach ein Härchen wie ein Seidenfaden nicht?
Doch stark wie Ketten ist’s, wenn man’s zusammenflicht.“

(Scheich Saadi 239)

مها زورمندی مکن با کهان   که بر یک نمط نمی ماند جهان
...
عدو را بکوچک نباید شمرد    که کوه کلان دیدم از سنگ خرد
نبینی که چون با هم آیند مور    ز شیران جنگی بر آرند شور
نه موری که مویی کزان کمتر است   چو پر شد ز زنجیر محکمتر است

(Saadi 1363/1984[ Būstān]:227)

 

Ein letztes Beispiel, das hier herangezogen wird, ist die Fabel von „Wolf und Lamm“; bei Pfeffel (1987:323)verläuft sie folgendermassen:

„Der Wolf und das Lamm“
In einem Tempel floh, von einem Wolf gehetzt,
ein fettes Lamm. Der Wolf, kein Freund vom Kirchengehen,
Blieb fluchend an der Pforte stehen.
Das dumme Ding! sprach er zuletzt;
Mir ist es zwar entwischt; allein es hat vergessen,
Dass auch die Priester Lämmer fressen.

In Saadi’s „Golēstān“ begegnen wir einer ähnlichen Geschichte. Sie wurde als Gleichnis für die Geschichte des Derwisches gebracht, der nach einer Meinungsverschiedenheit mit Freunden ins Ausland reiste, dort festgenommen wurde und schwerste Arbeit leisten musste. Einer der Mächtigen Männer in Aleppo kaufte ihn frei und verheiratete seine Tochter mit ihm. Die junge Frau war aber streitsüchtig und unfolgsam. Als sie ihrem Mann irgendwann sarkastisch und mit boshafter Zunge sagte, er sei nicht der Gleiche, den sein Vater freigekauft habe, antwortete der, er sei wohl jener Mann und erläuterte seine Situation mit folgenden Versen:

Mir ward erzählt: ein Mann von edlem Stamm
Riss aus des Wolfes Rachen einst ein Lamm.
Nachts setzt’ er ihm das Messer an die Kehle,
Darob wehklagten des Lammes Seele:
Du wolltest aus Wolfsklauen mich befrein,
Das seh ich nun, um selbst mein Wolf zu sein

(Scheich Saadi 1988:48, Nr.41)

شنیدم گوسپندی ره بزرگی     رهانید از دهان و دست گرگی
شبانگه کارد در حلقش بمالید     روان گوسپند از وی بنالید
که از چنگال گرگم در ربودی     چو دیدم عاقبت خود گرگ بودی

(Saadi 1363/1984 [Golēstān]: 88)

 

Schluss:

Es wird auch noch weitere Themen- und Motivähnlichkeiten mit Saadi bei Pfeffels Fabeln geben. Wie bereits erwähnt, nicht immer durch direkten Einfluss, sondern oftmals indirekt, aber auch durch ähnliche Lebenserfahrung oder gesellschaftliche Problemstellungen.

Die Themen sind die gleichen oder aber sehr ähnlich. Nur die Darstellungsweise unterscheidet sich voneinander. Saadi ist ein Dichter, der sowohl das gemeine Volk als auch die Fürsten belehren möchte und ihnen Lebensklugheit nahebringt. Pfeffel dagegen ändert die Themen als Mittel zum Kampf gegen ungerechte Herrscher und die durch sie entstehenden gesellschaftlichen Missstände.

 


Literaturverzeichnis:

 


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For quotation purposes:
Faranak Haschemi: Ähnlichkeit von Motiven bei Saadi und Pfeffel. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 17/2008. WWW: http://www.inst.at/trans/17Nr/3-1/3-1_haschemi.htm

Webmeister: Gerald Mach     last change: 2008-09-13