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Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 17. Nr. | März 2010 |
Sektion 8.19. | Transformation of personality oriented civil society in the context of being and development of economy od service and post-industrial civilization Sektionsleiter | Section Chair: Gennady Uzilevsky (Orel, Russia) |
Der Mensch im Informationsraum:
zum Problem der Schaffung einer persönlich-orientierten Zivilgesellschaft in der Postmoderne
Natalia Balakireva (Orjol, Rußland) [BIO]
Email: natabalak@yandex.ru
1. Einleitung
Die Analyse der wissenschaftlichen Auffassungen über die Umwandlungsspezifik der Zivilgesellschaft (im weiteren ZG) auf der gegenwärtigen Entwicklungsstufe hat gezeigt, dass es den traditionellen Herangehensweisen, die zur Erarbeitung einer einheitlichen Sicht über Grundlagen dieses Phänomens beitragen könnten, ein verbindendes allumfassendes Element fehlt. Es ist bekannt, dass die Zivilgesellschaft unterschiedlich ausgelegt wird, je nach dem Standpunkt, sei es Philosophie, Politologie, Rechtswissenschaft, Soziologie oder Ökonomie. Nach der Auffassung von G.Ja. Uzilevsky „widerspiegeln die Definitionen der Zivilgesellschaft letzten Endes weder den Oberbegriff und noch die Unterschiede im Artbegriff, sondern einen der Aspekte des Untersuchungsgegenstandes, in Begriffen wird nicht das Wesen, sondern die Form wiedergegeben“ [1].
G.Ja. Uzilevsky hat die Untersuchung der ZG vom Standpunkt der Semiotik unter Einsatz des anthropo-semiotischen Ansatzes, “von unten nach oben” vorgenommen. Diese Untersuchung ergab, dass die Zivilgesellschaft ein mehrdimensionales, nichtlineares, persönlich-orientiertes noumenal-phänomenales Gebilde sei. Zugleich ist sie eine materielle-ideelle-geistige Realität, die vor allem auf ständige Förderung des kreativen Potenzials jedes Bürgers, einzelner Arten des Menschengeschlechts und des Geschlechtsmenschen gerichtet ist [1].
Die Definition der Zivilgesellschaft als einer persönlich-orientierten Formation beruht darauf, dass die menschliche Gattung und ihre Arten sowie der generische Mensch und seine Arten, als objektive noumenale Realitäten zu den grundlegenden inneren Determinanten des Funktionierens und der Entwicklung der ZG im ХХI. Jahrhundert gehören. In der zu analysierenden Arbeit wurden auch andere innere sowie äußere Determinanten der Entstehung, Entwicklung und des Funktionierens der ZG im ХХI. Jahrhundert festgelegt. Deren Untersuchung ließ vermuten, dass diesem Prozess vor allem Selbstentwicklung und –realisierung des Potenzials aller Bürger eines demokratischen Staates zugrunde liegen, unter Berücksichtigung der Vorstellungen von der menschlichen Gattung und ihren Arten sowie dem generischen Menschen und seinen Arten.
Aber die Realisierung des Potenzials eines konkreten Menschen erfolgt in der modernen Gesellschaft nicht im Vakuum. In entwickelten Ländern sind die Gesellschaft selbst sowie ihre Institutionen wegen des Einflusses der inneren und äußeren Faktoren nicht nur einer dynamischen Veränderung ausgesetzt, sondern auch einer aktiven Anpassung an die immer zunehmende Informations- und Wissensflut. Der Mensch wird täglich mit Herausforderungen der modernen Informationsepoche konfrontiert, die letzte ist u.E. ein selbstständiger Faktor und eine besondere Determinante, die sich sowohl auf die menschliche Selbstentwicklung als auch auf die Entwicklung der ZG auswirkt.
Es sei bemerkt, dass der Mensch schon immer in einem ihn umgebenden Informationsraum existiert hat. Die jahrhundertlange Existenz des Menschen in der vorindustriellen Epoche in einem lokalen Informationsraum, ermöglichte der Gesellschaft, recht wirkungsvolle Mechanismen auszuarbeiten, die das Zusammenwirken aller seiner Elemente regeln und absichern sollen. Vor ungefähr 50 Jahren ist im sozialen Bewusstsein und später auch in der Wissenschaft ein neues Herangehen an das Weltverständnis entstanden, dieses Herangehen wurde "Postmoderne" genannt. Darunter versteht man eine genug skeptische Einstellung zur Realität sowie die Möglichkeit, sie durch den Verstand zu begreifen. In „Postmoderne“ rückt eine totale Subjektivität hinsichtlich der Kriterien der menschlichen Einstellung zum Dasein [2] in den Vordergrund.
Aus der Perspektive der in verschiedenen Geisteswissenschaften zu einer Tradition gewordenen "Postmoderne" werden Eigenschaften und Funktionen der ZG ermittelt, was u.E. den inhaltlichen Verlust des Untersuchungsgegenstandes zur Folge hat.
Es muss erwähnt werden, dass die Theorie der in der Epoche der Dominanz der Informations- und Kommunikationstechnik entwickelten "Postmoderne" durch den Pluralismus geprägt ist, was ihrerseits weitgehend die Spezifik der modernen sozialen Entwicklung kennzeichnet. Dabei konzentriert man sich nicht so sehr auf die Untersuchung des Begriffsinhalts, sondern auf seine Erscheinungsformen in der modernen Gesellschaft. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die moderne Gesellschaft sowie die Tätigkeit der ZG die Notwendigkeit erkennt, das große geistliche, geistige und körperliche Potenzial der Arten der menschlichen Gattung und des im Laufe der Evolution gebildeten generischen Menschen einzusetzen.
Im Zusammenhang mit dem oben Dargelegten verfolgt unser Artikel das Ziel, die Besonderheiten der Einwirkung des modernen Informationsraums als einer äußeren Determinante auf die Entwicklung der ZG, hinsichtlich der persönlich-orientierten Formation, zu ermitteln, dabei sollen moderne Formen der Informationsinteraktion und neue Perspektiven der geistigen und intellektuellen Entwicklung des Menschen im ХХI. Jahrhundert berücksichtigt werden. Es werden daher folgende Fragen gestellt und gelöst:
2. Zu Besonderheiten der Transformation des modernen Informationsraums
als äußerer Determinante der Entwicklung der persönlich-orientierten ZG
In meinem Beitrag gehe ich davon aus, dass ddie menschliche Gattung und der generische Mensch, noumenale Realitäten, als Ausgangspunkte der Untersuchung der sozialen Institutionen und zugleich als Auswertungskriterien ihrer Tätigkeit auftreten können [3]. Die Menschheit kann als Gesamtheit von noumenal-phänomenalen Erscheinungsformen des menschlichen Potenzials in konkreten historischen Bedingungen in Gestalt von sozialen Institutionen (Familie, Recht, Wirtschaft, ZG, Staat u.ä.m.) aufgefasst werden. Wenn man soziale Institutionen als noumenal-phänomenale, formell und nicht formell organisierte Formationen und zugleich als materiell-ideell-geistige Realitäten betrachtet, dann kann man dem Autor des Beitrags zustimmen, während er folgendes meint. Es sind sie (soziale Institutionen), die direkt und indirekt einen entsprechenden steuernden und regulierenden Einfluss auf die Tätigkeit und das Verhalten der Menschen in jeweiligen gesellschaftlichen Bereichen [4], unter bestimmten äußeren historischen Bedingungen, zum Wohl eines konkreten Menschen, ethnischer Gemeinschaften, Völker, Länder und der Weltgemeinschaft ausüben. Die Erschließung der Eigenschaften und Besonderheiten des generischen Menschen, Ermittlung der Merkmale, Funktionen und Besonderheiten seiner Mentalität, Funktionen des Bewusstseins, Unbewussten und Superbewusstseins bedingen nicht nur die soziale Bedeutung der Untersuchungen des generischen Menschen, sondern sie werden zum Ausgangspunkt für Geisteswissenschaftler zum besseren Verständnis der Grundlagen der Erziehung, Bildung und Sozialisierung des Individuums. Gerade diese Auffassung ist zu einer der grundlegenden Auffassungen bei der Interpretation der persönlich-orientierten ZG geworden [5, S. 35].
In [1] werden zu den äußeren Determinanten der Entstehung, Entwicklung und Tätigkeit der persönlich-orientierten ZG solche Institutionen gezählt wie Staat(1), Familie, Dienstleistungswirtschaft, Kultur, Bildung und Gesellschaft. Zu den Determinanten, die unmittelbar auf die Entwicklung der persönlich-orientierten ZG einwirken, gehört auch der Informationsraum. Es sei unterstrichen, dass er zu einem der Indikatoren einer neuen Evolutionsetappe des Menschengeschlechts sowie der Entwicklung der sozialen Institutionen und Weltgemeinschaft im ХХI. Jahrhundert geworden ist. Davon zeugt die Tatsache, dass der Informationsraum auf horizontale Beziehungen in der ZG einwirkt und letzten Endes auf Realisierung des Potenzials des generischen Menschen.
Außerdem ist für die moderne Gesellschaft Automatisierung, Informatisierung und Intellektualisierung der stereotypen Prozesse kennzeichnend. In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, die technische Entwicklung als eine äußeren Faktor zu betrachten, der sich positiv auf Erscheinung und Entfaltung der Kreativität des konkreten Menschen auswirkt. Es war der wissenschaftlich-technische Fortschritt, der zur Entstehung der Dientsleistungswirtschaft und postindustriellen Gesellschaft beigetragen hat. Ihre Entstehung bedingt die Notwendigkeit, das Potenzial des Menschengeschlechts und Geschlechtsmenschen zu untersuchen. Meiner Meinung nach soll die Tätigkeit der ZG darauf gerichtet werden, die Aufmerksamkeit der Staatsmänner und wissenschaftlicher Organisationen auf die Untersuchung dieses Gegenstandes zu lenken.
3. Perspektiven des wissenschaftlichen und sozialen Transits
in einer neuen kommunikativen Situation: von Postmoderne zu wiederbelebter Moderne
Moderne Informationsorientierungspunkte sprechen nicht nur für Notwendigkeit, kreative Natur von Homo zu ermitteln, sondern auch neue Bedingungen zu deren Äußerung aufzusuchen. Es soll anerkannt werden, dass die Entstehung neuer Medien zur Aufnahme, Verarbeitung und Informationsübertragung solche trägen sozialen Institutionen wie Familie, Bildungssystem und Kultur überrascht hat. Es ist kein Zufall, dass die postindustrielle Zivilisation als spontan entstandene noumenale Realität, die auf der Vorherrschaft der Vorstellungen von Menschen, Natur und Kosmos als noumenal-phänomenalen und materiellen-ideellen-geistigen Formationen beruht, oft als Epoche der Moderne charakterisiert wird. D. Bell, dem die Postmoderne den Status eines selbstständigen Zivilisationstyps(2) verdankt, hat hinsichtlich der Wechselbeziehung des Postindustrialismus und Posmodernismus bemerkt, dass wesentliche Besonderheiten dieser Theorien darin bestehen, dass sie bei der Charakterisierung der Geschehnisse im modernen Informationsbereich und Festlegung informativer Orientierungspunkte des modernen Menschen das sich selbst entwickelnde Potenzial des Menschen nicht beachten.
Einer der ersten Theoretiker der Postmoderne war J. Baudrillard, seine Konzeption hieß auch Protopostmoderne [6]. Nach seiner Auffassung kennzeichnet die moderne Welt vorwiegend Nachbildung und Nachahmung. „Wir leben in der Epoche der Simulation“, erklärte er. Simulation führt zur Entstehung der Scheinwelt, des Simulakrums, dabei werden Objekte und Geschehnisse reproduziert, und es wird immer schwerer, Realität von Simulation zu trennen. J. Baudrillard führt als Erster in die Theorie der Moderne den Terminus Hyperrealität ein. Darunter wird Ununterscheidbarkeit zwischen Realität und Simulation verstanden.
Ein anderes Kennzeichen der Postmoderne ist nach der Auffassung des modernen deutschen Philosophen P. Koslowski [7] die Fragmentierung der postmodernen Gesellschaft, diese Gesellschaft wird einem Mosaik ähnlich, das aus kleineren Gruppen besteht, was zur Atomisierung der Gesellschaft sowie ihres aktivsten Teils – der ZG führt. Deshalb glauben viele Wissenschaftler, dass die Postmoderne für soziale Passivität auftritt: wenn keine der angebotenen Varianten am besten ist, dann sei das Einverständnis mit der vorgegeben Konstellation die vernünftigste Lösung.
Mehrmals wurde darauf hingewiesen, dass sich die Postmodernisten mit lebenswichtigen gesellschaftlichen Problemen nicht beschäftigen wollen, und dass ihrer Philosophie am kritischen Geist mangelt, der für den Existenzialismus oder „kritische Theorie“ typisch war. Die Kritiker der Postmoderne unterscheiden in der Regel zwei Gruppen zusammenhängender Probleme:
In diesem Zusammenhang bemerkt Koslowski, dass es ebenso schlecht sei, unbegrenzte Wahlmöglichkeiten zu haben, wie auch keine zu haben, weil für den Menschen nicht die Zahl der Alternativen, sondern Möglichkeit frei zu entscheiden, am wichtigsten sei.
Aber die Zahl der „Alternativen“ erhöht sich in der modernen Welt. Die gegenwärtige Entwicklungsstufe der Gesellschaft und des Informationsraums zeichnen sich durch zunehmende Konzentration und Steigerung der Informationsflut aus, früher hat die menschliche Zivilisation Jahrtausende gebraucht, um Informationen anzusammeln, und heute in dem entstehenden globalen Informationsraum wächst die Informationsflut mit rasanter Geschwindigkeit. Dadurch hat eine konkrete Persönlichkeit einerseits mehr Chancen, ein mehr oder weniger einheitliches Informationsweltbild zu schaffen. Andererseits trägt das zur Senkung persönlicher Informationskontrolle über das eigene Dasein bei, was unseren Vorfahren eigen war [8].
Es ist daher keine zufällige Tatsache, dass das moderne Informationsweltbild oft fast keine Berührungspunkte mit dem Alltag hat, den wir bildlich gesagt ertasten und aus unserer Erfahrung einschätzen können. Das findet oft seinen Ausdruck darin, dass die Bedeutung der territorialen Identität für den Menschen und die ganze Gesellschaft abnimmt und persönliche Identität sogar verloren geht.
Trotzdem soll da bemerkt werden, dass durch Informations- und Kommunikationstechnik die Persönlichkeit zweifelsohne mehr Möglichkeiten zur Kommunikation hat. Unbestritten wirkt sich das Bündel „Technik – Industrie – Kultur – symbolische Interaktion“ sehr auf die Entfaltung der menschlichen Kreativität aus. Man muss anerkennen, dass die Postmoderne die noumenale Natur des Menschengeschlechts und Geschlechtsmenschen nicht beachtet, und vor allem ihr geistiges und intellektuelles Potenzial außer Acht lässt. Es soll auch darauf hingewiesen werden, dass die Postmoderne auch den Widerspruch zwischen dem Informationsumfang, neuen Möglichkeiten zur Informationsaufnahme, -suche und -verarbeitung, entstehenden horizontalen (Netz) Formen der staatlichen und gesellschaftlichen Wechselbeziehung einerseits und dem ungenügenden Untersuchungsstand kontroverser und durch Natur, Gesellschaft und Kosmos bedingter Eigenschaften des generischen Menschen und der menschlichen Gattung andererseits nicht berücksichtigt. Es ist ersichtlich, dass die Schaffung der persönlich-orientierten ZG im Vergleich mit früheren Etappen der gesellschaftlichen Entwicklung zu einer noch schwierigeren Aufgabe wird.
Die Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft bedingt den Übergang von der Postmoderne zur wiederbelebten Moderne. Dadurch dass die Menschen ökonomisch, politisch und kulturell unabhängig werden und kreative Tätigkeiten betreiben können, streben sie nach Erkenntnis ihrer Einzigartigkeit, was im Endeffekt Regenerierungswirkung sowohl auf die Gesellschaft als auch auf wissenschaftliche Theorien und Auffassungen hat.
4. Voraussetzungen zur Schaffung einer persönlich-orientierten Zivilgesellschaft
in einem sich verändernden Informationsraum
Der gemeinsame Zug verschiedener Theorien der Postmoderne ist der Verzicht auf die Ermittlung der systembildenden Faktoren der Institualisierung der ZG. Die Postmoderne definiert die ZG entweder als eine Gesellschaft, die die traditionelle Gesellschaft abgewechselt hat, oder als eine Gesellschaft, die aus der gegenwärtigen Situation herangewachsen und dadurch geprägt ist (A. Touraine [9], J. Habermas [10], E. Giddens [11], Z. Baumann [12] und andere).
In beiden Fällen handelt es sich nicht um zwei unterschiedliche Typen der Gesellschaft, sondern um unterschiedliche Phasen oder Stadien der Existenz und Entwicklung der ZG. Die Vertreter der Postmoderne verneinen die Tatsache der Existenz der ZG nicht. Sie unterstreichen aber die Bedeutung der postmodernen Phase für ihre Entwicklung. Für Experten, die diesen Standpunkt vertreten, ist die Meinung kennzeichnend, dass die Schaffung der ZG ein spontaner und polyvariabler Prozess sei, der sowohl durch objektive als auch durch subjektive Faktoren bedingt ist. Dabei wird eingeräumt, dass die moderne Gestalt der ZG vor allem durch nichtmaterielle Ursachen bestimmt wird. Dieses Herangehen setzt unter anderem voraus, dass bei der Entstehung der ZG die erstrangige Bedeutung der Entwicklung von Technik und Industrie gehört, und dass beim Übergang zur Postmoderne der Einfluss von Kultur und symbolischer Interaktion eine größere Rolle spielt, weil bei der Kommunikation gerade Kultur und Interaktion dominierende Faktoren sind.
Es ist bekannt, dass die Untersuchung der ZG als eines rationalen Wesens, unmöglich sei, weil die von Vorherrschaft des Verstandes im Bereich der technischen und industriellen Entwicklung ausgehende rationalistische ZG-Theorie(3) heute durch neue Konzeptionen abgelöst wird, die unsere Vorstellungen von der ZG erweitern und vertiefen. Ein Teil der besonders hoch entwickelten Länder kommt allmählich zur Realisierung der «vierten Synthese”. Die Besonderheit dieser Synthese besteht darin, dass in der sozialen Philosophie und Soziologie die ZG unter dem Gesichtswinkel der existentialistischen und phänomenologischen Traditionen in einem breiteren Kontext des Zusammenwirkens der Persönlichkeit und offizieller staatlicher Strukturen, der institutionellen und alltäglichen Welten betrachtet wird. Im Rahmen dieser Theorie werden auch Probleme menschlicher Entfremdung, die Kolonialisierung des Lebensraums der Menschen durch den Staat und andere Institutionen betrachtet.
Im gegenwärtigen, sich dynamisch entwickelnden Informationsraum werden folgende Besonderheiten der Entwicklung der ZG hervorgehoben:
Bei der Untersuchung dieses Problems gehe ich davon aus, dass die entwickelte ZG eine Form der Solidarität der Bürger ist, die durch gemeinsame Vorstellungen und moralische Verpflichtungen verbunden sind [15; 16, S. 65; 17-18; 19, S. 46; 20, S. 17). Durch Institutionen und Einrichtungen der ZG werden individuelle Ressourcen autonomer Bürger vereinigt und soziales Kapital geschaffen (Solidarität, Vertrauen, gegenseitige Verantwortung), das nach R. Putnam Zivilassoziationen zugrunde liege und eine nötige Voraussetzung sei, damit „die Demokratie wirkt“ [19].
Da die entwickelte ZG eine nichtpolitische Form der Selbstorganisation der Gesellschaft ist, kann sie als Informationsagent in Beziehungen mit dem Staat auftreten und viele wichtige Funktionen ihm gegenüber ausführen:
In der Informationsgesellschaft, die ein guter Nährboden für eine gut entwickelte ZG ist, erweitert sich der Kreis der aktiven Verbraucher politischer Information, die an der Erarbeitung und Verabschiedung der politisch wichtigen Beschlüsse teilnehmen können, was eine Voraussetzung dafür ist, dass sich die Ungleichheit politischer Möglichkeiten der Bürger allmählich vermindert (ausgleicht).
Zugleich meinen die Experten, dass die Organisations- und Entwicklungsmodelle des Informationsraums, die den ökonomisch hoch entwickelten westlichen Ländern, z.B. den USA, Japan, Großbritannien, eigen sind, bei der Untersuchung der ZG in Russland schwer anwendbar sind, denn dort ist die ZG unter prinzipiell anderen Voraussetzungen und Umständen entstanden.
Es ist klar, dass in verschiedenen Ländern das Entwicklungsniveau der ZG sowie ihr Typ wesentlich unterschiedlich sind. Es sei bemerkt, dass für einige Länder alte und feste Traditionen der Demokratie und Marktwirtschaft sowie hohe Rechtskultur der Bürger kennzeichnend sind [19-21 usw.]. So schreibt I.F. Jarulin in seiner Untersuchung „Entwicklung der Institutionen der ZG bei sozialen Transformationen“ (1998), dass sich die russische Zivilgesellschaft von der westlichen unterscheidet, sowohl im Typ als auch in der Genesis.(4) Unterschiede in der Genesis sind dadurch bedingt, dass die ZG in Russland während längerer Zeit nicht geschaffen wurde. Unterschiede im Typ sind dadurch bedingt, das die ZG in einem anderen sozial-kulturellen Kontext geschaffen wird.
Den Werdegang der ZG verhindern soziale Spannungen, Konflikte, eine hohe Kriminalität, einen niedrigen Lebensstandard vieler Bürger(5) usw. Wenn auch die ZG in Russland keine Kopie der westlichen ist, weist sie ähnliche Entwicklungstendenzen auf.
So beweist I.F. Jarulin, dass die ZG eine gesetzmäßige Etappe in der Entwicklung der Gesellschaft ist. Aber während im Westen der Werdegang der öffentlichen Sphäre die Schaffung der ZG vollendet hat, und sie damit mit Integrations- und Ausdrucksmitteln politischer Interessen ausgerüstet hat, wurde diese Sphäre in Russland dann der erste und wichtigste Faktor zur Schaffung der Zivilgesellschaft. „Vielleicht“, behauptet I.F. Jarulin, „ist gerade diese umgekehrte Ordnung bei der Schaffung der ZG der Schlüssel zum Verständnis der Schwäсhe und Unstabilität der russischen Zivilgesellschaft“.(6) Dominierende Formen der politisch-gesellschaftlichen Aktivitäten der Bürger sind in diesem Bereich des Informationsraums gewöhnlich Kundgebungen, Versammlungen und Demonstrationen. Die Hauptstrukturen der ZG bilden gesellschaftliche, politische Organisationen und Bewegungen (Parteien, Gewerkschaften, Hilfeorganisationen für sozial schwache und bedürftige Bürger). Zu diesen Organisationen gehören auch Organe der gesellschaftlichen (lokalen) Selbstverwaltung sowie nichtstaatliche Massenmedien.
Eine große Unterstützung bei der Schaffung der ZG leistet traditionell das Internet. Der Siegeszug der Internet-Technologien durch die ganze Welt hat Unvermeidbarkeit und Objektivität der Globalisierung des Informationsraums bewiesen. Aber da dieser Prozess über eine komplizierte soziale Natur verfügt, ist er nicht eindeutig, z.B. vom Standpunkt der Sicherheit der Persönlichkeit, Gesellschaft und des Staates. Die Experten meinen, dass das psychische Wohlergehen der Persönlichkeit, ihre freien ethnischen, konfessionellen und altersmäßigen Selbstbestimmungen ohne Prioritäten der humanen Entwicklung der Persönlichkeit, ihrer Kreativität unmöglich seien. Gerade diese Umstände rücken die Untersuchung des sozialen Konsens und der Toleranz als Prinzipien der Schaffung der persönlichkeitsorientierten ZG in den Vordergrund.
Nach der Ansicht von W.L. Inosemzew können Investitionen in das menschliche Kapital nicht nur der Wirtschaft Gewinn und Nutzen bringen, sondern auch zur Entwicklung des in der Postmoderne verloren gegangenen ethischen Wertesystems in der Gesellschaft beitragen [22].
5. Moderne Mechanismen zur Schaffung der persönlich-orientierten Gesellschaft
Es ist kein Zufall, dass die Wissenschaftler in der letzten Zeit viel Wert auf die Untersuchung der Problematik legen, die mit dem erhöhten Engagement in solchen Informationsbereichen wie Internetforen und Blogs verbunden ist. Es wird darüber diskutiert, inwieweit das Massenmedien-Internet im Allgemeinen und Blogs im Einzelnen auf die Bildung der öffentlichen Meinung einwirken können.(7)
Diese Frage beschäftigt nicht nur Soziologen und Medien-Experten, sondern auch Polittechnologen. Die meisten von ihnen sind an der Anwendung der Vorteile von Blogs interessiert, sei es für Wahlzwecke oder für den alltäglichen Einfluss auf ihr Auditorium. Allerdings sind bis jetzt die USA wohl das einzige Land, in dem Blogs eine reale Einwirkung auf politische Prozesse haben. Hauptsächlich ist es durch die Verbreitung des Internets in den USA und durch die Zahl der Nutzer mit beständigem Internetanschluss bedingt.
Es sei bemerkt, dass in der letzten Zeit die Interaktion im Blogbereich eine neue Bedeutung bei der Förderung des Zivilengangements sowie bei der Ausarbeitung der Fertigkeiten der Zivilteilnahme gewinnt. „Das Reich der absoluten Freiheit. Eines der wenigen Ventile der modernen zu bürokratisierten Gesellschaft“,(8) so äußern sich die Journalisten über die Blogsphäre, wenn sie dabei auch skeptisch bleiben. Auf diese Weise kann man behaupten, dass die Blogsphäre zu einem gleichberechtigten Teilnehmer des politischen Prozesses wird, was nicht mehr zu ignorieren ist. Immer mehr Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wenden sich dieser Informationsquelle und Ressource der zwischenmenschlichen Kommunikation zu. Zum Verständnis des Stellenwerts der Blogs im modernen Informationsraum (und des aktuellen Standes der Medien im Allgemeinen) wird in den USA z.B. ein nützliches heuristisches Schema(9) verwendet. Die Blogs gehören zu den so genannten neuen Medien (New Media), die den alten Medien (Old Media) gegenübergestellt werden. Zu den letzten gehören angesehene große Sendernetze, frühere führende Zeitungen und Zeitschriften. Neue Medien sind durch Internet-Massenmedien vertreten, auch durch Blogs, Rundfunksender und Kabelfernsehen, zu dem die rund um die Uhr arbeitenden Nachrichtensender gehören, solche z.B. wie CNN und Fox News.
Das kennzeichnende Merkmal politischer Blogs war von Anfang an eine harte Polarisierung. In der Regel verteidigten die Blogger konsequent äußerste Positionen im politischen Spektrum. So vertreten die populärsten politischen Blogs entweder radikalliberale oder radikalkonservative Auffassungen. Das politische Blog drückt immer eine bestimmte politische Einstellung aus, von der aus die ganze andere Information interpretiert wird. Diese Einstellung findet ihren Ausdruck in der Gesamtheit einfacher und allgemein verständlicher Thesen, um diese zu verteidigen, appelliert man an Werte. Z.B. können die Konservativen sich als Gegner der Abtreibungen, homosexueller Ehen, Anhänger niedriger Steuern, einer minimalen Regierung und Entbürokratisierung usw. positionieren.
Die Polarisierung der Blogs bedeutet nicht, dass in der Blogsphäre keine Zwischenpositionen möglich sind, aber die Vertreter der äußersten Positionen bestimmen die Spielregeln. Sie schaffen die meiste Zahl der Informationsanlässe und entfesseln die interessantesten Diskussionen. Ungefähr dasselbe ist in der russischen Blogsphäre zu beobachten.
Es sei darauf hingewiesen, dass neue Medien in den USA politische Polarisierung sehr übertrieben haben, indem sie extreme und kompromisslose Positionen äußerten. Die Polarisierung bestand auch davor, aber die Entstehung der Blogs hat im Informationsraum die äußersten Positionen auf den Thron gesetzt, dadurch wurden Zwischenpositionen verdrängt oder sogar marginalisiert. Es ist zur folgenden Inversion gekommen: äußerste Positionen rückten an Stelle der führenden, und alte, die den Anspruch auf Desinteresse und Zwischenposition erheben, verlieren mit der Zeit weniger an Popularität. Für den äußeren Beobachter werden alte Medien einfach nicht mehr interessant, was sich immer wieder in der Popularitätsquote der alten Medien äußert.
Zusammenfassend kann man zwei Funktionen der politischen Blogs unterscheiden:
Es soll unterstrichen werden, dass die Ethik des globalen Informationsraums wegen ihrer Spezifik eine der am wenigsten untersuchten und in den Medien beleuchteten wissenschaftlichen Richtung ist. Eines der ersten Bücher, das Computerethik gewidmet ist, ist das 2000 im Verlag „Mackmillan“ auf Englisch erschienene Buch „Internet-Ethik“ [23], das als erster Versuch gelten kann, diese Problematik unter Teilnahme der Philosophen, Rechtswissenschaftler, Wissenschaftler und Praktiker im Bereich der Informationstechnik zu betrachten. Die Geschichte und Entwicklung der Computerethik wurde im Vortrag von I.J. Alexejewa behandelt [24], die Analyse dieses Vortrags bestätigt die Notwendigkeit weitere Untersuchungen in dieser Richtung durchzuführen, besonders in Russland, wo diese Probleme trotz ihrer Wichtigkeit und Bedeutung kaum beachtet werden.
In einem immer mehr und mehr erweiterten Informationsraum werden administrative Regelungsmaßnahmen weniger wirkungsvoll. Es ist unmöglich, ein alles verbietendes, einschränkendes, vorschreibendes und regulierendes System zu schaffen. Es ist auch praktisch nicht machbar, zu kontrollieren, wie dieses System der Verbote, Einschränkungen und Vorschriften im Informationsraum durch jeden Menschen befolgt wird.
Dabei betrachten wir Ethik im weiteren Kontext als:
Der moderne Stand des globalen Informationsraums erzeugt bei dem Menschen, der da zusammenwirkt, das Gefühl der Macht und Straflosigkeit. In erster Linie betrifft das die jüngere Generation, der der Informationsraum als erster die Möglichkeit bietet, selbständig zu handeln und sich als Persönlichkeit im weltlichen Maßstab zu äußern. Es gibt viele Beispiele des asozialen Verhaltens in diesem Sektor des Informationsraums. Dazu gehören z.B. Hacker und Entwickler der Virusprogramme.
Der globale Informationsraum verbirgt in sich bestimmte Gefahren, je weiter sich der Informationsraum entwickelt, desto größer können diese Gefahren werden, weil sie durch die Eigenschaften des Informationsraums bedingt sind. Aber außerhalb dieses Raums kann der Mensch nicht leben. Man braucht eine Gesamtheit von Maßnahmen, die die Sicherheit und Tätigkeit der Menschen im globalen Informationsraum gewährleisten und ermöglichen.
Diese Maßnahmen sollen das Monitoring aller Punkte dieses Raums einschließen, das Monitoring erfolgt online, mit dem Ziel alle darin existierenden und entstehenden Informationsdrohungen zu ermitteln, sie zu verhindern und zu neutralisieren, sowie negative Folgen dieser Drohungen zu beseitigen.
Solches Monitoring ist erst dann möglich, wenn die Hauptmasse der Subjekte des globalen Informationsraums bewusst daran teilnimmt und moralische Verantwortung für die Sicherheit dieses Raums übernimmt. Das bedingt die Notwendigkeit einer entsprechenden Ethik – der Ethik des Informationsraums, an die sich seine Subjekte halten werden und ohne die die Sicherheit des Menschen im globalen Informationsraum unerreichbar ist.
Die Grundlage dieser Ethik bildet die traditionelle Ethik der menschlichen Beziehungen, die im Laufe der Jahrhunderte geschaffen wurde und sich bewährt hat und ohne die heute und in überschaubarer Zukunft die Existenz der menschlichen Gesellschaft unvorstellbar ist. Sie soll allerdings entsprechend revidiert und ergänzt werden, um Realien der globalen Informationsgesellschaft in Kauf zu nehmen.
Die Analyse der kennzeichnenden, sozial bedeutsamen Eigenschaften und technischen Merkmale des Informationsraums, die auf den Übergang von der Postmoderne zu wiederbelebter Moderne hinweisen, zeigt, dass die Entwicklung und das Funktionieren dieses Raums vor allem davon abhängig sind, ob die ZG als politischer Manager und der demokratische Rechtsstaat als sozialer Manager die Voraussetzungen zur Erziehung, Bildung und Sozialisierung der Fachleute mit einem großen schöpferischen und geistigen Potenzial schaffen können. Die Untersuchung der wesentlichen Unterschiede der postindustriellen Informationsgesellschaft von der industriellen zeugen davon, dass die Entwicklung des Informationsraums einen entscheidenden Einfluss auf die Bildung der persönlichkeitsorientierten ZG ausübt. Der Bedarf an einem kreativen Menschen wird in allen Sphären der sozialen Realität wichtig, in der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen usw. Die moderne Gesellschaft, in der Information und Wissen zu dominierenden Faktoren ihrer inneren Entwicklung werden, soll an der geistigen, intellektuellen und physischen Entwicklung jedes Individuums sowie an der Schaffung der Voraussetzungen zur menschlichen Selbstbestimmung und an einer freien verantwortlichen Entscheidung interessiert sein. Und die Erschließung der modernen Formen und Verfahren zur Erreichung dieses Ziels soll zu der wichtigsten Aufgabe der Gegenwart werden.
Schlussfolgerungen
Das dargelegte Material lässt folgende Untersuchungsergebnisse formulieren:
Literatur:
Anmerkungen:
8.19. Transformation of personality oriented civil society in the context of being and development of economy od service and post-industrial civilization
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