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Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 17. Nr. | Juni 2010 |
Sektion 8.8. | Transformationen des Judentums im Kontext der Transformationen von Gesellschaften Sektionsleiter | Section Chair: Tamás Lichtmann (Jüdische Universität Budapest/Universität Debrecen) und Endre Kiss (Jüdische Universität Budapest) |
Sektionsbericht 8.8.
Transformationen des Judentums im Kontext der Transformationen von Gesellschaften
Tamás Lichtmann (Jüdische Universität Budapest/Universität Debrecen) [BIO]
und Endre Kiss (Jüdische Universität Budapest) [BIO]
Email: lichtmanntamas@gmail.com | andkiss@hu.inter.net
In der Sektion wurden säkulare jüdische Identitätsformen in der Zeit der Emanzipation und Assimilation der letzten zwei Jahrhunderte von den Referenten vorgestellt. Angesprochen wurden am Beispiel einiger Repräsentanten des säkularen Judentums Mitteleuropas (Heine, Kafka, Roth, Schnitzler, Canetti, Sperber) sowie ungarische Autoren wie Sándor Bródy, Milan Füst, Miklós Radnóti, Károly Pap, Imre Kertész u.a. Die wichtigsten Diskussionsfragen der Sektion: wie entfalten sich die Veränderungen/Transformationen der Identitätsformen des modernen Judentums in der globalisierten Welt; wie polarisiert sich die ursprünglich religiöse Identität des Judentums in einem komplexen vielfältigen Identitätspluralismus; wie wird biblisch-rabbinisches Wissen in eine säkulare Kreativität und eine vorwiegend kulturelle Identität transformiert; was bedeutet und welche Wandlungen erlebt der jüdische Messianismus in einer säkular/profanen Umwelt. Andererseits betrachtet: wie werden alt-neue antijüdische Ideologien und Tendenzen in der globalen Welt transformiert und transportiert; wie entsteht eine politische Israelfeindlichkeit als eine metaphorisch neue Form des verschämten Antisemitismus; wie erscheinen und was für einen Tendenz zeigen die politisch-ideologisch generierten symbolischen Fremdbilder in den kulturellen Diskursen der Öffentlichkeit.
In den einleitenden Thesen von Tamás Lichtmann wurden die wichtigsten thematischen Schwerpunkte der Sektionsarbeit gesetzt, um dadurch eine intensive Diskussion zu erzielen. Tamás Ungvári (Northridge CA, USA/Budapest) analysierte die alt-neuen Stereotypen des Judenbildes in der modernen Literatur. Erika Garics (Budapest) behandelte in ihrem Beitrag das Verhältnis des Judentums zur Schrift und zur Sprache am Beispiel von Elias Canetti. Karl Katschthaler (Debrecen) setzte sich mit dem unabgeschlossenen Projekt der Aufklärung auseinander - dargestellt an den Essays von Jean Améry und Imre Kertész. Endre Kiss stellte den bedeutenden ungarischen Romanautor der Zwischenkriegszeit, Tibor Déry, vor. Kornélia Papp (Berlin/Budapest) schilderte deutsch-jüdische Identitätsstrategien im Vorfeld des Holocaust. Eszter Kiséry (Debrecen) berichtete von den modernen Inszenierungen des Nathan-Dramas von Lessing. Georg Kozma-Klein (Budapest) analysierte eine berühmte, konfessionell gemischte Familie unter dem Aspekt der religiösen Transformationen. Elisabeth Wies-Campagner (Wien) sprach über Emanzipation, Reform und Nationalitätsprobleme um 1848. Brigitta Eszter Gantner (Budapest) stellte jüdische Kulturräume und Fremdenbilder in Mitteleuropa vor. Gábor Lengyel (Hannover) behandelte dass Werk Churban oder Die unfassbare Gewissheit von Manés Sperber. Das Thema von Larissa Hrotko (Budapest) war der jüdische Feminismus in Ungarn, eine außerordentlich interessante politische Bewegung. Rose S. Proszowski (Wien) sprach über das progressive Judentum. Abschließend behandelte Károly Kókai (Wien) die Tätigkeit des jungen Georg Lukács, aus der Sicht der verschiedenen Erscheinungsformen der jüdischen Identität.
8.8. Transformationen des Judentums im Kontext der Transformationen von Gesellschaften
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