TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 17. Nr. Februar 2010

Sektion 8.9. Transformationen der Germanistik. Neue Wege, neue Grenzen, neue Tendenzen in der Forschung und im Unterricht
Sektionsleiterinnen | Section Chairs: Andrea Horváth, Eszter Pabis (beide: Debrecen)

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Sinn des Videoeinsatzes im DaF-Unterricht

Renate Alice Crisan (Christliche Universität Partium, Rumänien)

Email: crenataalice@gmail.com

1. Einleitung

 Bei der Wahl des vorliegenden Themas hat die Tatsache eine Rolle gespielt, dass ich mich für den Einsatz von Videomaterialien in DaF – Unterricht und überhaupt der neuen Techniken interessiere. Ich bin von meinen Erfahrungen als DaF –Lernerin (darunter meine ich die Stunden, die ich während meines Praktikums in Methodik 2006-2007 gehalten habe) ausgegangen. Als Germanistikstudentin merkte ich, dass in meinem Unterricht dieses Medium gefehlt hat. Aus diesem Grunde begann ich mich für den Einsatz von neuen Hilfsmaterialien zu interessieren, damit ich meine eigene Sprachkompetenz erweitere. Anschließend begann ich didaktische Materialien über dieses Thema zu lesen.

Zweifelsohne bietet das Video im DaF – Unterricht in der Schule viele interessante Möglichkeiten als Variation der traditionellen Lehrmethoden. Der Einsatz von Videofilmen erfordert keineswegs eine völlig neue Methodik des Fremdsprachenunterrichts. Der Begriff Video kann im Sprachunterricht ganz unterschiedliche Funktionen haben: für einige bedeutet dieser Begriff die Wiedergabe von Fernsehprogrammen über einen Videorekorder in der Klasse; für andere hingegen bedeutet er den Einsatz einer Kamera, „um die unterrichtlichen Aktivitäten von Fremdsprachenschülern aufzunehmen und ihnen anschließend ihren Lernfortschritt vor Augen zu führen.“(1) Beides gehört meiner Meinung nach zum Video: im ersten Fall handelt es sich um Fernsehfilme, im zweiten um selbst produzierte Aufnahmen.

Die meisten DaF- Lerner möchten eine Fremdsprache lernen, um in der Zielsprache kommunizieren zu können. Deswegen sollte jeder Fremdsprachenunterricht kommunikativ ausgerichtet sein. Der Einsatz von Videogeräten kann dazu beitragen und eine große Hilfe leisten. Man kann also ruhigen Gewissens behaupten, dass Radio und Fernseher – also die wichtigsten auditiven und audio-visuellen Medien – einen wichtigen Beitrag beim Erlernen fremder Sprachen leisten. Aber Computer und Internet gehören heutzutage vielleicht in einem noch größeren Maße auch zu den modernen Hilfsmitteln, die unerlässlich beim Erwerb einer neuen Sprache geworden sind.

Der Einsatz von Videorekordern hat eine doppelte Wirkung auf die Entwicklung der Sprachprogramme gehabt: die Schulen werden von den strikten Sendeplanungen befreit (denn Video kann die Filme speichern und in jeder Zeit wiedergeben) und der Videoeinsatz hat die Produktion der Sprachprogramme neu bestimmt. Als eine gute Botschaft können die Lehrer annehmen, dass ein Videosegment von wenigen Minuten genug Gesprächsstoff für eine ganze Unterrichtsstunde bieten kann. Heute sind insbesondere solche Sendungen bevorzugt, die sich leicht in kürzere Segmente unterteilen lassen.

Meiner Meinung nach gehört es zu den Grundprinzipien des Fremdsprachenunterrichts, Videofilme als Unterrichtshilfe einzusetzen, denn diese können sehr motivierend wirken und den Unterricht interessanter machen. Man sollte in einer guten Unterrichtsstunde auch der Arbeit mit Videos Zeit widmen, denn dadurch wird die Stunde effektiver und die Lerner bekommen zusätzliche Informationsquellen.

 

2. Begriffsbestimmung und Klassifikation

Video ist eigentlich ein Medium und die Medien sind Kommunikationsmittel der Menschen. Man kann die Medien auch als Vermittlungsträger von Informationen, institutionalisierte  Kommunikationskanäle, Informationsvermittler zwischen Quelle und Empfänger, usw. bezeichnen. Umgangssprachlich ist der Begriff „Medien“ mit den Massenmedien: Zeitung, Zeitschrift, Hörfunk, Fernseher und Computer verbunden. Man kann die Medien folgenderweise einteilen:

Es gibt einen zentralen Unterschied, der die Medien nach zwei Aspekten definiert: nach einem materialen und einem symbolischen Aspekt. Der materielle Aspekt bestimmt z.B. die Bedienung der Technik und die Mobilität des Mediums. Der symbolische Aspekt bestimmt die Interaktion vom Lerner und Medium.(2)

Man kann die Medien nach dem Sinneskanal der Lerner oder auch nach Symbolsystemen unterscheiden. Nach der traditionellen Klassifizierung unterscheiden wir die Medien und Lehrformen nach dem Sinneskanal. Nach dieser Klassifizierung gibt es auditive Medien, visuelle Medien und audiovisuelle Medien. Die auditiven Medien sprechen den Gehörsinn an, die visuellen Medien den Gesichtssinn, die audiovisuellen Medien beide Sinnesmodalitäten. Nach dieser Klassifizierung kann man die verschiedenen Medien leicht einordnen: Rede, Rundfunk, Hi-Fi als auditive Medien; Lehrtext, Tafelbild als visuelle Medien; Film, Video als audiovisuelle Medien.

Die folgenden Zahlen geben an, wie viel Prozent eines Lernstoffes man behält, je nachdem auf welche Weise man den Lernstoff aufgenommen hat:

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Im Allgemeinen bleibt am wenigsten davon behalten, was man liest; am meisten davon, was man mit dem Stoff tut.

Es gibt eine Unterscheidung von Medien nach Symbolsystemen. Man kann 3 Symbolsysteme von einander differenzieren, mit denen lernrelevante Informationen kommuniziert werden können: Sprache, Bilder, Zahlen. Das bildliche Symbolsystem ist im Vergleich zum sprachlichen und numerischen leichter zu verstehen. Diese 3 Systeme kann man in Subsysteme gliedern: z.B. das sprachliche System kennt eine Schriftsprache und eine Sprechsprache. Die Sprechsprache hat teils andere Komponente als die Schriftsprache (z.B. Betonung, Pause, usw.); das bildliche System kennt die stehenden Bilder und die bewegten Bilder.

Letztlich sind alle Medien, die über das Auge funktionieren, visuelle Medien. Im Obigen wurden jedoch solche visuellen Medien erläutert, wodurch nonverbale Informationen wiedergegeben werden. Das können Bücher, Overheadfolien, Filme, Wandkarten etc. sein. Ein Buch oder eine Wandkarte, was keine Abbildung enthält - sondern nur eine zu lesende Schrift - ist eigentlich von der Art und Funktion auch ein visuelles Medium.

Die Bildträger können stehende Bilder oder bewegte Bilder wiedergeben.(3) Die  stehenden Bilder kann man unterscheiden in darstellende Abbildungen oder funktionale Abbildungen. Darstellende Abbildungen können Fotos, Zeichnungen, Karikaturen, Cartoons, Collagen, Skizzen sein. Funktionale Abbildungen können Schemata, Diagramme, Grafiken, Schaubilder, Tabellen sein. Die Bildträger für stehende oder bewegte Bilder können analog oder digital sein. Die Unterscheidung zwischen analogen und digitalen Bildträgern ist vor allem entscheidend für die bewegten Bilder.(4) Videos und Filme werden auch schon im Fremd­sprachenunterricht eingesetzt. Visuelle Medien bieten im Fremdsprachenunterricht die Möglichkeit mit nonverbalen Informationen, also den Bildinhalten, den Sprachgebrauch anzuregen. Die nonverbale Bildwelt ist eine Reduzierung auf einen Augenblick oder eine Abstrahierung auf wesentliche Eigenschaften oder Handlungen. Mit seinem Globalwissen erschließt sich dem Lerner die Bildinformation unmittelbar. Seine Aufgabe besteht darin, die Situation oder Handlung sprachlich zu beschreiben und zu bearbeiten. Die Bildinformation kann beschrieben, erklärt und interpretiert werden.(5)

Vergleicht man Lehrwerke im Fremdsprachenunterricht von heute mit früheren Lehrwerken, so fällt vor allem die Vielfältigkeit der visuellen Präsentationen auf. Offensichtlich ist es nicht mehr möglich bei der Vermittlung einer Fremdsprache auf Bildmaterial zu verzichten. Das zu unterstützen können wir zwei Gründe erwähnen: erstens, weil sich illustrierte Lehrwerke besser verkaufen lassen und zweitens, weil sich mit illustrierten Lehrwerken tatsächlich schneller lernen lassen.

Man spricht auch von einer Bilderwelt oder einer Bildsprache. Sie übermitteln Informationen oder laden zum Nachdenken ein. Die Bild­be­schreibung aber geschieht immer zuerst in der Muttersprache des Betrachters und muss erst übersetzt werden. Dadurch wird eine direkte Aktion in der Fremdsprache verhindert. Durch diesen Übersetzungsvorgang wird das direkte Agieren in der Fremdsprache gestört. Der Bildeinsatz ist dann von Relevanz, wenn es um die Unterstützung des gesprochenen Wortes geht. Das gesprochene Wort gewinnt in unserer Informationsgesellschaft und im Fremdsprachenunterricht gegenüber der Schrift zunehmend an Gewicht. Der Grund hierfür ist die Entwicklung der elektronischen Medien. Telefon, Film, Fernsehen, Radio, Internet, Handy haben zu einer nie da gewesenen Präsenz von gesprochener Sprache geführt.(6)

Die elektronischen Medien haben im Fremdsprachenunterricht immer noch eine unterbewertete Funktion. Solange man noch auf analoge Medien angewiesen war, konnten Fernsehsendungen, Filme und Videos nur umständlich für den Fremdsprachenunterricht genutzt werden. Die Apparatur, die Wiedergabequalität und die Flexibilität der Medien waren nicht gut genug, dass sie im breiten Stil zum Arbeiten im Fremdsprachenunterricht besonders animiert hätten. Gerade die Verbindung von moderner Aufzeichnungstechnik mit aktuellen Inhalten über die Radio- und Fernsehsender im Internet bietet echte Chancen den Unterricht attraktiver und lebendiger zu gestalten als wie bisher mit Textbüchern, weil das audiovisuelle Material nicht nur multimedial präsentiert und verarbeitet wird, sondern auch aktuell und authentisch ist.

 

 3. Medien und Erfahrungsformen

Der Begriff Medien taucht in der Umgangssprache, in der pädagogischen Diskussion bzw. in der Literatur in verschiedenen Zusammenhängen auf. Unter denen kann man Folgende erwähnen:

In diesen Formulierungen ist zum Teil ein unklarer Medienbegriff verwendet.(7)

In den Begriffserklärungen des Deutschen Universalwörterbuches (Duden) spiegeln sich die folgenden Begriffserläuterungen wider: Medium ist.

Im Laufe des Lebens kommt man mit vielen Sachverhalten bzw. Inhalten in unterschiedlicher Form in Berührung. Zum Beispiel kann ein Kind den Sachverhalt „Höhle“ dadurch kennen lernen, dass sie mit seinen Eltern  oder mit der Klasse einen Ausflug zu einer Höhle macht, und sie in realer Form beobachtet. Eine andere Möglichkeit ist der Besuch eines Museums, um dort mit dem Modell einer Höhle vertraut zu machen. Eine dritte Form von Erfahrungen liegt vor, wenn der Lehrer im Unterricht einen Dokumentarfilm mit realen Aufnahmen und schematischen Darstellungen von Höhlen präsentiert. Schließlich ist es möglich aufgrund verbaler Darstellungen (ohne bildliche Unterstützung) den Sachverhalt kennen zu lernen. Nach den oben genannten Beispielen lassen sich folgende Formen der Erfahrung eines Sachverhalts bzw. Inhalts unterscheiden:

Wenn man die reale Form mit der modellhaften Form vergleicht, bemerkt man, dass die modellhafte Form eigentlich eine Reduktion der Wirklichkeit ist. Das Gleiche gilt auch für die abbildhafte und für die verbale bzw. symbolische Form der Darstellungen. Bei diesen Formen ist es immer möglich, dass sie irreführende Vorstellungen über die Wirklichkeit erwachsen, deswegen ist es erwünschenswert, dass die Vorstellungen über die Wirklichkeit auch Beobachtungen oder konkreten Handeln in der Realität begleiten.

„Inhaltliche Vorstellungen sollten – wenn dies realisierbar bzw. möglich ist – auf unmittelbare Erfahrungen bezogen werden.“(10)

Die verschiedenen Erfahrungsformen können kombiniert auftreten: zum Beispiel der Begriff Höhle kann mit Hilfe einiger Bilder eingeführt werden, und kombiniert mit abbildhafte und verbale Erfahrungsmöglichkeiten dargestellt werden.

Aus pädagogischer Sicht ist es bei der Interaktion zwischen den Menschen mit ihrer Umwelt wichtig, alle Erfahrungsformen im Betracht zu ziehen. Das bedeutet nicht, dass der wissenschaftliche Medienbegriff alle Erfahrungsformen umfassen müsste, sondern es wäre für die Medienpädagogik erwünscht, nur auf technisch vermittelte Erfahrungsformen den Medienbegriff zu kennzeichnen. Daher sollte man die Möglichkeiten und Merkmale der technisch vermittelten Erfahrungen und Inhalte  untersuchen und wissenschaftlich analysieren.

 

4. Videofilme im Fremdsprachenunterricht

Eine  besondere Eigenschaft der Videofilme ist, dass sie kommunikative Situationen vollständig darstellen können. Man kann unmittelbar die dynamische Kombination von Ton und Bild zugreifen, das heißt, dass die Ereignisse im Zusammenhang gezeigt werden und ihre unterschiedlichen Faktoren durch den Schüler leicht aufgenommen werden.

Sie können die handelnden Personen gleichzeitig sehen und hören, und können auch die suprasegmentalen Faktoren (wie Alter, Geschlecht, Beziehungen zwischen den Kommunikationspartner, usw.) beobachten. Sie schauen die Kleidung der Personen an und schließen auf ihren sozialen Status, sie erkennen, was die Personen gerade tun, vielleicht spüren auch ihre Stimmungen und Gefühle. Das Verständnis verbaler Äußerungen können auch die paralinguistischen Faktoren unterstützen (Gestik, Mimik, Körperhaltung, usw.). (11)

Der Bildschirm zeigt auch den genauen Platz der Handlung, was Hilfe bei der Entscheidung einer formalen von einer informalen Situation ist. Diese Informationen findet man nicht nur bei den Videofilmen sondern auch bei den Kinofilmen und Fernsehsendungen.

Wir kennen alle den Einfluss des Fernsehens auf unsere Alltage und dessen Vor- und Nachteile. Bei den Videofilmen liegt die Faszination ebenfalls selbst im Medium. Eine Videovorführung sollte einen Fremdsprachenschüler interessieren, so dass er sie sehen möchte auch wenn sein sprachliches Können beschränkt ist.(12) Der Film sollte so motivierend sein, dass die Schüler Fragen dazu stellen und dazu im Stande sind Aufgaben zu lösen. Wenn die Motivation und das Interesse erweckt werden, entsteht ein ideales Lernklima.

Die Menschen sind im Allgemeinen daran gewöhnt, dass sie in ihrer häuslichen Umgebung viel vor dem Fernseher stehen. Sie genießen Spielfilme, Theaterstücke, Quiz- und Unterhaltungssendungen, Nachrichten, Sportreportagen und Wetterberichte um zu unterhalten und sich zu entspannen. Das Angebot der Fernsehanstalten ist genug groß geworden und am Ende eines Arbeitstages kann man sich auswählen, was man sich anschauen möchte und dies erfolgt ohne Anstrengungen. Bei einem Sprachunterricht ist es anders, weil man sich dort anstrengen muss: Video bedeutet da einen aktiven Umgang mit dem Medium.

Bei allen Unterrichtssituationen kommt dem Lehrer die leitende Rolle, so auch beim Einsatz von Video: er soll die Anziehungskraft dieses Mediums auf den richtigen Weg lenken. Video kann aber auf keinen Fall den Unterrichtenden ersetzen, kann weder Konkurrenz für den Unterrichtenden machen, noch reale Menschen verdrängen. Videofilme sollen den Prozess des Spracherwerbs unterstützen.

Es kann geschehen, dass der Lehrer wenige Kenntnisse in Technik hat und weiß nicht, welches Kabel wohin gehört oder welcher Knopf welche Funktion hat. Es gibt auch eine unangenehmere Situation, dass der technische Mangel des Lehrers nicht beseitigen werden kann. Seine Unsicherheit kann als Folge haben, dass nichts anders mit dem Film gemacht wird, als ihn bloß zuschauen (den Film einzulegen, am Ende das Gerät wieder auszuschalten) und der Rest der Stunde läuft weiter, als ob das Video überhaupt nicht eingesetzt wäre.(13) Deswegen sollten die Lehrer Selbstvertrauen und Kompetenzen besitzen, wenn sie mit einer Videoausrüstung arbeiten.

Das Anschauen von Videofilmen soll für den Lernenden ein aktiver Prozess sein. Aber das häusliche Fernsehen verführt zu einer passiven Aufnahme von Fernsehsendungen. Man soll Begleitmaterialien zur Verfügung stellen, um bei den Schülern eine positive Fernsehhaltung zu stimulieren. In der Arbeit versuche ich auch verschiedene Unterrichtstechniken zu erwähnen, mit denen aktives Verstehen gefördert werden kann, und die Videoinformationen nicht einseitig bleiben können. Es ist notwendig die Schüler Schritt für Schritt an Video im Unterricht zu gewöhnen und sie verstehen zu lassen, wie wertvoll dieses Medium sein kann.

Die Variationsbreite von Videomaterialien ist sehr groß geworden. Diese können unterschiedlicher Herkunft sein. Entsprechend ihrer Herkunft kann man die Videofilme Folgenderweise einteilen:

Solche Filme, die für den Sprachunterricht produziert werden, haben den offensichtlichen Vorteil, dass sie dafür gemacht worden sind, eine Sprache zu erlernen. Darunter soll man verstehen, dass die Sprache progressiv gebraucht ist, die neuen Vokabeln, Strukturen und Redemittel sukzessiv eingeführt sind. Diese Filme verfolgen ein festes Lernziel (zum Beispiel bezogen gewünschter kommunikativer Fähigkeiten).

Schulfernsehsendungen machen eine Lehr- Lernsituation attraktiv, aber wenn sie als Videoaufzeichnung eingesetzt werden, können sie auch einige Nachteile haben, denn diese ermöglicht  die wiederholte Vorführung eines Originalfilms, und so das eigentliche Kennzeichen einer Schulfernsehsendung – nämlich ihre Einmaligkeit – wird verloren gehen. Die Fernsehsendungen sind eigentlich so gemacht, dass sie ohne Unterbrechungen, ohne Wiederholungen, nicht im Zeitlupentempo in einer Sitzung angesehen werden.

Die Videoaufzeichnungen des öffentlichen Fernsehens, obwohl sie nicht für Sprachunterricht konzipiert sind, können genauso gut eingesetzt werden wie andere Realien, wie zum Beispiel Zeitungsartikel, Foto, Schallplatte, usw. auch dieser Typ von Aufzeichnungen bringt Realitätsbezogene Informationen. Im Allgemeinen braucht auch solches Material eine sorgfältige Vorbereitung.

Heute produzieren viele Betriebe solche Filme, die für die Öffentlichkeit oder gerade für die Fachleute viele Informationen über ihre Arbeit bringen. Diese können sowohl zu Zwecken der Öffentlichkeitsarbeit als auch zur Weiterbildung hergestellt werden. Diese Sendungen, die meistens im öffentlichen Fernsehen gezeigt werden, kann man auch per Videokassette finden und wenn sinnvoll ist ausleihen und in einer Stunde einbeziehen.

Die speziellen Videoaufzeichnungen für den Sprachunterricht unterscheiden sich von den Sendungen des öffentlichen Fernsehens genauso wie die Tonkassetten von den Rundfunksendungen. Die Fernsehprogramme sind linear konzipiert: ein Programm beginnt und läuft ab, wird üblicherweise nicht wiederholt. Man kann sie nicht anhalten, um darüber nachzudenken, und nicht wiederholt abspielen lassen. Solche Programme, die speziell für den Sprachunterricht konzipiert wurden, gehen davon aus, dass „der Videorekorder ein selektives Sehen gestattet“(15), der lineare Ablauf wird also unterbrochen. Meiner Meinung nach, wird diese Art von Sprachlehrmaterial in der Zukunft sowohl in den Schulunterricht, als auch im Selbststudium verbreiten.

Die Arbeit mit einer Videokamera kann für jeden Teilnehmer sehr aufregend sein. Trotzdem zweifeln sich viele Lehrer daran, dass in ihrem Unterricht Videokamera einsetzen sollen, weil es offensichtlich viele Schwierigkeiten gibt. Diese Videofilme sind meistens produziert, um den Sprachgebrauch der Lernenden, ihre Gestik und Reaktionen in bestimmten Situationen zu analysieren.

Der Stellenwert von Filmen und Videomaterialien kann im Rahmen eines modernen Fremdsprachenerwerbs kaum hoch genug eingeschätzt werden. Ich hoffe, dass audio-visuelle Medien in der Zukunft weit größere Beachtung finden werden. Wegen dieser Vielfältigkeit der Videomaterialien wurden verschiedene Gründe in der Fremdsprachendidaktik angegeben, die den Einsatz dieser Materialien im DaF- Unterricht rechtfertigen. Ich möchte einige von den wesentlichen Argumenten erwähnen. Die authentischen kommunikativen Situationen eignen sich besonders gut, das Hörverstehen der Lernenden zu unterstützen und die visuelle Umgebungsschilderung bietet dazu eine große Hilfe. Die dafür gewählten Videomaterialien sollen die Verstehensfähigkeit der Lernenden ausbilden aber sollen den Anforderungen der Sprachwirklichkeit angemessen und nach ihnen orientiert sein. Sie sind Quellen der kulturellen, sozialen, politischen, religiösen etc. Daten aus dem Land der Zielsprache. Durch verschiede Filme kann ein wichtiger Beitrag für das Verständnis der Körpersprache und Gestik in den Kommunikationssituationen gesteuert werden. Die Videofilme können auch bei Tageslicht vorgeführt werden daneben ist  es möglich einzelne Sequenzen wiederholt Einspielen lassen, was die individuelle Anpassung ermöglicht.(16)

Es ist wichtig zu bemerken, dass nicht alle Videofilme für den Fremdsprachenunterricht brauchbar sind. Viele moderne Erzähltechniken sind auch für den Fortgeschrittenen sehr schwer nachzuvollziehen (darunter meine ich den nicht linearen Zeitablauf und den raschen Ortswechsel der Spielfilme). Die guten Lehrer sollen die typischen Fehlerquellen in Betracht ziehen: das Tempo der Informationsvermittlung, der Sequenzablauf und der Bild-Tonbezug.

Das Video bietet für den DaF - Unterricht eine Fülle von Möglichkeiten die Stunde interessanter zu gestalten, verstärkt die Motivierung, trägt zur positiven Veränderung des Lernklimas und dem Lehrer-Schüler-Verhältnis bei(17). Deswegen sollen die Materialien nach verschiedenen Kriterien beurteilt und ausgewählt werden.

Die besondere Aufgabe für Lehrende beim Einsatz von Video ist, dazu beizutragen, dass  die Lerner die Bilderflut strukturieren, Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden und sich nicht vom Sog der Bilder (und Töne) mitreißen lassen. Didaktisch gemachte Filme können leicht Langeweile auslösen, weil die Lerner sie mit den rasant gemachten Unterhaltungsproduktionen vergleichen, deswegen muss Lernen mit Film erst gelernt werden, weil man meist nur das Unterhaltungsorientierte Fernsehen gewohnt ist. Ein Inhaltsorientierter Unterricht aber kaum der Ort sein kann, ein anderes Filmsehen zu üben, also bleibt den Lehrenden nichts anderes übrig, als bei der Auswahl von Lehrfilmen besonders kritisch zu sein und die Präsentation auf kurze Abschnitte zu begrenzen, über die dann ausführlich diskutiert wird.

 

Literaturverzeichnis

 


Anmerkungen:

1 Vgl.: Lonergan, Jack: Fremdsprachenunterricht mit Video. Ein Handbuch mit Materialien, 1987, S.11.
2 Weidenmann, Bernd: Lernen mit Bildmedien. Psychologische und didaktische Grundlagen, 1991, S. 22f.
3 Vgl.: Weidenmann, Bernd: Lernen mit Bildmedien. Psychologische und didaktische Grundlagen, 1991, S. 27f.
4 Vgl.: Ebd., S. 32f.
5 Vgl.: Kittelberger, Rainer & Freisleben, Immo: Lernen mit Video und Film, 1991, S. 18f.
6 Vgl.: Weidenmann, Bernd: Lernen mit Bildmedien. Psychologische und didaktische Grundlagen, 1991 , S. 36.
7 Vgl.: Tulodziecki, Gerhard & Herzig, Bardo: Mediendidaktik. Handbuch Medienpädagogik, 2004, S. 14.
8 Duden. Deutsches Universalwörterbuch von A bis Z. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. Mannheim:Dudenverlag, 1989, S.1001.
9 Vgl.: Tulodziecki, Gerhard & Herzig, Bardo: Mediendidaktik. Medien in Lehr- und Lernprozessen, 2004, S. 15.
10 Ebd., S. 16.
11 Vgl.: Lonergan, Jack: Fremdsprachenunterricht mit Video. Ein Handbuch mit Materialien, 1987, S. 14.
12 Vgl.: Ebd.
13 Vgl.: Ebd., S. 16.
14 Vgl.: Ebd., S. 17f.
15 Ebd., S. 19.
16 Henrici, Gert & Reimer, Claudia: Einführung in die Didaktik des Unterricht Deutsch als Fremdsprache mit Videobeispiele, 1996, S. 439.
17  Vgl.: Weidenmann, Bernd: Lernen mit Bildmedien. Psychologische und didaktische Grundlagen, 1991 , S. 10.

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For quotation purposes:
Renate Alice Crisan: Sinn des Videoeinsatzes im DaF-Unterricht - In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 17/2008. WWW: http://www.inst.at/trans/17Nr/8-9/8-9_crisan17.htm

Webmeister: Gerald Mach     last change: 2010-02-18