Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 2. Nr. November 1997

Intertextualität als Überwindung des französischen Realismus im Brasilien des 19. Jahrhunderts: Der spielerische Umgang mit der abendländischen literarischen Tradition im Werk des Machado de Assis

Sebastiao Rios (Brasilia)

Das Leben

Joaquim Maria Machado de Assis wurde in Rio de Janeiro im Jahre 1839 geboren. Sein Vater, Fransisco de Assis, ein Mulatte, war Handwerker (Maler und Vergolder). Seine Mutter, Maria Leopoldina Machado de Assis, stammte aus der Insel Sao Miguel, war also Portugiesin und war Wäscherin. Er hat seine Kindheit in Armut verbracht und hat nur das Minimum an Bildung genossen, da er schon früh mit der Arbeit anfangen mußte. Obwohl er Autodidakt war, war er ein besonders gebildeter Mensch. Sein Wissen reichte von der alten und neueren bis zur brasilianischen Geschichte. Er las gerne philosophische und wissenschaftliche Werke, war sehr gut über das damalige Weltgeschehen informiert und kannte selbstverständlich auch die wichtigsten Werke der Weltliteratur. Viele Autoren hat er im Original gelesen und zitiert (Dante, Shakespeare, Goethe, u.a.). Er beherrschte Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Latein und Deutsch und war dabei Griechisch zu lernen, als er starb. Er war Dichter, Kritiker, Journalist, Dramaturg, Übersetzer (unter anderem hat er LesTravailleurs de la Mer von Victor Hugo und The Raven von Edgar Allan Poe ins Portugiesische übersetzt), Schriftsteller (er hat zahlreiche kurze Erzählungen und neun Romane veröffentlicht) und Begründer und erster Präsident der brasilianischen literarischen Akademie von dem Zeitpunkt ihrer Begründung (1897) bis zu seinem Tode (1908).

Es ist schwer nachvollziehbar, wie es möglich gewesen ist, daß er zu einem so hohen Ansehen kam. Erstens wegen seiner bescheidenen Herkunft und zweitens weil Rio de Janeiro zur Zeit seiner Geburt noch eine kleine Stadt war mit Sitten aus der Kolonialzeit. Es gab damals noch kein selbständiges spezifisch brasilianisches kulturelles, literarisches oder intellektuelles Leben, und der kulturelle Maßstab war Europa. Dieser Zustand aber änderte sich nach und nach, und obwohl Brasilien ein peripherisches Land war, ist die damalige Hauptstadt im Laufe der Jahre größer und vielfältiger geworden. Besondere Momente dieser Veränderung sind die Abschaffung des Sklavenhandels im Jahre 1850 - was zu einer Modernisierung und Urbanisierung von Rio de Janeiro führte, welche von dem Kaffee Export getrieben waren -, die Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1888 und die Proklamation der Republik im Jahre1889 - ein deutlich positivistisch inspiriertes Werk, wie man es bei dem Lesen der Wörter Ordnung und Fortschritt , die immer noch auf der brasilianischen Fahne stehen, feststellen kann.

 

Intertextualität und spielerisches Umgehen mit den Vorlagen

Die Erzählweise von Machado de Assis läuft ganz andere Wege, als die in der damaligen abendländischen Tradition und in Brasilien gängigen. Er grenzte sich von den formalen realistischen und naturalistischen Vorgangsweisen ab und hat den Romantismus aufgegeben, ohne jemals wirklich Romantiker gewesen zu sein. Er schuf ein Werk, das über der Klassifikation seiner Zeit steht. Seine Entscheidung für die Anwendung formaler Elemente des Barrocks im Jahre 1881, also 40 Jahre bevor diese wieder positiv eingeschätzt wurden; für die freie Gestalt von Laurence Sterne und Xavier de Maistre; für die Verflechtung von Seriös und Komisch, war sehr mutig - weil er damit den Kanon aufgibt, und ein literarisches Muster nimmt, welche die Literaturkritik damals für frivol, unbedeutend und abartig hielt.

Laut der damaligen kanonischen Literaturkritik, wäre der einzige authentische Roman die realistische und historizistische Version. Infolge dessen, konnte die brasilianische Literaturkritik der Zeit - die stark von dem romantischen bzw. realistischen / naturalistischen Romanbegriff geprägt war - seine Werke nicht klassifizieren, da sie den bekannten und angenommenen Gattungen nicht entsprach. In der Sicht des Romantismus oder Realismus / Naturalismus wird ein solches Werk als pessimistisch bzw. mißlungen verurteilt. Das aber aus verschiedenen Gründen: Der Romantismus einerseits setzt einen epischen, positiven und authentischen Held voraus, und die Werke Machado de Assis vermeiden den übersteigerten Nationalismus. Seine Figuren bilden eher Anti-Helden. Andererseits fordert der auf den Positivismus und auf den Wissenschaftskult sich stützende Realismus / Naturalismus das Vertrauen in den sozialen Fortschritt und die Tatsache, daß die Probleme der brasilianischen Gesellschaft gezeigt werden, damit man sie korrigieren kann. Die Werke von Machado de Assis bieten hingegen aber keine Panazee an - also kein universales Wunderheilmittel für die Krankheiten der Menschen und der Gesellschaften.

Der fiktionale Stoff in den Werken von Machado de Assis besteht aus Faktenberichten und aus Erklärungen über seine Herstellungsweise. Das Einarbeiten der kritischen Metasprache, die Machado de Assis in seine eigenen Werke immer wieder eingeflochten hat, bildet ein distinktives Merkmal dieser Werke: seine Autoreferentialität. Diese Autoreferentialität zeigt zusammen mit den häufigen Zitaten von Auszügen anderer Autoren, daß die Literatur an sich ein wesentliches Thema seiner Werke bildet. Das Abweichen von den fiktionalen Fakten zugunsten des Erzählvorganges und der Überlegung über Literatur bedeutet keine Minimisierung der Bedeutung dieser erzählten Fakten, sondern im Gegenteil, das Öffnen der tieferen Bedeutungsebenen dieser Fakten. Um das nachvollziehbar zu machen, bringen wir zwei Beispiele aus seinem Roman Die Nachträglichen Memoiren des Bras Cubas .(1)

Die folgenden Auszüge handeln von der Beziehung zwischen Bras Cubas und Eugenia, ein außereheliches Mädchen, die von dem Erzähler die Blume des Gebüsches genannt wird, weil dieser als Kind im Jahre 1814 einmal beobachtete, daß ein schon verheirateter Freund seiner Familie eine andere Frau hinter dem Gebüsch küßte. Dieser Mann und diese Frau sind die künftigen Eltern Eugenias. Erst viele Jahre später trifft Bras Cubas dieses Mädchen, das er nicht kannte, obwohl er schon einmal von ihrer Existenz gehört hatte. Die Beiden haben sich im Tijuca - ein Gebirge außerhalb Rio de Janeiros - getroffen, wo er ein Ferienhaus besaß. Das Mädchen wohnte mit seiner Mutter in der Nachbarschaft. Der Erzähler kündigte an, daß er sich neben diesem schönen und einfachen, aber hinkenden Bastardmädchen wohl fühlt, und daß er glaubt, sie fühle sich noch besser neben ihm. Die Mutter bewachte zwar ihre Tochter, aber nicht allzusehr, da es für sie interessant wäre, wenn die Tochter einen reichen Mann heiraten würde. So viel für die notwendigen Erklärungen. Weiteres im Zitat.

 

Kapitel XXXIII Selig seid ihr, die nicht hinuntergeht

Gehen Sie morgen hinunter? fragte sie mich am Samstag.

Das habe ich wohl vor.

Bitte gehen Sie nicht hinunter.

Ich bin nicht hinuntergegangen, und verlängerte das Evangelium: - Selig seid ihr, die nicht hinuntergeht; denn euch gehört der erste Kuß des Mädchens. Und tatsächlich bekam ich am Sonntag Eugenias ersten Kuß. ... Arme Eugenia! Wenn du die Gedankenart, die ich damals hatte, wüßtest! Du zittertest, so bewegt warst du, und mit deinen Armen auf meinen Schultern gelegt, sahst du in mir deinen willkommenen Verlobten. Meine Augen waren aber auf 1814, auf das Gebüsch gerichtet, und ich meinte, daß du dein Blut und deine Herkunft nicht verneinen könntest...

Kapitel XXXV Der Weg nach Damaskus

Es begab sich aber, während ich acht Tage später nach Damaskus hinzog, daß ich eine mysteriöse Stimme hörte, die mir die Wörter der Schriften einflüsterte (Apg. IX, 6): Steh auf und geh hinein in die Stadt. Diese Stimme kam von mir selbst, und hatte zwei Ursprünge: Die Frömmigkeit, die mich vor ihrer Reinheit wehrlos machte und die Angst, daß ich sie wirklich lieben und heiraten würde. Eine hinkende Frau! Daß dieser der echte Grund meines Hinuntergehens war, hat sie wohl gemerkt und sie sagte mir. ... Sie haben Recht dieser lächerlichen Hochzeit zu entfliehen. Ich wollte ihr sagen, daß es nicht darum ging; sie ging aber langsam weg und hielt ihre Tränen zurück.(...)

Diese Verlängerung des Evangeliums - Selig seid ihr, die nicht hinuntergeht; denn euch gehört der erste Kuß des Mädchens - hat nichts Gemeinsames mehr mit der materiellen Ungebundenheit und Reinheit, die in der Bibel gepredigt werden. Im Gegenteil, sie zeigt eher das Begehren. In der Tijucapredigt ist die einzige Annäherung zu dem Himmel geographisch. Der Sinn des Zitates ist es aber nicht, zu zeigen wie das Verhalten des Protagonisten sich von den Werten des Evangeliums unterscheidet. Das wird besonders klar, wenn man an die Version der Bergpredigt von Lukas denkt (Luk. 6. 20-26). Diese Version fängt folgendermaßen an: Selig seid ihr Armen; denn euch gehört das Reich Gottes. Die Parodie dieses biblischen Auszugs weist nicht nur auf den Zynismus des Erzählers, sondern auch auf eine soziale Struktur hin, welche der wirtschaftlichen Elite ermöglicht, die Armen in ein Instrument ihrer Lust umzuwandeln. In diesem Sinne, beleuchtet das Zitat des Evangeliums nach Lukas den Klassenunterschied zwischen Bras Cubas und Eugenia, und suggeriert eine andere mögliche Lektüre: Die Armut ist ein noch größeres Manko als ihr körperlicher Fehler.

Die zweite Passage parodiert die Bekehrung von Paulus, wobei der Vers der Apostelgeschichte steh auf und geh hinein in die Stadt in der Erzählung des Bras Cubas ganz das Gegenteil als in den Schriften bedeutet. Die Wörter sind gleich, aber im Roman von Machado de Assis haben sie eine ganz andere Wirkung. Sie scheiden Bras Cubas und Eugenia. Dieses Mädchen aber wäre wegen ihrer höheren moralischen Eigenschaften die einzige Figur in diesem Roman, die die innere Bekehrung des Bras Cubas ermöglichen könnte.

Außerdem hört Paulus die Stimme Christi, welche seine Bekehrung bewirkt. Als Apostel predigt Paulus die Enthaltsamkeit und die Aufgabe der Sorgen um die Dinge der Welt zugunsten der Sorgen um die Dinge des Herrn, damit man heilig an Leib und Geist werde (1. Kor. 7. 1-40). Bras Cubas hört hingegen seine eigene innere Stimme, was fuer ihn die Möglichkeit einer Bekehrung als Mensch ausschließt. Was ihn zur Stadt verlockt, sind eben die Dinge der Welt: seine Verlobte und seine politische Karriere, die eigentlich untrennbar sind. Noch bemerkenswerter in diesem Zitat ist, daß Paulus sein Weg zu der Wahrheit - in der biblischen Auffassung - durch eine momentane Blindheit findet, während im Text von Machado de Assis erst der bereits verstorbene Erzähler merkt, daß die Klarheit des Bras Cubas als Protagonist eine Selbsttäuschung war - vanitas. Mit diesem Erzählvorgang wird auch gezeigt, was der Protagonist dabei hätte lernen können, aber tatsächlich nicht gelernt hat.

Diese zwei Parodien der religiösen Rede haben drei unterschiedliche Absichten: die Infragestellung der Eindeutigkeit des biblischen Textes; die gnadenlose Darstellung des Zynismus des Protagonisten - sowohl als Individuum als auch als Angehöriger der Eigentümerklasse - und seiner Verachtung der Unterklassen; die satirische Darstellung der Konzepte des Naturalismus, indem Eugenia, trotz der Erwartung des Protagonisten, ihr Blut und ihren Ursprung verneint. Die Reinheit der Blume des Gebüsches lehnt den Determinismus ab, da ihr Handeln weder von ihrer Erbschaft noch von ihrem Milieu bestimmt wird.

Dieser obengenannte Erzählvorgang bildet ein distinktives Merkmal seiner Romane: sie sind mehr als ein Text, sie sind ein Dialog mit anderen Texten. Dies geht soweit, daß die Protagonisten der Erzählungen sowohl Verfasser als auch durchaus kritische Leser ihrer eigenen Texte und darüberhinaus der gesamten abendländischen Tradition sind. Das ursprüngliche Ziel der zitierten Texte wird aber durch seinen neuen Kontext geändert, und so entsteht ein neuer Sinn. Das bedeutet eigentlich ein ironisches Verfahren, welches sich auf der Spanne zwischen dem Sinn des ursprünglichen Textes und dem Sinn der Parodie stützt.

 

Intertextualität und sozio-kulturelle Kritik.

Wie kann aber eine in der literarischen Tradition so übliche Vorgangsweise wie die Intertextualität bei Machado de Assis die wichtige Rolle einer sozio-kulturellen Kritik erreichen? Um diese Frage zu beantworten müssen wir zuerst sagen, daß in seinem Werk hauptsächlich zwei Arten von Zitaten vorkommen: die Transgression seriöser Texte, bzw. von Texten die eine tragische Weltanschauung vertreten, indem ihr Anspruch auf absolute Wahrheit vernichtet wird; und die Aneignung von komischen und/oder satirischen Texten: dieses zeigt, daß Machado de Assis jenem Konzept eines literarischen Werkes nachgehen will, in welchem auf eine Autorität, die eine bestimmte Wahrheit vertritt, verzichtet wird.

Das heißt, daß in seinem Werk das Nebeneinander des Seriösen und des Komischen(2) herrscht. Genau so beschreibt Bras Cubas seine Erzählung:

ein philosophisches Werk, aber von einer Philosophie die nicht immer die gleiche ist. Hier ist sie ernst, da lustig. Aber es geht bei ihr nicht um Aufbau oder Zerstörung, ... und sie ist trotzdem mehr als Unterhaltung und weniger als Apostolat. (Kapitel IV)

Die Tatsache, keine absoluten moralischen Werte vorzuschlagen, bedeutet nicht Amoralismus. Obwohl die Texte von Machado de Assis die Wahrscheinlichkeit ablehnen und die Geschichte sowie das realistische oder darstellerische Konzept der Literatur nicht so ernst nehmen, befassen sie sich in ihrem tieferen Sinne mit der Kritik an einer historischen oder sozialen Situation. Seine Erzählungen geben die Beschreibung der Fakten auf, um sich mit literarischen Gedanken zu befassen. In Machado de Assis Werk aber, ist die Interpretation der Bücher mit der Interpretation des Lebens verbunden. Diese Interpretationsübung führt zu einer Sozial- und Daseinskritik zurück. Und dieses Ziel ist eben Mithilfe des Einarbeitens des durch die Intertextualität gebrochenen Sinnes der zitierten oder parodierten Texte erreicht. Der erste Moment bildet das Aufgeben des Realismus, der zweite die Bestätigung desselben.

Drei Elemente fassen dann die wesentlichsten Merkmale der Erzählweise von Machado de Assis zusammen: die starke humoristische bzw. ironische Prägung, die eng mit seinem intertextuelle Verfahren verbunden ist; die Anwesenheit einer verschleierten sozialen Kritik; und die Tatsache, daß seine Werke weder dogmatisch noch autoritär sind.

 

Die Umkehrbarkeit des Universellen und des Spezifischen

In den Romanen von Machado de Assis nimmt das Universelle eine spezifische Gestalt an und das Partikuläre wird universalisiert. Um seine Romane zu verstehen muß man eine neue Kategorie anwenden: das Universell-spezifische. Die starke Tendenz zur Allegorie in der Komposition der Personen in den Nachträglichen Memoiren des Bras Cubas hat eine enge Verbindung zu der beobachteten Wirklichkeit. Seine Personen sind zwar Allegorien, aber realistische. Sie bilden keinen Typus im engen Sinne des Realismus a la Balzac - der Typus als Vertreter eines Standes - aber sind irgendwie doch landesspezifisch. Die Figuren in Machado de Assis Werken haben eine größere Individualität und psychologische Komplexität als Balzacs Typen, und sind in diesem Sinne spezifischer als die Typen. Andererseits, sind sie universeller als Balzacs Typen indem sie sich mit dem Mensch als Gattung beschäftigen.

Der Plot von den Nachträglichen Memoiren des Bras Cubas, das Leben des reichen faineant Bras Cubas, gilt bloß als Start für eine Moral- und Sozialkritik. Diese Kritik aber wird mittels der fiktionellen Einbildungskraft und der konkret motivierten Überlegung ausgedrückt und nicht durch einen abstrakten Begriff oder einen isolierten Leitsatz. Trotz der Tendenz zur Allegorie und der Kritik des Menschen als Gattung, zeigen die im fiktionellen Universum dargestellten sozialen Beziehungen die spezifischen Merkmale der brasilianischen sozialen Struktur, welche von der Sklaverei und von der Abhängigkeit der freien aber armen Leute stark geprägt ist.

Laut Machado de Assis, sollten die brasilianischen Schriftsteller schon Brasilianer sein, aber auch wissen daß ihre Werke einer universellen Tradition zugehören: der Literatur. Das heißt, universell und spezifisch auf einmal zu sein. In seinen Werken steht Machado de Assis im Dialog mit der Gesamtheit der abendländischen literarischen Tradition, wobei er seine Autonomie behält, indem er die modischen Stile und den etablierten Kanon ablehnt. Daher die Verwendung der ornamentalen Barocksprache, und der archaischen moralistischen Prosa - die noch vor der Entkonventionalisierung und der Historisierung der Rede entstanden sind - mit einer realistischen Absicht.

Von dieser verblüffenden aber wirksamen Verflechtung entsteht die moderne Wirkung seiner Erzählweise. So sind Die nachträglichen Memoiren des Bras Cubas eine autonome Kombination verschiedenster Elemente: das Nebeneinander des Seriösen und des Komischen der Lukianischen Tradition; die autobiographische Perspektive von Laurence Sterne und Xavier de Maistre; die Sprache und universalistische Psychologie der Moralisten sowie die fragmentarische Prosa und die Tendenz zur Allegorie des Barockes. Die Synthese dieser Elemente ergibt die Sprache eines Erzählers, der trotz seiner unkonventionellen und kritischen Haltung ein bezeichnendes Beispiel für die Mentalität der brasilianischen Elite der Sklavenhalter ist.

© Sebastiao Rios (Brasilia)

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(1) Es gibt eine deutsche Übersetzung von Wolfgang Kaiser, die in Zürich 1950 erschienen ist. Diese Fassung haben wir leider nicht zur Verfügung gehabt, daher haben wir folgende Auszüge selber übersetzt.

(2) Das ist ein distinktives Merkmal der menipäischen Satire - eine satirische Tradition die noch älter als die römische Satire ist. Lukian aus Samosata (2. Jhd. n.C) ist der älteste Schriftsteller dieser Linie dessen Texte (Dialoge) erhalten sind. Machado de Assis besaß die Oeuvres Completes de Lucien de Samosate, den er häufig direkt oder indirekt zitiert, und wird oft für einen Angehörigen der lukianischen Tradition gehalten.


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