Trans | Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften | 4. Nr. | Oktober 1999 |
Der Nestor der Bibliographie moderner deutschsprachiger Literatur, Paul Raabe, hat die genauere Analyse literarischer Periodika und die Erschließung des gesamten, in Zeitschriften enthaltenen Materials wiederholt als unaufschiebbares Desideratum(1) bezeichnet. Die meisten deutschsprachigen Literaturzeitschriften stellen bis heute brachliegende Quellen der Forschung dar.(2) Vor dem Hintergrund eines erweiterten Literaturbegriffs und angesichts der Tatsache, daß literarische Zeitschriften oft auch Beiträge zur Ästhetik, der Politik, dem Theater, der Geschichte oder dem Buchwesen enthalten, ist ihre umfassende Erschließung eine wichtige Aufgabe der Grundlagenforschung. Die literarische Produktion und Rezeption erscheint hier aufs engste mit allgemeinen kulturellen Prozessen verknüpft, was die Germanistik zum Überschreiten der Grenzen ihrer Disziplin herausfordert.
Durch die rasante Entwicklung der elektronischen Datenverarbeitung stellt die Verständigung über sinnvolle Modelle, methodische Probleme und bibliographische Prinzipien der retrospektiven Zeitschriftenerschließung eine besonders aktuelle Aufgabe dar.(3) Zeitschriftenbibliographien verzeichnen heute längst nicht mehr nur die in ihnen enthaltenen Autoren und Beiträge. Über entsprechende Schlagwortregister ermöglichen sie auch sehr spezifische Zugänge zu ihren jeweiligen Inhalten. Sie enthalten Verlagsverzeichnisse und bieten Instrumentarien, um personelle und institutionelle Verflechtungen zu erhellen. Über die Erschließung von Kommunikations- und Kulturprozessen eröffnen sie vollkommen neue Fragestellungen.
Auf der anderen Seite mangelt es vielen Zeitschriftenrepertorien bis heute an grundlegenden und objektiven Informationen. Die Einbeziehung programmatischer Texte aus der Feder der Herausgeber vermittelt dem Benutzer beispielsweise oft nur ein unzureichendes, zum Teil sogar irreführendes Bild der Bedeutung einer Zeitschrift. In allgemeinen Nachschlagewerken wie den Bibliographien von Alfred Estermann, Dietzel/Hügel und Fischer/Dietzel(4) können die vielen hier verzeichneten Periodika meist nur sehr grob charakterisiert werden. Von den wichtigsten deutschsprachigen Zeitschriften ist bisher nur ein Teil detailliert analytisch erschlossen worden. Dabei wurden Systeme verwendet, deren Erschließungstiefe zum Teil sehr unterschiedlich ausfällt.(5) Eine genauere Beschreibung des tatsächlichen Charakters der Zeitschriften, ihrer historischen Bedeutung und Entwicklung sowie eine analytische Erschließung ihrer Inhalte liegt bisher nur für relativ wenige literarische Periodika vor.(6)
Am Beispiel einer Bibliographie, welche die auf dem österreichischen Territorium erschienenen Periodika der expressionistischen Zeit (1910-1925) kumulierend erfaßt, sollen die an der Wende zum 21. Jahrhundert existierenden Möglichkeiten inhaltsanalytischer Zeitschriftenerschließung einmal genauer erläutert werden. Dabei wird deutlich werden, welche Fortschritte die bibliographische Erfassungs-, Erschließungs-, und Präsentationssysteme seit Paul Raabes epochemachendem Index Expressionismus genommen haben. Die 18-bändige Bibliographie wurde in jahrelanger Arbeit von einem Mitarbeiterteam erstellt. Wallas zweibändige Bibliographie der Zeitschriften- und Anthologien des österreichischen Expressionismus wurde in weitaus kürzerer Zeit ausschließlich von ihm selbst erstellt und eröffnet weit tieferreichende Zugänge zu den erfaßten Periodika. In der 1200 Seiten umfassenden Bibliographie mit Register, die 53 Zeitschriften und Anthologien erfaßt, kann der Klagenfurter Germanist zwar nicht die tragenden Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus zugänglich machen, weil diese vom Sturm (1910) bis zur Menschheitsdämmerung (1919) vornehmlich in Deutschland erschienen. Er beschränkt sich aber auch nicht auf jenes Dutzend österreichischer Periodika, das Raabes Index Expressionismus quasi miterschlossen hat. Berücksichtigt werden alle literarischen Zeitschriften des Expressionismus in Österreich, unter denen auch bisher unbekannte und solche sind, die nur im Umfeld der künstlerischen, literarischen und geistigen Erneuerungsbewegung standen.
Neben berühmten literarischen Zeitschriften wie dem Innsbrucker Brenner, Oskar Maurus Fontanas Flugblatt, dem Wiener Anbruch (1917-1922), Jakob Moreno Levys Daimon/Der neue Daimon oder Benno Karpeles Der Friede (1918/19) berücksichtigt die Bibliographie auch Klein- und Kleinstzeitschriften, die es zum Teil nicht über ein bis zwei Hefte hinausbrachten. In Berichtform erschienen z.B. die drei Hefte von Jakob Moreno Levys Einladung zu einer Begegnung (1914/15), einer Einmannzeitschrift, die dem bekannten Daimon vorausging. In der Wiener Universitätsbibliothek fand sich das von A.J. Schranzhofer herausgegebene kulturkritische Blatt Das Ziel (1913). Als Neuentdeckung kann auch Die Besessenen (1913) gelten ein Einzelheft fand sich im Nachlaß Egon Schieles. Wie irreführend der Untertitel und wie wichtig die Autopsie einer Zeitschrift ist, zeigt der als Monatsschrift für großösterreichische Kultur und Politik firmierende Torpedo. Das einzige erhaltene Heft diente einer Streitschrift Robert Müllers gegen Karl Kraus.
Neben literarischen Zeitschriften erschließt Armin A. Wallas die Musikblätter des Anbruch (1919/22), mehrere von Theatern herausgegebene Periodika - Die Blätter der Prager Kammerspiele (1916/18), Blätter des Burgtheaters (1919/20), zwei Hefte des Wiener Volkstheaters Aufbau (1919/20) - sowie eine Reihe jüdischer Periodika: Die nationaljüdische Jugendzeitschrift Jerubbaal (1918/19), die vom jüdischen Hochschulausschuß veröffentlichte Esra (1919/20) und die künstlerische Monatsschrift Das Zelt (1924/25). Unter Expressionismus subsumiert er auch mehrere sozialistische Blätter wie die Monatsschrift Das Gesindel (1911/12), die Zeitschrift für kulturellen Sozialismus Neue Erde (1919/20) und Die neue Gemeinschaft (1919).
Auf grundlegende Angaben zum Erscheinungszeitraum, den genauen Titeln, Herausgebern, Redakteuren, Verlag, Ort und Druckerei, aber auch zur Redaktionsadresse, der Erscheinungsweise, dem Format, Preis, Bibliotheksstandort und ausgewählter Sekundärliteratur folgen aufschlußreiche Kurzbeschreibungen der jeweiligen inhaltlichen Profile. Wallas weist zum Teil selbst darauf hin, daß Periodika wie der volksbildnerisch intendierte Strom (1911-14, 1925 fortgesetzt), die vielseitige moderne Monatsschrift Ver! (1917/20) oder Das Wort (1923-25) nur am Rande expressionistisch, zum Teil sogar anti-expressionistisch ausgerichtet waren. Mehrere Blätter waren sogar ausgesprochen traditionellen Formen verpflichtet. Die von Joseph August Lux geprägten, in Bayrisch-Gmain erschienenen Weißen Hefte (1920/22) muß man als kulturkonservativ bezeichnen. Der vom österreichischen Kulturbund bzw. Prinz Karl Anton Rohan herausgegebene Zeitgeist (1922/23) stand im weltanschaulichen Umfeld des Philosophen Hermann Graf von Keyserling. Die zweibändige Bibliographie erschließt eine Materialbasis, die nicht nur über den Expressionismus und Aktivismus hinausreicht. Das erklärt auch die relativ große Zahl von 53 Zeitschriften, die hier erfaßt wurden.
Ihr nicht nur quantitativer, sondern qualitativer Gewinn besteht in der Erschließung der kulturellen Zusammenhänge, wie sie sich in den Periodika der expressionistischen Zeit Österreichs niedergeschlagen haben. Das Projekt wird aber auch dem Phänomen gerecht, daß hier die unterschiedlichsten Strömungen präsent waren und die Grenzen zwischen Literatur, Musik, Politik, Theater und Bildender Kunst häufig überschritten wurden.
Bevor Wallas die Inhalte in fünf kumulierenden Registern nach Personen und Sachbegriffen, besprochenen Verlagen, Werktiteln und Beitragstiteln erschließt, bildet er sie bibliographisch ab. Er reiht dazu Heft an Heft chronologisch aneinander und erfaßt neben den Texten (mit Gattungsangabe) auch Abbildungen, Werbeanzeigen und redaktionelle Mitteilungen. Im Unterschied zu Bibliographien, die die Beiträge nur über Register erschließen, bekommt der Benutzer so auch ein Bild von der Komposition der Hefte und dem jeweiligen Kontext, in dem die Einzelbeiträge stehen. Auf diese Weise werden auch die Schwerpunktsetzungen einzelner Nummern sowie personelle und inhaltliche Vernetzungen der Jahrgänge deutlich.
Das Personenregister verweist nicht nur auf Textbeiträge der jeweils beteiligten Autoren. Es verzeichnet auch Übersetzungen, Illustrationen und Rezensionen und weist Vorab- und Nachdrucke aus. Schon beim ersten Zugriff liefert es einen Überblick wer, wo, wie häufig, in welcher Form präsent war oder rezipiert wurde. Das kommt dem gesamtkulturellen Charakter des Expressionismus entgegen, in dem Mehrfachbegabungen wie Oskar Kokoschka eine entscheidende Rolle gespielt haben. Darüber hinaus werden die sehr unterschiedlichen Formen, in denen Einzelpersonen wie beispielsweise Otto Pick in den Zeitschriften präsent waren, erschlossen.
Ergiebig ist das übersichtlich gestaltete Personenregister auch für die Rezeptionsforschung. Wer wurde in welcher Zeitschrift, von wem und in welcher Form rezipiert? Auf welche Resonanz stießen beispielsweise die Schriftsteller, Künstler und Musiker der Wiener Moderne im österreichischen Expressionismus? Inwieweit haben sie dessen Zeitschriften geprägt oder beeinflußt? Auf einer Materialbasis von 53 Zeitschriften erhält der Benutzer grundlegende Zugänge, ohne daß er die einzelnen Texte schon selbst gelesen haben muß.
Rein quantitativ sticht die breite Rezeption von Karl Kraus und Peter Altenberg ins Auge. Gustav Mahler und Arnold Schönberg aber finden beispielsweise fast ausschließlich nur in den Musikblättern des Anbruch Erwähnung. Darüber hinaus wird der Benutzer auf den offensichtlich großen Einfluß Strindbergs, Kierkegaards, Dostojewskis und die relativ häufige Beschäftigung mit Buddha hingewiesen. Von den deutschen Autoren finden neben Nietzsche vor allem Heinrich Mann und Gerhart Hauptmann besondere Beachtung.
Von schätzenswerter Objektivität ist das Register auch bei der Frage nach den dominierenden österreichischen Autoren. Außergewöhnlich oft vertreten sind die Prager Max Brod und Franz Werfel, was freilich auch für deutsche Zeitschriften galt. Speziell für Österreich scheint die häufige Präsenz von Albert Ehrenstein, Berthold Viertel und Ernst Weiß auffällig. Die Zentralfigur des österreichischen Expressionismus ist für manchen sicher überraschend - Robert Müller. Er ist in knapp der Hälfte der hier erfaßten Periodika vertreten, was vom Aachener Germanisten Jürgen Egyptien in einer Rezension dieser Bibliographie folgendermaßen kommentiert wurde:
Nimmt man [...] die Fülle der Beiträge von Robert Müller unter näheren Augenschein, so kommt man alsbald zu der Erkenntnis, daß Müller wohl der ambitionierteste Organisator eines aktivistisch interpretierten Expressionismus in Österreich war. Er hat die Medienlandschaft von 1912 bis 1922 kontinuierlich mit programmatischen Aufsätzen und Manifesten versorgt und das publizistische Engagement immer wieder durch die Gründung von Verlagen, Künstlervereinigungen und kulturellen Trägervereinen zu flankieren versucht. Es ist auffällig, wie oft Müller bei neugegründeten Zeitschriften zu den ersten Beiträgern gehört und dabei jeweils um programmatische Führerschaft bemüht ist.(7)
Nicht weniger grundlegende Aussagen als das Personenregister enthält das von Wallas erstellte Sachregister. Es gibt Auskunft über die Resonanz von Zeitungen wie der Neuen Freien Presse, Institutionen wie der Wiener Hofoper oder die Beschäftigung mit Kulturmetropolen wie Berlin, Prag oder Paris. Wallas hat die Schlagwortbegriffe zur Erschließung der Beiträge glücklicherweise weder willkürlich begrenzt noch selbst entwickelt. Sie entsprechen der jeweiligen Notwendigkeit und der in den Texten selbst verwendeten (zeitgenössischen) Terminologie. Auf diese Weise werden die behandelten Themen und Gegenstände relativ genau abgebildet, wobei sich die spezifischen Schlagwörter des österreichischen Expressionismus und Aktivismus offenbaren.
Über das signifikant häufige Auftreten von Begriffen wie Brüderlichkeit, Ekstase, Erneuerung oder Menschheit wie die inflationäre Verwendung unterschiedlicher Wortverbindungen im Zusammenhang mit Neu- (Neue Kunst, Neue Welt etc.) wird man sich nicht wundern. Andere Signalwörter wie Intensität, Vitalität oder die Problematik von Vater/Sohn, die man in expressionistischen Zeitschriften erwartet, spielen auffälliger Weise nur eine vergleichsweise geringe Rolle. Allgemeine Begriffe wie Familie, Geschlecht, Sexualität oder Nationalismus, Religion, Volksbildung und Volkstum kommen häufiger vor. Die Einbeziehung mehrerer sozialistischer Zeitschriften hat sich im gehäuften Auftreten von Schlagwörtern wie Sozialisierung, Genossenschafts- oder Rätewesen und in ökonomischen Termini wie Steuerpolitik oder Vermögensabgabe niedergeschlagen. Mit Hilfe des Sachregisters läßt sich ihr jeweiliger Verwendungszusammenhang eruieren. Die Kumulation von zum Teil sehr unterschiedlich profilierter Zeitschriften verrät sich an Schlagwörtern wie Kammer-/ oder Klaviermusik bzw. jüdische Grabkunst, die auf einzelne Zeitschriften zurückgehen. Auch den Begriffen Kosmologie oder Okkultismus liegen offensichtlich keine Besonderheiten des österreichischen Expressionismus zugrunde, weil diese fast ausschließlich nur in den Weißen Heften auftauchen. Das Sachregister offenbart auch die individuellen Philosopheme der Zeitschriftenmitarbeiter. Begriffe wie Menschennatur, Nichttun oder Willigkeit kommen beispielsweise fast ausschließlich in Carl Dallagos Beiträgen für den Brenner vor.
Armin A. Wallas Bibliographie begründet die Konzentration auf Periodika des österreichischen Expressionismus, indem sie deren Spezifik über einen nur territorial-staatlichen Österreich-Begriff hinaus belegt. Sieht man von den Prager Herder-Blättern und sechs Heften des Wiener Ruf ab - die schon 1911/12 veröffentlicht worden - so erschienen die expressionistischen Zeitschriften Österreichs rund 7 Jahren nach denen Deutschlands. Nicht nur im wörtlichen, auch im verallgemeinerten Sinne beginnt der expressionistische Anbruch hier erst am Ende des Jahres 1917. Mit seinen wichtigsten Blättern, Der Friede und der Daimon, wurde der Höhepunkt des österreichischen Expressionismus 1918/19 erreicht. Die Österreicher blieben in ihren Zeitschriften im wesentlichen unter sich, der Anteil deutscher Autoren war nämlich vergleichsweise gering.
Am häufigsten sind die Aktivisten Rudolf Leonhard und Kurt Hiller zu finden, letzterer wurde auch entsprechend stark rezipiert. Else Lasker-Schüler, Ludwig Rubiner, Georg Kaiser, Walter Hasenclever und Kasimir Edschmid werden zwar besprochen, waren selbst aber nur sehr vereinzelt vertreten. Else Lasker-Schüler veröffentlichte 1912 im Ruf und 1914 im Brenner, danach hier nie wieder; Paul Zech und Walter Hasenclever wurden mit einigen Arbeiten 1917/18 im Flugblatt vorgestellt. Einige Texte von Yvan Goll, Ludwig Rubiner, Georg Kaiser und Alfred Wolfenstein wurden 1918 u.a. im Daimon gedruckt. Kasimir Edschmid und René Schickele 1918 sind mehrfach im Frieden veröffentlicht worden; Johannes R. Becher und Gottfried Benn demgegenüber erst 1921 im Anbruch präsent. Die Namen von so berühmten deutschen Expressionisten wie Georg Heym, Ernst Stadler, August Stramm oder Kurt Pinthus sucht man im 592 Spalten umfassenden Personenregister jedoch vergebens.
Armin A. Wallas inhaltsanalytische Bibliographie erfaßt das gesamte in den Periodika enthaltene Schrifttum der expressionistischen Zeit (1910-1925) Österreichs. Unter unterschiedlichsten Fragestellungen eröffnet sie zum Teil sehr spezifische Zugänge zu einer großen Zahl bisher unerschlossener Texte. Der Vielfalt des hier enthaltenen Materials entsprechend werden die Grenzen zwischen Musik, Theater, Politik und Literatur ständig überschritten. Durch die Erschließung der 53 Zeitschriften und Anthologien können die institutionellen und personellen Verflechtungen sowie die Wechselbeziehungen zwischen literarischer Produktion und Rezeption erhellt werden. Die von einem ausgewiesenen Spezialisten für österreichischen Expressionismus(8) mit Hilfe der EDV erstellte Bibliographie trägt nicht nur zur Erweiterung der Informationsmöglichkeiten bei, sondern leistet auch einen analytischen Beitrag. Mit Hilfe des von Peter Langmann (Graz) entwickelten Datenverarbeitungsprogrammes werden dem Benutzer zahlreiche Möglichkeiten zur weiterreichenden Erforschung einer sehr komplexen geistes- und kulturgeschichtlichen Materie geboten.
Wallas Bibliographie bietet eine historisch-kritische, chronologisch-bibliographische und inhaltsanalytische Erfassung der expressionistischen Periodika wie ihrer kumulativ erfaßten Inhalte. Die aussagekräftige Erfassung ihrer jeweiligen historischen Bedeutung (Kurzbeschreibung des Profils der Periodika) wird mit der genauen bibliographischen Abbildung (Aufbau der einzelnen Hefte und Jahrgänge) und der Erschließung durch unterschiedliche Register kombiniert. Letztere erschließen die Inhalte nicht nur nach Autoren und Beitragstiteln. Es sind vielmehr alle in den Zeitschriften erwähnten Personen verzeichnet; mit den Texten werden auch eventuelle Vorab- und Nachdrucke aufgeschlüsselt. Darüber hinaus können die erwähnten Verlage, Institutionen oder Periodika ebenso leicht erschlossen werden wie die Nachrichtenteile, Abbildungen, redaktionellen Anmerkungen oder Werbeanzeigen. Mit Hilfe einer entsprechenden Software, die sich für die Anforderungen ähnlicher Projekte modifizieren ließe,(9) kann eine Fülle unterschiedlichster Informationen über spezifische Register zugänglich gemacht werden. Mit Armin A. Wallas Bibliographie, Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich, kann die Gesamtkultur einer Erneuerungsbewegung in einem Umfang erschlossen werden, wie man es sich bisher nur wünschen konnte.
© Andreas Herzog (Leipzig)
Anmerkungen:
(1) Paul Raabe: Die Zeitschrift als Medium der Aufklärung. In: Wolfenbüttler Studien zur Aufklärung. Hrsg. v. Günter Schulz. 1 (1974), S. 99 f.
(2) Paul Raabe: Einleitung, in: Index Expressionismus 1910-1925. Hrsg. v. Paul Raabe. 18 Bde. Nendeln/Liechtenstein 1972, S. VII.
(3) Aus diesem Grund veranstaltete die Deutsche Forschungsgemeinschaft vom 25.-27.9.96 in Weimar ein Kolloquium zur retrospektiven Zeitschrifteninhaltserschließung.
(4) Alfred Estermann: Die deutschen Literatur-Zeitschriften 1815-1850. Bibliographien, Programme, Autoren. 10 Bd. - Nendeln, 1977-1981; Alfred Estermann: Die deutschen Literatur-Zeitschriften 1850-1880. Bibliographien, Programme. 5 Bde. München, New York, London u.a.: Saur, 1988; Thomas Dietzel/ Hans Otto Hügel: Deutsche literarische Zeitschriften 1880-1945. Ein Repertorium. München, New York, London u.a.: Saur, 1988; Bernhard Fischer/Thomas Dietzel: Deutsche Literarische Zeitschriften 1945-1970. Ein Repertorium. Hrsg. v. Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar. 4 Bde. München u.a.: Saur, 1992.
(5) Vgl. Andreas Herzog: Zum aktuellen Stand, zu den Systemen und Möglichkeiten retrospektiver Zeitschrifteninhaltserschließung, In: Leipziger Jahrbuch für Buchgeschichte 7 (1997). S. 325-341, vgl. Interkulturelle Erforschung der österreichischen Literatur.
(6) Als wichtigste Beispiele seien an dieser Stelle genannt: Klaus Schmidt (Hrsg.): Index deutschen Zeitschriften 1750-1815. 28 Mikrofiches und 2 Begleithefte. Hildesheim 1990 (Göttinger Zeitschriftenindex); Wolfgang Bender/Siegfried Bushuven/Michael Huesmann: Theaterperiodika des 18. Jahrhunderts. Bibliographie und inhaltliche Erschließung deutschsprachiger Theaterzeitschriften, Theaterkalender und Theatertaschenbücher. Unter Mitarbeit v. Christoph Bruckmann und Christiane Sasse, 2 Bde. München u.a.: Saur, 1994; Thomas C. Starnes: Repertorium zum Teutschen Merkur. Sigmaringen 1995.
(7) Jürgen Egyptien: Surfen im Expressionismus-Space und einige Thesen zur Ausdruckskunst, in: Juni, Nr. 23 (1995, recte 1996).
(8) Wir verweisen dabei nur auf folgende Arbeiten von Armin A. Wallas: Albert Ehrenstein. Mythenzerstörer und Mythenschöpfer. München: Klaus Boer Verlag, 1994; Texte des Expressionismus. Der Beitrag jüdischer Autoren zur österreichischen Avantgarde. Linz, Wien: edition neue texte, 1988; Simon Kronberg: Werke. 2 Bde. München: Klaus Boer Verlag, 1993; Geist und Tat Aktivistische Gruppierungen und Zeitschriften in Österreich 1918/19. In: Literatur, Politik und soziale Prozesse. Studien zur deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Weimarer Republik. Hrsg. v. Georg Jäger, Dieter Langewiesche u. Alberto Martino. Tübingen: Max Niemeyer, 1997, S. 107-146.
(9) Das gilt zwar nicht für das Armin A Wallas verwendete Zeitschriften-Daten-Basis (ZDB) Programm, das Peter Langmann mühevoll neu entworfen hat, dafür aber für das seit langem existierenden Tübinger System von Textverarbeitungsprogrammen (TUSTEP). Dieses gewährleistet die Arbeit von der ersten Dateneingabe über die Erstellung der Register bis zum Satz im gewünschten Layout. Schon während des Prozesses der Dateneingabe ist der Zugriff auf bereits vorhandene Datenbestände möglich.
Webmeisterin: Angelika
Czipin
last change 11.11.1999