Die volle Bedeutung kulturwissenschaftlicher Arbeit, insbesondere im Bereich
der Literatur- und Sprachwissenschaften, wurde bislang noch nicht erkannt.
Die KulturwissenschafterInnen müssen deshalb die Herausforderung der
heutigen Gesellschaft mit zunehmendem Selbstbewußtsein annehmen und
im Versuch der Definition eines neuen Selbstverständnisses ihrer gesellschaftlichen
Verantwortung mutiger gerecht werden.
Um dieser Aufgabe, die gegenwärtigen Prozesse durch kulturwissenschaftliche
Forschung zu begleiten, gerecht zu werden, sehen die KonferenzteilnehmerInnen
unter anderem folgendes als Voraussetzung an:
-
Eine historische Aufarbeitung von Wissenschaftsprozessen ist unverzichtbar,
wenn Konzepte für künftige Forschungen entwickelt werden sollen.
-
Um grenzüberschreitende Prozesse erforschen zu können, wird die
Verwendung von transdisziplinären Methoden vorgeschlagen. Weiters
wird empfohlen, daß neue Wissenschaftseinrichtungen gefördert
und bisherige wissenschaftliche Einrichtungen so umstrukturiert werden,
daß sie ihrer Aufgabe zur Erforschung kultureller Prozesse gerecht
werden können.
-
Das Internet wird als eine Errungenschaft für die Kulturwissenschaften
angesehen. Von den WissenschafterInnen ist jedoch ein Anforderungsprofil
zu entwickeln, damit das Internet seiner Rolle als internationales Kommunikationsmittel
(insbesondere bei der Verwendung von Zeichen) gerecht werden kann. Als
Problembereich ist auch insbesondere die Archivierung (und damit die Zitierbarkeit)
anzusehen.
-
Für eine effizientere Wissenschaftskommunikation ist die Einführung
der neuen Technologien unverzichtbar. Es ist daher notwendig, daß
international die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt
werden.
-
Universitäten sollten als wissenschaftliche Hochschulen angesehen
werden - sowohl von der Politik als auch von den UniversitätslehrerInnen
selbst. Den Universitäten sowie den anderen kulturwissenschaftlichen
Einrichtungen fällt in diesen Umbruchszeiten eine wichtige demokratiepolitische
Aufgabe zu, bei deren Nicht-Erfüllung gesellschaftliche Spannungen
und Konflikte eskalieren können.
-
Seit dem 19. Jahrhundert werden Datensammlungen national organisiert. Ohne
eine entsprechende Zusammenführung von Datenbanken (für die sich
das Internet anbietet) ist nicht zu erwarten, daß die Fragmentierung
in der Wissenschaft überwunden werden kann. Die Zusammenarbeit von
Wissenschaft und Informationssystemen ist für eine fundierte Forschung
unverzichtbar.
-
Ihrem wissenschaftlichen Charakter entsprechend, sind im Rahmen der EU
die Kulturwissenschaften explizit und gleichberechtigt als Wissenschaften
von den entsprechenden Ressorts zu fördern.
-
Die verantwortlichen PolitikerInnen der EU, der europäischen Staaten
und der UNESCO sind aufgerufen, gemeinsam mit den KulturwissenschafterInnen
für die Realisierung der oben genannten Vorhaben ein Forum zu schaffen.
-
Wie international bei Forschungsförderung üblich, sollen die
Mittel, die die EU zur Verfügung stellt, von den WissenschafterInnen
selbst verwaltet werden.
Innsbruck, den 25. September 1997
Webmeisterin: Andrea
Rosenauer
© Institut zur Erforschung und Förderung
österreichischer und internationaler Literaturprozesse (INST),
1998