Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 0. Nr. September 1998

Massenkommunikation und Canettis Theorie zu Masse und Macht*

Herbert Arlt (Wien)
[BIO]

Historische Analysen zu Masse und Macht sind heute gerade im Zusammenhang mit szenarischem Denken nach wie vor öffentlichkeitswirksam. Sie scheinen sogar an Popularität zu gewinnen.(1) Canetti schrieb über einen Teil dieser Geschichtswissenschafter: "An Lobrednern hat es der Macht nie gemangelt. Die Historiker, die professionell von ihr besessen sind, pflegen alles mit der Zeit, hinter der sie sich als Kenner leicht verbergen können, oder mit der Notwendigkeit, die unter ihren Händen jede Gestalt annimmt, zu erklären."(S.487)(2)

Canetti selbst wollte zunächst die Analyse auf die Masse beschränken. Doch im Zuge seiner Arbeiten änderte sich der Gegenstand seiner Analyse: "Um 1931 erkannte er (Canetti - H.A.) 'nach einem heftigen Zusammenstoß mit den Cäsarenbiographien des Sueton', daß das Buch über 'Die Masse', das er schreiben wollte, ohne eine ergänzende Studie der Macht wertlos bleiben müßte, und erweiterte seinen Plan. Nach Hitlers Einmarsch in Wien 1938 übersiedelte Canetti nach London und hier wandte er seine ganze Kraft einem Werk zu, das die große Arbeit seines Lebens werden sollte, der Untersuchung von 'Masse und Macht', die ihm vier Jahrzehnte später den Nobelpreis für Literatur brachte."(3)

Doch im Gegensatz zu heutigen Machtanalytikern und der Struktur der medialen Berichterstattungen, die sich ähnlich wie Treitschke auf die Männer bzw. Mächtigen der Geschichte konzentrieren(4), ist das Werk von Canetti breit angelegt. Seine Studie berücksichtigt nicht nur Materialien aus allen Erdteilen, sondern er hat neben den Strukturen von Masse und Macht auch Vorstellungswelten von Massen und Machthabern, den Wahn der Macht analysiert. Canetti begründet seine differenzierte und vielschichtige Darstellung unter anderem folgendermaßen: "Solche Darstellungen(5) stehen auch für Fälle zu erwarten, die uns näher sind als Muhammad Tughlak. Da mag es vorbeugend von Nutzen sein, die Prozesse der Macht noch in einem Manne bloßzulegen, der sie zum Glück für die Welt nur in seinem Wahn besaß."(S.487.)

Dennoch ist auffällig, daß sich Canetti in seinen Darstellungen auf individuelle Fälle, auf mythische Zeiten, auf historische Prozesse hauptsächlich bis zum 18./19. Jahrhundert bezieht, obwohl es ihm immer wieder um die Darstellung moderner Verhältnisse geht.(6) Ein wesentlicher Faktor in Macht- und Massenprozessen, der gerade bei Karl Kraus, der Canetti sehr beeinflußte, im Zentrum seines Werkes steht, der wesentlich den Verlauf des 1. und 2. Weltkriegs beeinflußte, der gerade in der Entstehungszeit von "Masse und Macht" auch in den Wissenschaften eine zunehmende Beachtung fand(7), war und ist die Massenkommunikation.

Gegenstand des Aufsatzes wird es daher sein, unter Einbeziehung der Massenkommunikation Aspekte von "Masse und Macht" zu analysieren. Daß im Vergleich mit Canettis Darstellungen vor allem Prozesse der letzten Jahre berücksichtigt werden, ist legitim, da Canetti selbst im "Epilog" zu "Masse und Macht" schreibt: "Man wird es trotzdem dem Leser nicht verdenken können, daß er schon jetzt, am Schlusse dieses Bandes, erfahren möchte, was als gesichert gilt"(S.523). Deshalb soll gerade im Zusammenhang mit dem 1960 publizierten Buch gefragt werden, welche Bedeutung die Nicht-Einbeziehung der Massenkommunikation für die Relevanz der Aussagen von Canetti heute hat.

 

1. Massenkommunikation/Macht/Masse

1.1. Massenkommunikation und Kriegsführung

In Canettis Analyse der Machtstruktur steht das System der Befehle, die Todesfurcht und der vom Befehl verursachte Stachel im Mittelpunkt: "Das System der Befehle ist allgemein anerkannt. Am schärfsten ausgeprägt hat es sich wohl in den Armeen. Aber viele andere Bereiche des zivilisierten Lebens sind vom Befehl ergriffen und gezeichnet. Der Tod als Drohung ist die Münze der Macht. Es ist leicht, hier Münze auf Münze zu legen und enorme Kapitalien anzusammeln. Wer der Macht beikommen will, der muß den Befehl ohne Scheu ins Auge fassen und die Mittel finden, ihn seines Stachels zu berauben."(S.529.)

Diese Grundstruktur wird nicht historisiert - zum Beispiel als Militärstrukturen -, obwohl bedeutende Veränderungen in der Kriegsführung immer wieder das Verhältnis Befehl/Stachel modifizierten. Vor allem die Massenkommunikation, die für die Demokratisierung von Europa und zum Teil bei der Kriegsvermeidung eine bedeutende Rolle spielte, gewinnt für die Armeen an Bedeutung. Im 18./19. Jahrhundert sind die Armeen keine Söldnerheere mehr, wie wir sie aus Schillers "Wallenstein" kennen. Es entstehen in diesem Zeitraum Massenheere, die im wesentlichen über Ideologie, über Massenkommunikation gesteuert werden. Am exaktesten wurde der Zusammenhang von Massenkommunikation und Krieg im Monumentaldrama von Karl Kraus "Die letzten Tage der Menschheit" dargestellt. Die dramaturgische Struktur der globalen Bedrohung der Menschheit durch Krieg wird im 1936 von Jura Soyfer geschriebenen Stück "Der Weltuntergang" durch die Massenmedien geprägt.(8) Für die Vorbereitung und den Verlauf der Eroberungskriege von Hitler-Deutschland spielte die massenmediale Propaganda eine entscheidende Rolle, wenngleich sich die Inhalte auf eine Zeit vor der Formierung von Nationalstaaten in Europa bezogen (weshalb sich Kriegsgegner wie Bertolt Brecht eingehend literarisch mit ihren Strukturen auseinandersetzten(9), aber auch für die Kriegsgegner waren Zeitungen, Zeitschriften wichtig). Im Krieg USA-Vietnam hatte das Fernsehen eine ausschlaggebende Wirkung.(10) Für den "Golfkrieg" spielte der Einsatz der Medien weltweit eine zentrale Rolle(11), waren aber nicht kriegsentscheidend.

1.2. "Bombe" und Krieg

Canetti weist jedoch eindringlich auf eine neue Situation hin, die zum Beispiel im Buch "Der Kampf der Kulturen" von Huntington kaum bzw. marginal berücksichtigt wird: "Die starre Aufstellung dieser Doppelmassen, ihre Faszination füreinander, ihre Bewaffung bis zu den Zähnen und bald bis zum Mond haben eine apokalyptische Angst in der Welt geweckt: ein Krieg zwischen ihnen könnte zur Vernichtung der Menschheit führen."(S.524/25)(12) Diese Möglichkeit der Vernichtung der Menschheit, die Huntington selbst beim Einsatz von Atomwaffen nicht mehr einkalkuliert(13), sieht Canetti als neue Qualität an: "Die waghalsigsten Träume früherer Machthaber, denen das Überleben zur Passion und zum Laster geworden war, erscheinen heute dürftig. Die Geschichte gewinnt plötzlich, von uns aus erinnert, ein harmlos behagliches Gesicht. Wie lange hat es damals alles gedauert, und wie wenig gab es auf einer unbekannten Erde zu vernichten! Heute liegt zwischen Beschluß und Wirkung nicht mehr als ein Augenblick. Was Dschingis Khan! was Tamerlan! was Hitler! - an unseren Möglichkeiten gemessen, klägliche Lehrlinge und Stümper!"(S.527)

1.3. "Bombe" und Machthaber

Aber wiederum bildet - wie in den alten Machtstrukturen - der einzelne den Pol: "Aller Schrecken vor einer übernatürlichen Gewalt, die strafend und zerstörend über die Menschen hereinbricht, hat sich an die Vorstellung von der 'Bombe' gehängt. Aber der einzelne kann sie manipulieren. Sie ist in seiner Hand. Der Machthaber kann Verheerungen entfesseln..."(S.527)

Mit der "Bombe", die Huntington in der Hände vieler Machthaber wissen möchte(14), verändert sich daher auch die Kriegsführung. Huntigton schreibt zur heutigen Konstellation: "Während des Kalten Krieges waren es die USA, die aus Gründen der Abschreckung auf den Ersteinsatz von Kernwaffen nicht ausdrücklich verzichten wollten. Entsprechend der neuen Abschreckungsfunktion von Kernwaffen in der Welt nach dem Kalten Krieg hat 1993 Rußland die frühere sowjetische Verpflichtung zum Nicht-Ersteinsatz praktisch widerrufen. Gleichzeitig begann auch China, seine 1964 abgegebene Verpflichtung zum Nicht-Ersteinsatz in Frage zu stellen und abzuschwächen, was mit seiner nach Beendigung des Kalten Krieges konzipierten Nuklearstrategie der begrenzten Abschreckung zusammenhing. Andere Kernstaaten und Regionalmächte, die in den Besitz von Kern- und andere (sic) Massenvernichtungswaffen gelangen, werden den genannten Beispielen folgen, um eine maximale Abschreckung ihrer Waffen gegen konventionelle Militäraktionen des Westens zu erzielen."(15)

Die Strategie zur Massenvernichtung der "Feinde", die Canetti als Triebkraft der Kriegsführung ansieht, bzw. zur effizienten Abschreckung ist nicht mehr in erster Linie von der Massenkommunikation abhängig. Die konventionelle Kriegsführung, für die die Massenkommunikation notwendig ist, spielt nur mehr bei lokalen Kriegen wie im früheren Jugoslawien eine wichtige Rolle. Im Kampf der "Doppelmassen" (die auch bei einer Aufteilung in 8, 10 oder mehr Kulturkreise verbleiben) kann Massenkommunikation nur vor dem Einsatz eine Rolle spielen. Und es ist interessant, daß sich folgende Erkenntnis von Canetti (auch aufgrund der Darstellungen der Auswirkungen eines Nuklearkrieges durch die Massenmedien) zunächst in den 80er Jahren durchgesetzt hatte und zur Abrüstung führte: "Die Macht ist größer, aber sie ist auch flüchtiger als je. Alle werden überleben oder niemand."(S.528.) Erst in den 90er Jahren tritt diese Erkenntnis wiederum in den Hintergrund, wobei die Vorstellung einer Fragmentarisierung der Welt, die Führbarkeit von Kriegen unter heutigen Bedingungen eine wesentliche Rolle spielt. Huntington zitiert in diesem Zusammenhang Lawrence Freedman: "'Anstatt die gewohnte Machtpolitik zu unterstützen, verstärken Kernwaffen in Wirklichkeit die Tendenz zu einer Fragmentierung des internationalen Systems, bei der die einstigen Großmächte eine reduzierte Rolle spielen.' Die Rolle von Kernwaffen für den Westen ist daher in der Welt nach dem Kalten Krieg eine völlig entgegengesetzte als während des Kalten Krieges."(16)

Die grundsätzliche Bedrohung, die sich auch aus einem begrenzten Einsatz von Kernwaffen für die ganze Menschheit ergibt (z.B. Verdunkelung und eine daraus folgende Abkühlung der Erde, sodaß sie unbewohnbar wird), wird von Huntington - wie wir sahen - aber nicht mehr als einigende Bedrohung gesehen (obwohl sich an der Aktualität der Erkenntnisse der 80er Jahre, die zur Abrüstung führten, nichts geändert hat). Die Analyse einer realen Bedrohung wird durch die Wiedergabe von Machtkalkül abgelöst.

1.4. Krieg und Kriegsvermeidung

Canetti sieht die Möglichkeiten für einen heutigen Weltkrieg zwiespältig: "Der Überlebende ist das Erbübel der Menschheit, ihr Fluch und vielleicht ihr Untergang. Wird es möglich sein, ihm im letzten Augenblick zu entkommen?"(S.526/27) Und Canetti sieht durchaus Alternativen: "An die Stelle des Krieges aber lassen sich andere Systeme von Doppelmassen setzen. Die Erfahrung mit Parlamenten beweist, daß es möglich ist, den Tod aus dem Zweimassengetriebe auszuschalten. Ein friedlicher und geregelter Turnus im Wechsel der Macht ließe sich auch zwischen den Nationen etablieren. Der Sport als Massenereignis hat schon in Rom den Krieg zu einem wesentlichen Teil ersetzt. Er ist heute daran, dieselbe Bedeutung - aber im Weltumfang - zu erlangen."(S.525)

Huntington, der eine ähnliche Bedeutung der Parlamente sieht, negiert aber die Möglichkeit der Herausbildung von "Ersetzungen" im internationalen Maßstab(17), wobei sich seine Argumentation auf spezielle Aspekte beschränken: "Verwestlichung ist etwas anderes als Modernisierung; und wirtschaftliche und soziale Modernisierung erzeugt weder eine universale Kultur irgendeiner Art noch die Verwestlichung nichtwestlicher Gesellschaften."(18) Er geht im Zusammenhang mit Interkulturalität von Gewalt aus: "400 Jahre lang bedeuteten interkulturelle Beziehungen die Anpassung anderer Gesellschaften an die westliche Kultur. ... Die unmittelbare Quelle der westlichen Expansion war jedoch eine technologische: die Erfindung von Methoden der Hochseenavigation, um ferne Völker zu erreichen, und die Entwicklung des militärischen Potentials, um diese Völker zu erobern."(19) Seine Schlußfolgerung: "Kultur, haben wir behauptet, folgt der Macht. Wenn nichtwestliche Gesellschaften neuerlich durch westliche Kultur geprägt werden sollen, dann kann das nur als Resultat einer gewaltsamen Expansion, Etablierung und Einflußnahme westlicher Macht geschehen."(20) Das aber "ist unmoralisch aufgrund der Mittel...". (21) Seine Kritik des Verständnisses, daß "die europäische Kultur des Westens .. jetzt die universale Weltkultur" sei(22), des "Universalismus" als "Ideologie des Westens"(23), die Beschränkung der Analyse in diesem Kontext auf Grundwerte(24), "Zivilisation"(25), Werte und Doktrinen(26), Populärkultur(27), Globale Kommunikation(28), Sprache(29), lassen das Modell der "Ersetzung", der Austragungen von Konflikten durch Gewalt durch Austragungen von Konflikten über Sport, Kunst, Wissenschaften, UNO usw. nicht zu. Trotz der negativen Ergebnisse bei der Untersuchung obiger Punkte kommt Huntington am Ende des Buches zur Schlußfolgerung: "Menschen in allen Kulturen sollten nach Werten, Institutionen und Praktiken suchen und jene auszuweiten trachten, die sie mit Menschen anderer Kulturen gemeinsam haben."(30) Das Buch von Huntington selbst leistet keinen Beitrag dazu und bezieht auch nicht die "Creative Diversity"(31) als alternative Form des Zusammenlebens ein (s. zu Alternativen insbesondere das Kapitel 4.).

1.5. Alte Strukturen und Massenkommunikation

Im "zivilisierten Leben" wurden die alten Stammesstrukturen schon längst durch neue Strukturen ersetzt. Die von Canetti dargestellten Massenformen entsprechen ebenfalls keinen Stammesstrukturen, sondern kulturellen Strukturen (Religionsgemeinschaften, Machtkomplexen usw.). Nicht mehr Stammesgrenzen oder -sitten dominieren zum Beispiel im 20. Jahrhundert Europa, sondern historisch gewachsene Kulturen, für deren Herausbildung Bücher, Sprachunterricht, Zeitungen usw. eine bedeutende Rolle spielten.(32) Heute hat die Nutzung der Massenkommunikation für alle Bereiche zur Formierung von Massen eine grundsätzliche Bedeutung. Sowohl von alten Massenorganisationen wie Kirchen (selbst wenn sie - wie im Islam das Fernsehen - der Schrifttradition widersprechen)(33), Universitäten als auch von Organisationen, deren Strukturen im 18./19. Jahrhundert geprägt wurden (Vereine, Parteien, Gewerkschaften), werden die neuen und alten Massenmedien zunehmend intensiver genutzt. Doch die jüngere Geschichte zeigt, daß die Massenmedien nicht allmächtig sind. Weder gab es eine "Fernsehrevolution"(34) noch konnte sich Berlusconi mittelfristig mit seiner Medienmacht durchsetzen. Die alten Strukturen der Macht haben sich immer wieder behauptet, auch wenn Mächtige abgelöst oder gestürzt wurden. Nur fallweise kam es zu einer machtvollen Einflußnahme, aber die ständige Beeinflussung des öffentlichen Lebens durch die Massenmedien ist immer nachzuweisen - sowohl in der Politik als auch im Alltag. Ihre Nicht-Berücksichtigung führt zur Bedeutungslosigkeit.(35)

Aber auch die moderne globale Kommunikation selbst ist nicht geschichtslos, keine völlige "Neuerfindung", sondern mit den alten Welten durchaus verbunden (s. 2.5.).

Konzentriert man sich weiters nicht nur auf die Pole der Machtstruktur und ihre extremsten Auswirkungen, sind vielfältige Zwischenstrukturen zu beobachten, die aber nicht den Prinzipien einer nationalen oder "universalen" Vereinheitlichung entsprechen (s. 3.1.). Vielmehr sind auch sie durch vielfältige widersprüchliche Prozesse und Strukturen gekennzeichnet.

1.6. Massenstrukturen und Veränderungen

Canetti bestimmte die alten Strukturen der Massen folgendermaßen: "Massenkristalle und Masse, im modernen Sinne des Wortes, leiten sich beide aus einer älteren Einheit her, in der sie noch zusammenfallen; diese ältere Einheit ist die Meute."(S.101) Folgende Meuten führt er an: Jagdmeute(S.106ff.), Kriegsmeute(S.108ff.), Klagemeute(S.114ff.), Vermehrungsmeute(S.118ff.). Doch diese archaischen Formen werden durch die Veränderungen der Verhältnisse ebenfalls verändert bzw. in Frage gestellt. Canetti hebt in diesem Zusammenhang vor allem die moderne Produktion hervor(S.523): "Wenn es einen Glauben gibt, dem die lebenskräftigen Völker der Erde eins ums andere verfallen, so ist es der Glaube an die Produktion, den modernen Euror der Vermehrung."(S.523/24) Lange vor Huntington konstatiert Canetti die Herausbildung mehrerer Zentren(36): "Es gibt heute (also vor rund 40 Jahren - H.A.) mehrere größte Vermehrungszentren, die sehr wirkungsvoll sind und rasch um sich greifen. Sie sind auf verschiedene Sprachen und Kulturen verteilt; keines von ihnen ist stark genug, die Herrschaft an sich zu reißen. Keines wagt es, allein gegen viele andere zu stehen."(S.524)

Aber nicht nur die globalen Strukturen werden anders als bei Huntington bestimmt, sondern auch die Interaktionen. Wie wir bereits sahen, sieht Canetti durch die Ausbildung von "Massenereignissen" wie Sport im Weltumfang - die die Austragungen von Diversitäten beinhalten - die Möglichkeit des gemeinsamen internationalen Überlebens.(37)

Aufgrund dieser neuen Bedingungen ist aber nachzufragen, ob ähnlich der Prozesse vom 16. bis Mitte des 20. Jahrhunderts sich heute nicht auch andere und zusätzliche Massenstrukturen und Masseninteraktionen ergeben können (s. dazu die Überlegungen unter 2.9. und 4.).

 

2. Canettis Analysen (Aspekte)

Ausgehend von der These, daß alte Machtstrukturen sich durchaus noch in heutigen Gesellschaften erfolgreich behaupten, wenngleich sich neue Felder zwischen den Polen von Machtkomplexen herausgebildet haben, ist danach zu fragen, welche Aspekte von Masse und Macht von Canetti historisch und "szenarisch" berücksichtigt wurden. Dabei beginne ich mit Überlegungen zur Darstellungsform, weil es dazu im Verlaufe der Canetti-Konferenz in Rousse (1995) sehr unterschiedliche Positionen gab, die zu gegensätzlichen Beurteilungen von Textteilen führten.

2.1. Darstellungsform

Emil Brix hatte sich in seinem Einführungsreferat zur Canetti-Konferenz in Rousse auf den Abschnitt "Massensymbole der Nationen" konzentriert(Canetti, S.185-197). Sein Referat war mit dem Titel "Eine Kritik der nationalen Stereotypen bei Canetti. Zur Fiktion der Masse" angekündigt worden. Er griff - sehr verkürzt dargestellt - einzelne Sätze wie "Das Massensymbol der Deutschen war das Heer" heraus und kritisierte dann den rechten "Populismus" von Canetti. Im Verlaufe der Konferenz wurde von verschiedenen Seiten mit immer neuen Beispielen und Überlegungen darauf verwiesen, daß eine derartige Auslegung (die im übrigen in der Gegenwart anhand unterschiedlicher Texte mit verschiedenen Interpretationsmustern häufig praktiziert wird) anhand der Textstruktur und der Einbeziehung weiterer Textteile eindeutig zu widerlegen ist. Canetti weist selbst auf die Komplexität des Buches in der Anmerkung zum Kapitel "Massensymbole der Nationen" hin: "In dieser Abteilung sind nur wenige Kapitel vereint, die sich mit einer Ausnahme alle auf moderne Verhältnisse beziehen. Es wäre verfrüht, hier mehr zu geben: Der Leser ist mit den Ergebnissen der späteren Teile des Buches, die der Untersuchung der Macht gewidmet sind, noch nicht vertraut."(S.535) Brix hatte die Sätze aus dem komplexen Zusammenhang einer transdisziplinären Untersuchung gelöst und sie mit Einsichten konfrontiert, denen er einen höheren Wahrheitsgehalt beimaß. Interessant ist aber, daß gerade die Bezüge zu modernen Verhältnissen (zu denen "Nationen" gehören) nicht von den ideologischen und "geisteswissenschaftlichen" Prämissen des 19. Jahrhunderts geprägt wurden, die nach wie vor die Basis für den heutigen nationalen Populismus darstellen (z.B. Abgrenzung durch Sprache). Vielmehr analysiert Canetti die Massensymbole in einem komplexen kulturellen Umfeld, dessen Reichhaltigkeit im Rahmen einer Konferenz nicht auszuschöpfen ist. Canetti schreibt zum Beispiel unter dem Abschnitt Massensymbole: "Kollektive Einheiten, die nicht aus Menschen bestehen und dennoch als Massen empfunden werden, bezeichne ich als Massensymbole. Solche Einheiten sind das Korn und der Wald, der Regen, der Wind, der Sand, das Meer und das Feuer. Jedes dieser Phänomene enthält in sich ganz wesentliche Eigenschaften der Masse. Obschon es nicht aus Menschen besteht, gemahnt es an Masse und tritt für sie in Mythus und Traum, Rede und Lied symbolisch ein."(S.81.) Die Massensymbole sind daher in wesentlich komplexeren Zusammenhängen zu analysieren, als dies die Ausführungen von Brix vermuten ließen. Weiters bezog Brix auch den "Epilog"(S.523ff.) nicht mit ein, in dem wesentliche Ergebnisse zusammengefaßt und Schlußfolgerungen gezogen werden. Gerade anhand des "Epiloges" kann man auch erkennen, welches referierende Passagen sind, wo Canetti Widerspruchsfelder sieht, wo er Veränderungen feststellt, wo andere Entwicklungen aus seiner Sicht möglich sind.

2.2. Bedeutung der Geschichte für die Gegenwart

Die Entwicklung verläuft auf der Welt nicht gleichmäßig. Wir haben ein Nebeneinander verschiedener Strukturen. Wir finden uralte Stammesformen, feudale Herrschaften - nicht nur in Afrika.(38) Weiters zeigt sich zum Beispiel anhand eines Dokumentationsgespräches mit Simo (Yaounde/Kamerun) vom September 1996, daß in Kamerun noch Öffentlichkeitsstrukturen vorherrschend sind, wie sie im Europa des 18. Jahrhunderts wirksam waren.(39) Canetti schreibt zum Verhältnis alter Machtstrukturen zu Europa: "Sehr leicht wandelt einen Europäer ein Gefühl von Erhabenheit an, wenn er Berichte wie die folgenden auf sich wirken läßt. Es ist aber ratsam, sich in einiger Bescheidenheit zu gedulden, bis man mehr über sie erfahren hat. Es steht dem Europäer des 20. Jahrhunderts schlecht an, sich über Barbarei erhaben zu dünken. Die Mittel seiner Machthaber mögen wirksamer sein. Ihre Absichten unterscheiden sich oft in nichts von denen afrikanischer Könige."(S.459.) Dagegen spielen die Fiktionen von "Nationen", wie sie in Europa nach wie vor aktuell sind, in anderen Teilen der Welt keine machtrelevante Rolle.(40)

2.3. Bedeutung individueller Fälle

Für die Machtanalysen hat Canetti auch Fälle von Geisteskranken aus Europa herangezogen. Ich zitiere beispielhaft aus dem Schreber-Kapitel: "Dieses auserwählte Volk der Deutschen ist natürlich von Gefahren bedroht. An erster Stelle stehen hier die Umtriebe der Katholiken. Man entsinnt sich jener Hunderte, wenn nicht Tausende von Namen, die er (Schreber - H.A.) nennen könnte, lauter Seelen, die als Strahlen mit ihm im Verkehr standen und die alle zu ihm sprachen ... Unter den Seelen fand sich aber auch ein Wiener Nervenarzt, ein getaufter Jude und Slawophile, der durch Schreber Deutschland slawisch machen und gleichzeitig die Herrschaft des Judentums begründen wollte. ... Durch den Konflikt zwischen Professor Flechsig (dem Arzt von Schreber - H.A.) und Schreber war es zu einer für den Bestand der Gottesreiche gefährlichen Krise gekommen. Aus diesem Grunde konnte dem deutschen Volke, besonders dem evangelischen Deutschland, die Führerschaft als auserwähltes Volk nicht mehr belassen werden. Vielleicht würde es sogar bei der Besetzung anderer Weltkugeln - bewohnter Planeten - ganz leer ausgehen, wenn nicht ein Kämpe für das deutsche Volk auftrete..."(S.500-502) Diese Darstellungen und Analysen der Vorstellungen von Geisteskranken sind für Canetti ebenso von grundlegender Bedeutung wie zum Beispiel ausgewählte Machtstrukturen in Afrika: "Man ertappt sich plötzlich bei der Hoffnung, daß es nur diesmal so sei und in jedem anderen Falle wieder anders. Ganz besonders gilt dies für Fälle von Geisteskranken. Der unerschütterliche Hochmut des Menschen klammert sich an ihre äußere Erfolglosigkeit. Selbst wenn es möglich wäre, nachzuweisen, daß jeder einzelne Gedanke im Kopfe etwa Schrebers sich mit dem eines gefürchteten Machthabers deckt, man würde immer die Hoffnung behalten, daß sie irgendwo grundverschieden sind. Der Respekt vor den 'Großen' dieser Welt ist schwer aufzulösen; und unermeßlich ist das Verehrungsbedürfnis des Menschen."(S.523) Canetti kommt im Vergleich zwischen Geisteskrankheit und Machtausübung zum Schluß: "Es ist im Laufe dieses Versuches gezeigt worden, wie dieser Drang nach Unverletztlichkeit und die Sucht zu überleben ineinanderfließen. Der Paranoiker erweist sich auch hierin als das genaue Abbild des Machthabers. Der Unterschied zwischen ihnen ist nur einer ihrer Stellung in der äußeren Welt. In ihrer inneren Struktur sind sie ein und dasselbe."(S.521)

2.4. Stämme

Geht man von der Absicht der Darstellung moderner Verhältnisse durch Canetti aus, vom Nachweis derselben inneren Struktur von Paranoiker und Machthaber (wobei sich in den Vorstellungen Schrebers durchaus auch die Hitlers ausfindig machen lassen(41), dann ist es wahrscheinlich von der Auswahl der Materialfelder her nicht verwunderlich, daß gerade Stämme bei der Analyse eine große Rolle spielen. Interessant ist, daß Canetti nicht einfach die Struktur der Hitler-Propaganda negiert, sondern Beispiele aus aller Welt und verschiedenen Epochen wählt. Gerade in einem Europa, das für sein Selbstverständnis immer wieder auf Stämme zurückgreift, in dem öffentliche Paranoia gegenüber "Fremden" nach wie vor praktiziert wird, sind daher die Stammesanalysen von Canetti von grundlegender Bedeutung. Seine historischen Analysen verweisen auf Grundkonstellationen, wie sie auch unter neuen Bedingungen öffentlichkeitswirksam werden und sich selbst in ihrer Fiktionalität als "staatstragend" erweisen.(42)

2.5. Massenkommunikation und Mythos

Auch bei modernen Massenprozessen (z.B. Streik, Revolution) gibt es für Canetti Bezüge von Vergangenheit zur Gegenwart. Ich zitiere aus dem Abschnitt "Die unsichtbaren Massen": "Bei den Kelten des schottischen Hochlandes wird das Heer der Toten mit einem besonderen Wort bezeichnet: sluagh. Dieses Wort wird englisch mit 'spirit-multitude' oder 'Geister-Vielzahl' wiedergegeben. ... Das Wort 'gairm' bedeutet 'Schrei, Ruf', und 'sluagh-ghairm' war der Schlachtruf der Toten. Daraus ist später das Wort 'slogan' geworden: Die Bezeichnung für die Kampfrufe unserer modernen Massen stammt von den Totenheeren des Hochlands."(S.43) Obwohl im Duden(43) Slogan als "bes. in Werbung und Politik verwendete Redensart, einprägsame, wirkungsvoll formulierte Redewendung" definiert wird und im Oxford-Duden(44) als "striking phrase", ergibt sich doch eine Verbindung zu spezifischen Formen der Massenkommunikation (insbesondere [politischer] Werbung), die vor allem im Zusammenhang mit der Charakterisierung der "unsichtbaren Massen" durch Canetti interessant ist: "Der Mensch war von ihnen besessen; sie waren von ungeheuerer Bedeutung für ihn; ihre Einwirkung auf die Lebenden war ein wesentlicher Teil dieses Lebens selbst."(S.41.) Die heutige "ungeheuere Bedeutung" wurde in ihrer profanisierten Form von Soyfer im Stück "Astoria" dargestellt.(45) Die Bedeutung des unsichtbaren Staates "Astoria" war für die Massen ebenfalls von "ungeheuerer Bedeutung". Sie kannten Astoria nur aus den Reden, Massenmedien. Sie konnten Astoria nicht greifen, da Astoria nur als Fiktion existierte. Trotzdem wurde Astoria zum Mittelpunkt ihrer Hoffnungen, ihres Lebens.(46)

2.6. Sprache und Masse

Während sich in den paranoiden Vorstellungen Schrebers die nationalistischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts widerspiegeln, die innere Struktur der afrikanischen Könige durchaus denen von europäischen Machthabern entspricht, zeigt gerade die Verwendung der Sprache bei Canetti die transkulturellen Bezüge. Obwohl die massenwirksamen Kunstsprachen, die in der Zeit vor allem seit dem 16.-19. Jahrhundert staatlich durchgesetzt wurden, eng mit fiktionalen Vorstellungen von "Nationen" in Europa in Verbindung stehen, haben sich im allgemeinen Redegebrauch nicht nur in der Neuzeit Wörter aus einer Sprache in vielen Sprachen durchgesetzt (zum Beispiel das Wort "Slogan"). Auch ein Wort wie "Masse"(47) ist in vielen Sprachen aufzufinden: im Englischen (mass), Französischen (masse). (Nicht aber zum Beispiel im Ungarischen, das auch für "Universität", "Bibliothek" usw. magyarische Ausdrücke verwendet. Im allgemeinen Sprachgebrauch lassen sich in Ungarn aber Wörter wie Slogan durchaus nachweisen.)

Die "nationale" Sprache als Medium der Formierung von Massen spielt auch keine Rolle in den Analysen von Massen bei Canetti. Es sind die kulturellen Strukturen, die bestimmend sind. Sie lassen sich keineswegs auf ein Land oder einen Kultur- oder Kommunikationskreis beschränken.

2.7. Veränderte Bedingungen

Anders als Huntington sieht Canetti Veränderungen, die durch die heutige Produktion auch kulturell bewirkt werden: "In der modernen Produktion hat der alte Gehalt der Vermehrungsmeute eine so ungeheuerliche Steigerung erfahren, daß alle anderen Gehalte unseres Lebens daneben schwinden. Die Produktion spielt sich hier, in diesem irdischen Leben, ab. Ihre Rapidität und ihre unübersehbare Vielfalt erlaubt keinen Augenblick des Stillstandes und der Überlegung. Die furchtbarsten Kriege haben sie nicht erdrückt. In allen feindlichen Lagern, wie immer diese beschaffen sein mögen, ist sie gleichermaßen wirksam."(S.523.) Im Gegensatz zu Huntington(48) sieht Canetti für moderne Verhältnisse die Religionen nicht mehr als das Bestimmende an: "In den unbegreiflichen Extremen von Vernichtung und Erzeugung, die die erste Hälfte dieses Jahrhunderts kennzeichnen, in dieser doppelt unerbittlichen Verblendung, die bald in eine, bald in die entgegengesetzte Richtung wirkt, bieten die Klagereligionen, soweit sie sich als Organisation erhalten haben, das Bild vollkommener Hilflosigkeit."(S.525) Dennoch formuliert Canetti: "Ihr Erbe ist trotzdem größer, als man meinen könnte. ... Jeder ist sich selbst ein würdiger Gegenstand der Klage. Jeder ist hartnäckig davon überzeugt, daß er nicht sterben soll. In diesem Punkte ist das Erbteil des Christentums - und auf etwas andere Weise auch das des Buddhismus - unverwüstlich."(S.525/26) Canetti stellt also eine Ab- und Auflösung alter Strukturen fest, zeigt aber zugleich, welche Elemente in profanisierten Strukturen noch weitgehend wirksam sind.

2.8. Kontinuität und Diskontinuität

Das zentrale Element der Kontinuität von Machtstrukturen ist für Canetti der "Überlebende", der Machthaber. Macht wurde relativiert, aber dennoch geht weiterhin von ihr die Hauptgefahr aus. Die Machthaber unterliegen einem Spannungsverhältnis: "Die uralte Struktur der Macht, ihr Herz- und Kernstück: die Bewahrung des Machthabers auf Kosten aller übrigen, hat sich ad absurdum geführt, sie liegt in Trümmern."(S.528.) Doch die Angst des Machthabers vor seiner eigenen Vernichtung, die die Macht relativiert, kann auch zum Gegenteil führen: "Seine Befehlsangst nimmt dann Dimensionen an, die zur Katastrophe führen. Aber bevor die Katastrophe ihn selbst erreicht, seinen eigenen Leib, der für ihn die Welt verkörpert, führt sie zum Untergang unzähliger anderer."(S.529) Hier wird nachzufragen sein, wie Massenprozesse Einfluß auf eine relativierte Macht haben können, inwiefern außer der modernen Produktion auch noch andere Faktoren in die Analyse einzubeziehen sind.

2.9. Perspektiven

Bereits Norbert Elias hatte in seiner 1936 verfaßten Einleitung zum Buch "Über den Prozeß der Zivilisation" geschrieben: "Wenn man heute über die Struktur menschlicher Affekte und ihrer Kontrollen nachdenkt und Theorien über sie auszuarbeiten sucht, dann begnügt man sich gewöhnlich mit Beobachtungen an zeitgenössischen Menschen der entwickelteren Gesellschaften als empirischem Belegmaterial."(49) Und weiter: "Auf solche Veränderungen weist man unter anderem in den Alltagssprachen durch die Aussage hin, daß Menschen der eigenen Gesellschaften 'zivilisierter' geworden sind als sie früher waren, oder daß Menschen anderer Gesellschaften 'unzivilisierter', vielleicht gar 'barbarischer' sind als die der eignen. Die Wertakzente solcher Aussagen sind klar. Die Tatsachen, auf die sie sich beziehen, sind es nicht."(50)

Bei Canetti wird man das Nebeneinander verschiedener Prozesse durchaus bestätigt finden. Elias: "Man kann - beim ersten Zugriff - zwei Hauptrichtungen gesellschaftlicher Strukturwandlungen unterscheiden: Strukturwandlungen in der Richtung einer zunehmenden Differenzierung und Integrierung und Strukturwandlungen in der Richtung einer abnehmenden Differenzierung und Integrierung. Darüber hinaus gibt es als dritten Typ soziale Prozesse, in deren Verlauf sich zwar die Struktur einer Gesellschaft oder ihrer einzelnen Aspekte wandelt, aber weder in der Richtung eines höheren noch in der der (sic) eines niedrigeren Standards der Differenzierung und Integrierung. Schließlich und endlich gibt es zahllose Wandlungen in Gesellschaften ohne Veränderung ihrer Struktur."(51)

Dagegen wird von Huntington die Entwicklung monokausal dargestellt: "Kultur und die Identität von Kulturen, auf höchster Ebene also die Identität von Kulturkreisen, prägen heute, in der Welt nach dem Kalten Krieg, die Muster von Kohärenz, Desintegration und Konflikt."(52) Das Verhältnis Befehl/Stachel spielt für ihn keine Rolle. Er beschränkt sich daher im wesentlichen bei seinen Quellen - sofern es sich nicht um Sekundärliteratur handelt - auf Machthaber. Kulturelle Bereiche wie Sozialstrukturen sieht er als irrelevant an(53) und kommt zu der Schlußfolgerung: "Weltweit scheint die Zivilisation in vieler Hinsicht der Barbarei zu weichen, und es entsteht die Vorstellung, daß über die Menschheit ein beispielloses Phänomen hereinbrechen könnte: ein diesmal weltweites finsterstes Mittelalter."(54)

Geht man aber von der Canettischen Darstellung aus - vom Grundproblem Befehl/Stachel -, dann ist nach den Formen zu fragen, wie "der Macht (als der Bedrohung der Menschheit - H.A.) bei(zu)kommen" ist(S.529), wobei von vielfältigen, widersprüchlichen Prozessen im Sinne von Elias und Canetti auszugehen sein wird (und nicht bloß - wie bei Huntington - von Machtkonstellationen, denen alle anderen Faktoren wie Bevölkerungswachstum, Produktion, Handel usw. untergeordnet werden).

Canetti hat etliche Möglichkeiten benannt, sich vom Stachel zu befreien: "Denn es gibt eine Befreiung von allen Stacheln, auch den monströsesten - diese Befreiung ist in der Masse. ... Die untere Klasse, die sich erhoben hat, formt sich zu einer überall zusammenhängenden Masse, die obere, die gefährdet ist, von einer Überzahl umstellt, bildet eine Reihe von angstvollen und auf Flucht bedachten Meuten."(S.366.) Canetti sieht in diesem Zusammenhang einen direkten Zusammenhang zwischen der Form der Macht und den Ausprägungen der Gegenbewegung und ihren Zielen: "Die eigentliche Bedrohung der Untertanen, die unaufhörlich über ihren Häupten hing, war die durch den Tod. ... Auf eine einzige Weise ist diese Bedrohung ganz gutzumachen: Der König, der köpfen ließ, wird selbst geköpft."(S.367.)

Doch Canettis persönliche Befreiung von Stacheln (S.529) ist eine andere. Aber sie sei eine Möglichkeit nur für wenige: "Denn die einzige Lösung, die sich dem leidenschaftlichen Drange zu überleben bietet, eine schöpferische Einsamkeit, die sich die Unsterblichkeit verdient, ist ihrer Natur nach nur für wenige eine Lösung."(S.528)(55)

Dennoch ist die Minimierung der Stacheln nicht nur für einzelne eine Notwendigkeit. Und es gibt nach Canetti durch die Veränderungen, die durch die moderne Produktion, Parlamentarisums, Massenereignisse wie Sport hervorgebracht werden, Bedingungen, die die Vermeidung von Stacheln und Massenvernichtungen ermöglichen.

 

3. Kommentare

3.1. Materialfelder

Analysiert man das Verhältnis von Masse und Macht im Canettischen Sinne, spitzt es wie Canetti auf die Frage der Vernichtung oder des gemeinsamen Überlebens zu, so ist aufgrund der "Bombe" ein Faktor als Rahmenbedingung zu berücksichtigen, der die Darstellung von Kontinuität und Diskontinuität der "uralten Machtformen" ermöglicht. Geht man aber von Zwischenstufen aus, die sich nicht ausschließlich auf die Pole Krieg und Frieden unter den Bedrohungen der "Bombe" beschränken, so finden sich bei Canetti in "Masse und Macht" nur einige Andeutungen zum möglichen gesamtgesellschaftlichen Prozeß. Bereits Grillparzer hatte in der "Jüdin von Toledo" die Bedeutung des Handels für den Frieden hervorgehoben. Breiter formuliert wäre heute die Frage nach globalen Austauschverhältnissen zu stellen - nach Abgrenzungen und Grenzüberschreitungen im Zusammenhang von Massenprozessen. In diesem Zwischenfeld wären auch andere Momente zu berücksichtigen, die vor allem im perspektivischen Zusammenhang relevant wären - zum Beispiel die Massenkommunikation. Wie Huntington nachweist (s. Abschnitt 1.4. dieser Arbeit), kommt es aber nicht zur Ausprägung einer einheitlichen Weltsprache, einer Weltkommunikation. Wie bereits in den "Nationalstaaten" ist vielmehr von Widerspruchsfeldern auszugehen. Dabei kann eine gleichberechtigte weltweite Informationstätigkeit eine zentrale Rolle spielen, die Diversitäten berücksichtigt. Leider entspricht die Struktur der alten und neuen Massenmedien (Fernsehen, Internet) heute noch keineswegs den Notwendigkeiten der "Ersetzungen" (vgl. Abschnitt 1.4, Canetti, S.525) im Sinne von Canetti.(56) Aber auch andere Teilbereiche einer (potentiellen) interkulturellen oder transkulturellen Kommunikation - zum Beispiel Wissenschaftsinstitutionen - setzen noch immer auf "Konkurrenz" auf interkultureller Basis(57).

3.2. Mensch als Gegenstand

Canettis Verdienst ist es, im Gegensatz zu Huntington(58) gezeigt zu haben, daß auch unterschiedliche Kulturen in ihrer Machtstruktur und ihren Veränderungen gleiche Elemente aufweisen (auch wenn sie sich unterschiedlich ausprägen). Ohne diese Gemeinsamkeiten, die zunächst getrennt voneinander existierten und im Zuge des 20. Jahrhunderts vor allem durch die gemeinsame Bedrohung der Vernichtung vereint werden könnten, können keine transkulturellen (sondern bestenfalls interkulturelle) Fragestellungen entwickelt werden. Im Gegensatz zu Huntington, der sich gegen seine Kritik an der "deutschen" Kulturdefinition(59) selbst bei der Herausbildung einer Weltkultur auf die Sprache beschränkt, sind es bei Canetti kulturelle Strukturen, die Massen prägen. Canetti beschränkt sich aber nicht nur auf das Feld Krieg und Frieden, sondern verweist ausdrücklich auf die Bedeutung des Befehls in "anderen Bereiche(n) des zivilisierten Lebens".(S.529)

Canettis Analysen der Gemeinsamkeiten bei Machthabern und Gemeinsamkeiten bei Befehlsempfängern beginnen daher nicht in der "Kultur" schlechthin, sondern beim einzelnen Menschen in seiner Wechselwirkung mit dem kulturellen Umfeld. Das System Befehl/Stachel hat in den vielen Kulturen dieser Welt sehr unterschiedliche Formen. Doch als Prinzip menschlichen Daseins existiert es für jeden einzelnen Menschen. Bei allen unterschiedlichen Ausprägungen der Kulturen verbleibt daher eine wesentliche Gemeinsamkeit. Bei allen Diversitäten verbleibt doch ein gemeinsamer Handlungsbedarf (s. Kapitel 4.) - die Veränderung der Strukturen. Dabei hat - auch nach Huntington - der Mensch im Mittelpunkt zu stehen(60).

3.3. Diskussion des Materials

Im Zusammenhang mit der Diskussion des Materials geht es Canetti nicht immer darum, die Vorstellungen, Strukturen mit empirischen Tatsachen zu konfrontieren: "Es ist nicht unsere Sache, hier zu untersuchen, ob die Ahnungen der Buschmänner sich bewähren oder ob sie trügerisch sind. Wie immer es damit steht, ihre Äußerungen ... gehören zu den kostbarsten Dokumenten über das Wesen der Verwandlung."(S.376.) Das gilt auch für die Darstellungen zu Macht und Paranoia: "Eine Untersuchung dieser Krankheit nach allen Richtungen führt zu Aufschlüssen über die Natur der Macht, wie sie in dieser Vollständigkeit und Klarheit auf keine andere Weise zu erlangen ist."(S.504.) Strukturell steht dies in direktem Zusammenhang mit der Form der Darstellung von Masse und Macht. So wie Alternativen nur angedeutet werden, so ist auch das Instrumentarium nur benannt, nicht aber ausgeführt.

Ein wesentliches Verdienst dieser Arbeit ist es - auch im Zusammenhang mit der Massenkommunikation -, gezeigt zu haben, daß Schein und Sein gleichermaßen ihre Auswirkung auf gesellschaftliche Prozesse haben, strukturverändernd sind. In diesem Zusammenhang stellen sich unmittelbar Fragen nach Möglichkeiten, die eine rationale Kritik hat, um bei Veränderungen mitzuwirken. Soyfer hat jedoch im Stück "Astoria" gezeigt, daß die bloße Konfrontation mit den Tatsachen noch keine Veränderung bewirkt. Hupka, der die Masse über Astoria aufklärt, wird ausgelacht.(61)

3.4. Charakter der Aussagen

Die breit angelegten Untersuchungen mit ihren Beispielen aus einer Vielzahl von Kulturen belegen daher den allgemeinen Charakter der Aussagen. Eine Festlegung auf eine bestimmte Kultur oder auf Menschen in bestimmten physischen oder psychischen Zuständen findet nicht statt. Die Untersuchungen weisen uralte Strukturen nach, ohne aber aus der Geschichte die Legitimation abzuleiten, zukünftige Prozesse zu bestimmen. Vielmehr werden gerade für die perspektivischen Überlegungen im "Epilog" kulturelle Momente herangezogen, die in der Analyse des Buches nicht enthalten waren, die auf Veränderungen bzw. mögliche Veränderungen verweisen. Die Aussagen sind aber nicht historisiert. Die Anwendung der Erkenntnisse auf spezifische Prozesse steht noch aus.

Dennoch ist das Buch auch im Hinblick auf die Massenkommunikation von grundlegender Bedeutung. Denn es kommt nicht nur darauf an, daß Informationen, Bilder usw. weltweit verbreitet werden, sondern wie und unter welchen Bedingungen sie aufgenommen werden, welche Funktion Kommunikation hat bzw. haben könnte. Eine Bildkultur wie die des Fernsehens hat im islamischen Kulturkreis eine andere Auswirkung als in katholisch geprägten Kulturkreisen. Die Bilder des Golfkrieges - da ist Huntington durchaus zuzustimmen(62) - wirken in Europa anders als in Afrika oder Asien. Den Gegenstand Massenkommunikation einzubeziehen, hat daher eine Bedeutung für die Analyse des Zwischenfeldes zwischen Machthaber und "Befehlsempfängern", dient der Konkretisierung der Studien zu Masse und Macht, relativiert aber die Grundaussagen nicht.

Interessant ist auch die Anlage des Buches im Zeitalter der Massenkommunikation. Es bedient sich keineswegs jener Aussagestrukturen, die für die Massenkommunikation typisch sind.(63) Die Form entspricht vielmehr dem Ideal, das Canetti anhand von Stendhal herausgearbeitet hat.(64) Canetti mußte aber seine Breitenwirksamkeit nicht abwarten, sondern bereits zu Lebzeiten wurden seine Ideen weltweit rezipiert.

 

4. Forschungsfelder

Canettis Analyse konzentriert sich strukturell bei allen ausführlichen Darstellungen zu Masse und Macht auf das Verhältnis Befehl/Stachel. Ihm gilt der Schlußsatz des Buches, aber auch zentrale Passagen: "Von welcher Seite immer man ihn betrachtet, der Befehl in seiner kompakten, fertigen Form, wie er sie nach einer langen Geschichte heute hat, ist das gefährlichste einzelne Element im Zusammenleben von Menschen geworden. Man muß den Mut haben, sich ihm entgegenzustellen und seine Herrschaft zu erschüttern. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, den größeren Teil des Menschen von ihm freizuhalten. Man darf ihm nicht erlauben, mehr als die Haut zu ritzen."(S.371)

Geht man von der Richtigkeit der Analyse aus und folgt den Aufforderungen Canettis, eröffnen sich eine Reihe von Forschungsfeldern, die keineswegs auf die Massenkommunikation beschränkt bleiben. Im nachfolgenden soll auf eine Reihe von Aspekten hingewiesen werden.

4.1. Heutige Bedrohungen

Die wesentlichste Bedrohung stellt immer noch die Vernichtung der Menschheit durch Massenvernichtungswaffen dar. Und selbst Huntington, der eine weitere Verbreitung dieser Waffen entgegen den Auffassungen "westlicher" Regierungen propagiert, kommt zu der Schlußfolgerung: "In Kriegen zwischen Kulturen ist die Kultur der Verlierer."(65)

4.1.1. Als erste Fragestellung ist daher aufzuwerfen, unter welchen Bedingungen international "uralte Machtstrukturen" abgelöst werden könnten, in denen der "Überlebende" als "Erbübel" wirkt.

4.1.2. Eine zweite Fragestellung gilt den internationalen Militärstrukturen. Ob sie nun als Sicherung der Macht nach innen gelten, der Absicherung einer Vormachtstellung im "Kulturkreis", als Absicherung einer internationalen einer Vormachtstellung: sie stellen durch ihre bloße Existenz eine grundsätzliche Bedrohung dar. Sie bilden das Potential der (Massen-)Vernichtung. Es wäre daher zu fragen, unter welchen Bedingungen sie weltweit qualitativ reduziert werden könnten.

4.1.3. Der "Befehl" existiert nach Canetti aber nicht nur in "uralten Machtstrukturen" und Armeen. Die ursprünglichste Form des "Befehls" ist nach Canetti die Lebensbedrohung.(S.335.) Lebensbedrohungen sind aber Menschen nicht nur in Kriegen und bewaffneten Kämpfen ausgesetzt. Weltweit sterben jedes Jahr Millionen an Hunger und mangelnder medizinischer Versorgung. Die dritte Fragestellung gilt daher dem weltweiten Abbau lebensbedrohender Bedingungen, die ebenfalls in Destruktion der Umwelt oder die Vernichtung von Menschen durch Gewalt umschlagen können.

4.1.4. "Befehle" spielen auch im Zusammenhang mit Ungleichheit eine wesentliche Rolle. Nach wie vor ist das Verhältnis von Erwachsenen zu Kindern zu einem großen Teil durch "Befehle", durch Gewaltanwendung und zum Teil auch durch Mißbrauch geprägt. Die vierte Fragestellung hat daher unbedingt den Bedingungen zu gelten, unter denen eine Veränderung herbeigeführt werden kann.

4.1.5. Der "Befehl" spielt aber auch im allgemeinen Arbeitsleben eine wesentliche Rolle. Zu fragen wäre nach den Veränderungsmöglichkeiten auch unter Bedingungen in denen die Arbeitsformen mehr Eigenständigkeit verlangen - ohne aber die Menschen dem ursprünglichen "Befehl" (der Existenzbedrohung) zu unterwerfen.

4.1.6. Auch die Kommunikationsstrukturen, die "Befehle" - und sei es in virtueller Form - übermitteln, sind zu hinterfragen. Denn selbst die bloße Vorstellung eines "Befehls" kann zu destruktiven "Gegenbewegungen" führen, welche zum Teil (zum Beispiel in der Kriegspropaganda) durchaus intendiert sind.

Es gäbe sicherlich noch eine Vielzahl anderer Fragestellungen, die forschungsrelevant wären. Und neben dem zitierten UNESCO-Dokument "Our Creative Diversity" gibt es eine große Anzahl von Literatur dazu (kaum jedoch in der grenzüberschreitenden Anlage und Materialfülle des UNESCO-Dokuments). Doch soll hier - wie auch im folgenden Abschnitt - kein vollständiger Forschungskatalog entworfen werden. Es geht vielmehr darum, die Forschungstendenz anzudeuten, die nach Canetti notwendig wäre.

4.2. Verminderung des Stachels

Canetti hatte gezeigt, daß es Möglichkeiten gibt, wenigstens einen Teil des Menschen von Stacheln freizuhalten. Parlamente mögen in diesem Zusammenhang nach innen zu einer Verminderung der Stacheln führen. Aber nach außen haben nach 1945 nicht wenige Staaten mit Parlamenten Kriege geführt. Eine Struktur zu Vermeidung dieser Kriege könnte die UNO sein (was für Huntington im Sinne von "Ersetzungen" keine Alternative zu sein scheint(66)). Da Huntington trotz der Kritik am Universalismus in Herausbildung von Gemeinsamkeiten denkt, geht seine Fragestellung nicht in der Richtung, wie Diversitäten produktiv gestaltet werden können (oder zumindestens so, daß sie nicht zu Gewalt führen). Zumindestens die potentielle Androhung von Gewalt ist bei ihm eine fixe Konstante der Gegebenheiten.

Dagegen wären im Sinne von Canetti zum Beispiel folgende Fragen aufzuwerfen:

4.2.1. Wie müßte sich eine "International Science Community" strukturieren, um als Institution im Sinne von Canetti zu gelten, um Voraussetzungen für "Ersetzungen" zu schaffen?

4.2.2. Welche Teile der eigenen Kulturgeschichte (zum Beispiel auch die Wissenschaftsgeschichte) müßten aufgearbeitet werden, um jene Elemente ausfindig zu machen, die sich historisch als destruktiv nach innen und außen erwiesen haben?

4.2.3. Bereits Goethe hat von einer Weltliteratur gesprochen. Aber die Weltkultur wird heute (wenn überhaupt) meist noch als eine Summierung von Nationalkulturen erforscht.(67) Tatsächlich aber verbreitet sich beispielsweise die Literatur weltweit nicht, indem sie der Gewalt folgt, wie Huntington konstatiert (s. Abschnitt 1.4.). Die Bücher von Gabriel Garcia Marquez werden weltweit verbreitet, obwohl er keine Großmacht hinter sich hat. Salman Rushdie wird weltweit gelesen, obwohl die Machthaber "seines" Landes sogar das Todesurteil gegen ihn verhängt haben. Birbaumer konstatierte ein "théâtre du monde"(68). Wäre in diesem Zusammenhang nicht ein grundsätzliches Umdenken bezüglich der Forschungsgegenstände und der Struktur ihrer Erforschung erforderlich?

4.2.4. Als wesentliche Voraussetzung für eine neue Qualität der Ergebnisse von Kulturforschung sind unbedingt andere Möglichkeiten der Zugänglichkeiten von Daten anzusehen.(69) Es wäre zu fragen, wie Daten so zur Verfügung gestellt werden können, daß sie für eine neu orientierte internationale Kulturforschung relevant wären.

4.2.5. Unter welchen Voraussetzungen wäre eine Veränderung des weltweiten Informationssystems denkbar? Bereits der bloßen gleichberechtigten Strukturierung stellen sie erhebliche Probleme entgegen.(70) Es gälte also die Frage nach den technischen Voraussetzungen zu klären. Aber dazu kämen dann unbedingt Fragestellungen im Sinne Canettis.

Die beispielhaften Fragestellungen zielen also nicht in Richung eines "Astoria", in die Richtung einer "Weltkultur" (im Sinne einer Herausbildung von Gleichem), sondern in die Richtung einer Minimierung der Stacheln durch Strukturen, die Diversitäten berücksichtigen.

Canetti hat uns in diesem Zusammenhang den Weg gewiesen. Eine "Balance des (angedrohten) Todes", ein Weltsystem der "Überlebenden" führt in die Sackgasse, vielleicht sogar zur Vernichtung der Menschheit. Eine Herausbildung von "Ersatz"-Strukturen (Weltparlament, gleichberechtigter Zugang zur Massenkommunikation, Kulturalisierung(71)) - insbesondere auch unter Mitwirkung einer internationalen Kulturforschung - könnte dagegen Konfliktpotentiale anders bewältigen, das Risiko einer Massenvernichtung zumindestens wesentlich mindern.

In diesem Sinne sind Canettis Aussagen auch heute noch von grundsätzlicher Bedeutung, und sie eröffnen den Nachforschungen und Handlungen weite Felder.

© Herbert Arlt (Wien)

(*) Abdruck in: Penka Angelova (Hrsg.): Die Massen und die Geschichte. Schriftenreihe der Elias Canetti-Gesellschaft, Band 2. St.Ingbert 1997.

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Anmerkungen

(1) Vergleiche dazu die weltweiten Diskussionen zu folgendem Buch: Samuel P. Huntington: Der Kampf der Kulturen. Wien, München 1997, 3. Auflage (= Huntington).

(2) Alle Seitenangaben im Text beziehen sich auf folgende Buchausgabe: Elias Canetti: Masse und Macht. Frankfurt am Main 1980 (Erstausgabe: Düsseldorf 1960) (= Canetti).

(3) Wenzeslav Konstantinov: Elias Canetti - ein österreichischer Schriftsteller? Verwandlungen zwischen Rustschuk und Wien. In: "Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften". Wien 1996, 5.Jg., Nr.3, S.20/21.

(4) Als "Zeitzeugen" werden von Huntington zum Beispiel angeführt: Henry A. Kissinger, Vaclav Havel, Franklin D. Roosevelt, Zbigniew Brzezinski, Andreas Papandreou, Richard Woolcott, Carl Bildt, Richard Nixon, Ayatollah Ruhollah Khomeini, Alija Izetbegovic, Z.A.Bhutto, aber auch Tansu Ciller. Auf diese und andere beschränkt er offensichtlich die Handlungsfähigkeit, wenn er schreibt: "Ein weltweiter Kampf der Kulturen kann nur vermieden werden, wenn die Mächtigen dieser Welt eine globale Politik akzeptieren und aufrechterhalten, die unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen berücksichtigt." (Huntington, S.20.)

(5) S. Zitat, Anmerkung 2.

(6) Z.B.: Canetti, S.535.

(7) S. dazu die Sammlung: Dieter Prokop (Hrsg.): Medienforschung. Frankfurt am Main 1985/86, Bd.1-3.

(8) Die Reaktionen der Machthaber und der Massen weltweit auf den drohenden Weltuntergang sind auf der Bühne durch die Berichte der Massenmedien darstellt. Die Informationen werden per Telegraph vermittelt: "Von den neunundneunzig Rändern/ Dieser kugelrunden Erde/ Flitzen flink aus tausend Sendern/ Die Berichte.-/ Durch die zarten, blitzend harten/ Kupfernerven dieser Erde/ Surrt die Weltgeschichte." (Jura Soyfer: Das Gesamtwerk. Wien 1980 (= JSGW), S.536.

(9) S. z.B.: Bertolt Brecht: Kriegsfibel. Berlin 1977.

(10) Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen. München 1992, Bd.1, 7. unveränderte Auflage. (Erstauflage: München 1956.) Im Vorwort zur 5. Auflage (1979) schreibt Anders: "Daß ich in meiner Einstellung zur atomaren Rüstung ... nichts zurücknehme, im Gegenteil meine Aktivitäten in dieser Richtung seit damals potenziert habe, das beweisen meine Aufsätze ... Nicht mehr restlos einverstanden bin ich dagegen mit der total pessimistischen Beurteilung der Massenmedien in dem Aufsatz 'Die Welt als Phantom und Matrize'. ... Die täglich in die amerikanischen Heime kanalisierten Bilder vom vietnamesischen Kriegsschauplatz haben Millionen von Bürgern die auf die Mattscheibe starrenden Augen erst wirklich 'geöffnet' und einen Protest ausgelöst, der sehr erheblich beigetragen hat zum Abbruch des damaligen Genozids." (Ebd., S.VII/VIII.)

(11) Trotz vielfacher Maßnahmen, jene Reaktionen zum Beispiel in den USA zu vermeiden, die die Bilder vom "vietnamesischen Kriegsschauplatz" hervorgerufen hatten, wurden keineswegs die erwünschten einheitlichen Ergebnisse erzielt. Huntington: "'Ein und dasselbe Bild', so Kishore Mahbubani, 'gleichzeitig in die Wohnzimmer der ganzen Welt übertragen, löst entgegengesetzte Wahrnehmungen aus. In westlichen Wohnzimmern wird applaudiert, wenn Cruise Missiles Bagdad angreifen. Die meisten Menschen außerhalb des Westens sehen, daß der Westen unverzüglich Vergeltung gegen nichtweiße Irakis oder Somalis übt, aber nicht gegen weiße Serben - in jeder Hinsicht ein gefährliches Signal.'" (Huntington, S.80.)

(12) Diese Möglichkeit - auch ohne Verwendung von Kernwaffen - hatte bereits Jura Soyfer gesehen. Etliche seiner Gedichte, die Stücke "Der Weltuntergang", "Vineta" warnen davor.

(13) Huntington entwickelt auf Seite 515ff. ein Szenario, wie ein Atomkrieg entstehen und verlaufen könnte. Ohne Einrechnung der Ergebnisse der Kriege von Großmächten gegen Vietnam, Afghanistan, Tschetschenien wird ein Krieg Chinas gegen Vietnam zum Auslöser. Der Ausgang des Krieges hätte nach diesem Szenario nur eine Verschiebung der Macht zur Folge: "Welchen unmittelbaren Ausgang dieser globale Krieg zwischen Kulturen auch nehmen mag - gegenseitige nukleare Verwüstung, ausgehandelte Einstellung infolge beiderseitiger Erschöpfung oder sogar Aufmarsch russischer und westlicher Truppen auf dem Platz des Himmlischen Friedens -, das umfassendere langfristige Ergebnis wäre fast zwangsläufig eine drastische Einbuße an wirtschaftlicher, demographischer und militärischer Macht auf seiten aller Hauptbeteiligten des Krieges." (Huntington, S.520.)

(14) Ebd., S.307.

(15) Ebd., S.298.

(16) Ebd., S.297.

(17) Ebd., S.248: "Die Vereinten Nationen sind keine Alternative zu regionaler Macht, und regionale Macht kann dann verantwortungsbewußt und legitim sein, wenn sie von Kernstaaten über andere Mitgleider ihres Kulturkreises ausgeübt wird." Ohne sich mit einer tatsächlichen oder möglichen Funktion der UNO eingehender zu beschäftigen, verlangt er weiters eine Umstrukturierung der UNO nach machtpolitischen Gesichtspunkten: "Ständige Mitglieder (im Sicherheitsrat - H.A.) sind die Hauptsiegermächte des Zweiten Weltkrieges, eine Konstellation, die immer weniger der machtpolitischen Realität in der Welt entspricht. ... In einer multikulturellen Welt sollte im Idealfall jeder große Kulturkreis mindestens einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat haben." (Ebd., S.523/24.) Geht man von einer Multipolarität in den jeweiligen Kulturkreisen selbst aus - wie sie Huntington immer wieder beschreibt, aber für nicht wünschenswert hält -, hält man ein parlamentarisches System für "Ersetzungen" am geeignetsten, dann wären Strukturen der UNO wesentlich anders zu denken.

(18) Ebd., S.19.

(19) Ebd., S.67.

(20) Ebd., S.511.

(21) Ebd.

(22) Ebd., S.75.

(23) Ebd., S.92.

(24) Ebd., S.76.

(25) Ebd., S.77.

(26) Ebd., S.78.

(27) Ebd., S.79.

(28) Ebd., S.80.

(29) Ebd., S.81ff. S. im Gegensatz dazu seine Kritik an der "deutschen" Kulturdefinition in Anm.59.

(30) Ebd., S.528.

(31) "Our Creative Diversity", Report of the World Commission on Culture and Development (= Diversity), erschien 1995, die Originalausgabe "The Clash of Civilizations" 1996. Doch auch davor erschienen viele UNESCO-Dokumente, die sich auf "Creative Diversity" bezogen.

(32) Vgl. zur Bedeutung von Büchern, Zeitschriften usw. im 18. Jahrhundert für die Herausbildung einer modernen Gesellschaft am Beispiel Österreichs: Leslie Bodi: Tauwetter in Wien. Frankfurt am Main 1977.

(33) Huntington, S.80: "Das eine ist die Universalität des menschlichen Interesses an Liebe, Sexualität, Gewalt, Geheimnis, Heldentum und Reichtum sowie das Vermögen profitorientierter Unternehmen zumal in den USA, dieses Interesse zu ihrem eigenen Vorteil auszunutzen." Erstens realisieren sich aber Liebe, Sexualität usw. in verschiedenen Kulturen unter unterschiedlichen Bedingungen. Zweitens löst ein Bild nicht nur entgegengesetzte Wahrnehmung aus (s. Anm.11), sondern kann auch als solches von Bedeutung sein. Es wäre daher zu fragen, welche Veränderungen die weltweiten und massenhaften Verbreitungen von Bildern (insbesondere auch im Zusammenhang mit Liebe, Sexualität) zum Beispiel in islamischen und anderen Kulturen bewirken. Auch in diesem Zusammenhang ist die Analyse von Huntington auf den Bereich der Machtstrukturen beschränkt.

(34) Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Frankfurt am Main 1990 (Erstausgabe 1962, ergänzt durch ein Vorwort: 1990), S.49: "Die Umwälzungen in der DDR, in der Tschechoslowakei und in Rumänien bildeten einen Kettenprozeß, der nicht nur einen vom Fernsehen übertragenen historischen Vorgang darstellt, sondern der sich selbst im Modus einer Fernsehübertragung vollzogen hat." Habermas unterschätzte (wie vielfältige Berichte in der Zwischenzeit zeigten) in diesem Zusammenhang die anderen Öffentlichkeitsformen, die alten Machtstrukturen (zum Beispiel die Bedeutung der Spaltung der Staatsmacht, die Steuerung der Massenmedien durch die alten Machthaber in Rumänien). Er berücksichtigte auch nicht die Reichweite des Fernsehens in den fraglichen Ländern.

(35) Vgl. dazu die Bedeutung des Zugangs zu Massenkommunikationsmitteln in Wahlkämpfen.

(36) Huntington, S.20: "In der Welt nach dem Kalten Krieg ist Weltpolitik zum erstenmal in der Geschichte multipolar und multikulturell geworden. ... Zu Beginn der Neuzeit um 1500 n. Chr. nahm dann die globale Politik zwei Dimensionen an. ... Während des Kalten Krieges wurde die globale Politik bipolar, und die Welt zerfiel in drei Teile."

(37) S. Zitat im Abschnitt 1.4., Canetti, S.525.

(38) Vgl. zur Ungleichzeitigkeit der internationalen kulturellen Entwicklungen und ihren vielfältigen Aspekten: "Our Creative Diversity" (s. Anm. 29).

(39) Simo in: "Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften". Wien 1996, 5.Jg., Nr.4, S.33.

(40) Zum Beispiel kann sprachliche Einheit für viele Staaten kein einigendes Moment aufgrund ihrer historisch bedingten Sprachenvielfalt sein. Vgl. zu Multilingualität und Staat das Dokumentationsgespräch mit Simo in: Ebd., insbesonders S.31ff. und S.35. Žhnliches würde aber auch für Indien, Südafrika, die USA und andere Staaten gelten.

(41) Paranoide Vorstellungen wurden aber auch bei Stalin nachgewiesen; Nixon hatte Wahnvorstellungen von einem Atomkrieg.

(42) Zur Bedeutung von Sprache und Kultur zur Herausbildung von Nationen und Nationalitäten vgl. auch: Pierre B‚har: Herauskristallisierung des österreichischen Identitätsgefühls. In: "Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften". Wien 1996, 5.Jg., Nr.4, S.7ff.

(43) Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 8 Bänden. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1995. 2., völlig neu bearb. und erw. Aufl. Bd.7, S.3125.

(44) Duden Oxford. Großwörterbuch Englisch. Mannheim, Wien, Zürich 1990, S.671.

(45) JSGW, S.588-627.

(46) Paul, ein Vagabund, zur Vorstellung von Astoria: "Je größer anderswo das Elend ist, um so viel größer muß in Astoria die Seligkeit sein." (JSGW, S.604.)

(47) Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 8 Bänden. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 1995. 2., völlig neu bearb. und erw. Aufl. Bd.5, S.2211.

(48) Huntington, S.144: "Die wirtschaftliche und soziale Modernisierung umfaßte die ganze Welt, und gleichzeitig fand eine weltweite Renaissance der Religion statt." Aber nach der von Huntington abgedruckten Tabelle (S.91) verbleibt der Anteil der Nicht-Religiösen und Atheisten auch im Jahre 2000 auf dem Stand von 21,3% des Jahres 1985. Zugleich beklagt Huntington in anderen Kapiteln den Niedergang der Religionen im Westen, wodurch ein wesentlich höherer Anteil von Nicht-Religiösen für das Jahr 2000 zu erwarten wäre.

(49) Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Frankfurt am Main 1988, Bd.1, S.VII.

(50) Ebd., S.VIII.

(51) Ebd.

(52) Huntington, S.19. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Entsprechung von Kultur und Macht in ihrer Verbreitung.

(53) Huntington, S.12: "Das Buch ist kein sozialwissenschaftliches Werk und soll es nicht sein."

(54) Huntington, S.530.

(55) Vgl. dazu auch die Ausführungen über die Unsterblichkeit am Beispiel Stendhals: Canetti, S.310/11.

(56) Vgl. dazu das Kapitel "Challenges of a media-rich world" in: Diversity, S.103ff.

(57) Das "Manifest gegen den Niedergang in der Forschung" (sic) von Frühwald, Lepenies, Lüst, Markl, Simon ist geprägt durch Slogans wie "Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes". Es zielt auf einen "vorderen Platz unter den OECD-Ländern". Diese regionale Perspektive wird aber nicht zum Beispiel durch europäische Perspektiven ergänzt. In: Die Zeit, 24.1.1997, S.33. S. als Gegenbeispiel das "Internationale Memorandum zur Förderung der Kulturwissenschaften" in: "Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Wien 1996, 5.Jg., Nr.3, S.34/35. Auch abrufbar unter http://www.inst.at/memoran.htm.

(58) Entgegen der Anlage seines Buches finden sich auch bei Huntington vereinzelt Stellen, die in die Richtung von Canettis Aussagen weisen. Er zitiert in diesem Zusammenhang Michael Walzer: "Die menschliche Gesellschaft ist 'universal, weil sie menschlich ist, partikular, weil sie Gesellschaft ist.'" Und er sieht durchaus Entwicklungen, die "menschliche" Ausprägungen von Gesellschaften möglich machen würden, argumentiert aber machtpragmatisch: "Ein multikulturelles Amerika ist unmöglich, weil ein nichtwestliches Amerika nicht amerikanisch ist. Eine multikulturelle Welt ist unvermeidbar, weil das globale Imperium unmöglich ist. Die Bewahrung der USA und des Westens erfordert die Erneuerung der westlichen Identität. Die Sicherheit der Welt erfordert das Akzeptieren der multikulturellen Welt." (Huntington, S.525.)

(59) "Deutsche Denker des 19. Jahrhunderts unterschieden streng zwischen Zivilisation, wozu Mechanik, Technik und materielle Faktoren zählten, und Kultur, wozu Werte, Ideale und die höheren geistigen, künstlerischen, sittlichen Eigenschaften einer Gesellschaft zählten. Diese Unterscheidung hat sich im deutschen Denken behauptet, während sie ansonsten abgelehnt wird. ... Zivilisation und Kultur meinen beide [im englischen Sprachgebrauch] die gesamte Lebensweise eines Volkes..." (Huntington, S.51.)

(60) Bereits mehrfach haben wir gesehen, wie die Anlage, Darstellung und die Schlußfolgerungen bei Huntington Definitionen und Einzelpassagen entgegenstehen. Vgl. dazu auch Anm.11, Anm.33 und Anm.58.

(61) JSGW, S.625.

(62) S. Anm.11.

(63) Vgl. zur Auswirkung der Massenkommunikation auf die (Macht-) Politik und ihre Formen: Josef Haslinger: Politik der Gefühle. Darmstadt, Neuwied 1987.

(64) S. Anm.55.

(65) Huntington, S.444.

(66) Huntington geht auch in diesem Zusammenhang nicht von Menschen, sondern von Machtstrukturen aus. S. zur UNO Anm.17.

(67) S. z.B. Jurij Archipow: "Weltliteratur als Summe von Nationalliteraturen". Dokumentationsgespräch vom 11.4.1994 in: "Jura Soyfer". Wien 1994, 3.Jg., Nr.4., S.17ff.

(68) Ulf Birbaumer in: "Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften". Wien 1996, 5.Jg., Nr. 4, S.14.

(69) Vgl. zur Bedeutung der Datenzugänglichkeit das Heft: "Jura Soyfer. Internationale Zeitschrift für Kulturwissenschaften". Wien 1996, 5.Jg., Nr.4. Österreichische Literatur wird dort als Teil eines Weltliteraturprozesses diskutiert.

(70) Als Beispiel: Diversity, S.104 (Tabelle: New Internet communities show largest growth, 1995)

(71) Unter Kulturalisierung werden all jene (komplexen) Tendenzen verstanden, die zu einer Minimierung der "Stacheln" führen.


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