Trans Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 16. Nr. März 2005
 

14.2. Regionen und transnationale Prozesse
Herausgeberin | Editor | Éditeur: Elisabeth Wies-Campagner (Luxembourg/Wien)

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Messianismus und die Entdeckung Amerikas
Menasse Ben Israel

Elisabeth Wies-Campagner (Luxembourg/Wien)
[BIO]

 


Einleitung

Vor nur zwei Jahren schrieb der Principal Chief der Cherokee an die Jewish Encyclopedia

"My relation, It is my own personal Opinion that we are the tribe of Manasseh and if you knew our Tsalagi (Cherokee) name of the Creator you would agree it’s so close to Hebrew It’s Yowa & it’s said like Yoo-wah ... See? Why is it so hard for People to see the vine that went over the Wall? (Maybe Ocean) There is several Hebrew words in most of the Tribes in America, Tsalagi (Cherokee) even had an arc they had Spiritual things in like the other arc ... only it was made of wood. Why did the head Chief ot the Aztecs got to greet the return of the Light Skinned One? Who was the Light Skinned one that would return? We believe the We are All Related, in our words Gu’s’di Os’da’da’dv’ni (We are Related) and we did have this Knowledge passed down from our Elders & Ancestors <...> We even knew of the Story of Creation and now I wonder why our other Hebrew Relation will not recognize us as their Relation? We had our own Hollicost of Millions <...> just like the one in Germany and we need our Relation to remind America of what they Did <...> They (USA) are always pointing the finger abroad and need to remember what they have done here in the Name of Truth & Justice For All?" (1)

Erst seit einigen Jahren befasst sich die amerikanische historische Forschung mit der Rezeptionsgeschichte millenaristischen Gedankenguts seit dem 17. Jahrhundert, so Ulrike Brunotte. Die Religionshistoriker David S. Katz und Richard H. Popkin kamen zu dem Ergebnis, dass "der gewalttätigste, sowohl rassistisch als auch antisemitisch ausgerichtete Zweig des aktuellen religiösen Extremismus in den USA" seine Wurzel in "einer interpretativen Lehre biblischen Gedankengutes" hat, welche die Nachfahren der Zehn Verlorenen Stämme Israels unter den englisch-sprechenden Völkern zu finden glaubte.(2)

Als dritte Prämisse meiner Arbeit über die Entstehung derartiger Überzeugungen habe ich die - teils auch rabbinischen - Untersuchungen über die Abstammung versprengter jüdischer Gemeinschaften, die seit der Gründung des Staates Israel dorthin einwandern, herangezogen. Auch hier spielen die "Zehn Stämme" eine bedeutende Rolle.

Zu den verschiedenartigsten Einflüssen, welche die Entdeckung der "Neuen Welt" in der "Alten Welt" hervorbrachte, ist das Aufleben messianischer Hoffnungen und ihre Auswirkung auf verschiedene christliche und jüdische Geistesströmungen zu zählen. Im Jahre 2004 jährte sich das Geburtsjahr des jüdischen Hauptvertreters dieser Richtung, Menasse Ben Israel, zum 400. Mal. Mit seiner Schrift "Spes Israelis" (Esperança de Israel, 1650), löste er eine Entwicklung aus, die auch heute noch in verschiedenen Teilen der Welt in vielgestaltiger Form fortlebt. Ich werde mich hier eingehend mit dem Originaltext dieses Werkes befassen.

Das Wiederaufleben alter messianischer Hoffnungen auf christlicher und jüdischer Seite wurde durch verschiedenartigste Naturkatastrophen, Kriege und gesellschaftliche Umwälzungen begünstigt. Die Zeit zwischen 1490 und 1660 - lediglich 150 Jahre - brachten Europa nicht nur Entdeckungssprünge (um 1500 waren 22,1%, um 1700 bereits 60,7 % der Erdoberfläche bekannt), sondern auch den Dreißigjährigen Krieg, den Kosakenaufstand in Polen, die Eroberung Granadas und die Vertreibung der Juden aus Spanien. Dazu kamen Sturmfluten an der Nordsee (ca. 100.000 Tote), die kleine Eiszeit mit Missernten und Hungersnöten, ein Vesuvausbruch und ständige Pestepidemien. Der Vergleich von Bevölkerungsziffern veranschaulicht das Ausmaß der Verwüstungen. Die Bevölkerung Spaniens sank zwischen 1500 und 1650 von 8 Millionen auf 4 Millionen, die Deutschlands zwischen 1618 bis 1648 von 17 Millionen auf 8 Millionen.(3)

Messianische Erwartungen haben eine lange Tradition. Grob gesprochen, kann man die Unterscheidung der christlichen und jüdischen Erwartung darauf reduzieren, dass die Christen die Wiederkehr des Messias (Jesus Christus) und die Juden die Ankunft des Messias (zuerst Ben Josef, dann Ben David) erwarteten und dass der jüdische Messias ein Mensch - und nicht Gott selbst - sein wird. Die Ankunft bzw. die Wiederkunft des Messias soll von Vorzeichen begleitet sein, worunter schwere Verfolgungen und Naturkatastrophen fallen. Vielfach wurde versucht, das Ende der Zeiten zu berechnen. Sowohl Christen als auch Juden erwarteten diesen Zeitpunkt um das Jahr 1650.(4) Christliche und jüdische Messiaserwartungen scheinen sich gegenseitig stark beeinflusst zu haben.

Dem Erscheinen des jüdischen Messias stand jedoch das Problem der zehn verschwundenen Stämme Israels entgegen. Diese hatten sich nach dem Tode Salomons unter Jerobeam von Gesamtstaat und dem davidischen Königshaus losgetrennt (die Stämme Ruben, Simon, Dan, Naftali, Gad, Ascher, Isachar, Sebulon, Efraim und Menasse - I Kön 12) - eine Trennung, die politischen (ein eigener Staat) und religiösen Charakter hatte, da Jerobeam in Dan und Bet El besondere Altäre und Standbilder (Kälber) aufstellte, um seine Untertanen vom Besuch des Tempels in Jerusalem fernzuhalten (I Kön 12,26 ff). Im Jahre 722 B.C.E. wurde dieser Staat von Sargon zerstört, seine Hauptstadt Samaria erobert und fast das ganze Volk nach Assyrien verschleppt (II Kön 17,6), worauf es aus der Geschichte verschwand. Nun hing aber nach den Prophezeiungen die Erlösung von der Vereinigung aller zwölf Stämme(5) ab. Es war daher von größter Wichtigkeit, die verschwundenen Zehn Stämme wiederzufinden, ein Unternehmen, das immer wieder versucht wurde.

Hier sei auch der "Sambatjon" (Sabbatfluss) erwähnt. Er soll nach der Legende während der sechs Wochentage Wasser bzw. Sand und Steine führen, am Sabbat aber ruhen. Als man zur Zeit der Judenverfolgungen durch die Römer nach den verlorenen Stämmen zu forschen begann, erfolgte die Verbindung der Sambatjon-Legende mit der von den Zehn Stämmen, die jenseits bzw. diesseits des Sambatjon wohnen.

Die Entdeckung Amerikas gab den alten Legenden neue Glaubwürdigkeit. Das neu gefundene Land gab zu neuen Hoffnungen Anlass. Menasse Ben Israel stellt in seinem Werk "Esperança de Israel" die Weissagungen, Sagen und Legenden über die "Zehn Stämme" und den Sambatjon, sowie über die Stätten, an denen sie sich angeblich befinden, einschließlich der Motive über deren Auffindung in Amerika zusammen.

 

Das "holländische Jerusalem" und Menasse Ben Israel

Auf der Konferenz der sieben nördlichen Provinzen (1578/79) kam die erste Verfassung des holländischen Freistaates zu Stande. Artikel 13 der Bestimmungen der "Utrechter Union" stellte den Grundsatz der Glaubensfreiheit auf. Viele Kryptojuden ließen sich im freien Holland nieder und kehrten dort zum Judentum zurück, insbesondere die Neu-Christen aus Spanien und Portugal. Schon 1593 war das erste Schiff von Portugal nach Holland abgesegelt.(6) Amsterdam wurde das "holländische Jerusalem" genannt. Die jüdische Kolonie entfaltete eine wichtige wirtschaftliche Tätigkeit und trug zum Aufschwung Hollands auf dem Weltmarkt bei. 1639 schlossen sich die drei bestehenden sephardischen Gemeinden zu einer einheitlichen Gemeinde mit Selbstverwaltungsstatut zusammen.

Als 1649 England zur Republik wurde, gab es wegen des freien Aufenthaltes der Juden in England zwei Petitionen an die Regierung der Generalstaaten (wahrscheinlich durch Handelsinteressen motiviert). Der Bittschrift der Amsterdamer Juden wurde nicht nähergetreten, da nach Meinung der Regierung die Juden sich als holländische Untertanen ohnehin unbelästigt in England aufhalten durften (Resolution Vroedschap). Die zweite Bittschrift brachten zwei Puritaner, Johanna Cartwright und ihr Sohn Ebenezer, die sich in Amsterdam niedergelassen hatten, ein. Auch dieser Vorschlag, der wohl positiv aufgenommen wurde, hatte keinen Erfolg.(7)

Menasse Ben Israel wurde 1604 als Manoel Dias Soeiro(8) in Madeira (?)(9) oder in La Rochelle(10) in Frankreich geboren. Menasse selbst gibt Lissabon als seine Heimat an ( "en mi patria Lixboa"(11)). Unter den nach dem Autodafé mit Generalpardon in Lissabon vom 16.1.1605 ausgewanderten Kryptojuden befand sich auch ein Joseph Ben Israel samt seiner Familie. Menasse Ben Israel wurde in Amsterdam vom Rabbiner Isaak Usiel aus Fez ausgebildet und übernahm nach dessen Tod 1622 seine Stelle. Bald darauf heiratete er eine Urenkelin des Don Isaak Abravanel, die vielleicht zugleich mit ihm nach Amsterdam gekommen war,(12) namens Rachel Soeïra.(13) Das Paar hatte eine Tochter, Gracia (Hanna) und zwei Söhne, Joseph und Samuel.(14) Auf diese Heirat war Menasse sehr stolz, da er hoffte, dadurch Stammvater des erwarteten Messias zu werden,(15) da die Familie der Abravanel von David abstammen sollte.(16)

Menasse brachte es nie zu persönlichem Reichtum. 1627 gründete er eine hebräische Druckerei, die erste in Amsterdam.(17) Später übergab er sie seinem Sohn Joseph, der aber mit 20 Jahren auf einer Geschäftsreise nach Lublin starb.(18) Auch der zweite Sohn, Samuel, starb vor seinem Vater. Um 1638 versuchte Menasse ohne viel Erfolg durch gemeinsam mit Ephraim Soeiro in Brasilien betriebene Geschäfte seine finanzielle Lage zu verbessern.(19) Auch das Gehalt, das er von seiner Gemeinde bezog, reichte kaum aus.(20) So beschloss er schließlich, nach Brasilien auszuwandern. Als aber Abraham und Isaac Pereyra ihn zum Präsidenten der von ihnen gegründeten Akademie bestellten, konnte er seinen Auswanderungsplan aufgeben.(21)

 

Die "Wehen des Messias"

Vertreibung und Verfolgung

Auf großangelegten Bekehrungspredigten kam es 1391 zum Sturm des Pöbels auf die Judenstadt von Sevilla; der Sturm breitete sich über die ganze Halbinsel aus. Teils freiwillig, teils gezwungen, erfolgten Taufen en masse. Roth gibt an, dass die Taufen allein in Aragonien und Kastilien auf zirka 200.000 geschätzt werden müssen. Das war ein einzigartiges Ereignis. Auch die Predigten des später heiliggesprochenen Fray Vincent Ferrer, welche die Juden anhören mussten, hatten große Erfolge.(22) Die Übertritte in der Periode nach 1391 scheinen nicht alle zwangsweise erfolgt zu sein; zu mindestens Juan I. scheint sich bemüht zu haben, die Juden vor der Volkswut zu schützen.(23) Diese Verfolgungen wurden von den Juden mit dem erhofften Kommen des Messias verbunden:

456a. Anonym erhaltener Brief: Es hat sich die Überzeugung verbreitet, dass die Vernichtung der jüdischen Gemeinden als Strafe Gottes für die begangenen Sünden zu betrachten ist. Zur Aufrichtung der Gemüter hat "unser Lehrer" <...> in Predigten und Schriften erklärt, dass die gegenwärtigen Leiden die Vorbereitung für das Auftreten des Messias bedeuten. Diese Auffassung ist in immer bestimmterer Form weitergegeben worden. Man erwartet unmittelbar den Messias mit Zeichen und Wundern und die Demütigung der Feinde des Judentums ...(24)

Die Täuflinge erhielten volle Rechte. Ihr sozialer Aufstieg war phänomenal; die Reichsten heirateten in den Hochadel. Dem sah das Volk mit Unverständnis zu. Der Brotneid verband sich mit dem mehr oder minder begründeten Verdacht, dass diese fragwürdigen Neophyten religiös untreu waren.(25) Die Tragödie der Scheinchristen lag daher darin, dass sie für geistliche und weltliche Autoritäten Katholiken waren. In dem Augenblick, wo sie ihren jüdischen Glauben bekannten und jüdischen Riten folgten, waren sie für Kirche und Staat Häretiker, was mit der Todesstrafe belegt war.

Es folgten zwei weitere Massenbekehrungswellen: Die erste 1492. Als die Juden in Spanien nur die Wahl zwischen Konversion oder Auswanderung hatten, wählten viele die Taufe, um ihre soziale Position und ihr Eigentum zu behalten. Als zweite kam die Massenzwangstaufe in Lissabon 1497. Wenige von diesen "Bekehrten" konnten ehrliche Konvertiten sein. Die portugiesischen Neuchristen, die insgeheim am Judentum festhielten, waren so zahlreich, dass am Ende des 16. Jahrhunderts die Ausdrücke "Portugiese" und "Jude" in Europa und Lateinamerika synonym waren.(26) Die Vertreibung aus Spanien 1492 gründet sich nach Roth auf die erfundene Geschichte eines Ritualmordes in Avila (eines ungenannten Kindes von La Guardia(27)), an dem sowohl Juden als auch conversos teilgenommen haben sollen. Der Großinquisitor Torquemada nahm dies als Beweis der Komplizenschaft der Neuchristen und der Juden.(28) Am Trauertag des 9. Ab 1492 verließen etwa 300.000 Juden Spanien und wendeten sich meist nach Portugal oder nach Süden, nach Italien, Afrika und der Türkei. Einen Tag darauf schiffte sich Columbus ein, um Amerika zu entdecken.

Auch in Portugal begannen mit den Zwangstaufen Ausschreitungen, die im "Judengemetzel von Lissabon" 1506 ihren Höhepunkt erreichten. Durch die Episode des David Rëubeni, der am portugiesischen Hofe empfangen worden war, wurde der Abfall vom Christentum immer häufiger. Nachdem aber der Pseudomessias seine Rolle ausgespielt hatte, "raffte sich die Geistlichkeit zur Rache gegen die Ketzer auf".(29) Die Inquisition wurde auch in Portugal eingeführt; am 20.9.1540 fand das erste Auto da Fé in Lissabon statt.(30)

Dass unter solchen Umständen und in solchen Verhältnissen die Mystik als eine willkommene Genossin und jeder Pseudomessias als ein wirklicher Erlöser begrüsst wurde, ist mehr als begreiflich. Zahlreiche falsche Messiasse trieben in jenen Jahrhunderten ihr frevelhaftes Spiel mit den Hoffnungen der gebeugten Juden.(31)

Jüdische Märtyrer

In seinem Werk Esperança de Israel führt Menasse Ben Israel den Beweis, dass, wenn man auch nicht den genauen Zeitpunkt der Erlösung angeben könne, einige Prophezeiungen bereits eingetroffen seien. Alles sei von der göttlichen Vorsehung gefügt. "Und was soll man zu dem fürchterlichen Ungeheuer der spanischen Inquisition sagen?" Unschuldige jeden Alters und Geschlechtes fallen ihr täglich zum Opfer, und warum? Weil sie das Gesetz Moses’ beachten wollen. Darunter sind solche, die sich lebend verbrennen lassen, um den Namen Gottes zu heiligen (Esperança/95-97). Menasse berichtet über einige dieser Märtyrer.

Im Jahre 1603 wurde in Lissabon Diogo da Asunçao lebend verbrannt, ein gelehrter Mönch, 24 Jahre alt.(32) Aber beim Autodafé in Lissabon am 5.5.1624 wurde mit Antonio Homem auch das Bild des 21 Jahre früher verurteilten Diogo do Assumçao dem Feuer übergeben, wonach der genannte Mönch zweimal verbrannt worden wäre, in persona und in effigie.(33) Über das Martyrium des Don Lope de Vera y Alarcon schreibt Menasse ausführlicher. Don Lope, ein Edelmann, hatte sich zum Judentum bekehrt und machte daraus kein Geheimnis. 1644 wurde er in Valladolid verhaftet.(34) Nicht einmal seine Eltern konnten ihn von seiner Überzeugung abbringen. Er beschnitt sich selbst und nannte sich "Iehuda creyente". Mit 25 Jahren wurde er verbrannt. Kayserling und Graetz geben 1644 als Todesjahr an. Letzterer ergänzt, dass die Zuhörer aus den Flammen den Psalmvers: "In deine Hand, o Gott, empfehle ich meinen Geist" vernommen hätten(35) (Esperança/97-99).

Es ist bezeichnend für Menasse, dass er in seiner Matyrologie zwei zum Judentum bekehrte Christen an den Anfang stellt. Er betont auch, dass die "Unsrigen" nicht weniger Eifer als die Märtyrer, die nicht von "Jüdischem Blut" waren, hatten.(36) Issak de Castro Tartas war ein Bekannter Menasses. Er war nach Pernambuco ausgewandert, wurde dort von den Portugiesen gefangen genommen und nach Lissabon geschickt, wo er im Alter von 24 Jahren bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Menasse nimmt offensichtlich an, Castro Tartas sei im Kampf gegen die Portugiesen gefangen genommen worden ( "denn nach dem Gesetz des Soldaten war er verpflichtet, seinen Platz zu verteidigen", Esperança/99f.). Dieser Fall ist nicht nur deswegen interessant, weil er grosses Aufsehen erregte, sondern auch wegen der Hintergründe, die auf jüdische religiöse Zurückgewinnungsversuche getaufter ehemaliger Glaubensbrüder hinweisen. Isaak war ein Verwandter des Buchdruckereibesitzers Castro Tartas in Amsterdam.(37) Er war mit 16 Jahren nach Niederländisch Brasilien ausgewandert; im Oktober 1644 ging er nach Bahia in Portugiesisch Brasilien, wo er bald verhaftet wurde. Er behauptete, niemals getauft worden zu sein. Man glaubte ihm jedoch nicht und sandte ihn (in Port. Brasilien gab es kein selbständiges Inquisitionsgericht) nach Lissabon. Zeugen aus Brasilien gaben an, dass er ein jüdischer Emissär sei, der nach Bahia gesandt worden war, um den Neuchristen das Judentum zu lehren. Die Weigerung Castros, zum katholischen Glauben zurückzukehren, wurde vom Gericht als Gefahr für Andere angesehen. Er erschien am 15.12.1647 beim Auto zusammen mit 34 anderen Juden. Die portugiesische Königsfamilie, und unter anderen der diplomatische Vertreter Frankreichs, Monsieur Lasnier, waren dabei anwesend. Lasnier schrieb am 30.12.1647 einen Report an Kardinal Mazarin in Paris, da Isaak, der in Tartas, Gascogne, gelebt hatte und wahrscheinlich auch dort geboren worden war, vom Inquisitionsgericht als Franzose angesehen wurde. Dieser Report und eine handschriftliche Eintragung von der erfolgten Exekution sind - nach Wiznitzer - die einzigen Berichte von Augenzeugen.(38) Ein Brief aus Lissabon vom 21.12.1647 brachte die furchtbare Nachricht nach Amsterdam. Cardoso gab 1679 an, dass Isaak, bevor er das sichere Paraiba verließ, an seine Eltern in Amsterdam schrieb, dass er beabsichtige, nach Rio de Janeiro zu reisen, um "zu sehen, ob er einige seiner Verwandten, die dort lebten, zu Gottesfurcht bringen könne". De Castro hatte im Jänner 1647 vor dem Inquisitionstribunal detaillierte Angaben über 76 Juden und ihre Familien gemacht, die in Niederländisch Brasilien wohnten. Diese Tatsache und dass er viele Sprachen sprach, verbunden mit den Zeugenaussagen und der Angabe von Cardoso, führt Wiznitzer zu der Annahme, das Isaac de Castro wirklich ein Emissär war, der nach Portugiesisch Brasilien geschickt worden war, um dort Kontakte mit Neuchristen aufzunehmen, die spirituelle Leitung brauchten. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme seien nur wenige, die von der Inquisition dem "weltlichen Arm" übergeben worden waren, lebend verbrannt worden. Alle, die noch in letzter Minute den katholischen Glauben annahmen, wurden garottiert. Von 1603 bis 1748 seien ca. 400 Juden von Brasilien nach Lissabon gesandt worden, von ihnen wurden 18 zum Tode verurteilt, aber nur einer von ihnen, Isaac de Castro, blieb standhaft und wurde lebendig verbrannt, "for the sanctification of the name of God".(39)

Standhaft blieb auch Eli Nazareno im Jänner 1639 in Lima. Er hatte sich selbst beschnitten und diesen Namen gegeben (Esperança/100). Als Francisco Maldonado de Silva 1592 im heutigen Argentinien von einer "alt-christlichen" Mutter und einem "neu-christlichen" und "judaisierenden" Vater geboren,(40) hielt er unbehelligt die jüdischen Feiertage und natürlich den Sabbat, bis er versuchte, auch seine zwei Schwestern, Isabel und Felipa, zu bekehren. Sie zeigten ihn an. Ende April 1627 wurde er verhaftet. Alle Bekehrungsversuche scheiterten.(41) Im Kerker schrieb er verschiedene apologetische Abhandlungen auf Zetteln mit einem Hühnerbein als Feder und Kohlenstaub als Tinte.(42) Eine Zeugin, die wegen Hexerei eingesperrt war, sagte 1627 aus, dass Francisco einmal 40 Tage für den Messias gefastet habe, und dass am Ende dieser Fastenzeit ihm der Messias in einer Vision erschienen sei, und das dauerte ein Jahr lang, bis er verhaftet worden war, und dann hätten die Erscheinungen aufgehört.(43) Als ihm gelang, durch ein Zellenfenster zu entkommen, bekehrte er in anderen Zellen zwei Katholiken zum Judentum (einen Bigamisten und einen Mönch, der wegen Bruch des Keuschheitsgelübdes einsaß). Schließlich blieb nichts anderes übrig, als den hartnäckigen Renegaten am 23.1.1639 zu verbrennen. Seine kostbaren selbstgeschriebenen kleinen Bücher hatte man ihm um den Hals gehängt.(44)

In diesem Jahr, schreibt Menasse weiter, feierte in Mexiko Thomas Trebiño mit großer Standhaftigkeit sein Martyrium (Esperança/100). Auch hier scheinen weitere Ausführungen interessant, weil ersichtlich ist, dass auch in Amerika die Ankunft des Messias erwartet wurde. Philipp II. hatte 1569-70 ein unabhängiges Inquisitionsgericht in Mexiko City eingerichtet, da das Land "has become contaminated by Jews and heretics, especially of the Portuguese nation."(45) Beim Auto General am 11.4.1649 wurden 13 Menschen in personam dem "weltlichen Arm" übergeben. Von diesen hielt nur Tomas Trebiño de Sobremonte bis zum Schluss durch.(46) Er war in Kastilien geboren, von einem altchristlichen Adeligen und einer wahrscheinlich neuchristlichen Mutter, die als Witwe in den Inquisitionskerkern von Valladolid gestorben war. Thomas hatte kanonisches Recht studiert und war dann nach Mexiko ausgewandert, wo er durch Handel reich wurde und schon 1624 der Inquisition auffiel. Er kam mit einem Jahr Haft und der Konfiszierung seines Eigentums davon. Während dieser Haft ließ er sich von einem Zellengenossen, Antonio Váez, beschneiden. Nach einer neuerlichen (erfolglosen) Anzeige ließ man ihn in Ruhe, bis 1644 aufkam, dass er vorhatte, das Land zu verlassen, und er wieder eingesperrt wurde.(47) Es wurde u.a. ausgesagt, dass die Krypto-Jüdische Gemeinde in Mexiko ihn als Geistlichen Rabbi (sacerdote-rabino) betrachte. Vor seinem Prozess 1624 habe er viel Geld vergraben, weil er immer geplant habe, mit seiner Familie nach Flandern auszuwandern, wo sie frei als gläubige Juden leben konnten. Im April 1649 wurde er als Einziger lebendig verbrannt, alle anderen relajados wurden zuerst garottiert. Als seine Schwiegermutter, Leonor Gómez Núñez, und ihre zwei Töchter Maria Gómez (seine Frau) und Ana, alle zum Tode verurteilt, auf dem Scheiterhaufen erschienen, erinnerte sie an die Mutter der Makkabäer. Thomas selbst wurde auf dem Weg zur Hinrichtung fast gelyncht. Sein Sohn Rafael, der gegen seinen Vater ausgesagt hatte, wurde schon 1648 mit der Kirche versöhnt. Er war damals 17 Jahre alt. Dabei hatte man jüdischerseits große Hoffnungen in ihn gesetzt. Padre Bocanegra, der den Bericht über das Autodafé schrieb, erklärt, dass die mexikanischen Juden erwarteten, dass Rafaels Mutter Maria Gómez, oder Juana Enriquez, die Frau von Simón Váez Sevilla, den Messias gebären würden. Er fügt dem bei, dass beide Mütter öffentlich ausgepeitscht wurden. Die verängstigten mexikanischen Scheinchristen glaubten, dass der Messias schon geboren sei, oder in Mexiko geboren werden würde. Einige hofften, dass Rafael Sobremonte, der Sohn der Santa Maria Gómez und des Thomas Trebiño de Sobremonte, der Messias sein werde.(48)

Der Einfluss der Kabbala

Obwohl es schon vor der Vertreibung von der Iberischen Halbinsel kabbalistisch untermauerte Endzeithoffnungen und Bußstimmungen gegeben hatte, führte diese Katastrophe zu einer Verstärkung. Überall entstanden "volkstümliche Bußbewegungen wie auch <...> kabbalistische Spekulationen".(49) Die Kabbala eroberte immer weitere Kreise. Mit dem Tod von Salomo Molcho(50) und David Rëubeni endeten die von ihnen erweckten Hoffnungen nicht. Ein italienischer Kabbalist, Joseph aus Arli, verkündete durch Buchstabendeutung, dass die von Molcho verheißene Erlösung bald kommen würde und sein (Molchos) Tod durch den Messias gerächt werden würde. Um 1533 wies er auf die wachsende Zersplitterung des Christentums und den "Sacco di Roma" 1527 als Zeichen für das nahe Ende der Tage hin. Eine spätere jüdische Legende legte Isaak Luria (Lurja) die Prophezeiung zu, dass die Geburt Martin Luthers "zum Besten der Welt und zu unserem Besten" sei, weil Luther als göttliches Instrument angesehen wurde. Bei den deutschen Juden hatte es nach dem Scheitern des Pseudo-Messias Asher Lämmlein (1502) keine größeren messianischen Spekulationen mehr gegeben.(51)

In Safed, wo die Kabbala von spanischen Flüchtlingen eingeführt worden war, wurden Isaak Luria und Chajjim Vital Führer der Bewegung.(52) Isaak Luria (eigentlich Isaak Aschkenasi, 1534 - 1572) stammte aus einer deutschen Familie in Jerusalem. Die "Kunde von seinen Wundertaten" verbreitete sich bald. Gegen den Widerstand italienischer Rabbiner wurde nun auch der Sohar durch den Druck veröffentlicht. Zu Bedeutung gelangte Luria erst durch seinen Jünger, Chajjim Vital Calabrese (1543 - 1620), der nach dem Tode des Meisters die Aufzeichnungen seiner Schüler sammelte und herausgab. Man sehnte sich nach einer neuen Offenbarung, und Isaak Luria erfüllte dieses Sehnen, "indem er in den Sohar(53) eine Art von System hineinbrachte." Ein Teil knüpft an die Doppellehre von der Seelenwanderung und Seelenschwängerung an, die den Mittelpunkt der Kabbala Lurias bilden. Luria fand, als die Erlösung wieder für das Jahr 1575 verheißen wurde, überall begeisterten Anhang.(54)

Einer seiner Anhänger, Israel Saruk, gelangte nach Amsterdam. Sein Schüler Abraham (Kohen) de Herrera bzw. Alonso Nunez de Herrera/Irira aus Florenz erregte mit seinem Buch Puerta del cielo/Sha’ar hash-shamajim (Amsterdam 1655 u.ö.) großes Aufsehen. Da das Buch - als einziges kabbalistisches Originalwerk - nicht hebräisch geschrieben war, konnten sich die nichtjüdischen Kabbalisten darauf stützen. Auch innerhalb der sephardischen Gemeinschaft wurde das Buch bekannt.(55) Vor dem Tod Herreras (1639) übersetzte sein Freund Isaac Aboab das Werk auf hebräisch.(56) Das Jahr 1648, ein furchtbares Jahr für die Juden Polens, war schon vom Sohar als Erlösungsjahr vorherverkündet worden.(57) Diese geistigen Bewegungen und Stimmungen hatten großen Einfluss auf Menasse Ben Israel.

 

Wann erscheint der Messias ?

Das Millennium

Die Vision des Millenniums, eine offenkundige Ableitung von Daniels Vision über das 4. Tier (Dan 7,22) und der Beschreibung des letzten Krieges, an dessen Ende der Satan für 1000 Jahre in der Hölle gefesselt wird (Off 20,4), hatte eine große Bedeutung seit Joachim von Fiore (gest. 1202). Im Chiliasmus und in der populären jüdischen Apokalyptik findet man die "katastrophischen und utopischen Aspekte der messianischen Eschatologie".(58) Am Beginn des 16. Jahrhunderts nahm diese Bewegung sogar revolutionäre Formen an. In der Person des Holländers David Joris (gest. 1556) schuf der anabaptistische Chiliasmus auch einen Messias. An dieser Stelle sei auch das Königreich Zion in Münster (1534 - 35) des John Beuckelsz von Leyden, der sich als Nachfolger Davids sah, erwähnt.(59)

Die Chiliasten verteidigten die Rechte der Juden und proklamierten die Wiederherstellung des Reiches Israel als wesentlichen Teil der millenarischen Erfüllung. Wie die Kabbalisten ihre Spekulationen auf das im Sohar erwähnte Jahr 408 (1648) richteten, so blieben die christlichen Endzeitberechner fest bei 1666 als Jahr der Einrichtung der Herrschaft der Heiligen oder der Fünften Monarchie (so genannt, weil das Reich der Heiligen auf die vier Reiche der vier Tiere aus dem Buch Daniel folgen würde).(60) Auch für die Christen war eine notwendige Voraussetzung, dass die Zehn Stämme aufgefunden würden. Die versammelten 12 Stämme Israels müssten auch ihren Messias haben. Sogar dieses Zugeständnis wurde von einigen Enthusiasten gemacht. Anscheinend erwartete man, dass sich der Rangstreit zwischen den beiden Messiassen "gegebenenfalls würde ausgleichen lassen".(61) Andererseits darf aber nicht vergessen werden, dass der damit verbundene Glaube an das Auftreten des Antichrist auch antijüdischen Kräften, die an die immerwährende Allianz des Jüdischen Volkes mit dem Antichrist glaubten, zu denken gab.(62)

Hier nur einiges über die Männer dieser Idee, die mit Menasse Ben Israel in Verbindung standen. Der böhmische Mystiker Paulus Felgenhauer glaubte, dass das sechste Jahrtausend der Welt und damit verbunden die Ankunft des Messias nicht fern sei. In Deutschland von Katholiken und Protestanten verfolgt, lernte er in Amsterdam Menasse kennen. Er verfasste eine Schrift,(63) in der er schrieb, dass sich Juden und Christen, wie Juda und Israel, in Gott vereinen werden; dies werde bald geschehen. Als Zeichen dafür nahm Felgenhauer die Kriege auf fast der ganzen (damals bekannten) Welt, die Kometen, welche 1618, 1648 und 1652 erschienen waren, und den Kosakenaufstand. Felgenhauer widmete dieses Buch Menasse.(64)

Menasse antwortete mit einer Abhandlung über das fünfte Weltreich der Prophezeiungen Daniels,(65) nämlich der Schrift "Piedra Gloriosa o de la Estatua de Nebuchadnesar", die er Isaak Vossius widmete.(66) Darin versuchte er nachzuweisen, dass das fünfte Weltreich Israels, des Volkes Gottes, Reich sein werde. An diesem messianischen Weltreich würden zwar alle Völker der Erde teilnehmen, aber die Autorität werde für immer bei Israel bleiben.(67)

Auch Abraham von Frankenberg, ein Jünger Jakob Böhmes, sowie Isaak de la Peyrère traten mit Menasse in Verbindung. Frankenbergs Ansicht war: "Das wahre Licht wird von den Juden kommen; ihre Zeit ist nicht mehr fern."(68) Isaak de la Peyère (1596-1676) aus Bordeaux, ein Hugenotte (vielleicht aus der sephardischen Familie Pereira), Laienbruder der Oratorianer, setzte in seiner "zionistischen" Schrift: "Rückruf der Juden" (Rappel des Juifs, 1643) auseinander, dass die Juden von allen Enden der Welt aus ihrer Zerstreuung berufen werden müssten, um rechtzeitig in das heilige Land zurückzukehren. Der "allerchristlichste" König von Frankreich, als erstgeborener Sohn der Kirche, werde die Juden in das gelobte Land zurückführen (und sie zu Christen machen).(69)

England und die puritanischen "Juden"

Die Bekehrung der Juden war ein Teil der Ideen, die im 16. und 17. Jahrhundert um das "Millennium" in England kreisten. Die Protestanten hielten den Papst für den Antichristen. Die Berechnung seiner Niederlage erfolgte durch die Zuzählung von 1260 Jahren zum Datum seiner Machtergreifung, so kam man zu Daten zwischen 1650 und 1656. Danach sollte die Bekehrung der Juden und ihre Rückkehr nach Palästina erfolgen. Eine Alternative dazu war das Jahr 1666. Fest stand jedenfalls, dass ohne die Bekehrung der Juden das Millennium nicht stattfinden könne. Auch das Datum der Sintflut wurde zur Berechnung des Datums des Jüngsten Gerichtes und des Endes der Antichrist-Herrschaft herangezogen. Andrew Willet scheint der erste englische "Bibelgelehrte" gewesen zu sein, welcher der Einberufung der Juden ein ganzes Traktat widmete (DeJudaeorum vocatione, Cambridge 1590).(70)

Die vielleicht ausführlichste Studie zu den "letzten Tagen" stammt vom Puritaner Thomas Brightman, der 1607 verstarb. Seine Revelation of the Revelation wurde in England erst 1644 veröffentlicht. Er verschob die Bekehrung der Juden auf 1695, obwohl ihr "first calling shall be about the year 1650". Brightman glaubte, dass 1650 der Euphrat austrocknen werde, um den Durchmarsch der ersten Gruppe der Juden von den verlorenen Zehn Stämmen zu erleichtern, die vom Osten nach Jerusalem zurückkehren würden. Sir Henry Finch, Jurist, schrieb The Worlds Great Restauration or The Calling of the Jews (1621). Dieses Buch erschien unter den Auspizien des puritanischen Geistlichen William Gouge. Gouge wurde daraufhin für neun Wochen eingesperrt, bis er seine Beteiligung an der Publikation zurückzog.(71) Im Jahre 1639 wurde das ominöse Datum von Thomas Goodwin auf 1650 oder 1656, spätestens 1666, festgesetzt. Die Aufregung erfasste immer weitere Kreise und die radikalen Anhänger der Lehre vom Millennium wurden mehr und mehr in die Politik verwickelt. In einem Pamphlet von 1648 wird schon abfällig von "all these Cabbalistical Millenarians and Jew restorers" gesprochen.(72)

Noch im Jahre 1612 starben zwei sogenannte "Arianer" auf dem Scheiterhaufen; es waren die letzten Religionsopfer in England; sie hatten Gottes-Ideen vertreten, die denen der Juden ähnlich waren. Die Jünger des puritanischen Extremisten John Traske wurden von 1618 - 20 wegen Judaisierens eingesperrt; einige von ihnen wanderten nach Amsterdam aus und traten tatsächlich zum Judentum über. Einige "ranters" erhoben den Anspruch, das jüdische Volk, sobald es bekehrt sei, zurück in das Heilige Land zu führen.(73)

1636 schrieb John Wemyss (A Treatise of the Foure Degenerate Sonnes), dass den Juden erlaubt sein sollte, ihre Synagogen zu haben, solange sie keine Proselyten zu machen versuchten. In seiner Monographie The Bloudy Tenent ofPersecution for cause of conscience discussed in a conference between Truthand Peace (1644), vertrat Roger Williams die Ansicht, dass die Juden, wenn auch ungläubig, gute Staatsbürger sein könnten und dass man ihnen die Gelegenheit geben solle, dies zu beweisen. Dieses Traktat wurde öffentlich durch den Henker verbrannt, gerade nachdem sein Autor nach Amerika abgesegelt war. Auch der Bürgerkrieg lieferte einen starken Anstoß, da einige Leute überzeugt waren, dass die Leiden des Landes eine Strafe für die schlechte Behandlung der Juden in der Vergangenheit waren.(74) Radikale Gruppen, besonders die extrem puritanische Sekte der "Fifth Monarchy Men", schlugen sogar vor, den Juden aktiv zu helfen, das Land Israel zu befreien. Doch konservative Gruppen Londons opponierten gegen solche Ideen.(75) 1656 zog James Nayler, ein einfacher Bauer, unter Hosianna-Rufen als König von Israel und "Erstgeborener Gottes" in Bristol ein.(76)

Anlässlich des Auftretens der "True Levellers" oder "Diggers" wird u.a. folgendes berichtet:

The Council of State <...> has intelligence of certain Levellers appearing at St. Margaret’s Hill, near Cobham in Surrey, and at St. George’s Hill <...> that they were digging the ground, and sowing it with roots and beans ... This is the account they give of themselves when brougt before the General some days afterwards: April 20 th, 1649. Everard and Winstanley, the chief of those that digged at St. Georges’s Hill in Surrey, came to the General and made a large declaration, to justify their proceedings. Everard said, He was of the race of the Jews, as most men, called Saxon and other, properly are; that all the Liberties of the People were lost by the coming in of William the Conqueror; and that, ever since, the People of God had lived under tyranny and oppression worse than that of our Forefathers under the Egyptians. But now the time of deliverance was at hand; and Got would bring His People out of this slavery, and restore them to their freedom in enjoying the fruits and benefis of the Earth. <...>(77)

Auch Cromwell und das Parlament befassten sich mit Angelegenheiten des Millenniums:

FIRST PARLIAMENT: SPEECH II (4 Sept. 1654) ..."In the Last Days perilous times shall come; men shall be lovers of their own selves, covetous, boasters, proud, blasphemers, disobedient to parents, unthankful," and so on. But in speaking of the Antichristian state, he told us <...> that,"in the latter days" that state shall come in; ‘not the last days but the latter,’ - wherein"there shall be a departing grom the faith, and a giving heed to seducing spirits and doctrines of devils, speaking lies in hypocrisy," and so on. This is only his description of the latter times, or those of Antichrist; and we are given to understand that ther are last times coming, which will be worse! But, I say, there is another error of more refined sort; ‘which’ many honest people whose hearts are sincere, many of them belonging to God, ‘have fallen into:’ and that is the mistaken notion of the Fifth Monarchy <...> But when badges of the Kingdom of Christ; when they tell us, not that we are to regulate Law, but that Law is to be abrogated, indeed subverted; and perhaps wish to bring in the Judaical Law - (Latest Commentator loquitur: ‘This, as we observed, was the cry that Westminster raised when the Little Parliament set about reforming Chancery. What countenance this of the Mosaic Law might have had from Harrison and his minority, one does not know. Probably they did find the Mosaic Law, in some of its enactments, more cognate to Eternal they come to such practices as tellings, ‘for instance’ That Liberty and Property are not the Justice and"the mind of God" than Westminster-Hall Law was ...’)(78)

Menasse’s Meinung in Esperança de Israel

Menasse betont, dass niemand den Zeitpunkt der Erlösung wisse, da Gott sich dieses Geheimnis vorbehalten habe. Daher seien Alle, die darüber Untersuchungen anstellen wollten (u.a. Abraham Zacuto und Don Ishak Abarbanel) im Irrtum. Selbst Daniel habe das Geheimnis nicht verstanden. Das zeigt nach den Gelehrten die Form ם im Vers 9,6 Jesaia. Das End-Mem erscheint hier gegen alle Regeln in der Mitte des Wortes: Damit dieses Reich, die fünfte Monarchie, in dunkler Zeit bleibe, bis zu seinem Kommen. "Wir können nur sagen, dass es am Ende der Zeiten sein wird <...> und dies nach langer Bedrückung und Gefangenschaft" (Esperança/93-95).

 

Die verlorenen"Zehn Stämme" in Amerika

Die Entdeckung Amerikas gab in mehrfacher Weise den Verfolgten in Europa neue Hoffnung. Der neue Kontinent bot einen Zufluchtsort für die Marranen (bis sie auch dort vom damaligen Einheitsdenken eingeholt wurden). Plötzlich eröffnete sich aber auch die unerwartete Möglichkeit, endlich die verschollenen Zehn Stämme aufzufinden, womit auch die letzte Voraussetzung für das Erscheinen des Messias erfüllt gewesen wäre. Diese Hoffnung hatten auch Christen, nur dass ihnen noch eine weitere Voraussetzung für die Wiederkunft des Messias fehlt - die Bekehrung der Juden. Die Nachrichten aus dem neu entdeckten Land erweckten neue Spekulationen über die Zehn Stämme. Das Gerücht, dass einige Indianerstämme von diesen abstammen sollten, kam nach Ansicht einiger Historiker aus den Niederlanden. Doch scheint diese Idee vielleicht schon früh nach Nordamerika gelangt zu sein, da die dortigen Puritaner fast ohne Ausnahme dies geglaubt haben sollen, so Popkin.(79) Popkin führt an, dass die Anhänger der "Propheten" Richard Farnham und John Bull überzeugt waren, dass diese "Propheten" in einem Binsenboot nach Amerika gesegelt waren, um die Zehn Stämme zu bekehren. Richard Farnham und John Bull aus Colchester waren zwei Weber, die um 1630 eine kleine Anhängerschaft um sich sammelten und erklärten, sie seien die Propheten, die am Ende der Tage kommen werden, das bevorstände. Nach deren Tod (1641? 1642?) wurde erwartet, dass die Propheten wie Jesus am dritten Tage wiederauferstehen würden. Als dies nicht erfolgte, nahm man an, "that Farnham and Bull are gone to convert the ten tribes."(80)

Frühe Erörterungen dieser Idee finden sich in "De Extremo Dei Iudicio et Indorum vocatione (Antwerpen 1567) von Juán Federico Lumnio (vielleicht die früheste Abhandlung); in einem 1580 veröffentlichten Buch des Dominikanerpaters Diego Dúran (ca. 1537 - 1588?), werden Ähnlichkeiten in der Lebensweise und in den religiösen Zeremonien und Legenden festgestellt.(81) Rabbi Joseph Hakohen berichtet in seiner hebräisch geschriebenen Universal Historyof the Franks and the Ottomans(82), dass die Entdeckungsfahrer meinten,"the Indians of the Americas were able to speak a little of the language of Ishmael." Dies könnte darauf beruhen, dass einige der Mannschaftsmitglieder des Columbus versuchten, arabisch mit den Indianern zu sprechen.(83)

Weiters veröffentlichte Kayserling ein von ihm aufgefundenes handschriftliches Dokument eines spanischen Geistlichen namens Roldan aus dem 16. Jahrhundert(84). Auf dieses Dokument und auf den Bericht des Aharon Levi (in Esperança de Israel) möchte ich besonders eingehen.

Los Indios de las Islas son Hebreos

Als Beweise, dass die Indios Hebräer und Angehörige der Zehn Stämme sind, führt Roldan fünf Gründe an:

"Die Weltgegend, in der sie sich befinden (Esra IV, c.13). (Die Zehn Stämme marschierten immer weiter nach Osten, bis sie zum Ende des Festlandes kamen).
Durch die Vermehrung wurden sie zum größten Volk, das es auf der Welt gibt (Hosea, c. 2)
Sie sprechen ein verdorbenes Hebräisch, so wie wir "Romance" sprechen, was ein verdorbenes Latein ist. Sie gaben dem Land Namen (Vocaverunt nomina sua in terris suis - Psalm 9,12) und benannten auch die Flüsse, genauso wie wir es tun. (Es folgen Beispiele, auch für Männernamen, Werkzeuge, Boote, Pflanzen etc.) Es gibt noch viele Vokabeln und Wörter, wo der Name und die Bedeutung hebräisch ist, oder eine große Ähnlichkeit damit hat, wie unser Romance mit Lateinisch, "que causa brevitatis omitto".

Riten und Zeremonien, obwohl es verschiedene Häresien, Irrtümer, Sekten und Schismen gibt, wodurch es unter ihnen Kriege gibt. Nachdem sie sich von Gott getrennt hatten, haben sie die Observanz des alten Gesetzes und die Schriften verloren (Jeremias, c.2, 28). Sie üben die Beschneidung, waschen sich jeden Tag im Meer, <...> greifen keine Toten an, verstoßen die Frauen, Caziken ( "Chefs") und große Herren haben viele Frauen wie einige Patriarchen des Alten Testamentes. <...> Sie üben Götzendienst, essen sich untereinander. Wie der Prophet Micha prophezeit hat (Micha, c.3)

Der 5. Grund ist daher das, was von diesem Volk in der Heiligen Schrift prophezeit wurde, von seinem Götzendienst und seinen Sünden." (85)

Relacio de Aharon Levi, alias, Antonio de Montezinos(86)

Menasse Ben Israel wird Leichtgläubigkeit vorgeworfen, weil er den Bericht des Aharon Levi oder Antonio de Montezinos(87), eines "reiselustigen Abenteurers" für wahr hält. Menasse spricht in seiner Esperança lediglich von "conjecturas" und hält die von Montezinos für die "wahrscheinlichste" (Esperança/115). Ausserdem behauptet Aharon Levi nicht, dass alle Indianer hebräischer Abkunft seien, sondern nur, dass sich eine Gruppe von Hebräern verborgen im Urwald aufhalte. Versteckte Gemeinschaften sind im Lauf der Geschichte immer wieder aufgetaucht. So schrieb beispielsweise der mexikanische Professor Rivas (El Sabado, 1. JG. Nr. 2, 27.4.1889) über die sogenannten Los Jovhelim (יואלים). Wahrscheinlich handelte es sich um eine "marranische Sekte", die heimlich in Spanien und Spanisch Amerika gelebt hatte und dann in der Bevölkerung aufgegangen war oder, wie Rivas, sich wieder offen zum Judentum bekannt hatte. Rivas selbst schrieb darüber an Rabbi Zielonka:

...My father und mother were related and their ancestors escaped from the slaughter of the Jews, hiding themselves for a long time in an inaccessible place calles Bujaraiza, unknown even in Spain itself, until the beginning of the last century...(88)

Durch Menasse gelangte der Bericht Thomas Thorowgood zur Kenntnis, der ebenfalls 1650 (in London) ein Werk"Jewes in America" herausbrachte und darin die Geschichte des Aharon Levi behandelt. Die Antwort darauf erfolgte mittels einer Veröffentlichung mit dem Titel "Americans No Jews" von Roger L’Estrange, 1652 (London).

Hier die Geschichte des Aharon Levi, wie in Esperança de Israel veröffentlicht.

"Am 18. Elul 5404 (1644) kam Aron Levi (zu anderer Zeit in Spanien Antonio de Montezinos) nach Amsterdam und erklärte vor einigen Personen der portugiesischen Nation wie folgt: Vor zweieinhalb Jahren, als er vom Hafen Honda in Westindien aus in die Provinz Quito reiste, ritt er mit dem Mestizen Francisco de Castillo und einigen Indios, unter denen ein Kazike war, der sich auch Francisco nannte. Eines Abends hörte Montezinos ein Gespräch der Indios <...> mit dem Kaziken. Die Indios waren der Meinung, dass, nachdem sie "so heilige Menschen - die besten auf der Welt - so schlecht behandelt hätten", alle Unmenschlichkeiten und Plagen, welche die Spanier ihnen zufügten, als Strafe für diese Schuld hinnehmen müssten. Die Nacht darauf sprach Montezinos mit diesem Indio Francisco <...> über die Spanier; dieser antwortete ihm, dass sie grausame, tyrannische Menschen seien, überhaupt nicht menschlich, aber die Rache würde bald kommen, durch "ein verborgenes (geheimes) Volk" (Esperança/2).(89) Als Montezinos in Cartagena en las Indias angekommen war, wurde er von der Inquisition verhaftet.(90)

Durch ein Wunder wurde er im Kerker an den Vorfall im Gebirge erinnert. Beim Beten der Worte "Gelobt sei der Name Adonais, der mich nicht schuf Götzendiener, Barbar, Neger, und auch nicht Indio" kam ihm blitzartig der Gedanke: "Diese Indios sind Hebräer". Zuerst meinte er, verrückt oder außer Sinnen zu sein. Aber am zweiten und am dritten Tag wiederholte sich alles, immer wenn er dieses Gebet sprach. Nun war er überzeugt, dass das kein Zufall sein konnte, und erinnerte sich an den Indio. Er schwor, der Wahrheit nachzugehen, und diesen Indio wieder zu treffen, um sich gründlich über den Sinn seiner Worte zu informieren. Und es begab sich, dass Gott in seiner Barmherzigkeit ihn vom Gefängnis befreite.

Er ging wieder nach Honda und traf dort den Indio Francisco. Er erinnerte ihn an die Geschichte vom Gebirge und an die Worte, die er damals gesagt hatte; der Indio antwortete, dass er nicht vergessen habe. <...> Montezinos schlug einen Spaziergang vor, der Indio erklärte sich dazu bereit. (Auf Befragen gibt sich Montezinos als Jude zu erkennen) Am nächsten Tag, einem Montag, kam der Indio zu seinem Quartier und gab ihm Anweisungen für die Reise. Montezinos tat dies und ließ seinen Umhang und seinen Degen und alles übrige, was er bei sich führte, zurück. (Es folgt die Beschreibung der Reiseausrüstung des Indios; sie gingen zu Fuß) So marschierten sie die ganze Woche bis zum Samstag, an dem sie rasteten, und gingen am Sonntag und Montag weiter, und am Dienstag, um 8.00 in der Früh kamen sie an einen Fluss, der größer als der Duero war.

Der Indio sagte ihm, dass er hier seine Brüder sehen werde, und nachdem er eine Fahne aus zwei Baumwolltüchern <...> gemacht hatte, machte er damit ein Signal und nach einer Weile sah man großen Rauch, und der Indianer sagte, sie wissen schon, dass wir hier sind, und im selben Moment kam als Antwort dasselbe Signal, mit einer anderen Fahne, und bald stießen mit einem Kanu 3 Männer und eine Frau vom Ufer ab und kamen dorthin, wo sie standen: die Frau stieg ans Ufer, und die Männer blieben im Boot. Die Frau berichtete nach langer Zwiesprache mit Francisco, die Montezinos nicht verstehen konnte, die Vorgänge den drei Männern, die im Kanu geblieben waren. Diese <...> sprangen heraus, und umarmten ihn und dasselbe tat die Frau, und dann kehrte einer von ihnen zum Boot zurück, und zwei und die Frau blieben. Die zwei Männer wandten sich zum Indio Francisco, der sich zu ihren Füssen niederwarf, aber sie hoben ihn mit Gebärden der Menschlichkeit und Zuneigung auf und sprachen mit ihm <...> Und sogleich nahmen die Zwei Montezinos in ihre Mitte, und sprachen den Vers Deut.Cap.6,4. ‚SEMAH ISRAEL. A. ELOHENU. A. EHAD, oye Israel. A. nuestro Dio, A. uno’. (Esperança/7)

Dann informierten sie sich beim Dolmetscher Francisco über die Ausdrucksweise in Spanisch und sagten in dieser Sprache das folgende mit Pausen zwischen einem Punkt und dem anderen:

Ersten. Mein Vater ist "Abraham, Ishak Iahacob, Israel"(91), und indem sie 3 Finger zeigten, nannten sie diese vier. Und bald fügten sie hinzu: "Reuben", und zeigten 4 Finger.

Zweitens. Denen, die kommen wollen, um mit uns zu leben, werden wir Land geben.

Drittens. Ioseph lebt in der Mitte des Meeres, und sie machten ein Zeichen mit zwei geschlossenen Fingern, und dann, indem sie diese öffneten, sagten sie, auf zwei Seiten.

Viertens. In Kürze (schnellsprechend) werden einige aufbrechen, um kennen zu lernen <...>, und dieses Mal machten sie mit den Augen Zeichen, und stampften mit den Füssen.

Fünftens. Eines Tages werden wir alle sprechen, dabei machten sie mit dem Mund ba, ba, ba, und werden herauskommen, wie es uns gefällt, auf die Erde.

Sechstens: Es wird ein Bote kommen.

Siebentes. Francisco wird noch ein bisschen erzählen, und sie zeigten mit dem Finger, ‚cosa poca’.

Achtens. Gib uns Zeit, damit wir uns vorbereiten können, und, indem sie die Hand von einer auf die andere Seite bewegten, sagten sie mit dem Mund, verweile nicht lange.

Neuntens. Sende 12 Männer von Allen - sie zeigten Bärte - die schreiben.

Nach Beendigung dieser Punkte, was den ganzen Tag dauerte, am Mittwoch und Donnerstag, wiederholten sie dasselbe, ohne dass es möglich war, etwas anderes aus ihnen herauszubekommen. Daher ging Montezinos <...> heimlich zum Kanu, um darin auf die andere Seite zu kommen, aber sie hielten ihn mit einem Stab zurück, und als er ins Wasser fiel und unterging, da er nicht schwimmen konnte - als sie das sahen, warfen sie sich sofort in den Fluss und zogen ihn heraus und zeigten sich zornig. Sie sagten ihm, denk ja nicht, dass du mit Gewalt oder Torheit erreichen wirst, was du vorhast. Diese Worte erklärte der Indio, da sie sie ihm gezeigt hatten, mit Zeichen und Wörtern. Es ist dabei zu sagen, dass das Kanu an diesen 3 Tagen nie zum Stillstand kam, sondern es gingen 4 Männer und es kamen andere 4 und immer sprachen sie durch einen einzigen Mund, die neuen Sachen, die wir berichtet haben. So waren alle Männer, die während dieser Tage erschienen, um sie zu sehen, ca. 300, mehr oder weniger. Diese Leute waren etwas sonnenverbrannt, mit aufgelöstem Haar, das einigen bis zu den Knien ging, andere trugen es kürzer, andere wie man es gemeinhin überall trägt, ziemlich viel gekürzt, von gutem Wuchs, gutem Aussehen, guten Füssen und Beinen: die Anführer mit einem Tuch rundherum. Montezinos erklärt weiters, wie er Donnerstag abend, mit einer großen Menge von Proviant und Geschenken, die sie ihnen verabreichten, sich von ihnen verabschiedete, nachdem er 3 Tage dort gewesen war. Sie zeigten ihm, dass sie alle die Sachen, welche die Spanier von den Indios haben, Essen, Kleidung, ‚gado’(92), Samen und alles andere, genießen.

(Montezinos will noch mehr vom Indio Francisco wissen; dieser antwortet ihm): ‚Deine Brüder, die Söhne Israels, sie hat Gott in dieses Land geführt, in dem er ihnen viele Wunder tat, viel Erstaunliches, Sachen, wenn ich sie dir sage, wirst du sie nicht glauben, und das haben mir meine Väter erzählt.’(Esperança/11)

Wir, die Indios, sind in dieses Land gekommen und haben sie bekriegt, und sie so schlecht behandelt, wie die Spanier uns behandeln. Danach, auf Aufforderung unserer Mohanes (Zauberer) sind wir bis zu diesem Gebiet vorgedrungen und wir haben gegen deine Brüder Truppen ausgesendet. Und von denen, die eindrangen, kam keiner lebendig heraus: Man ließ ein großes Heer dort hineinziehen und alle starben, schließlich haben sie das ganze Land entvölkert, um diesen Krieg zu führen, und haben nur Frauen, Alte und Kinder verschont, und von allen blieb kein Lebender über. Nachdem die, die zurückgeblieben waren, das sahen, sagten sie, dass ihre Mohanes sie betrogen hätten. Weil sie ihrem Rat gefolgt seien, sei eine so große Anzahl von Menschen umgekommen. Daher sei es gerecht, dass sie auch mit den anderen stürben und man tötete eine große Anzahl von ihnen. Sie verschonten nur ein paar, die flehten, noch einige Zeit leben zu dürfen, damit sie sie vom Zauber befreien und ihnen die ganze Wahrheit, die sie wussten, sagen könnten. Nachdem ihnen das gewährt worden war, erklärten sie das Folgende: ‚Der Gott dieser Kinder Israels ist der wahre Gott, alles was auf ihren Steinen geschrieben steht, ist Wahrheit; am Ende der Zeiten werden sie Herren über alle Völker der Welt sein; (Esperança/12f.) es werden in dieses Land Menschen kommen, die euch viele Sachen bringen werden, und nachdem die ganze Welt versorgt sein wird, werden diese Söhne Israels hervorkommen, von wo sie sind, und sich der ganzen Erde bemächtigen, die von jeher ihr Eigen war. Einige von Euch, die glücklich sein wollen, werden sich ihnen anschließen.’

Nachdem der Indio Francisco seinen Bericht über diese Vorhersage der Mohanes beendet hatte, fuhr er fort und sagte: Meine Väter waren Kaziken, ich und vier andere, zusammen fünf, die sich wegen der Vorhersagen der Mohanes über die Hebräer <...> in dieser Gegend niederließen. Sie versuchten, mit ‚deinen Brüdern’ zu sprechen. <...> Eine Kontaktaufnahme war jedoch lange unmöglich, bis eine Übereinkunft durch diese Frau zu Stande kam. Sie wurde von deinen Brüdern geschickt mit diesen Bedingungen: Dass 5 Männer, Söhne der Kaziken, oder ihre Nachkommen, alle 70 Monde kommen, um sie zu sehen, dass nie mehr Männer kommen sollen, und dass der Mann, dem dieses Geheimnis anvertraut werde, mindestens 300 Monate alt sein sollte, und dass nichts davon öffentlich offenbart werde <...> Auf diese Art, fuhr der Indio fort, bewahren wir unter uns dieses Geheimnis, wegen dem großen Lohn, den wir zu erhalten hoffen, für die großen Dienstleistungen, die wir deinen Brüdern getan haben: Wir können nicht dorthin gehen, nur alle 70 Monde, wenn es keine Neuigkeit gibt: es hat keine in meiner Zeit gegeben <...> Nach meinem Wissen, gab es nur 3 Neuigkeiten: ‚die erste, das Eintreffen der Spanier in diesen Landstrichen; das zweite, das Eintreffen von Schiffen im Südmeer; das dritte, dein Eintreffen: alle drei haben sie sehr gefeiert, weil sie sagen, dass sich damit Prophezeiungen erfüllen. (Esperança/14 f.)

Dann sagt Montezinos, dass Francisco, nachdem sie nach Honda zurückgekehrt waren, 3 Indio-Männer zu ihm führte, junge Männer, deren Namen verschwiegen wurden, und ihm sagte, du kannst ruhig mit ihnen sprechen, denn das sind meine Genossen, von denen ich dir so oft erzählt habe, der andere, welcher der 5. ist, ist alt und konnte nicht kommen. Die 3 Indios umarmten ihn und fragten ihn, wer bist du? Darauf antwortete Montezinos, dass er Hebräer vom Stamme Levi sei, und dass A. sein Gott sei, und noch andere Sachen, und nachdem sie das gehört hatten, umarmten sie ihn von neuem und sagten, eines Tages wirst du uns sehen, und du wirst uns nicht kennen. Wir alle sind Brüder, eine Gnade ist es, dass Gott uns schuf. Mach dir keine Sorge um dieses Land, denn alle wir Indios halten uns an unseren Auftrag. Nachdem wir mit diesen Spaniern fertig geworden sind, werden wir euch aus der Gefangenschaft befreien, in der ihr seid, wenn es Gott so will, und Er wird wollen, denn er hält sein Wort."

Über Montezinos sagt Menasse noch ergänzend, dass er Portugiese von Nation, Jude von Religion war, geboren in der Stadt Villaflor in Portugal, von bekannten und ehrbaren Eltern, 40 Jahre alt, und ohne jeglichen Ehrgeiz. Nachdem er die "Neuigkeiten" erfuhr, beeilte er sich, hierher zu kommen. Auf dieser Reise verbrauchte er alles, was er besaß. Er selbst habe mit ihm gesprochen, im Lauf der 6 Monate, die er hier war, und in seiner und in Gegenwart vieler "personas de calidad" schwor er feierlich, die Wahrheit gesagt zu haben. Danach ging er nach Pernambuco, wo er sterbend denselben Eid schwur. (Esperança/14 f.)

Die Idee verbreitet sich

Für die Gelehrten der Zeit hatte die Bibel uneingeschränkte Autorität. Daher mussten die amerikanischen Eingeborenen Abkömmlinge eines der drei Söhne Noas, Ham, Seth und Japhet sein. Es erschien eine einfache Lösung, die "Indianer" mit den "Verlorenen Zehn Stämmen" zu verbinden, die aus der Geschichte nach ihrer Umsiedelung nach Assyrien (II Kön 17,6 - Khalah, an den Fluss in Gozan Kabur, und in die Städte Mediens) verschwunden waren. "Perhaps some Christians were themselves descended from the lost tribes? For Christians this curiosity would serve to link them to Old Testament Israel in both the physical sense and the spiritual sense." Mit den Entdeckungen kamen verschiedene Theorien ans Licht, von denen die Theorie der"biblical origins" die populärste war.(93)

Zwei englische Theologen griffen den Bericht Montezinos’ auf. Es war dies John Dury, einer von Cromwells Beratern und Förderer der Indianermission in Neu-England, und Thomas Thorowgood. Letzterer hatte bereits Überlegungen über die Herkunft angestellt und in einem (1648 noch unveröffentlichtem) Trakt zusammengestellt. Dury forderte Menasse ben Israel auf, seine Theorie weiterzuentwickeln. (94) Menasse verfasste darauf seine Esperança de Israel (Hope of Israel), die 1650 erschien.

Menasse Ben Israel an John Dury (Amsterdam, 23. Dezember 1649):

<...> I declare how that our Israelites were the first finders out of America; not regarding the opinions of other men, which I thought good to refute in a few words only; and I think that the Ten Tribes live not only there, but also in other lands scattered every where; these never did come back to the Second Temple, and keep till this day the Jewish Religion, seeing all the prophecies which speak of their bringing back unto their native soil must be fulfilled <...> (95)

Bemerkenswert für den hier diskutierten Zusammenhang ist die Parallelität der christlich-puritanischen und der jüdischen Gesc hichts- und Heilserwartung, die sich im 17. Jahrhundert in großen Teilen Europas als "Jewish Messianism and Christian Millenarism" (Popkin) treffen. Thomas Thorowgood veröffentlichte sein Traktat ebenfalls im Jahre 1650. Er versucht darin, "konkrete religiöse und kulturelle Ähnlichkeiten zwischen dem antiken Volk Israel und den Indianern Nordamerikas zu bestimmen." Sein Hauptinteresse gilt der Bekehrung der Indianer als Teil der zerstreuten jüdischen Stämme zum Christentum als notwendigen Teil der Erfüllung der Endzeiterwartungen. Dies sollte "der Missionstätigkeit eine neue Dynamik" geben.(96)

 

Esperança de Israel (Esto es esperança de Israel, מקוה ישראל)

Menasse Ben Israels Buch erregte allgemeines Aufsehen. Es erschien schon früh in Übersetzungen: holländisch Amsterdam 1666; englisch London 1651; Jüdisch-deutsch 1691 und 1712; hebräisch durch Eljakim Ben Jacob aus Comorn Amsterdam 1698 und 1703.(97) Menasse widmete sein Werk den Parnassim der K.K. de Talmud Tora in Amsterdam. Gedruckt wurde es bei Semuel Ben Israel Soeiro, 5410 (1650), Amsterdam. Den Titel nahm er aus Jeremias 14,8: Esperança de Israel susalvador, "por que el fin a que solamente se dirige, es mostrar que esta esperança en que vivimos, de la venida del Messiah, es de un bien, futuro, ardua, mas infalible, por fundarse en la promessa absoluta del Señor bendito." (Esperança, Dedicatoria, 2).

In seinem Vorwort an den "Lector" weist Menasse darauf hin, dass die Indios von einem der drei Teile der Alten Welt kommen müssen, wenn alle Menschen nach der Sintflut von Noah abstammen. Daher entstanden verschiedene Hypothesen bezüglich der Abstammung der Indios, wie z.B. von den Karthagern, Phöniziern, Indern, Chinesen, Norwegern, Tataren und von den Zehn Stämmen. Nach genauer Prüfung erscheint ihm die Annahme Montezinos am wahrscheinlichsten. Menasse stellt hier dem Leser auch das Resumée seiner Arbeit vor: Die ersten Ansiedler Amerikas waren ein Teil der Zehn Stämme, danach seien Völker aus der Tartarei nachgerückt, die sie bekriegten, und die Angehörigen der Zehn Stämme haben sich in den Kordilleren versteckt. Nunmehr seien die Zehn Stämme auf mehrere Landstriche verteilt, und zwar auf Amerika, die Tartarei, China, Medien, am "Sabbathfluss" und in Äthiopien. Sie bewahrten das Gesetz des Moses. Mit den zwei Stämmen Juda und Benjamin werden sie unter der Leitung des Messiah Ben David in die Heimat zurückkehren. Diese glückliche Zeit sei nahe. "Todo lo qual dirijo al servicio de mi nacion, y gloria del Dio Bendito, cuyo Reyno es sempiterno y su palabra infalible".(Esperança, Vorwort, o. S.)

Der Report Montezinos steht am Beginn. Die Arbeit ist in 72 Kapitel gegliedert, konform zu den 72 Namen des Herrn (Esperança/126).(98) Da die Heilige Schrift nichts darüber aussagt, dass in Amerika Menschen leben, ist es sein Anliegen, die Regionen aufzuzeigen, wo die Zehn Stämme leben könnten. Er beginnt mit der Behauptung Alexo Vanegas, dass die ersten Bewohner Westindiens Karthager waren, die über Kuba bis nach Peru vordrangen. Die Karthager konnten den Ozean befahren und hatten eine Bilderschrift wie die Peruaner. Sie waren aber Weiße, hatten Bärte und waren politisch gebildet, was alles die Indianer nicht sind. Auch kann sich eine Sprache nicht total verlieren. Arias Montano(99) wiederum meint, das Nueva España (Mexiko) und Peru Ophir seien, von wo Gold und Edelsteine kamen. Dies scheint wenig begründet, denn es ist unglaubwürdig, dass Salomon seine Flotte anstatt in das reiche Ostindien in das entfernte Westindien geschickt haben soll. Auch Don Ishak Abarbanel(100) sei nicht zu glauben, wenn er sagt, dass ein Arm des Nils in das Meer von Bemejo mündet, und ein anderer durch Ägypten in das Mittelmeer. Es ist wahrscheinlicher, dass Tarsis, das immense Meer, das der Indische Ozean ist, gemeint ist (Esperança/17-22).

Die Spanier, die in Westindien wohnen, meinen allgemein, dass die Indios von den Zehn Stämmen abstammen, aber sie irren sich offensichtlich. Nach Menasses Meinung mussten sich die ursprünglich eingewanderten Angehörigen der Zehn Stämme ins Innere des Landes zurückziehen und dort vor den nachgekommenen Völkern verstecken, wie "unser" Montezinos sagt (Esperança/23 f.).

Nun folgen verschiedene Begründungen. Menasse zitiert aus dem 4. Buch Esra, und argumentiert, dass zwar die Umsiedelung unter Salmansar auf die andere Seite des Euphrat erfolgte, die Ausgesiedelten seien jedoch in eine entferntere, bisher menschenleere Region weiter gewandert. <...> Diese Region heißt Arsareth. Von dort soll ein Teil nach Mexiko und nach Peru geflohen sein und diese beiden Reiche bevölkert haben. <...> Darauf wird Genebrardo (lib.I.Chron.pag.150) angeführt, der eine Einwanderung über Grönland nach Labrador annimmt. <...> P. Malvenda (lib. 3. de Anti. Cap. 18) ist der Meinung, dass Arsareth der Kap am Ende Scythiens (Tartarei) sei, der von Plinius (lib.6.cap.17) Tabin genannt wird; daher konnten die Zehn Stämme mit viel mehr Leichtigkeit von Arsareth in das Reich Anian ziehen und die Neue Welt und das Festland bevölkern, das fast soviel Land ist, wie Asien, Europa und Afrika zusammen <...>. Auf der Insel San Miguel, einer der Azoren <...> fanden die Spanier ein Grab unter der Erde mit diesen hebräischen Buchstaben

מה טם אל שעל בין מת דע אל (Menasse glaubt, die Buchstaben wurden falsch abgeschrieben oder sind mit der Zeit verdorben worden). In diesem Epitaph wird nur der Name des Verstorbenen, und seines Vaters, wie es Brauch ist, genannt und könnte heissen: מהטבאל שעל בין מתדעאל <...> Sei es, wie es sei, es genügt, dass man in dieser Gegend hebräische Schriftzeichen fand (Esperança/24-27).

Zur Ähnlichkeit der Gesetze der Israeliten mit denen der Indios meint Menasse, dass letztere sie von den Hebräern übernommen haben könnten, "als diese noch unter ihnen wohnten, oder von einigen, die heimlich in den Bergen wohnten". Menasse zählt diese Ähnlichkeiten auf. Es ist die Beschneidung, das Zerreißen der Kleidung im Trauerfall, ewiges Feuer auf den Altären (bei Mexikanern, Totonen, Peruanern in ihren Sonnentempeln). Die Einwohner Nicaraguas verboten den Wöchnerinnen den Zutritt zu ihren Tempeln, bis sie sich gereinigt hatten <...>. Am meisten bewundert er das feierliche Jubiläum unter den Indios in Nueva España alle 50 Jahre, das man in der Hauptstadt Mexiko mit großer Feierlichkeit beging. Auch der Sabbath war ein Feiertag bei ihnen, an dem sie verpflichtet waren, in den Tempeln zu feiern. Sie ließen sich auch von ihren Frauen scheiden, wenn sie sie bei irgendeinem unehrenhaften Akt erwischten. Bei den Peruanern, in Mexiko und in Guatemala war die Leviratsehe in Gebrauch. Es gab auch Überlieferungen von der Erschaffung der Welt und der Sintflut. "All das ist ein Indiz, dass irgendwann Hebräer in diesen Gegenden gewohnt hatten, von denen die Indianer diese Sachen gelernt haben." (Esperança/27-29).

Wenn es auch wahr ist, dass die Indios bartlos sind, hat man dennoch in der neuen Welt weiße Völker mit Bärten gesehen, die nie Handel mit den Spaniern trieben; das sind andere Völker und wahrscheinlich Israeliten: sie wurden nie besiegt und nie total entdeckt, bis zum Ende der Tage <...> Fray Pedro Simon schreibt in seiner Geschichte über die Entdeckung des Festlandes, dass Phelipe de Utré, ein Verwandter Karl V., <...> in der Nähe von Venezuela, was heute Caracas ist, ein unbekanntes Land <...> entdeckte. Er sah eine volkreiche Stadt mit großen Gebäuden; daneben waren zwei Landarbeiter, die er befragen wollte, aber sie verschwanden schnell. Utré wurde mit Lanzen beschossen, er musste sich zurückziehen. Von diesem Volk wusste man nie etwas <...>, "daher ist es wahrscheinlich, dass es Israeliten sind, die Gott in diesen Gebieten versteckt hält bis zur Zeit der zukünftigen Erlösung." (Esperança/29-30).

Juan de Castillanos, Vikar von Pamplona in Neu-Granada, schreibt in einem Buch in Oktaven zur Zeit Gonçalo Pisarros in Peru, dass neue Länder nach Osten zu entdeckt worden seien, die bisher unerforscht blieben, wahrscheinlich wegen der Vielfalt von "jndios naturales", die dort sind. Der Marañon, der in den Anden entspringt, sie nennen ihn Cusco, ergießt sich in das Nordmeer. Am Beginn dieses Flusses drang General Pedro de Orsua ein, weil er diese bergigen Länder erkunden wollte. Er kam mit seinen Truppen <...> zum Zusammenfluss des Guariaga mit dem Marañon <...> Als die Truppen eingeschifft waren, wurde Orsua von einem Soldaten namens Aguirre ermordet. Nachdem dieser von den meisten Soldaten zum General gewählt worden war, fuhr er den Strom hinunter und kam zu einem ebenen Landstrich, <...> wo es viele Gehöfte an beiden Ufern des Marañon gab. Er fuhr zwei Tage und zwei Nächte den Fluss hinunter, es gab immer dieselben hohen und weißen Häuser, man wagte nicht, Leute an Land zu setzen wegen der Menge der Häuser <...>. Er kam dann zum Nordmeer, an die Küste de la Margarita, wo ihn die Gerichtsbarkeit dieser Provinz <...> gefangen nahm und hängte. Gaspar de Bergara, einer von Menasses Bekannten, erzählte ihm, wie er von der Stadt Lox in der Provinz Quito, in Peru, mit dem General Don Diego Vaca de Veiga reiste und viele neue Landstriche entdeckte. 1622 haben sie die Kordilleren überquert, wo der Marañon nur einen Steinwurf schmal ist. Sie kamen zur Provinz der Indios Maynas, fuhren den Fluss hinunter, bis sie zum Guariaga kamen, wo sie bei einigen Indios Informationen über das Volk flussabwärts einholten. Sie erfuhren, dass es vier oder fünf Tagreisen den Fluss hinunter ein weißes Volk, hochgewachsen und gut geformt, mit Bärten wie die der Spanier gäbe. <...> Auch in Pernambuco fand man im Westen vor wenig mehr als 40 Jahren nach 4 Monaten Wanderung einen lieblichen Fluss hinter einem sehr hohen Gebirge, an dessen Ufern man mit weißen Menschen mit Bärten sprach. Auch diese "Entdecker" sind wieder nach Pernambuco zurückgekehrt (Esperança/32-36).

Capitan Pedro Hernandez de Quiros, der von Westindien kam, wo er fast sein ganzes Leben verbracht hatte, zeigte eine Landkarte der neuen Länder, die er entdecken wollte. Er bekam fünf Schiffe, damit er sein Vorhaben ausführen könne. Mit diesen fuhr er über das Südmeer und entdeckte einige Inseln, die er "Islas de Selomoh y Ierusalem"(101) nannte. Auf einigen Inseln sah er Menschen mit hellbrauner Hautfarbe. Andere, die auf den größeren und fruchtbareren Inseln wohnten, waren weiß und blond, mit weiten Gewändern aus Seide. Er ankerte ein Schiff und wollte Leute an Land schicken <...>, aber das Schiff stieß auf ein Riff <...> Als er schließlich zu einem Fluss kam, wollte er in ihn einfahren, um an Land gehen zu können, aber es eilte wieder eine Menge weißer Menschen herbei, blond, sehr groß, mit großen Bärten, und reich gekleidet mit Tuniken. <...> Einige wurden nach Spanien gebracht, dort gaben sie zu verstehen, dass dieses Volk an einen einzigen Gott glaubte, und nach kurzer Zeit starben sie in Spanien (Esperança/36-38).

Als letztes Beispiel bringt Menasse die Geschichte eines flämischen Lotsen. Dieser ankerte in einem Fluss zwischen dem Marañon und dem Gran Pará, wo er einige Indios traf, die spanisch sprachen. <...> Er erfuhr von ihnen, dass sich dieser Fluss auf der Seite der Indios Carybes auf 18 leguas(102) verbreitere, bis dorthin könne er mit dem Schiff kommen, und dort verteile sich der Fluss in drei Arme. Zwei Tagereisen mit dem Schiff entfernt wohne auf der linken Seite ein weißes Volk mit Bärten <...> mit großen Reichtümern, Gold, Silber und Smaragden. Es wohne in gemauerten Städten. Als der Lotse das gehört hatte, entschloss er sich, einige seiner Matrosen dorthin zu schicken, die auf dem Weg blieben, weil ihr Indio-Führer starb. Die Provinz hieß Isbia, deren Hafen jetzt den Niederländern gehört. Die Einwohner trieben nie Handel mit den Spaniern, man konnte unter sicheren Umständen in das Landesinnere. Das berichtete uns dieser flämische Lotse, ohne zu wissen, dass er uns einen wichtigen Dienst tat. Einige nahmen an, dass diese Leute Israeliten sein könnten, und entschlossen sich zur Erforschung, aber vergangenes Jahr starben sie kurze Zeit danach, womit es scheint, dass Gott es nicht erlaubt, dass diese Entdeckungen geschehen, bis zum Ende der Tage (Esperança/44-45).

Dann geht Menasse auf die ratenweise Deportation der Zehn Stämme und auf einige Orte, wo Angehörige der Zehn Stämme anscheinend schon aufgefunden wurden, ein. Diesen Teil kann ich hier leider nur kursorisch behandeln. Er erzählt von Juden in Peking (Esperança/47-52) und in anderen Provinzen Chinas, wobei er sich auf die Autorität der Berichte von Jesuiten stützt. Menasse meint, vielleicht seien die Zehn Stämme von China aus nach Nueva España und von dort nach Panama, nach Peru usw. gewandert. Man könne auch annehmen, dass sich ein Teil in Tartarien ausgebreitet habe. Das ergebe sich klar aus Abram Ortelios Schrift Theatro del mundo, wo in Tartarien ein Ort mit dem Namen Hordes de los Naphtalitas erwähnt werde - diese Naphtaliten seien vom Stamm Naphtali, die zur Zeit Kaiser Zenons gegen den König von Persien gesiegt hätten. Diese Geschichte erzähle auch Pedro Teixera, der die Naphtaliten Euthalitas nenne, und Prokop, demzufolge dieses Volk eine weiße Hautfarbe habe, sesshaft sei, dass sie Gesetze wie die Römer haben und von einem Fürsten regiert werden. Sie begraben ihre Toten und lassen sie nicht "rundherum liegen", wie es die Barbaren und die Völker, unter denen sie wohnen, machen (Esperança/54-56).

Eine längere Abhandlung widmet Menasse dem Wissen seiner Zeit über Juden in Tartarien, Äthiopien, Indien und der Sage über den Sabbatfluss (Esperança 57/79), das er enzyklopädisch zusammenstellt. Er kommt zu dem Schluss, dass das unbekannte Land viel größer sei, als das bisher schon entdeckte. Die verlorenen Zehn Stämme, deren Auffindung unabdingbar für das endzeitliche Kommen des Messias sei, könnten noch irgendwo hinter Bergen versteckt sein. Er erhebt auch die Frage, wieso diese Stämme nicht nach Jerusalem zurückkehrten, wie die anderen zwei Stämme aus Babylonien zurückkamen. Menasse meint, das sei so, weil die Propheten wussten, dass dies nicht die "perfekte", totale und ewige Erlösung war, die am Ende der Tage sein sollte, und weiters wisse man nicht, ob König Cyrus erlaubt habe, dass mehr als die zwei Stämme Jehuda und Binyamin nach Jerusalem zurückkehren (Ersperança/77-79).

Menasse fasst zusammen: "Wir" haben sie in Westindien, in China, an den Grenzen der Tartarei, auf der anderen Seite des Sabation und des Euphrat in Medien, in Äthiopien geortet. Es scheint, dass von allen diesen Orten der Prophet Jesajas in Kap. II über die Ankunft des Messias spricht (Esperança/79). Dieser nenne Assyrien, Ägypten, Patros, Äthiopien, Elam, Sinhar, Hamat und die Inseln des Westens. Assyrien und Ägypten sind die zwei Provinzen, wo alle zwölf Stämme in der Zeit der zukünftigen Erlösung wieder zusammen kommen werden, Elam ist eine Provinz von Persien, auf der anderen Seite des Euphrat, wo es unbetretbare Wüsten gebe, in denen sie verborgen sein könnten; Sinhar ist eine Provinz in der Nähe von Babylonien, Hamat werde an vielen Stellen der Heiligen Schrift erwähnt. Die chaldäischen Paraphrasen sagen, dass es Antiochia sei, und Menasse nimmt an, dass damit Antiochia Asyatica in der Tartarei gemeint sei. "Ii ha-yam" schließlich übersetzen einige mit "die Inseln des Meeres"; nach Menasse wäre es mit "Inseln des Westens" zu übersetzen, denn ים heiße in der ganzen Heiligen Schrift, wenn es sich um die vier Seiten der Welt handle, der Westen (Esperança/80 ff.). Und das schließt alle Israeliten, die vom Heiligen Land aus im Westen wohnen ein, somit auch die Amerikaner. Nur die beiden Stämme Juda und Benjamin seien auf der ganzen Welt zerstreut worden, die Zehn Stämme jedoch wohnen am äußersten Ende und im entferntesten Teil von den Gebieten, die von Nichtjuden bevölkert sind. (Esperança 84-87).

Diese Zehn Stämme werden unter der Führung eines Prinzen ziehen, der Messias Sohn Iosephs oder Sohn Ephraims genannt werde, und der im letzten Krieg gegen Gog und Magog sterben werde. Danach werde der Messias Sohn Davids erscheinen, der als ewiger Herrscher über alle vereinigten zwölf Stämme herrschen werde. Die zwölf Stämme, die aus allen Gegenden der Welt kommen werden, werden sich in den zwei Provinzen Assyrien und Ägypten zusammenfinden und von dort ins Heilige Land zurückkehren. So, wie man ins Horn stößt, um ein Heer zu sammeln, so werden die Verlorenen, die in ganz Asien verstreut sind, in die Provinz Assiria kommen, und die Verstoßenen, die in Amerika sind, über das Mittelmeer nach Alexandrien kommen, so wie die, die in Afrika sind. Und von dort gehen sie zum Berg des Herrn in Jerusalem (Esperança 90 ff.).

Nun wendet sich Menasse wieder an den "muy noble señor", für den er das Werk zusammengestellt hat. Er wiederholt seine Worte, dass man den Zeitpunkt der Wiederherstellung des gemeinsamen Volkes Israel nicht wissen könne. Es sei niemandem enthüllt worden. Menasse beendet den Hauptteil seines Werkes mit dem Versprechen, das der Herr dem Patriarchen Abraham machte: Ich werde die segnen, die dich segnen und die verfluchen, die dich verfluchen (Esperança 114).

Aus diesen Ausführungen schließt Menasse folgendes:

  1. Dass Westindien in alter Zeit bewohnt wurde von einem Teil der 10 Stämme, die von der Tartarei über die Meerenge von Annian oder von China kamen; und dass sie sogar heute noch verborgen aus göttlicher Vorsehung in den unbekannten Teilen von Amerika leben.
  2. Dass die Stämme nicht nur an einem einzigen Ort sind, sondern an verschiedenen. Die Propheten sagen ihre Wiederkehr in die Heimat aus verschiedenen Regionen voraus, insbesondere Jesaja platziert sie in acht (Regionen).
  3. Dass sie nicht zum zweiten Tempel kamen.
  4. Dass sie sogar noch heute ihre jüdische Religion bewahren.
  5. Dass sich die Prophezeiungen ihrer Rückführung in die Heimat sicher erfüllen werden.
  6. Dass sie von allen Gebieten, wo sie sind, sich in zwei Provinzen, Assyrien und Ägypten sammeln werden und dass der Herr ihren Weg dorthin erleichtern wird, indem er sie angenehm und mit allem überreich versorgen wird, wie Jesajas im Kapitel 49 sagt, und von diesen zwei (Sammelorten) werden sie nach Jerusalem ziehen, wie Vögel zu ihren Nestern.
  7. Dass sie nicht mehr wie früher ein Königreich haben werden, das von Juda getrennt ist, sondern dass sich alle Zwölf Stämme unter einem Fürsten vereinigen werden, welcher der Messias Sohn Davids ist, und niemals werden sie wieder aus ihrem Land vertrieben werden (Esperança 114-15).

In seiner conclusio kehrt Menasse nochmals auf den Bericht Montezinos zurück. Unter anderem gibt er zum Namen "Peru" die Erzählung eines Inka Garcilasso de la Vega wieder, demzufolge die Spanier, als sie an die Küste dieses Reiches kamen, einen dort fischenden Indio antrafen, der auf die Frage, welches Land dies sei, "Beru" geantwortet habe. Der Fischer habe aber angenommen, man frage ihn nach seinem Namen. Was man von der Insel Atlantis von Plato höre, halte es Acosta für eine Fabel. Und Marcilio Ficino meint, das sei nur allegorisch zu deuten. (Esperança 115-117).

Dass die Indianer Norweger oder Spanier seien (sei ebenso falsch), denn sie ähneln sich in nichts in Sprache und Gebräuchen. Dass sie Israeliten seien, die ihre Riten und Zeremonien verloren haben, ist klarerweise falsch. Denn die Juden waren schön, gebildet und klug. Wie könnten sie Indios sein, denen dies alles fehlt: mit hässlichen Körpern, mit plumpem Begriffsvermögen?(103) Wie kann es sein, dass sie die eigenen Sprache und die hebräische Schrift zur Gänze verloren haben, und vor allem die Religion, die man außerhalb der Heimat mit umso größerer Aufmerksamkeit bewahrt? Daher ist die Meinung unseres Montezinos als die wahrscheinlichste anzusehen, denn in derselben Weise, wie die alten Briten, durch die Sachsen, die sie bekriegten, gezwungen waren, sich in die Berge von Cambria zurückzuziehen, so zogen sich die Israeliten, nachdem sie zuerst Amerika bevölkert hatten, indem sie von der Tartarei über die Landenge von Annian zogen, und nachdem ihnen die Tartaren auf demselben Weg, der ihnen schon bekannt war, folgten, und sie bekriegten, in die Kordilleren zurück, von wo sie mit göttlicher Erlaubnis wieder zurückkommen werden. Und das ist die Meinung, die am meisten wahrscheinlicher ist, als alle anderen: denn bei den Amerikanern (= Indianern) trifft man nicht auf die Kunst der Inder, Chinesen oder Katayern, sondern im Gegenteil auf eine krasse Ignoranz aller Künste und Wissenschaften, auf Götzendiener von barbarischen Sitten, die in allem denen der alten ungebildeten und barbarischen Tartaren ähneln. Und wer weiß, ob Amerikas Nordteil nicht einst ein einziger Kontinent mit Asien war. Wenigstens halte ich es nicht für absurd, zu sagen, dass die Söhne Israels über die große Tartarei auf dem Land nach Amerika zogen; denn diese zwei Reiche sind sehr nahe, wie man auf Globen sieht. Der Gebenedeite Herr hätte auch unter anderen Wundern, die er ihnen tat, dieses machen können, dass er nach ihrem Übergang die Meerenge von Annian öffnete, damit sie getrennt von den Völkern und verborgen seien.

Wenn wir aber nicht nach Wundern suchen, könnte sich zufällig diese Meerenge geöffnet haben, wie es auch andere Male geschah, in sehr vielen Landstrichen wegen Überschwemmungen und Erdbeben usw. (Esperança 118-120) In seiner Zeit war etwas Erstaunliches geschehen, worüber Fray Alonso Venero in seinem "Manuel de los tiempos" berichtete, nämlich der Vulkanausbruch von 1638 auf der Insel S. Miguel, der die Insel derart zerstörte, dass von ihr nichts mehr übrig blieb. (Esperança 122 f) Innerhalb von zwei Jahren wurde diese Insel vom Meer verschlungen. Danach könnte man annehmen, dass diese Meerenge (Behringstraße = Straße von Annian) einmal ein einziger Kontinent war. Damit wäre ein anderer nicht geringer Zweifel beseitigt, nämlich die Erneuerung der Tierwelt nach der Sintflut von den Tieren, welche die Arche bestiegen hatten. So hätten sie nach Amerika auf dem Landweg kommen können. (Esperança 123-24)

Menasse hofft, dass seine Arbeit günstig aufgenommen werde, vor allem von den vielen edlen und gelehrten Herren, die mit ihren Briefen ihn dazu anhielten, seine Meinung über diesen Bericht darzustellen. (Esperança 126)(104)

 

Zerstreuung auf der ganzen Welt

Eine weitere Voraussetzung für das Erscheinen des Messias und damit die Erfüllung der "Hoffnung Israels" war die Zerstreuung der Juden auf der ganzen Welt.

Scheinchristen in England

Nach der Vertreibung von 1290 wohnten offiziell von 1290 bis 1655 keine Juden in England. Allerdings waren immer "Scheinchristen" zugegen, so die Marranenfamilie Jorge Añes (angliziert Ames), ab 1521 in London. Einer der Söhne, Dustan Ames, war Hoflieferant und handelte mit Spanien. 1592 wurden im Hause von Solomon Cormarno in London Gottesdienste im traditionellen Stil abgehalten, die Krypto-Juden der Hauptstadt nahmen daran teil. Anlässlich einer Rechtssache gegen einen marranischen Kaufmann wurde 1596 das Abhalten von jüdischen Zeremonien in seinem Hause am Duke’s Place, London, sogar bei Gericht erwähnt und nicht weiter beachtet.(105)

1535 besuchte Beatrice de Luna (Gracia Mendes) mit ihrer Familie, darunter der junge João Miguez, der später als Herzog von Naxos berühmt wurde, auf ihrem Weg nach Antwerpen kurz England. 1542 wurde die Verhaftung von gewissen ausländischen Kaufleuten, "suspected to be Jews" und die Beschlagnahme ihres Eigentums verfügt. Nur durch die persönliche Versicherung der Queen Regent der Niederlande, dass sie gute Christen wären, konnten sie ihre Freiheit wieder erlangen. Unter Elizabeth I. wuchs die ausländische Handelskolonie wieder. Die älteste Tochter von Dunstan Ames, Sarah, war die Frau von Dr. Roderigo Lopez, dem Arzt der Königin.(106) Dieser wurde wegen eines Giftmordanschlages auf die Königin im Auftrag von Philipp II. von Spanien 1594 gehängt, er "soll jüdischen Ursprungs gewesen sein." Kayserling ist der Ansicht, dass Dr. Lopez kein Jude war,(107) Roth hält ihn für einen Juden und für unschuldig.(108) Die Angelegenheit Dr. Lopez rief eine antisemitische Welle in England hervor, die in Shakespeares’s Merchant of Venice und Marlowe’s Jew of Malta ihren Ausdruck fand.(109) Wittmayer Baron meint, dass weder Marlowe noch Shakespeare jemals mit einem Juden bekannt waren und dass Shylock eine pure Phantasiegestalt war.(110)

Es gab auch einige bekennende Juden in England, z. B. Joachim Ganz oder Gaunse. 1581 führte er Verbesserungen in einigen Kupferminen ein. 1598 in Bristol verhaftet, erklärte er, dass er Jude, geboren in Prag, sei und dass er ‚did not beleeve any Article of our Christian faithe for that he was not broughte uppe therein.’(111) Er wurde nach London gebracht, weitere Nachrichten fehlen, wahrscheinlich wurde er ausgewiesen. Ein ehemaliger portugiesischer Kriegsgefangener, Pedro de Santa Cruz, teilte nach seiner Rückkehr nach Lissabon 1588 der Inquisition mit, dass

He knows, as it is public and notorious in London, that by race they are all Jews, and it is notorious that in their own homes they live as such observing their Jewish rites; but publicly the attend Lutheran Churches, and listen to the sermons, and take the bread and wine in the manner and form as do the other heretics …(112)

1609 (Jakob I.) wurden alle portugiesischen Kaufleute, die im Verdacht standen, zu "judaisieren", des Landes verwiesen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es einen "Rabbi Jacob", der in Cambridge unterrichtete (Jacob Barnett ?). Er verschwand am Tag seiner vorgesehenen Taufe und konnte nicht mehr gefunden werden. Es gibt eine Eintragung über eine spätere Verbrennung eines "Jacobus Bernatus" aus England.(113)

Unter Karl I. (1625-1649) hielten Marranen im Hause des portugiesischen Gesandten Antonio de Suza ihre Andachten ab. Der Schwiegersohn de Suzas, Antonio Fernandez Carvajal, zählte zu den bedeutendsten Finanzmännern Englands. Er besaß einige Schiffe, welche die Routen in die Levante, nach Indien und den Kolonien in Amerika befuhren. 1655 wurden er und seine zwei Söhne englische Bürger. Ein anderer prominenter Marrane war Simon de Caceres, der Cromwell ein Memorandum präsentierte, in dem er die Eroberung Chiles durch jüdische Streitkräfte vorschlug. Alle diese Marranen lebten aber offiziell als Katholiken und besuchten regelmäßig die Messe in der Kapelle des französischen oder sardinischen Gesandten.(114) Trotzdem waren sie Einigen suspekt. "Touching Judaism", schrieb James Howell 1653 einem Freund in Amsterdam, "some corners of our city smell as rank of it as doth yours there".(115)

Exkurs: Die Juden in Amerika

Westindien, Mexiko und Peru

"In demselben Monat", schrieb Kolumbus in seinen Aufzeichnungen, "in dem die spanischen Herrscher die Vertreibung der Juden aus dem gesamten Königreich verfügten, gaben sie mir den Auftrag, meine Reise nach Indien zu unternehmen." Der Matrose Juan de Aragon aus Moguer sagte aus, dass er in den letzten Julitagen des Jahres 1492 als Schiffsjunge auf einem Schiff gefahren sei, das vertriebene Juden nach Afrika bringen sollte. Als sie den Rio Tinto hinabfuhren und den Kai von Palos passierten, sahen die Verbannten die drei Karavellen des Kolumbus liegen, mit gerafften Segeln, bereit zur Ausfahrt. Am 2. August 1492 hatten alle Juden, mit Ausnahme der Neuchristen, Spanien verlassen. Am 3. August traten die von Kolumbus befehligten Schiffe ihre Reise, die zur Entdeckung eines neuen Kontinents führen sollte, an.(116)

Unter den 88 Männern auf dieser denkwürdigen Reise scheinen mindestens fünf conversos gewesen zu sein. Der erste, der Land erblickte, Rodrigo de Triana, soll nach Einigen ein Neuchrist gewesen sein.(117) Kayserling dagegen ist der Meinung, dass Rodrigo de Triana kein Jude war. Um Triana rankt sich eine kleine Geschichte:

Ein Professor der orientalischen Sprachen in Tacubaya, der aus Mahón auf der Insel Minorca stammt und Don Isaak Abravanel seinen Ahn nennt, will durch eine spanische Romanze, welche seiner Behauptung nach von spanischen Juden in der Berberei ihm mitgetheilt wurde, auf diese Entdeckung geführt worden sein. Rodrigo de Triana, so wird <...> erzählt, habe, sobald er Land erblickte, einem mitreisenden Glaubensgenossen das hebräische Wörtchen "I! I!" (Insel! Insel!) zugerufen. Darauf wurde er in derselben Sprache von ihm gefragt: "W’annah?" (Und wo?). Worauf Triana ihm erwidert habe: "Hen-i!" (Dort ist die Insel!) So wäre das Wort "Uanaheni" oder "Guanahani" entstanden. <...> Es ist das eine Spielerei, welche nicht ernst genommen zu werden verdient.(118)

Dieser von Kayserling erwähnte Professor war Don Francisco Rivas Puigcerver. 1908 schrieb er Zielonka, der sich mit Rivas Abhandlung in Boletin de la Sociedad de Geografia, mit dem Titel "The Jews and the New World" beschäftigte.(119) Außer dem Obigen berichtet Rivas noch folgendes, was mir interessant genug erscheint, es hier aufzunehmen:

<...> The royal munificence had solemly promised a pension of thirty escudos to him who would first discover the dreamt-of land <...> (die Matrosen hätten auf hebräisch gesprochen, da schon viele unrichtige"Landsichtungen" vorhergegangen waren) According to Luis de Torres, the Jewish interpreter, the natives called it Guanahani. The Admiral preferred to call it San Salvador <...> On the return to Spain, the promised pension of 30 escudos decreed by Isabel de Castilla and Fernando de Aragon, were unjustly awarded to Colon. Rodrigo de Triana, the converted sailor, whose voice on that voyage was the first to cry Land! Land!, realizing that royal ingratitud wrongully wrested from him the promised and wellmerited premium, renounced his new religion and country and crossed over to Africa. There he related to the Hebrews this trustworthy story…(120)

Der erste Spanier, der amerikanischen Boden betrat, war Luis Torres, der Dolmetscher (er sprach u.a. auch Arabisch), der weniger als ein Jahr vor der Reise Christ geworden war. Er blieb bis zu seinem Tode auf der Insel Hispaniola (heute San Domingo und Haiti).(121) Nach Kayserling ließ sich Luis de Torres auf Kuba nieder, wo er auch starb. Er entdeckte auch den Gebrauch der Zigarren. Das spanische Königspaar setzte ihm eine jährliche Pension von 8645 Maravedis aus.(122)

Schon früh siedelten sich spanische und portugiesische Flüchtlinge, welche der Inquisition entronnen waren, in Neu-Española und auf den Inseln an. Sie bebauten das Land, trieben Handel, förderten die Industrie - aus Portugal vertriebene Juden führten von Madeira aus den Zucker in Amerika ein - und sie hatten öffentliche Ämter inne, sodass Königin Johanna von Spanien bereits 1511 gegen die "geheimen Juden", die "Söhne und Enkel der Verbrannten", vorzugehen begann.(123) Unter Isabella der Katholischen durften nur mehr Altchristen, die vier christliche Großeltern (por los quatro costados) nachweisen konnten, nach Amerika auswandern. 1537 hatte Papst Paul III. in einer Bulle jedem Apostaten verboten, nach Westindien auszuwandern und sechs Jahre später ordnete Prinz Philip die Ausweisung aller conversos, die dort gefunden werden sollten, sowie ihrer Kinder an.(124) Jedoch gab es ab 1548 auch die Strafe der Zwangsverschickung in die Kolonien für reuige Häretiker. Auch so kamen Neuchristen über den Atlantik.(125) In Portugal war es nicht viel anders. Die Auswanderungs-Restriktionen von König Manuel aus 1499 blieben bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts aufrecht. Aber schon ab 1535 begann die portugiesische Regierung, verurteilte Judaisierende als Strafe nach Amerika zu schicken. Es folgte die Inquisition: 1570 in Peru und 1571 in Neu-Spanien (Mexiko). Offensichtlich wegen der staatlichen Finanzkrise erlaubte Philipp III. 1601 für das Entgelt von 200.000 Dukaten Neuchristen, frei und unwiderruflich in alle Kolonien von Spanien und Portugal auszuwandern. Dieses Recht wurde 1610 aberkannt und 1629 wiederhergestellt.(126)

Gaspar de las Indias und Brasilien

Unter dem Befehlshaber der Flotte Vasco da Gamas wollten auch die Portugiesen von der Südspitze Afrikas einen Seeweg nach Indien finden. Der astrologische Berater des Königs war Abraham Zacuto, der 1492 nach Portugal gegangen und sich in Lissabon niedergelassen hatte. Da Gama traf auf der Reise im Dezember 1498 auf der Insel Anchediva, 12 Meilen von Goa entfernt, einen "Admiral", der Jude war. Nach einigen Chronisten stammte er aus Posen, nach anderen aus Granada. Vasco da Gama glaubte anfänglich, er sei ein Spion; dann wurde er zwangsgetauft,(127) wobei ihm nach der Sitte der Name seines Taufpaten, da Gama, gegeben wurde. Der "jüdische Pilot" Gaspar, auch Gaspar de las Indias genannt, wurde mit seinem Sohn Balthasar nach Lissabon gebracht und vom König reich beschenkt und durch einen Freibrief ausgezeichnet. Im Jahre 1500 startete Pedro Alvares Cabral eine neuerliche Expedition nach Indien, wobei er - auf Gaspar’s Richtungsweisung - an die Küste eines bis dahin unbekannten Landes gelangte: Brasilien.(128)

Ein anderer Neuchrist war Fernão de Noronha, der ab 1494 im königlichen Haushalt beschäftigt war. Auch dieser hatte seinen Familiennamen von seinem Paten. Er erhielt vom König 1502 ein Monopol für die Ausbeutung der Bodenschätze der westlichen Kolonie. Es scheint, dass er dies bis 1512 oder 1515 betrieben hat. Eine Insel an der Nordküste Brasiliens, die er entdeckt hatte, trägt noch heute seinen Namen.(129) Er soll dieses Siedlungs- und Handelsmonopol fast ausschließlich für "Glaubensgenossen" verwendet haben.(130) Nach der Entdeckung Brasiliens gab es in Portugal nicht genug Leute, die dorthin auswandern wollten, daher wurden Verbrecher und Juden gezwungen, nach Brasilien zu gehen, genauso wurden Scheinchristen von der Regierung nach Brasilien "als in eine Art Verbannungsort, um Papageien zu fangen", geschickt.(131) Als die "Marranen"(132) in Spanien erkannten, dass es ihren jüdischen Brüdern in Brasilien gut ging, flohen auch sie dorthin,(133) solange bis Spanien und Portugal unter eine Krone kamen (1580).

Die Eroberung Nordbrasiliens durch die Holländer brachte neue Hoffnungen für die Kryptojuden; 1630 wurde Pernambuco eingenommen. 1640 sollen die jüdischen Bewohner der Stadt zahlreicher als die christlichen gewesen sein.(134) Der holländische Teil Brasiliens wurde Neu-Holland genannt. Die Portugiesen hatten indes schon 1625 Bahia wieder zurückerobert. Die Amsterdamer Juden waren für die Holländer besonders nützlich, da sie portugiesisch konnten und Beziehungen in Brasilien hatten. Viele arbeiteten auch als Dolmetscher.(135) Die Westindische Compagnie wurde zuerst als militärisches Unternehmen gegründet, mit dem Hauptzweck, "Beute" (loot) zu machen. Graf Johann Maurits war von 1637 bis 1644 Gouverneur von Neuholland. Die jüdische Beteiligung an der Gesellschaft: 1656 sind 7 jüdische Namen unter 167 oder ca. 4%, 1658 sind 11 Juden unter 169 Namen oder ca. 6 ½ %.(136)

Unter den frühesten Ansiedlern in Brasilien war Ephraim Sueiro, ein Stiefbruder Menasses. Dieser wollte ihm 1640 dorthin folgen, denn er hatte Schwierigkeiten, seine Familie zu erhalten.(137) Menasse hatte auch Meinungsverschiedenheiten mit den Parnassim, was ihn vielleicht in seiner Absicht bestärkte. Er war dabei, abzufahren, als die Juden Amsterdams ihn von seinem Plan abbrachten.(138) Nach anderen Historikern war Menasse einer der Kandidaten für die Rabbinerposition in Brasilien,(139) und war enttäuscht, als die "Amerikaner" seinen Rivalen, Isaac Aboab da Fonseca, bevorzugten.(140)

Auf Einladung der bereits dort ansässigen Familien wanderten 1642 einige Hundert (600 ?) Juden von Amsterdam nach Neu-Holland, und gründeten in Recife (Pernambuco) eine große Gemeinde. An der Spitze der Auswanderer standen die beiden Rabbiner Moses Raphael de Aguilar (gest. 1680) und Isaak ben Mathatias (?) Aboab de Fonseca. Geboren in S. Jean de Luz, nach Anderen in Castrodeyra in Portugal (1606), kam er als siebenjähriges Kind nach Amsterdam und wurde mit Menasse ben Israel Schüler des Isaak Usiel.(141) Er wurde der erste Rabbiner auf amerikanischer Erde.(142) Nach Wittmayer Baron a.a.O. war Isaac Aboab (Abuab) der Urenkel des letzten Gaons von Kastilien mit demselben Namen. Er wurde oft mit seinem Zeitgenossen und Kollegen, Isaac de Matitia Aboab von Amsterdam verwechselt. Er gründete wahrscheinlich die Congregation Zur Israel (nach dem Modell von Amsterdam), und war der geistliche Leiter in Neu-Holland bis 1654.(143) 1645 wohnten in Holländisch-Brasilien ca. 1.500 Juden (ungefähr so viele wie in Amsterdam), 1648: 700, 1654: 650. Ab 1636 gab es eine öffentliche Synagoge in Recife. Zwei weitere wurden in Mauricia und in Parahiba eingerichtet.(144) Wirtschaftlich ging es von 1648 bis 1653 schlecht. Auch die jüdische Gemeinde hatte Schulden.(145) Der Verlust der Kolonie scheint auch durch schlechte Zuckerernten, eine verfehlte Politik der Westindischen Compagnie und die unkluge Regierung des "Supreme Councils", verursacht worden zu sein. Letzteres wurde als "proletarian trio" von den ansässigen Portugiesen verachtet. Die Christen waren neidisch, weil die Juden einige der besten Plantagen hatten und auch die führenden Sklavenhändler waren.(146) Sie beschwerten sich schon 1641 beim Gouverneur. Sie protestierten u.a. auch dagegen, dass in den letzten Jahren "Schiffsladungen armer Juden"(147) in die Kolonie gekommen seien und sich auf Kosten der Christen bereichert hätten. Diese Klage beeindruckte den Gouverneur mehr als alle Anklagen des protestantischen Klerus’, dass er Katholiken und Juden gleich beschütze.(148) Schließlich entstand ein Aufstand gegen die Holländer. Auch unter den Juden gab es einige, die auf der Seite der Portugiesen kämpften, entweder aus Furcht vor der Inquisition im Falle des Sieges Portugals oder im Vertrauen auf eine Proklamation Vieiras, die Fremden und Juden die selben Privilegien wie unter den Holländern versprach und zugleich auch die Tilgung der Schulden an die Holländer.(149)

Die Rückeroberung Nordbrasiliens war (nach Meinung Roths) "a struggle between the Marranos of Portugal and their brethren who had escaped beyond the seas". Die letzteren unterstützen die holländische Sache mit allen Kräften. In den zwei Belagerungen von Recife kämpften die Juden verzweifelt, und viele starben im Kampf oder verhungerten. Trotz aller Anstrengungen musste sich die Stadt ergeben (26.1.1654).(150) 150 jüdische Familien verließen Brasilien, die meisten kehrten nach Holland zurück,(151) darunter auch Isaak Aboab.(152) Der portugiesische Militär-Kommandant Recifes war ein anständiger Mensch. Die Juden hatten wegen Mangels an Schiffen Schwierigkeiten mit der Abreise. General Francisco Barreto de Menezes hielt nicht nur genauestens seine Abmachungen mit den Holländern ein, sondern legte sie zu Gunsten der Juden aus, die seine Gäste während des dreimonatigen Intervalls vom 26.1. bis 26.4.1654 in Recife waren. "Barreto remains in Jewish history as one of the hasidei umotha-olam (righteous Gentiles of the world) - a noble figure."(153)

Restliches Amerika und New York

Aus der Vertreibung aus Brasilien entstanden die meisten der ältesten jüdischen Gemeinden in Amerika. In Jamaica, wo die Inquisition nie Fuß fassen konnte, gab es eine große Anzahl von "Portugiesen", wie sie genannt wurden, sogar schon vor der Eroberung durch England 1655. Auf Barbados, der ältesten englischen Kolonie, waren die ersten Ankömmlinge Flüchtlinge aus Brasilien. Auf Martinique wurde während des holländischen Regimes eine offene Gemeinde von Ex-Marranen gegründet, die auch nach der französischen Eroberung von 1654 weiter bestehen durfte. Eine andere Gemeinde gab es auf Tobago. In Surinam gab es blühende Niederlassungen, die sich um die "Joden Savanne" herum gruppierten, wo 1685 eine herrliche Synagoge gebaut wurde. 1654 trafen 23 Flüchtlinge per Schiff aus Brasilien in New Amsterdam (später New York) ein. Kurz darauf kamen andere portugiesische Juden aus Holland nach. So wurde die größte jüdische Gemeinde aller Zeiten gegründet.(154) Bereits 1655 wurde ihnen durch die Westindische Compagnie erlaubt, sich in New Amsterdam niederzulassen, "in view of the great fortune which they had invested in the company."(155)

Über die Reise und Ankunft der "23" schreibt Wiznitzer ausführlich, was von Interesse scheint, weil die Zerstreuung der Juden ersichtlich wird: Sie waren keine "Ex-Marranos", sondern teils Aschkenazim aus Deutschland und Italien, teils Sepharden, die schon als Juden geboren worden waren (Abram Ysrael <de Piza oder Dias>, David Israel <Faro>, Asher Levy, Mose Lumbroso, Judith Mercado, Ricke <Nunes>). Sie bildeten die Congregation Shearith Israel, die erste jüdische Gemeinde von New Amsterdam. Zusammenfassung der Ereignisse:

  1. Jews who had never been Christians before had the possibility of remaining in Brazil in 1654 but chose not do so and all openly professing Jews left Brazil before April 26, 1654.
  2. A group of Jews left Recife on the ship Valck together with the Reverend Polhemius and othe Dutch Calvinists, bound for Martinique but never arrived there because the Valck was driven by adverse winds to Spanish-held Jamaica.
  3. 23 of this group who could prove that they had never been Christians, together with Polhemius and the Dutch were freed and left Jamaica for the nearby harbor of Cape St. Anthony in Spanish Cuba.
  4. At Cape St. Anthony they found a small French frigate, SainteCatherine, which arried them, their furniture and other belongings to New-Amsterdam, together with the Reverend Polhemius and the Netherlanders.
  5. Their original intention in Brazil most likely had been to emigrate to New Amsterdam via Martinique.
  6. The 23 were composed of four adult men, and about 6 adult women and 13 younger people.
  7. The 23 found at least 2 Jews, Jacob Barsimson and Salomon Pietersen, upon their arrival in New Amsterdam.
  8. Altogether, both Sephardim and Ashkenazim, founded the first Jewish community in New Amsterdam (present-day New York City).(156)

 

Menasse ben Israel und Cromwell

Die messianische Idee Menasses beinhaltete notwendigerweise auch seine Forderung nach Wiederzulassung der Juden in England. Gleichzeitig war damit ein praktischer Zweck verbunden, nämlich ein weiteres sicheres Asyl für die verfolgten Scheinchristen zu finden. Vor der Ankunft des Messias musste - neben der Auffindung der verlorenen Zehn Stämme - auch die Zerstreuung global sein. Im mittelalterlichen Hebräisch waren die Worte Keze ha’ Arez (das Ende der Erde) die gebräuchlichste hebräische Bezeichnung für England (Angleterre). Diese Meinung war auch in christlichen Kreisen verbreitet, wo man allerdings damit die Bekehrung Israels zum Christentum, und seine Rückkehr ins Heilige Land, verband.(157)

Die Frage der Wiederzulassung der Juden kam im Winter 1648-49 auf, als bei der Diskussion der neuen Konstitution eine universelle Toleranz für alle Religionen, "not excepting the Turkes, nor Papists, nor Jewes" vorgebracht wurde. Im abgeänderten Agreement of the People vom 20.1.1649 wurde jedoch Religionsfreiheit nur denen zugestanden, die "profess faith in God by Jesus Christ". 1648 war in London eine Schrift unter dem Namen von Edward Nikolas mit dem Titel: "An Apology for the Honorable Nation of the Jews and all the Sons of Israel" erschienen.(158) In dieser Schrift vertrat der Verfasser die Meinung, dass die Leiden, die durch den Religions- und Bürgerkrieg in England verursacht worden waren, eine gerechte Strafe dafür seien, dass die Engländer "die Heiligen und Lieblinge Gottes, d.h. die Juden, verfolgt hätten". Diese Sünde sei durch die Wiederzulassung und brüderliche Behandlung der Juden wieder gut zu machen. Die Schrift verneint auch die damals gängige Überzeugung, das jüdische Volk sei am Tod Jesu schuld gewesen. Nicholas bemerkte ausdrücklich, dass seine Schrift nicht auf jüdischem Wunsch erfolgt sei. Menasse nahm an, Cromwell stünde irgendwie dahinter. Er war auch überzeugt, dass die Puritaner selbst das "Einsammeln des Gottesvolkes" wünschten.

Als Henrietta Maria, Königin von England, 1643 die Amsterdamer Synagoge besucht hatte, hatte Menasse die Ansprache gehalten. Auch dadurch war er zu einer repräsentativen Figur in den Augen der Christen geworden.(159) Der englische Gesandte in Holland, Lord Oliver Saint-John, ein Verwandter Cromwells, besuchte (vor August 1651) die Amsterdamer Synagoge, wo er mit Jubel, Musik und Hymnen empfangen wurde.(160) Auch der Sekretär Cromwells, John Thurloe, ergriff die Gelegenheit, während eines Ausfluges nach Amsterdam, den berühmten Rabbi persönlich kennen zu lernen, dem er offensichtlich riet, sich formell an die englische Regierung in seiner Sache zu wenden.(161) Wie Menasse der ganzen Angelegenheit einen religiösen Charakter beilegte, so wurde auch das religiöse Moment von allen jenen hervorgehoben, welche die "Judenfrage", freundlich oder feindlich, einer besonderen Prüfung unterzogen.(162) In dieser Diskussion wurde von Sir Edward Spenser der bedeutendste Beitrag geschrieben: An Epistle to the learned Menasseh ben Israel, in answer to his, dedicated to the Parliament (London, 1650); darin wurde auch über die Bedingungen geschrieben, unter denen die Wiederansiedlung von Juden in England erfolgen könnte.(163) Auf eine weitere Petition Menasses an das "kleine" oder Barebone-Parlament von 1653 kam die Zulassung der Juden, wie aus einem Schreiben John Feeld’s an John Franklin vom 29.7.1653 erhellt, zum 1. Mal zur Sprache. Im Oktober 1654 händigte Menasse daher drei Generälen der holländischen Flotte eine Petition an den Protector ein.(164)

Eine ähnliche Petition wurde gleichzeitig in Westminster von einem gewissen Samuel Herring eingereicht. Das Haus diskutierte darüber, "that the Jews might be admitted to trade as well as in Holland". Da es Krieg gab und Menasse krank war, wurde sein Platz von einem marranischen Kaufmann namens Manuel Martinez Dormido eingenommen, der von der portugiesischen Wiedereroberung Brasiliens ruiniert worden war, begleitet von Menasses Sohn, Samuel Soeiro. Dormido bat die Regierung, die Juden wieder zuzulassen, "graunting them libertie to come with their families and estates, to bee dwellers here with the same eaquallnese and conveniences which your inland subjects doe enjoy". Cromwell war Realist. Sein Begriff von Toleranz bezog sich theoretisch auf Christen und praktisch nur auf Protestanten. Aber der englische Handel musste geschützt und ermutigt werden. Das war auch der Grund des Krieges mit Holland.(165) Auch das "kurze Parlament" wurde bald aufgelöst (12. 12. 1653), und Cromwell erhielt königliche Gewalt unter dem Titel Protektor des Reiches. Als er Frieden mit Holland schloss (April 1654), hielt Menasse den Zeitpunkt endlich für gekommen.

Nach Ende der hohen Feiertage (25.-31.10.1655)(166) fuhr Menasse mit einigen Juden Amsterdams (wahrscheinlich war auch der Gemeinde-Vorsteher David Abravanel/Manuel Martinez Dormido, welcher sich ein Jahr zuvor selbständig an den Protektor mit einer Petition gewandt hatte, und Menasses Sohn Samuel dabei) ab. Bald nach seiner Ankunft in London überreicht er dem Lord-Protektor seine "Humble Adresses" und veröffentlichte eine "Erklärung an die Republik".(167) Menasse hatte sich von den Juden aus verschiedenen Ländern Europas Vollmachten ausstellen lassen, um im Namen der ganzen jüdischen Nation die Ansiedlung der Juden in England zu erbitten.(168) Cromwell wusste, dass jüdische Kaufleute für das Wirtschaftwachstum und den Wohlstand von Leghorn, Hamburg und Amsterdam verantwortlich waren, denn sie hatten wirtschaftliche Beziehungen in der ganzen Welt.(169)

Ganz London wusste, dass Menasse von Cromwell empfangen wurde. Die Gegner des Protektors benutzten dies zu den verschiedensten Anfeindungen; es entstanden wilde Gerüchte. Bald hieß es, Cromwell wäre jüdischer Abkunft und hielte sich für den Messias der Juden; die asiatischen Glaubensgenossen hätten den berühmten Jacob Ben Azahel nach England gesandt, um in Verbindung mit dem Prager Rabbiner David Ben Eleasar und dem in aller Welt bekannten Amsterdamer Rabbiner Menasse Ben Israel den neuen Messias zu finden. Die Juden wären gekommen, um die Pauls-Kirche und die Bodleyanische Bibliothek zu kaufen, erstere sollte in eine Synagoge verwandelt werden, mit der Bibliothek wollten sie Schacher treiben.(170)

Die sieben Punkte von Menasses Antrag waren: Wiederaufnahme, Schutz / öffentliche Synagogen, freie Religionsübung / Begräbnisplatz / freier Warenhandel / dafür Eid der Treue-Leistung durch die Juden / Streitschlichtung durch Rabbiner und Häupter der Synagoge / Vernichtung der alten Gesetze gegen die Juden.(171) Er formuliert sie in den "Humble Adresses", die aus mehreren Teilen bestehen und einer Erklärung an die Republik England, in der er die Gründe für sein Kommen nach England auseinandersetzt.(172)

The Humble Adresses

In diesem Zusammenhang sind nur einige Punkte in dieser apologetischen Schrift zu erwähnen, nämlich dort, wo Menasse die Motive und Absichten seines Kommens aufzählt. Das erste und wichtigste ist: eine freie und öffentliche Synagoge, um Gottesdienst zu halten, worin wir Segen für die Nation und das Volk von England herabflehen können, das uns zu sich nimmt, und Zion in seiner Trauer tröstet.

My second Motive is, because the opinion of many Christians and mine doe concurre therein, that we both believe the restoring time of our Nation into their Native Countrey is very neer at hand; I believing more particularly that this restauration cannot be, before these words of Daniel Chap. 12 ver. 7 be first accomplished, when he saith: "And when the dispersion of the holy people shall be compleated in all places, then shall all these things be compleated:" signifying therewith, that before all be fulfilled, the People of God must be first despersed in all places and Countries of the World. Now we know how our Nation at present is spread all about, and hath its seat and dwelling in the most flourishing parts of all Kingdomes, and Countreys of the World, as well in America, as in the other three parts thereof; except onely in this considerable and mighty Island. And therefore this remains onely in my judgement, before the MESSIA come and restore our Nation, that first we must have our seat here likewise.(173)

Der Rest der Schrift befasst sich mit der Nützlichkeit der Juden für die verschiedenen Staaten, ihrer Loyalität usw., beschreibt einige zeitgenössische jüdische Zustände in anderen Ländern, und geht auf die häufigsten falschen Anklagen gegen die Juden (Wucher, Ritualmord, Missionierung der Christen) ein.

Menasse schließt mit dem "Adel der Juden" ab. Er zitiert ein Buch mit dem Titel "The Glory of Jehudah and Israel", das "unserer Nation" von dem ehrenwerten christlichen Geistlichen Mr. Henry Jessy (1653 holländisch) gewidmet wurde, und von Mr. Edward Nicholas, Gentleman, in seinem Buch An Apologie for thehonorable nation of the Iews and all the Sons of Israel (1648, englisch), ausführlich dargestellt wurde. Er zitiert Salomon: "Let another man’s mouthpraise thee and not thine own". Damit endet"Rabbi Menasse Ben-Israel, ein Theologe, und Doktor der Physik, im Strand, gegenüber der New Exchange in London".(174)

Die Kommissionssitzungen Dezember 1655

Die Beratungen in der Kommission über die Wiederzulassung der Juden in England fanden im Dezember 1655 statt. Stainer gibt einen interessanten zeitgenössischen Bericht wieder:

All having been heard, the Ld. Protector on the 18 th of Decemb., and before, professed, that he had no engagement to Jews, but only what the Scripture holds forth; and that he had hoped by these Preachers to have some clearing the case, as to conscience. But seeing these agreed not, but were of two or three opinions, it was left the more doubtful to him and the Council. And he hoped to do nothing herein hastily or rashly; and had much need of all their prayers, that the Lord would direct them, so as may be to his glory, and to the good of the Nation. And thus was the dimission of that Assembly.(175)

Cromwell hoffte, mit einer Wiederzulassung der Juden deren Bekehrung zum Christentum zu erreichen, was aus seiner Ansprache vom 12.12.1655 erhellt:

That since there was a Promise that they should be converted, means ought to be used to that end; and the most likely way was, the preaching of the Gospel truth and sincerity, as it was then in England, devoid of all Popish Idolatry, which had rendered the Christian Religion odious to them.(176)

Ein weiterer Bericht vom 12.12., aus dem die Vorgänge klar hervorgehen:

This day "in a withdrawing-room at Whitehall", presided over by his Higness, who is much interested in the matter, was held "a Conference concerning the Jews; of which the modern reader too may have heard something. Conference, one of Four Conferences, publicy held, which filled all England with rumour in those old December days <…> Highest official Persons, with Lord Chief Barons, Lord Chief Justices, and chosen Clergy have met here to advise, by reason, Law-learning, Scripture-prophecy, and every source of light for the human mind, concerning the proposal of admitting Jews, with certain privileges as of alien-citizens, to reside in England. They were banished near Four-hundred years ago: shall they now be allowed to reside and trade again? The Proposer is"Manasseh Ben Israel", a learned Portuguese Jew of Amsterdam; who, being stirred up of late years by the great things doing in England, has petitioned one and the other, Long Parliament and Little Parliament, for this object; but could never, till his Highness came into power, get the matter brought to a hearing. And so they debate and solemnly consider; and his Highness spake; - and says one witness,"I never heard a man speak so well." His Highness was eager for the scheme, if so might be. But the Scripture-prophecies, Law-learnings, and lights of the human mind seemed to point another way; zealous Manasseh went home again; the jews could not settle here except by private sufferance of his Highness; - and the matter contracts itself into a point for us. (Note 1: Godwin, iv. 243-9. - To"Manasseh Ben Israel, a Pension of 100 l. per annum, payable quarterly and commencing 20 th February 1656 (1657): Privy-Seals of Oliver; in Fifth Report of the Deputy Keeper of the Public Records (London 1844), Appendix ii.p.263)(177)

Während der Sitzung kam die antijüdische Agitation wieder auf. William Prynne, der schon seine Ohren 20 Jahre davor wegen Angriffe auf die Königin verloren hatte, verfasste eines der wirksamsten Pamphlete der Zeit. A Short Demurrer to the Jewes Long discontinued Remitter into England (1655/56). Einer der Debatten hörte ein Mob, der durch dieses Pamphlet aufgestachelt war, zu.(178) Prynne wärmte die alten Beschuldigungen von Falschmünzerei bis zur Kreuzigung von Christenkindern wieder auf. Wahrscheinlich auf Cromwells Veranlassung schrieb Thomas Collier eine Widerlegung gegen Prynnes Anklagen, die er dem Protektor selbst widmete. Die holländische Regierung befürchtete andererseits, dass die Amsterdamer Juden mit ihren Kapitalien nach England auswandern würden. Menasse musste den holländischen Gesandten beruhigen und ihm versichern, dass seine Bemühungen nicht den holländischen Juden, sondern den Marranen in Spanien und Portugal gelten, denen er ein Asyl in England beschaffen wolle.(179)

Der Hauptbericht über die Kommissionssitzungen, die Mitglieder des Komitees und die Motive dafür und dawider sind zusammengestellt in einer Flugschrift von 16 Seiten, die schon 1656 erschien, abgedruckt in Harleian Miscellany VII, p. 578-583.(180) Die Pro- und Kontra-Pamphlete gipfelten 1656 in James Harrinton’s Bitte in seiner Oceana, Juden in Irland anzusiedeln, und in Menasse ben Israel’s Vindiciae Judaeorum (Rettung der Juden)(181) (beendet 10.4.1656 in London). Menasses Begleiter, welche die Hoffnung auf Erfolg aufgegeben hatten, verließen London; andere, die auf dem Wege nach London waren, kehrten um und ließen sich in Italien oder Genf nieder.(182) Jedoch erwarben schon im Februar 1657 Neuankömmlinge in der Nähe von Stepney ein Stück Land, um ihre Toten zu begraben.(183) Menasse bezog die ihm ausgesetzte Pension nicht. Mehrmalige Ansuchen um vorzeitige Ablöse (Einmalzahlung anstatt jährliche Zahlungen) wurden verschleppt.(184) Er starb am 20.11.1657 in Middelburg, Holland, nachdem er die Leiche seines im September 1657 in London gestorbenen Sohnes Samuel nach Holland gebracht hatte.

"Rettung der Juden"

Eine "hochgestellte Persönlichkeit", welche der Regierung nahe stand, veranlasste Menasse, eine kleine Schrift(185) zur Verteidigung der Juden zu veröffentlichen. In Form eines Briefes an einen hohen Gönner in England entgegnet Menasse Anschuldigungen gegen die Juden, die anscheinend in dem Brief der "hochgestellten Persönlichkeit" enthalten waren:

Ich versichere Ihnen, dass nie in meinem Leben etwas eine tiefere Wirkung bei mir hinterlassen hat, als dieser Brief; denn er betrifft das Ansehen eines Volkes, das ich der mannigfaltigen, offenbaren und schändlichen Verleumdungen ungeachtet, für unschuldig zu erklären mich unterfange ...(186)

Die Anklagen, denen Menasse entgegnen muss, sind: Blutbeschuldigung, Götzendienst, Flüche gegen die Christen, Gotteslästerung, Missionierung der Christen und Wucher. Er widmet jeder Anschuldigung einen ausführlichen Abschnitt, den er systematisch in Kapitel unterteilt.

Im 7. Abschnitt schließt Menasse seine Apologie. Hier muss er sich, als ob das nicht bekannt gewesen wäre, nochmals rechtfertigen, zu welchem Zweck er nach England gekommen war. Menasse wiederholt also Alles vom Briefwechsel mit "einigen erhabenen Personen aus England" angefangen. Sieben Jahre habe er ununterbrochen korrespondiert und sich Mühe gegeben,

denn ich halte dafür, dass unsere allgemeine Zerstreuung ein Umstand sei, der notwendig erfüllt werden muss, bevor alles vollbracht werden kann, was Gott dem jüdischen Volke in Ansehung ihrer Rückkehr und Wiedereinsetzung in ihr eigenes Land verheißen hat, zufolge der Worte Daniels 12,17 <...> Ebenso, da unsere Zerstreuung allmählich unter allen Völkern sein wird, wie es in Deut. 28,64 heißt, von dem einen Ende der Erde bis zum andern, so glaubte ich, dass durch das Ende der Erde diese Insel verstanden wird.(187)

Deshalb habe er sein Buch, "die Hoffnung Israels", dem ersten Parlamente und dem Staatsrate gewidmet und einen Pass erhalten. Auch an das zweite Parlament habe er einen Antrag gesendet, und wieder einen Pass erhalten. Obwohl die Zeiten nicht günstig für eine Reise waren und seine Verwandten und Freunde ihn überzeugt hatten, in Amsterdam zu bleiben, habe er seine Absicht nicht vergessen, bis er neuerlich seine "untertänige Bittschrift an Ihre Hoheit den Lord Protektor" machte. Da er fand, dass er eine günstige Aufnahme erwarten konnte, trat er seine Reise nach England an. Nach seinem Bericht über den ungünstigen Ausgang der "Konferenz" in Whitehall schließt Menasse mit der Bitte an Gott, seinen Einfluss auf das Gemüt des Fürsten und seines Rates walten zu lassen.(188)

 

Puritaner in Amerika - Die"Ten Lost Tribes"-Theorie

In neuerer Zeit - vielleicht im Zusammenhang mit dem Jahrtausendwechsel - befassten sich einige Historiker (amerikanische und europäische, sowohl von christlicher als auch von jüdischer Seite - z.B. Popkin, Goldman, Brunotte usw.) mit den religiösen Ansichten der puritanischen Einwanderer und mit der Weiterentwicklung der These, dass die Indianer von den Juden abstammen. Das war eine Weiterentwicklung der in "Hope of Israel" vorgestellten Ansichten, denn Menasse nahm an, dass einige Abkömmlinge der "Zehn Stämme" versteckt unter den Indianern lebten. Die puritanischen Einwanderer, die den Text der Bibel wörtlich nahmen, fühlten sich als"instruments of a divine plan"; die Ankunft in der"Neuen Welt" wurde als"the actual fulfillment of biblical promise" angesehen.(189) Auf allen zehn Colleges, die vor der Revolution in Amerika gegründet wurden, wurde Hebräisch unterrichtet.(190)

Zwischen 1640 und 1660 kann sich unter den millenaristisch erregten Puritanern Neu-Englands ein philosemitischer Grundzug mit einem tendenziell altruistischen Glauben an den zivilisierbaren "Wilden" verbinden. Das Neue und das Alte Israel scheinen sich in England und Amerika für einen Moment zu einem weltgeschichtlichen Heilsprojekt zu treffen <...> Durch die Annahme der Theorie vom israelitischen Ursprung der Indianer und ihrer entscheidenden Rolle im millenaristischen Unternehmen der Puritaner entsteht eine existentielle Abhängigkeit: Die Konversion der einen, das heißt der Fortschritt in der Missionierung, wird zugleich zur eigentlichen Bestätigung der Erwählung der anderen. Basiert doch die religiöse und soziale Identität der puritanischen Siedler auf der Annahme, das Neue Erwählte Volk und das Neue Israel zu sein. Wenn die Indianer nun die "fleischlichen" Repräsentanten des Alten Israel sind, dann ist jeder zum Christentum übergetretene Native American ein Beweis dafür, dass die Puritaner und nicht länger das Alte Israel Gottes Erwählte sind.(191)

Bei dieser Ansichtsweise war auch Kapitel 11 des Römerbriefes des Paulus von besonderer Bedeutung: " et sic omnis Israhel salvus fierit" (Rm 11,24) und "conclusit enim Deus omnia in incredulitatem ut omnium misereatur" (Rm 11,32).(192) Die Bekehrung der als Juden angesehenen Indianer zum Christentum ist für die Erfüllung der Bedingungen für die Wiederkehr des Messias notwendig.

Die Ten Lost Tribes Theorie barg jedoch auch Gefahren für das puritanische Selbstverständnis als Neues Israel in sich.

Die innere Balance dieser "Jewish Christianity", wie Richard Popkin sie tituliert, blieb jedoch nur so lange gewahrt, wie die Puritaner in der erfolgreichen Indianermission beweisen konnten, dass sie das Recht hatten, das Neue Israel und der Hervorbringer des Millenniums zu sein. Blieben die Native Americans jedoch "verstockt" und wollten sie Jesus nicht als den Christus anerkennen, dann blieb das Alte Israel bestehen und nahm zugleich die Züge Judas und Kanaans an.(193)

Als die Missionierung scheiterte, wurde dieses Selbstverständnis erschüttert und es setzte eine Reaktion ein, die - verbunden mit wirtschaftlichen und politischen Problemen - "prämillenaristisches Spaltungs- und Katastrophendenken und die damit verbundenen Motive des Antijudaismus" zurückbrachte. Anstelle der"Ten Lost Tribes-Theorie" trat spätestens mit dem Indianerkrieg von 1675 die Ansicht, dass die Indianer von den Tartaren abstammen.(194) Nun

... bricht sich die ganze Wucht christlicher Dämonologie in prämillenaristischen Visionen bahn. Als Vorbereitung des Millenniums werden die für beide Seiten katastrophalen und durchaus gefährlichen Kämpfe als die letzte Schlacht Christi gegen den Antichristen und die wilderness als Armageddon gedeutet. Die Native Americans wandeln sich zum Inbegriff des Bösen, zu Satans Helfern und zur Armee von Gog und Magog.(195)

Die Idee der Abkunft der Indianer von den Juden lebte (und lebt) dennoch weiter. Samuel Adair, der ca. 40 Jahre unter den Indianern lebte, behauptete 1775 in The History of the American Indians, dass die Stämme Cherokee, Creek, Chickasaw von den Juden abstammen, was große amerikanische Debatten darüber auslöste.(196)

 

Das englische Israel

Aber auch in England wucherte die Sage von den"Zehn Stämmen" weiter und wuchs sich zu seltsamen Theorien aus. Die wichtigste von diesen behauptet, dass die Anglosachsen Abkömmlinge dieser "Zehn Stämme" sind. Die "British Israelite"-These wurde vom englischen Arzt John Wilson in seinem Buch "Our Israelitish Origin" und von George Moore (1861) in"The Ten Tribes" vertreten. Wilson behauptete, dass die Engländer von einem der"verlorenen Stämme", nämlich vom Stamm Efraim abstammen. In einem zweiten Buch mit dem Titel"TheMillennium" vertritt er die Ansicht, dass die Wiederkunft Christi unmittelbar bevorstehe. Reverend Glover schrieb 1861, dass er Verbindungen zwischen dem englischen Löwen und dem von Juda entdeckt habe. Das ganze gipfelte in einem Traktat von Edward Hein aus Manchester, das 1870 veröffentlicht wurde:"The English Nation Identified with the Lost House of Israel by Twent-seven Identifications". Bis 1910 wurden davon (es gab 1874 eine erweiterte Neuauflage) 405.000 Exemplare verkauft. (197)

Einige Vertreter der englischen Aristokratie wurden von derartigen Ideen beeinflusst und nahmen eine"British Israelite" Ideologie an. Kam nicht das Wort"british" von den hebräischen Wörtern"brit" und"ish", was"Bund" und"Mensch" bedeutet? "Thus, the English upper classes were the true children of the Old Testament covenant."(198) Arnold Toynbee schrieb 1934 in seinem Buch"A Study of History"

<<Fra i protestanti di lingua inglese si trovano ancora alcuni fondamentalisti che si reputano"il popolo eletto" nel senso letterale del termine, quale viene usato dal Vecchio Testamento. Questo ‘Israele Britannico’ fa fiduciosamente risalire il suo ceppo fisico alle scomparse Dieci Tribù>>(199) (A. Toynbee, Panorami della storia, Milano 1954, vol.II., pag. 53, so zitiert bei Cosco, 2).

"Die Überzeugung, dass die englische Monarchie Erbe des Königreiches Israel sei, gab dem britischen Imperialismus eine biblische Rechtfertigung." (200) Die Krönungsformel der Britischen Monarchen ist voll alttestamentarischer Sprachwendungen (Salbung wird mit Salbung Salomons durch den Priester Zadok und den Propheten Nathan verglichen). Einige glauben sogar an eine biologische Verbindung des Englischen Königshauses mit dem Davidischen (Königin Victoria ließ ihre Söhne durch einen Mohel beschneiden, Edward VII, Herzog von Windsor und Prinz Charles wurden auch von einem Mohel beschnitten). Der italienische Journalist und Autor Maurizio Blondet stieß 1991 in Washington auf die"British Israelites". In einem Heft mit dem Titel "The Prophetic Expositor" ist ihr Glaubensbekenntnis enthalten. Blondet: <<Presto tornerà il Messia e instaurerà il Regno di Dio, che sarà ‘un regno concreto e materiale, con territorio, leggi, popolo e trono’. Sarà ovviamente la Casa Reale Britannica, ‘discendente da Davide’, a occupare quel trono>>.(201)

 

Das amerikanische Israel

Cosco zitiert im Zusammenhang mit den biblischen Einflüssen auf das US-amerikanische Denken S. Bercovitch, America puritana, Roma 1992, und R. Gobbi, Figli dell’Apocalisse, Milano 1993. Nach Bercovitch stammt der Adler im amerikanischen Wappen aus der Offenbarung des Johannes (Apc. 12,14: et datae sunt mulieri duae alae aquilae magnae ut volaret in desertum in locum suum(202)). Der Historiker Romolo Gobbi fügt noch zwei Beispiele in diesem Sinne an, diesmal aus dem Alten Testament, und zwar Ex 19,4-6 (vos ipsis vidistis quae fecerim Aegyptiis quomodo portaverim vos super alas aquilarum et adsumpserim mihi <...> et vos eritis mihi regnum sacerdotale et gens sancta(203)) und Is. 40,31: (qui autem sperant in Domino mutabunt fortitudinem adsument pinnas sicut aquilae(204)).

Die Tatsache allein, die nationale Unabhängigkeit erreicht zu haben, brachte erneut den Mythos des auserwählten Volkes, der <<Retternation>> mit sich; so drückte sich beispielsweise Oberst David Humphreys, Gehilfe und Schützling des Generals Washington, in der Einleitung zu seinem Gedicht über die zukünftige Glorie der Vereinigten Staaten von Amerika aus:"Amerika, nachdem es während langer Jahre vom Rest der Welt verborgen war, wurde wahrscheinlich in der Reife der Zeit entdeckt, um der Schauplatz zu werden, an dem sich die edelsten Absichten der Vorsehung in ihren Geschenken an das menschliche Geschlecht offenbaren". (R. Gobbi, Figli dell’Apocalisse, Milano 1993, pagg. 220-21).(205)

"Die prämillenaristische Rhetorik, deren Kern sich aus älteren antijudaistischen Quellen des christlichen Millenarismus speiste <...> spielt im religiösen Radikalismus der USA bis heute eine immense Rolle."(206)

Auch die Vorstellung, das "Wahre erwählte Volk" und das Neue Israel zu sein, setzt sich nicht nur in der demokratischen civil religion und beispielsweise im philosemitischen Selbstkonzept der Mormonen fort, sondern wird als ideologischer Hintergrund von rechtsgerichteten gewaltbereiten Gruppierungen wie den <...> antisemitischen "Aryan Nations" benutzt.(207) In ihrer im Internet veröffentlichen "Declaration of Independence" behauptete die Gruppe, dass "nicht die Juden, sondern die Angelsachsen" das "Erwählte Volk" sind, alle "anderen Rassen stehen auf dem Niveau der Tiere und die Juden seien die ’Kinder Satans’".(208)

"Dieses sind die absurden Voraussetzungen, auf denen sich der amerikanische Fundamentalismus gründet, der in jedem seiner Kriege eine Art von Kreuzzug sieht." Allein in diesem Jahrhundert haben die USA "Endkriege" gegen den Faschismus, gegen den Kommunismus und letztlich auch gegen den islamischen Fundamentalismus geführt. <<Und vor Allem sind sie noch zutiefst davon überzeugt, ein"erwähltes Volk", eine"Retternation" zu sein.>>(209)

 

Man sucht noch immer nach den "Zehn Stämmen" ...

Hier einige Beispiele der modernen Suche nach den "Verlorenen Zehn Stämmen". Lord Kingsborough widmete "den größten Theil seines bedeutenden Vermögens, seine Zeit und seine Kenntnisse der Veröffentlichung einer Sammlung amerikanischer Documente, um zu beweisen, dass die Amerikaner von den Juden stammen." (210) Joseph Smith glaubte offensichtlich auch an diese Theorie; 1831 gründete er die Religion der Mormonen. Er prophezeite die Entstehung eines neuen Jerusalems in der Wüste, wo sich alle Gläubigen, einschließlich der Stämme Israels, zusammenfinden würden. Er verkündete sogar die Wiederkehr des Messias für 1890. Wieder festigte sich der Glaube, die Indianer seien die Nachfahren der 10 Stämme, was tragisch für die Indianer endete. Die Mormonen sandten Emissäre zu den sogenannten "Lamaniten" und luden sie ein, sich taufen zu lassen. In Wovoka sahen die Mormonen den ersehnten Erlöser, seine "messianische Bewegung" gipfelte im Geistertanz von 1890 und endete mit der Tragödie von Wounded Knee.(211)

Man hört nicht ganz überzeugende Thesen, wie "Der verlorene Stamm lebt in Japan", wozu angenommene Ähnlichkeiten zwischen der shintoistischen Religion und der jüdischen, verschiedene gemeinsame Gebräuche, sowie einige ähnliche Wörter herangezogen werden. Es gebe auch Tausende Wörter im Japanischen, die keine etymologische Grundlage in dieser Sprache haben. Der erste bekannte König von Japan, Osee, der um 730 . regiert hat, wird wegen der Namensähnlichkeit mit Hosea, dem letzten König von Israel, identifiziert. Unter den Samurai gebe es auch den Glauben, dass ihre Vorfahren um 660 BCE aus dem Westen nach Japan gekommen wären. "Samurai" klinge auch ähnlich wie "Samaria", und der japanische König soll vom Stamm Gad abstammen.(212) Piazza meint dazu wahrscheinlich richtigerweise, dass es vielleicht frühe Kontakte gegeben haben könnte. Erwiesen ist, dass die Juden die ersten Fremden waren, die sich nach der Öffnung Japans 1862 dort niedergelassen haben. Die Juden von Japan sind als Händler von überall her gekommen, auch aus Amerika und Europa. Ob Abkömmlinge der "Zehn Stämme" dabei seien, sei "sehr fraglich".(213)

Von den äthiopischen Juden (Falashas), die bereits nach Israel "heimgeführt" worden sind, ist sicher, dass sie schon sehr lange in Afrika exiliert waren. Sie besitzen eine Torah in Gez, einer semitischen Sprache (oder Dialekt). Von den nachbiblischen Gesetzen hatten sie keine Kenntnis. Sie nennen sich selbst Beth Israel und wurden mit Dan, einem der Zehn Stämme, in Zusammenhang gebracht. "This association has eased the process of their return to the state of Israel in recent times."(214)

Auch in China - so glaubt man - wurden Angehörige der Zehn Stämme gefunden. Hier kommen wieder die Bnei Menashe aus Indien ins Spiel, die seit 1997 nach Israel emigrieren. Sie haben eine mündliche Tradition, in der ihre Flucht aus der assyrischen Sklaverei bis nach Kaifeng in China, wo sie 240 B.C.E. eingetroffen sein sollen, beschrieben wird. Von dort sollen sie nach Vietnam, in die Philippinen, Siam, Thailand, Malaysien, Burma und Indien gewandert sein. Um 1970 begannen sie, den Ursprung ihrer Religion zu erforschen und kamen zur Überzeugung, dass sie von Juden abstammen.(215) Dann gibt es noch ca. 250.000 Angehörige der Chiang oder Chiang-Min von West Szechuan. Nach ihrer mündlichen Überlieferung stammen sie von einem Ahnherrn namens Abraham, der zwölf Söhne hatte, ab. Sie seien vom Westen eingewandert und diese Wanderung habe drei Jahre und drei Monate gedauert.(216)

Schließlich noch die Stammesgruppe der "Pathans", die zwischen Afghanistan, Pakistan und Kashmir beheimatet ist und 15 Millionen Menschen umfasst. Sie behaupten, von Kish, einem Ahnen des biblischen Königs Saul, abzustammen. Viele meinen, Kinder der "Verlorenen Israeliten" zu sein. Sie beachten die Beschneidung am 8. Tag, zünden Kerzen am Freitagabend und haben Speisetabus ähnlich wie die jüdische Kashrut-Gesetze.(217)

Der kurioseste Artikel lautet"Cohanim Modal Haplotype (the CMH) findes the Ten Lost Tribes!" -" unter irakischen Kurden, Ungarn und Armeniern". Hier wurden genetische Untersuchungen durchgeführt (Haplotype = haploider Genotyp). Die DNA-Genealogie (das CHM) hätte ergeben, dass die Majorität der Süd- und Mittelitaliener (plus die Mehrheit der Ungarn) alte Hebräer seien - nämlich Abkömmlinge der zehn, nach Medien deportierten Stämme. Der Autor bezieht sich auch auf Josephus Flavius’ "Jüdische Altertümer" XI. Wenn Josephus zu seiner Zeit angebe, sie "sind jetzt eine immense Zahl", können sie nicht total verschwunden sein. Sie leben vielmehr hauptsächlich in der Region, die heute das Hauptsiedlungsgebiet der Kurden ist. (218) Derartige Untersuchungen hat es tatsächlich in Bezug auf die gemeinsame Abstammung der "Cohanim" (Angehörige der Priesterklasse) gegeben. Dr. Avshalom Zoosmann-Diskin hat jedoch das Ergebnis dieser genetischen Untersuchungen stark in Frage gestellt. Clark erwähnt dies auch samt der zugehörigen Internetadresse, in dem der Artikel Zoosmann-Diskins nachzulesen ist.(219)

Noch weiter geht Yair Davidi in seinen Hypothesen. Für ihn dominiert der Stamm Ephraim England und der Stamm Menasse die USA. Das amerikanische Raumfahrtprogramm ist eine der Segnungen, die Menasse in der Bibel versprochen wurden, und die Israeliten von Nordamerika werden als erster Stamm der "Verlorenen Zehn Stämme" erlöst werden. Davidi lebt in Jerusalem.(220) Auf seiner Homepage(221) zählt er unter dem Titel "Identity of the Lost Tribes" die Kriterien auf, nach welchen gewisse Völker israelitischen Ursprungs seien, und welche nicht.

Some of these qualifying signs are: 1. a relative lack of anti-semitism <…> 2.doers of justice implying social empathy <…> 3. possessors of military prowess <…> 4. intellectually wise <...> 5. economic and physical blessings <…> 6. archaeological and historical proofs <…> 7. biblical evidence <…>(222)

Archäologische Evidenz gebe es durch Funde (z.B. Dolmen), israelitische Gebräuche in der Vergangenheit, Legenden, geschichtliche Aufzeichnungen, linguistische Beweise usw.

Such evidence exists, is plentiful, and despite some difficulties is available and the present author is surprised that very little seems to be done to let people know about it. Examples of relevant finds worthy of more investigation and emphasis should include obvisious"Assyrian" and Near Eastern elements in early Irish and Pictish art as well as Anglo-Saxon finds (such as the metallic standard at Sutton Hoo) based on ancient Middle Eastern prototypes.(223)

Die"Zehn Stämme" können in folgenden Ländern gefunden werden: Ephraim in Großbritannien, Manasseh in Amerika (wobei offensichtlich die USA und Kanada gemeint ist), Reuben in Frankreich, Simeon bei den Kelten, Issachar bei den Schweizern und Finnen, Zebulon in Holland, Gad in Schweden, Asher bei den Schotten, Dan bei den Dänen und Kelten und Naphtali bei den Norwegern.(224) Im Kapitel "Jeremiah Perspectives by Yair Davidiy" bezieht sich der Autor auch auf Menasse ben Israel und seine Schrift "Hope of Israel"(225).

Dr. Yaakov Geller von der Bar-Ilan Universität in Tel Aviv befasst sich in einem langen Artikel vom Jänner 2004 mit den rund 40.000 indischen Juden, die heute in Israel leben. Unter den verschiedenen Theorien über ihre Abstammung findet sich auch die, dass sie Abkömmlinge der Zehn Stämme sind. Sie nannten sich Bnei Israel, um während der moslemischen Herrschaft über Indien nicht als Juden erkannt und zur Konversion gezwungen zu werden.(226) Sicher ist, dass sie 2.000 Jahre vom Rest der jüdischen Gemeinschaft abgeschnitten waren. Sie hatten die hebräische Sprache und die meisten Gebote der Tora vergessen, isolierten sich aber von den Nichtjuden des Landes. Sie kannten den ersten Vers des Shma Israel, hielten den Sabbat, fasteten am Jom Kippur, an dem sie sich in weiß kleideten. Alles, was sie über Pessach wussten, war das Verbot, gesäuertes Brot zu essen. Sie kannten Hanukka und Purim nicht, hatten nichts von Talmud und Mischna gehört, und hatten weder Priester noch Leviten. Den 9. Ab und das Fasten Gedaliah hielten sie. Diese Tage erinnern an die Zerstörung des ersten Tempels. Die Speisegesetze wurden strikt eingehalten und sie glaubten an das Kommen des Messias, der sie nach Jerusalem führen würde. Im 19. Jahrhundert fand unter dem Einfluss und der Anleitung von Juden aus Bagdad und Yemen ein religiöses Erwachen in dieser großen Gemeinschaft statt. Sie bekamen Tora-Rollen, eine Synagoge und Schulen, deren Lehrer aus Bagdad oder Yemen waren. (227)

Auf Menasse ben Israel’s Esperança de Israel und seinen Bericht über die Aussagen Antonio de Montezinos’ gehen die Überlegungen von Rabbi Marvin Tokayer zurück. 1974 soll in Südamerika eine Menorah aus Stein gefunden worden sein, auf deren Seite "Pascha" (Pessach) auf aramäisch geschrieben war. Einige Meter davon wurde auch ein Stein mit dem Wort "Tzipora" (Name der Frau des Moses) und einem eingravierten Schiff gefunden. Dieser Stein soll 3.000 Jahre alt sein.(228)

 

Zusammenfassung

Menasse ben Israel konnte die Auswirkungen der englischen Übersetzung seines Werkes"Hope of Israel", nicht ahnen. Hatte schon sein Besuch in England Anlass zu antijüdischen Reaktionen gegeben und musste er mit einer eigenen Apologie darauf antworten, so wurde "Hope of Israel" "an important piece of Jessish messianism primarily because of the notoriety Gentiles gave it."(229)

Die Apologie "Rettung der Juden" trug ebenfalls bei, im Puritanismus jene Grundstimmung der englischen Religiosität zu schaffen, aus der letzten Endes das

Interesse Englands an Palästina und an der Verwirklichung des Zionismus zu großem Teile zu erklären sein dürfte <...> der Glaube des Engländers, ein Sohn der verschollenen zehn Stämme Israels zu sein, schafft noch heute jener englischen Politik einen Rückhalt im Volke, die von Uganda zur Deklaration Balfours geführt hat ...(230)

1952 antwortete Sir Oliver Locker-Sampson auf die Frage nach den Gründen der englischen Politik zugunsten des Zionismus und des Staates Israel:"Winston (Churchill), Lloyd George, Balfour e io siamo stati allevati come protestanti integrali, credenti nell’avvento di un nuovo Salvatore e quando la Palestina ritornerà agli ebrei".(231) Zu bemerken ist jedoch in diesem Zusammenhang, dass "christlicher Hebraismus und christlicher Zionismus nicht notwendigerweise Sympathie für die Juden hervorbrachten".(232)

Unter dem Titel "The United States and Britain in Prophecy" veröffentlicht die "Church of God - eim" (USA) einen Auszug aus einem gleichnamigen Buch von Herbert W. Armstrong aus 1980. Hier werden die "Zehn Stämme" sogar eindeutig von den Juden abgetrennt:

... that the JEWS are a different nation altogether from ISRAEL. It is WRONG to call the Jews of today "Israel". They are not Israel - they are JUDAH! And wherever ISRAEL is today, remember that ISRAEL does not mean Jew! Whoever the lost ten tribes of ISRAEL are today, they are not Jews! <…> The two tribes at Jerusalem under the Davidic king are merely called the House of JUDAH. But of Ephraim and Manasseh, sons of Joseph, the dying Israel had said,"Let my name be named on them." And truly they now BEAR the name of ISRAEL. It is the TEN tribes that are called"ISRAEL."

From here on, the tribe of Judah, with Benjamin and a portion of the priests of the tribe of Levi, are called"JUDAH" not Israel. The TEN tribes, headed by Ephraim and Manasseh, from this time on are called"ISRAEL." They are not Jews, and never were called Jews!(233)

Was eine derartige Betrachtungweise für den Staat"Israel" bedeuten mag, sei dahingestellt. Nicht zu sprechen von Liturgie und Gebet!

Auch im innerjüdischen Bereich ist heute die Suche nach den "Zehn Stämmen" wieder im vollen Gang. Die Heimführung zeitlich und räumlich weit versprengter jüdischer Gemeinden (z.B. Falashas aus Äthiopien, Bnei Israel aus Indien, Cochin-Juden, Baghdadis) nach Israel hat aber auch zu sozialen und religiösen Konflikten geführt. Hier wäre eine Art von Diskriminierung der "schwarzen" Juden Israels durch die "weißen" Juden zu erwähnen, über die von ersteren geklagt wird.(234) Außerdem gab es schon ab 1957 eine Diskussion der Rabbiner über die Jüdischheit der Bnei Israel, die erst 1998 von Rabbi Ovadiah Yosef mit einem Gutachten definitiv beendet wurde.

I hereby state clearly the learned opinion of Torah that the community of Benei Yisrael from India are proper Jews in all respects, and they may enter the community and marry any Jew according to the laws of Moses and Israel, without any doubt and without any need for examination or clarification. It is a great commandment to embrace them and bring them closer to Jewish educational institutions, keeping the Torah and its commandments, and to accept them in Torah-oriented educational institutions, Talmud-Torah schools and yeshivas, for they have all been blessed with goodness and a pure heart and love for drawing closer to Torah, and they lend a heeding ear to all the eminent scholars of Torah and its standard-bearers.(235)

Aber es kommt auch Kritik aus dem Ausland. So schreibt beispielsweise die "Asian News" am 30.6.2005 unter dem Titel "India’s exodus": ONE would have thought that the last thing Israel/Palestine needed was a new ethnic minority …" Es handelt sich um die"Bnei Menashe", die sich selbst auch zu den Zehn Stämmen zählen. Diese Gruppe von mongolischem Aussehen wohnt in Indien zwischen Bangladesh und der Grenze von Burma. Bis zuletzt habe ihr "bizarrer" Abstammungsanspruch in die Kategorie "space-aliens-built-the-pyramids" gehört. Aber der sephardische Chef Rabbi von Israel, Shlomo Amar, erklärte, dass die Gruppe wirklich zu den Zehn Stämmen gehört. Jetzt bereiten sich 2.700 Bnei Menashe auf die Heimkehr nach Israel vor. Aber es werden noch mehr werden, meint die "Asian News", weil die dortige ethnisch ähnliche Bevölkerung, davon viele bekehrte Christen, in der Hoffnung auf Land und Heimstätten zum Judentum wechseln könnten.(236)

Mit der Existenz des Staates Israel wurde die in der Mitte des 17. Jahrhunderts von Menasse ben Israel - übrigens der Lehrer des Philosophen Baruch Spinoza - populär gemachte Legende von den Zehn Stämmen zu einem "politischen Dilemma". "Should Israel, according to its own Law of Return, recognize as citizens of the state every group that proclaims itself as a descendent of The Ten Lost Tribes?" Diese Frage stellt Ariel Segal in seiner Vorbemerkung zum Artikel"The Ten Lost Tribes of Israel: Looking for The Remnants" (Mai 1999). Den am meisten überzeugenden Anspruch auf diese Abstammung haben die Samaritaner, deren Mehrheit in Israel lebt und die israelische Staatsbürgerschaft besitzt. Einen neuen Impetus habe die Frage durch die Gründung der Institution von Rabbi Eliahu Avihail "Amishav" erfahren, die "den Globus" nach Resten der Zehn Stämme durchsucht. 1994 brachte "Amishav" 57 Mitglieder der Gemeinde von Manipur (Grenze Burma/Indien) nach Kiriat Arba in Hebron (palästinensisches Gebiet). Rabbi Avihail sei der Meinung, dass auch Millionen des Stammes Pathan, die in Pakistan und Afghanistan wohnen, Abkömmlinge der Zehn Stämme sind. (237)

If we accept all the current theories regarding the Ten Lost Tribes, then many would pertain to groups which currently beyond the bounds of Judaism. For example the Mormons of Utah, the Black Hebrews of Chicago who claim to be the real Jews, the lighter-skinned ones being a corruption of the original, and the Jamaican Rastafarians, such as the famed reggae singer Bob Marley, who believed to have been descended from the Ten Lost Tribes, exiled first to Ethiopia, and then torn from their homes and brought to the Americas as slaves.(238)

Wie man sieht, ist die Suche nach den "Zehn Verlorenen Stämmen" noch lange nicht beendet und ist seit Menasse ben Israels These zu einer politischen und religiösen Angelegenheit geworden.

© Elisabeth Wies-Campagner (Luxembourg/Wien)


 

ANMERKUNGEN

(1)  .jewishencyclopedia.com/ Letzter Zugriff 17.9.2005. Discussion Forum. Topic Title: American Hebrew.Message Posted by Principal Chief Tali Yona Alehvsga Tate on 2003-01-08 04:39:58

(2)  www.culture.hu-berlin.de/ub/frame_volltexte.html Homepage von PD Ulrike Brunotte. Ulrike Brunotte.,New Israel’ in der Neuen Welt und der Ursprung der,Indianer’. Zur millenaristischen Ethnographie des frühen amerikanischen Puritanismus, 15, letzter Zugriff 15.9.2005.

(3) Vgl. Werner Stein. Kulturfahrplan. Berling/Darmstadt/Wien 1962 (1946).

(4) Die "Zahl des Tieres" nach der Offenbarung des Johannes beträgt 666, was auf 1666 übertragen wurde; nach dem Sohar war das Jahr 1648 errechnet worden.

(5) Judah, Benjamin und Levi blieben im Süden; Ephraim und Menasseh (auch "Manasseh") sind die Söhne Josephs, also eigentlich zwei "Teilstämme".

(6) Vgl. Dr. Salomon Ullmann. Geschichte der spanisch-portugisischen Juden in Amsterdam im XVII. Jahrhundert. In: Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft, V. 1907-5668. Frankfurt 1907, 10 f.

(7) Vgl. Cecil Roth. A History of the Marranos. Fourth edition with a New Introduction by Herman P. Salomon. New York 1974 (1932), 260.

(8) Laut Kayserling (Dr. M. Kayserling. Menasse Ben Israel. Sein Leben und Wirken. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Juden in England. In: Jahrbuch für die Geschichte der Juden und des Judenthums. Zweiter Band. Leipzig 1861, 124, Fussnote 122) war seine Mutter, deren Tod er 1651 meldet, eine geborene Soeiro. Daraus folgt, dass der christliche Name seines Vaters Dias war.

(9) Vgl. Stephen Sharot. Messianism, Mysticism, and Magic. A Sociological Analysis of Jewish Religious Movements. Chapel Hill 1982 2, 105,"in Madeira getauft ” ".

(10) Vgl. Ullmann, 32. Nach Ullmann falsche Ortsangabe bei der Anmeldung aus Angst vor spanischen Spionen. "So finden wir, dass Menasse Ben Israel als seinen Heimatsort La Rochelle in Frankreich bezeichnete (Note 1: Puyboeck 1621-1624 fol.95, Centraal Blad voor Israeliten in Nederland 1905 No. 23)."

(11) Menasseh Ben Israel. Esto es Esperança de Israel, מקוה ישראל Amsterdam Año 5410 (1650), 97, in der Folge im Text mit Esperança und Seitenanzahl angeführt.

(12) Vgl. Meyer Kayserling. Geschichte der Juden in Spanien und Portugal. Zweiter Teil. Geschichte der Juden in Portugal. Hildesheim 1978. Reprint (1867), 284 f.

(13) Vgl. Kayserling (The Life and Labours of Manasseh Ben Israel: Being a contribution to the history of the Jews in England, from original sources. Translated from the German of Dr. M. Kayserling by the Rev. Dr. F. De Sola Mendes. New York/London 1877), 7.

(14) Vgl. Kayserling, Menasse, 127.

(15) Vgl. Roth, Marranos, 248.

(16) Vgl. Kaulen in: Wetzer und Welte. Kirchenlexikon. 12 Bde. Freiburg/Breisgau 1889 2.

(17) Vgl. Roth, Marranos, 248.

(18) Vgl. Kayserling, Menasse, 127.

(19) Vgl. Kayserling, Menasse, 124 f.

(20) Vgl. Kayserling, Menasse, 92, Note 21.

(21) Vgl. Kayserling, Menasse, 126.

(22) Vgl. Cecil Roth. The Spanish Inquisition. New York 1964, 20 - 25.

(23) Vgl. in diesem Zusammenhang Fritz Baer. Die Juden im christlichen Spanien. Veröffentlichungen der Akademie für die Wissenschaft des Judentums, Historische Sektion, Vierter Band, Erster Teil, Urkunden und Regesten, I. Aragonien und Navarra, Berlin 1929.

(24) Baer, 718.

(25) Vgl. Roth, Inquisition, 26 - 31.

(26) Vgl. Cohen, Introduction. In: The Jewish Experience in Latin America. Selected Studies From The Publications of The American Jewish Historical Society. 2 Vol. Edited with an Introduction By Martin A. Cohen. New York 1971, XIX f.

(27) Vgl. auch Don Juan Llorente. Historia critica de la Inquisicion de España. Madrid 1822, I. Bd., 112 f. Der Raub des Kindes von la Guardia soll 1489 erfolgt sein, dessen Kreuzigung 1490; Llorente bringt einige derartige "Fälle"; auch jüdische Ärzte sollen am Tod "vieler Christen" schuld gewesen sein.

(28) Vgl. Roth, Inquisition, 57.

(29) Vgl. Ullmann, 3 - 5.

(30) Vgl. Roth, Inquisition, 136 f.

(31) Gustav Karpeles. Geschichte der jüdischen Literatur. 2 Bde. Berlin 1909, Bd. 2, 8.

(32) Vgl. Kayserling, Menasse, 86. Kayserling gibt das Todesdatum mit 3.8.1601 an.

(33) Vgl. Kayserling, Geschichte der Juden in Portugal, 46, Note 2: Es heisst in der Beschreibung des Autos=da=Fé: O Retrato da pessoa condemnada pelo S. Oficio era do capucho frei Diogo do Assumçao ...

(34) "Prendenle en Valladolid año 1644 y a los 20. suyos ... ».

(35) Vgl. M. Kayserling. Sephardim. Romanische Poesien der Juden in Spanien. Ein Beitrag zur Literatur und Geschichte der spanisch-portugiesischen Juden, Leipzig 1859, 203 f., und H. Graetz. Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, aus den Quellen neu bearbeitet. 3. vermehrte und verbesserte Auflage, Leipzig o.D., Bd. 10, 94.

(36) "sangre Jsraelita" ... "no menos zelo an tenido los nuestros".

(37) Vgl. Kayserling, Sephardim, 204.

(38) Vgl. Arnold Wiznitzer. Isaac de Castro, Brazilian Jewish Martyr. In: The Jewish Experience in Latin America etc., Vol. II., 205 - 212.

(39) Vgl. Wiznitze r, Isaac de Castro, 213 - 216.

(40) Vgl. Cohen, Introduction, XLVII f.

(41) Vgl. Graetz, Bd. 10, 93.

(42) Vgl. Cohen, Introduction, XLVIII f.

(43) Vgl. George Alexander Kohut. The Trial of Francisco Maldonado de Silva. In: The Jewish Experience in Latin America etc., Vol. II, 45 f.

(44) Vgl. Kohut, Trial, 51 - 53.

(45) Vgl. Roth, Inquisition, 210.

(46) Vgl. Roth, Inquisition, 217.

(47) Vgl. Arnold Wiznitzer. Crypto-Jews in Mexico during the Seventeenth Century. In: The Jewish Experience in Latin America etc., Vol. I., 140 - 143.

(48) Vgl. Wiznitzer, Crypto-Jews, 155 -58.

(49) Vgl. Johann Maier. Geschichte der jüdischen Religion. Freiburg i. Br. 1992 2 (1972), 559.

(50) Diogo Pires, ein Marrano, Sekretär des portugiesischen Königs, als Jude Shlomo Molcho, glaubte, der Messias zu sein; er wurde unter Karl V. in Mantua als Häretiker verbrannt. Reubenis Spur verliert sich in Portugal. Die Ankunft des Messias war für 1540 vorausgesagt worden.

(51) Vgl. Salo Wittmayer Baron. A social and Religious History of the Jews. 16 Vol. New York/London 1969 2, Vol. XIII, 249f.

(52) Vgl. Karpeles, 269 f.

(53) "Glanz", aramäisch, Rabbi Shimon bar Yochai zugeschrieben, wirklich von Moses de Leon (ca. 1240-1305).

(54) Vgl. Karpeles, 273 ff.

(55) Vgl. Maier, 576.

(56) Vgl. Israel Zinberg. A History of Jewish Literature, translated and edited by Bernhard Martin. 5 Bde. New York 1974, Vol. V, 127.

(57) Vgl. Karpeles, 280.

(58) Vgl. Gershom Scholem. Sabbatai Zwi. Der mystische Messias. Ins Deutsche übertragen von Angelika Schweikhart. Frankfurt am Main 1992, 112 - 116.

(59) Vgl. Wittmayer Baron, 245.

(60) Vgl. Scholem, Sabbatai Zwi, 117 f.

(61) Vgl. Graetz, 10. Bd., 83.

(62) Vgl. Wittmayer Baron, 195 ff.

(63) "Frohe Botschaft für Israel vom Messias, dass nämlich die Erlösung Israels von allen seinen Nöten, seine Befreiung aus der Gefangenschaft und die ruhmreiche Ankunft des Messias nahe sei, zum Troste für Israel aus den heiligen Schriften, alten und neuen Testaments, von einem Christen, welcher ihn mit den Juden erwartet"; Bonum nuntium Israeli etc., Amsterdam 1655.

(64) Vgl. Kayserling, Menasse, 118.

(65) Vgl. Graetz, 10. Bd., 100.

(66) Vgl. Kayserling, Menasse, 104.

(67) Vgl. Graetz, 10. Bd., 101.

(68) Vgl. Graetz, 10. Bd., 83 - 85.

(69) Vgl. Wolgang Philipp. Spätbarock und frühe Aufklärung. Das Zeitalter des Philosemitismus. In: Kirche und Synagoge. Handbuch zur Geschichte von Christen und Juden. Herausgegeben von Karl Heinrich Rengstorf und Siegfried von Kortzfleisch, 2 Bd. Stuttgart 1970, Bd. I., 67 - 70.

(70) Vgl. Richard H. Popkind (ed.). Millenarianism and Messianism in English Literature and thought 1650-1800. Leiden/New York/Koebenhavn/Köln 1988, 13 - 16.

(71) Vgl. Popkin, 16 f. Nach Cecil Roth. A History of the Jews in England. Oxford 1949 2, 150, wurde Sir Henry Finch eingesperrt.

(72) Vgl. Popkin, 18 f.

(73) Vgl. Roth, Jews in England, 149 f., und Note 1, Seite 150:"thus in 1650 Joshua Garment proclaimed a halfdemented farmer named John Robins as King of Israel, declaring that before the coming Michaelmas he would divide the sea like Moses and bring the Jews of the world back to Palestine. At much the same time Thomas Tany, a London silversmith, discovered that he was a Jew of the tribe of Reuben, and announced the imminent rebuilding of the Temple at Jerusalem, with himself <...> aus High Priest (zit. R. Matthews, English Messiahs, London 1936) ” ".

(74) Vgl. Roth, Jews in England, 151.

(75) Vgl. Haim Hillen Ben-Sasson (Hg.). Geschichte des jüdischen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München 1994 3, 799.

(76) Vgl. Scholem, Sabbatai Zwi, 117.

(77) Oliver Cromwell’s Letters and Speeches. With elucidations By Thomas Carlyle. 3 vol. London 1857, II. Band, 23 f.

(78) Carlyle, III. Band, 22-27.

(79) Vgl. Popkin, 24.

(80) Vgl. The Hysterical Historian. Mrs. Haddington,"a woman of fine partes ” ". The Foxearth and District Local History Society. www.foxearth.org.uk, letzter Zugriff 14.9.2005.

(81) Vgl. Norbert Fiks 2001. www.ewetel.net, letzter Zugriff 14.9.2005.

(82) Encyclopedia Judaica: Divrei ha-Yamim le-Malkhei Zarefat u-le-Malkhei Beit Ottoman ha-Togar, Sabbioneta 1554, 1496-1578.

(83) The University of North Carolina Presse. God’s Sacred Tongue. Hebrew and the American Imagination. By Shalom L. Goldman. Copyright © 2004 by the University of North Carolina Press. From the book. Chapter One. Lost Tribes and Found Peoples. http://uncpress.unc.edu/chapters/goldman_gods.html, letzter Zugriff 14.9.2005, 4.

(84) Vgl. M. Kayserling. Christoph Columbus und der Antheil der Juden an den spanischen und portugiesischen Entdeckungen. Berlin 1894, 84 f.

(85) Spanischer Text in Kayserling, Columbus, Anhang VIII, 138-142; freie Übersetzung und Zusammenfassung von mir. Die Schriftzitierungen folgen dem Dokument.

(86) In Esperança, 1 - 16.

(87) Der Namensähnlichkeit mit Antonio Montesinos, Dominikanermönch und Verteidiger der Rechte der Indianer (gest. 1545) konnte ich hier nicht nachgehen.

(88) Rabbi Martin Zielonka. Francisco Rivas. In: The Jewish Experience in Latin America etc., Vol. II, 66-69.

(89) "por via de una gente oculta"

(90) Der Grund der Verhaftung wird nicht erwähnt.

(91) Beistriche laut Druck.

(92) Dieser Ausdruck ist mir fremd.

(93) Vgl. Goldman, 1-3.

(94) Vgl. Brunotte, 7-9.

(95) Menasseh ben Israel - The Hope of Israel. Menasseh ben Israel to John Dury, 1649. www.jhom.com/personalities/ben_israel/popup_letter_dury.htm letzter Zugriff 7.12.2005

(96) Vgl. Brunotte, 9 f.

(97) Vgl. Kayserling, Menasseh, 109 f. und Note 78, S. 109.

(98) Es folgt meine sinngemässe Übersetzung aus dem Spanischen. Grössere Auslassungen sind angemerkt.

(99) Benito Arias Montano 1527 - 1598.

(100) 1437-1508

(101) Salomonen

(102) 1 spanische Meile (legua) = 5,7 km.

(103) "feos de cuerpo, y de rudo entendimiento"

(104) "principalmente de tantos nobles y doctos señores, que por sus Epistolas me obligaron, a que diesse mi parecer obre aquella Relacion « 

(105) vgl.Cecil Roth, Jews in England, 140 f.

(106) vgl. Roth, Marranos, 253-256.

(107) Vgl. Kayserling, Menasse, 129, Note 141.

(108) Vgl. Roth, Jews in England, 143.

(109) Vgl. Roth, Marranos, 257, und Roth, Jews in England, 144.

(110) Vgl. Wittmayer Baron, 498.

(111) Vgl. Roth, Jews in England, 144.

(112) Wittmayer Baron, 129.

(113) Vgl. Roth, Jews in England, 144-147.

(114) Vgl. Roth, Marranos, 258 f.

(115) vgl. Roth, Jews in England, 160.

(116) Vgl. Werner Keller. Und wurden zerstreut unter alle Völker. München/Zürich 1973 (1966), 348.

(117) Vgl. Solomon Grayzel. A History of the Jews. From the Babylonian Exile to the Establishment of Israel, Philadelphia 5724-1964, 134.

(118) Kayserling, Columbus, 81, Note 1: F. Rivas Puigcerver, Los Judios y el Nuevo Mundo (Mexiko 1891). S. auch Boletin de la real Academia de la Historia (Ces. Fernández Duro), XX, 215 ff. und XIX, 364.

(119) Vgl. Zielonka, Rivas, 68 f.

(120) Zielonka, Rivas, 70 f.

(121) vgl. Grayzel, 134.

(122) Vgl. Kayserling, Columbus 83, und Roth, Marranos, 273.

(123) Vgl. Kayserling, Columbus, 113.

(124) Vgl. Roth, Marranos, 274.

(125) Vgl. Roth, Marranos, 283.

(126) Vgl. Cohen, Introduction XXII-XXIV.

(127) Vgl. Kayserling, Columbus, 98-101.

(128) Vgl. Kayserling, Columbus, 102 f.

(129) vgl. Wittmayer Baron, 141 f.

(130) vgl. Jüdisches Lexikon.

(131) Vgl. Kayserling, Geschichte der Juden in Portugal, 2. Teil, 294.

(132) Die Krypto-Juden oder Scheinchristen wurden im portugiesischen Braslien nie als "Marranen" bezeichnet.

(133) Vgl. Herbert I. Bloom. A Study of Brazilian Jewish History 1623-1654, based chiefly upon the findings of the late Samuel Oppelheim. In: The Jewish Experience in Latin America, etc. Vol. 2, 89.

(134) Vgl. Roth, Marranos, 285 f.

(135) vgl. Bloom, 89-91.

(136) vgl. Bloom, 83-87.

(137) Vgl. M. Kayserling. The earliest Rabbis and Jewish Writers of America. In: The Jewish Experience in Latin America, etc. Vol. 2, 185."Menasse intends to emigrate to Brazil, ” " writes the old Vossius in January, 1640, to Hugo Grotius,"he will there be chiefly engaged in business. Family circumstances compel him to take this step, as he is without means. ” ""I wish from my heart that Menasse may do well, ” " answered Grotius on the 2d of February,"and only regret that his circumstances cause him to move so far away from us. If I could render him a service in return for the many kindnesses he has shown me, I should do it with pleasure. I always believed that the Jews of Amsterdam were rich and liberal, but I see now that I was mistaken ” ".

(138) Vgl. Kayserling, Rabbis, 186.

(139) Vgl. Cohen, Introduction, LVI.

(140) Vgl. Wittmayer Baron, 501.

(141) Vgl. Kayserling, Geschichte der Juden in Portugal, 294.

(142) Vgl. Wittmayer Baron, 501.

(143) Vgl. Arnold Wiznitzer. The minute Book of Congregations Zur Israel of Recife and Magen Abraham of Mauricia, Brazil. In: The Jewish Experience in Latin America etc. Vol. II, 245.

(144) Vgl. Cohen, Introduction, LV f.

(145) vgl. Wiznitzer, Minute Book, 257.

(146) Vgl. Bloom, 97-103.

(147) "shiploads of poor Jews"

(148) Vgl. Bloom, 111, und Cohen, Introduction, LV.

(149) Vgl. Bloom, 118.

(150) Vgl. Roth, Marranos, 288.

(151) Vgl. Cohen, Introduction, LVII.

(152) Vgl. Kayserling, Geschichte der Juden in Portugal, 295.

(153) Vgl. Arnold Wiznitzer. The Exodus from Brazil and Arrival in New Amsterdam of the Jewish Pilgrim Fathers, 1654. In: Jewish Experiences in Latin America, etc. Vol. II, 318.

(154) Vgl. Roth, Marranos, 289-293.

(155) Vgl. Bloom, 88.

(156) Wiznitzer, Exodus, 326 f.

(157) vgl. Scholem, Sabbatai Zwi, 387.

(158) Vgl. Graetz, Band 10, 88, Anmerkung 4: <...> Basnage, Wolf und de Rossi halten sie für die pseudonyme Schrift eines portugiesischen Juden. Allein Holmes hat sie für echt gehalten und schrieb darüber an Manasse Ben Israel d.d. 24. Dec. 1649 ...

(159) vgl. Roth, Jews in England, 152-54.

(160) Vgl. Kayserling, Menasseh, 133-35.

(161) Vgl. Roth, Jews in England, 156.

(162) Vgl. Kayserling, Menasseh, 132.

(163) Vgl. Roth, Jews in England, 156.

(164) Vgl. Kayserling, Menasseh, 135 f, und Graetz, 10. Band, 98 (Note 2: Thurloe das. II, S. 552 Bericht des französischen Gesandten in Holland, d.d. 16. Oktober 1654: A Jew of Amsterdam hath informed me for certain, that the three Generals of the fleet have presented a petititon to his Highness (Cromwell) the protector, to obtain, that their nation may be received in England to draw the commerce thither.)

(165) vgl. Roth, Jews in England, 156 f.

(166) Roth (Jews in England, 161) ist der Meinung, Menasse sei Mitte September in London angekommen, "just before the Jewish New Year festival, which was celebrated in London in due form on this occasion, for the first time probably for 365 years".

(167) Vgl. Kayserling, Menasseh, 137.

(168) Vgl. Graetz, 10. Band, 102.

(169) Vgl. Roth, Jews in England, 158.

(170) Vgl. Kayserling, Menasseh, 181.

(171) Vgl. Kayserling, Menasseh, 183.

(172) Vgl. Kayserling, Menasseh, englische Fassung, 35-63.

(173) Menasseh ben Israel. To his Hignisse the Lord Protector of the Common-Wealth of England, Scotland and Ireland. The humble Addresses of Menasseh Ben Israel, a Divine, and Doctor of Physick, in behalfe of the Iewish Nation; A Declaration to the Common-Wealth of England by Rabbi Menasseh Ben Israel, shewing the motives of his coming into England; How profitable the Nation of the Iews are. How faithful the Nation of the Iews are. In: The life and labours of Manasseh Ben Israel, being a contribution to the history of the Jews in England, from original sources. Translated from the German of Dr. M. Kayserling by the Rev. Dr. F. de Sola Mendes, London 1877, 38 f.

(174) Adresses 63.

(175) Speeches of Oliver Cromwell 1644-1658. Collected and edited by Charles L. Stainer, M.A., London 1901, 453.

(176) Stainer, 208.

(177) Carlyle, III. Band, 135 f.

(178) Vgl. Roth, Jews in England, 162 f.

(179) vgl. Graetz, 10. Band, 109 f.

(180) Vgl. Graetz, 10. Band, 107, Note 1: "Der vollständige Titel der Flugschrift lautet: A Narrative of the late Proceedings at Whitehall concerning the Jews, who had desired by Rabbi Manasse, an Agent of them, that they might return into England and worship the God of their fahters her in the Synagogues. Published for satisfaction to many of several parts of England, that are desiderious and inquisitive to hear the truth thereof.

(181) Vgl. Roth, Jews in England, 167.

(182) Vgl. Graetz, 10. Band, 110.

(183) Vgl. Kayserling, Menasse, 186 f.

(184) David E. Bertao. Menasseh ben Israel. In: Saudades The Next 500 Years. www.saudades.org/menasseh.html letzter Zugriff 7.12.2005.

(185) Menasse ben Israels RETTUNG DER JUDEN. Aus dem Englischen übersetzt von Moses Mendelssohn (Berlin 1782) 1919, Welt-Verlag/Berlin, 7 (eigene Anmerkung: Übersetzer war Dr. Marcus Herz, 1747-1803).

(186) Rettung der Juden, 8.

(187) Rettung der Juden, 60 f.

(188) Rettung der Juden, 62 f.

(189) Goldman, 6.

(190) Goldman, 13.

(191) Brunotte, 11 f.

(192) Biblia sacra iuxta vulgatam versionem. Deutsche Bibelgesellschaft. 4. Aufl. Stuttgart 1994.

(193) Brunotte, 12.

(194) vgl. Brunotte, 12 - 14.

(195) Brunotte, 15.

(196) Goldman, 6.

(197) Giuseppe Cosco, in"L’Israele Britannico" http://cosco-giuseppe.tripod.com/storia/diana.htm letzter Zugriff 21.9.2005, 1.

(198) Goldman, 5.

(199) <<Unter den englischsprachigen Protestanten finden sich noch einige Fundamentalisten, die sich für das "erwählte Volk" im wörtlichen Sinne des Ausdruckes, wie er vom Alten Testament gebraucht wird, halten. Dieses "Britische Israel" leitet vertrauensvoll seinen physischen Stamm von den verschwundenen Zehn Stämmen ab.>> A. Toynbee, Panorami della storia, Milano 1954, vol.II., pag. 53, so zitiert bei Cosco, 2).

(200) Cosco, 2.

(201) <<Bald wird der Messias wiederkehren und das Reich Gottes errrichten, das ein konkretes und materielles Reich mit einem Territorium, Gesetzen, Volk und Thron sein wird. Es ist klar, dass diesen Thron das Britische Königshaus,,Abkömmlinge Davids’, besetzen wird.>> M. Bondet, Complotti - I fili invisibili del mondo - 1. Stati Uniti, Gran Bretagna, Milano 1995, pagg. 87, 90 in: Cosco, 2.

(202) Vulgata.

(203) Vulgata.

(204) Vulgata.

(205) Cosco, 3. Im Original kursiv, übersetzt aus dem Italienischen von mir., Il fatto stesso di aver raggiunto l’indipendeza nazionale rilanciò il mito del popolo eletto, della <<Nazione Redentrice>>: cosi, ad esempio si espresse il colonnello David Humphreys, aiuto e protetto del generale Washington, nella premessa al suo Poema sulla Futura Gloria degli Stati Uniti d’America:"L’America, dopo essere stata nascosta per molti anni dal resto del mondo, fu probabilmente scoperta, nella maturità del tempo, per diventare il teatro in cui rivelare i più illustri disegni della Provvidenza, nei suoi doni alla razza umana ” ">>.

(206) Brunotte, 1.

(207) Brunotte, 15.

(208) Brunotte, 2. (Note 3 der Autorin: "Declaration of Independence" der sogenannten Aryan Nations, zitiert aus dem Internettext von 1998)

(209) Cosco, 3:"Queste sono le assurde premesse sulle quali si fonda il fondamentalismo americano che vede ogni sua guerra come una sorta di crociata. ” "<<… e suprattutto sono ancora fondamentalmente convinti di essere un"popolo eletto ” ", una"NazioneRedentrice ” ">> (R. Gobbi, op.cit. pag.223)

(210) Vgl. Kayserling, Columbus, 84.

(211) Vgl. Peter Farb. Die Indianer. Entwicklung und Vernichtung eines Volkes. Wien-München 1968, 265 f.

(212) NOVA Online/Lost Tribes of Israel. Where are the Ten Lost Tribes? (3) www.pbs.org/wgbh/nova/israel/losttribes3.html, 1f. letzter Zugriff 7.12.2005.

(213) www.shalom.it letzter Zugriff: 21.9.2005, Shalom. Mensile ebraico d’informazione e cultura, September 21, 2005, Direttore: Balfour Zapler. (Il mensile: La tribu perduta abita in Giappone Pubblicato il Lunedi, 30 Agosto … CEST, di Serena Piazza)

(214) Nova, (3), 2.

(215) China Jewish Heritage Tours with Joy Katzen-Guthrie. Chinese Jewry: A Historical Overvie www.joyfulnoise.net/JoyChina2.html, 1, letzter Zugriff 13.12.2005

(216) Katzen-Guthrie, 2.

(217) Nova (2), 4. 

(218) Cohanim Modal Haplotype (the CMH) findes the Ten Lost Tribes! www.geocities.com/hrhdavid copyright 2002 by David Clark hrhdavid@yahoo.com, letzter Zugriff 15.9.2005.

(219)www.ariga.com/genes.shtml; letzter Zugriff 6.12.2005.

(220) Yair Davidi. Joseph. Brit-Am Publications 2001. Das Buch hat eine Approbation von Rabbi Avraham Feld.

(221) http://britam.org; letzter Zugriff 10.12.2005.

(222) britam.org/israelites.html, 1-5.

(223) Britam.org/israelites.html, 4.

(224) Britam.org/israelites.html, 1.

(225) Britam.org/jeremiah1.html, 9-11.

(226) Die äthiopischen Juden nannten sich Beit Israel, weil sie überzeugt waren, von den Zehn Stämmen abzustammen.

(227) Dr. Yaakov Gellert. Parashat Shemot 5764/January 17, 2004."These are the names of Benei Yisrael ” " The Benei Yisrael Community of India. Helena and Paul Schulmann Center for Basic Jewish Studies. www.biu.ac.il/JH/Parasha/eng/shemot/gel1.html, 1-5, letzter Zugriff 7.12.2005

(228) Rabbi Marvin Tokayer. Mystery of the Ten Lost Tribes. Ecuador. Moshiach Online. Lost Tribes. www.moshiach.com/features/tribes/ecuador.php 1f., letzter Zugriff 13.12.2005. "Moshiach" bringt teils sehr ausführliche Notizen über die Zehn Stämme in: Afghanistan, Burma, Pakistan-The Pathans, Kashmir, Japan, Ecuador und China.

(229) Goldman, 5.

(230) Rettung der Juden, Vorwort von C.Z. Klötzel, 5 f.

(231)"Winston (Churchill), Lloyd George, Balfour und ich sind als echte Protestanten erzogen worden, die an die Ankunft eines neuen Erretters glauben, wenn Palästina an die Juden zurückkommt. ” " Cosco, 2. (Zitat: M. Blondet, op.cit. Pag.92).

(232) Goldman, 5.

(233) Herbert W. Armstrong. United States & Britain in Prophecy. In www.wonderfulworldtomorrow.org/publications.html, Seite 19, letzter Zugriff 27.12.2005.

(234) The Asian News, 30.6.2005. www.theasiannews.co.uk/heritage/s/191/191744_indias_exodus.html, 2, letzter Zugriff 7.12.2005.

(235) Gellert, 4 f.

(236) The Asian News, 2.

(237) Vgl. Ariel Segal. The Ten Lost Tribes of Israel. Looking for The Remnants. Original publication: Las tribus perdidas de Israel: busquedas y encuentros. Translated by Sharonah Fredericko. www.wzo.org.il/en/resources/view.asp?id=174 1-10, letzter Zugriff 7.12.2005.

(238) Segal, 4.

(239) Der vorliegende Text basiert auf einem Vortrag, der am 8.10.1999 auf der Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Religionsgeschichte (DVRG), "Endzeit, Wendezeit, Neue Zeit" in Tübingen gehalten wurde.... (Note 1 zu diesem Text) Meine Note: Puritanismus und Pioniergeist. Die Faszination der Wildnis im frühen Neu-England. Berlin/New York 2000; Text des obigen Artikels auch in ZfR 8, 2000, 109-124.


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Auf literarischem Gebiet ist hier auch "Vertreibung aus der Hölle" von Robert Menasse zu erwähnen, in dem das Leben Menasse Ben Israels dem Geschehen der 60iger und 70iger Jahre des 20. Jahrhunderts in Wien gegenüber gestellt wird ( Robert Menasse. Vertreibung aus der Hölle. Suhrkamp Taschenbuch. Frankfurt am Main, 2001).


14.2. Regionen und transnationale Prozesse

Sektionsgruppen | Section Groups | Groupes de sections


TRANS       Inhalt | Table of Contents | Contenu  16 Nr.


For quotation purposes:
Elisabeth Wies-Campagner (Luxembourg/Wien): Messianismus und die Entdeckung Amerikas. Menasse Ben Israel. In: TRANS. Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften. No. 16/2005. WWW: http://www.inst.at/trans/16Nr/14_2/wies-campagner16.htm

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