Nach der Theorie Foucaults strukturieren die Machtverhältnisse den Inhalt des Bewusstseins dadurch, dass sie die Verhaltensweisen normieren. Die Macht kann sogar verinnerlicht werden, die dann das Subjekt von innen steuert. In einem Umbruch wie der Tod, schreibt Waldenfels, wird ein anderes Licht auf die Ordnung der Dinge geworfen und der Überschritt über die bestehende Ordnung hinaus führt ins Unalltägliche. Was geschieht also im Subjekt im Falle eines Grenzphänomens wie der Tod, der den Gang der Dinge verwirrt? Das Thema dieser Arbeit ist es nachzuforschen, wie die Todesfälle im Joseph Roths Roman ' Radetzkymarsch' die Identität des Protagonisten Franz von Trotta, des beispielhaften Beamten, die soziale Konstrukt seiner Zeit ist, beeinflussen. Bevor man selbst stirbt, wird man mit dem Tod des anderen Menschen konfrontiert. In welchem Maße der Entzug des Anderen die eigene Identität beeinflußt bzw. ihren Zerfall befördert, hängt von der Qualität der Beziehung zwischen dem Verstorbenen und dem Leidtragenden ab nämlich davon,. in welchem Maße der Andere zum Teil des eigenen Selbsts geworden ist. Einen je größeren Raum der Andere im Eigenen einnimmt, desto weniger offensichtlich wird die Fremdheit des Anderen und desto schwieriger wird es die Spaltung aufzuarbeiten. Es kann zur Wehmut kommen, die dann die eigene Identität zerstört und zum eigenen Tod führt.
Es wird auch nachgewiesen, wie auch der Tod sozial konstruiert ist. Da der Mensch nicht nur eine Privatperson, sondern auch Mitglied einer Familie, einer Gemeinschaft ist, wird sein Tod institutionalisiert und durch Rituale entfremdet. |