Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
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Frauen im Bildungsbereich des heutigen Georgiens

Mzia Galdavadze (Staatliche Universität für Sprache und Kultur Tbilissi/Georgien)

 

ABSTRACT:

Die Statistik der in den letzten Jahren durchgeführten soziologischen Forschungen hat gezeigt, dass die meisten Frauen in Georgien auf einer bestimmten Etappe ihres wissenschaftlichen Werdegangs auf ihre Karriere verzichten und letztendlich doch der Familie den Vorzug geben. Es war in Georgien immer eine starke Tradition, dass die Frau in der Familie bleibt, sich mit der Erziehung der Kinder beschäftigt und dem Mann den Vorrang einräumen sollte. Es ist nicht leicht, mit einer Tradition zu brechen. Auch in unserer zivilisierten und emanzipierten Gesellschaft gelingt es nur wenigen.

Die meiste Arbeit in der Familie übernimmt nachwievor die Frau, das entscheidende Wort gehört aber trotzdem dem Mann. Die Frau in Georgien sollte sich damit immer abfinden. Und dieses Phänomen spiegelt sich praktisch in allen Bereichen des heutigen Lebens wider. Nach den statistischen Angaben letzten Jahre sind 98 % der im Grundschulbereich beschäftigten Lehrkräfte Frauen, im Mittelschulbereich sind es 65 %, in den Universitäten - nur noch ca. 45 %. An dieser Stelle muß darauf hingewiesen werden, dass die überwigende Mehrheit dieses Frauenanteils weder habilitiert noch promoviert haben, sondern einfach als Hochschullehrerinnen an den Universitäten unterrichten. Auch dieses Bild zeigt deutlich, dass viele Frauen, die sich nach ihrem Studium für wissenschaftliche Arbeit entschieden haben, auf einer bestimmten Etappe der Karriere auf ihr Ziel verzichten und sich statt Wissenschaft ihren eigenen Familien widmen mussten. Traditiongebundenheit ist hier natürlich einer der entscheidendsten Faktoren, diesen "emotionalen Kult der Tradition" dürfte man aber keinesfalls als "eine Form unserer geistigen Faulheit" (Stanislaw Brzozowski) verstehen. Auf dem Weg zur Erreichung eines wissenschaftlichen Titels erwarten Frauen im Vergleich zu Männern viel mehr Hindernisse und Barrieren, die sie ausgehend von verschiedenen Faktoren nur in seltenen Fällen überwinden vermögen.

Nach der so genannten Rosen-Revolution in Georgien 2003 ist eine neue Tendenz zu merken. Frauen werden in Führungspositionen befördert: das georgische Parlament wird von einer Frau geleitet, zur Rektorin der staatlichen Universität Tbilissi ist dieses Jahr eine Frau gewählt worden, die erste Rektorin seit der Gründung der Universität im Jahre 1918, seit sechs Monaten leitet die Universität für Sprache und Kultur, die ich vertrete, auch eine Frau, übrigens auch die erste Rektorin seit der Gründung der Hochschule im Jahre 1948.

Die Zahl der in Georgien wirkenden Frauenorganisationen wächst Jahr für Jahr: Es sind ungefähr 100 Organisationen, die sich mit Frauenproblematik beschäftigen. Wenn wir uns daran erinnern, dass es in der Sowjetzeit in ganz Georgien nur eine Frauenorganisation namens "Georgischer Frauenrat" gab, gegr. 1948, können wir mit Sicherheit sagen, dass die Frauen in Georgien doch imstande sind, sich langsam aber Zielgerichtet von alten Traditionen loszulösen und dabei nicht zu vergessen, dass " alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben" (Theodor. Fontane).

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9. - 11. december 2005

H O M E
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