ABSTRACT:
Historischen und literarischen Forschern gemeinsam ist das Wissen, dass die Wiedergabe der Wirklichkeit in Texten nie in allen Einzelheiten der Wirklichkeit selbst entspricht. Die diesbezüglichen Diskrepanzen machen sich besonders deutlich dort erkennbar, wo die Erinnerungen von AutorInnen durch örtliche und zeitliche Distanz verfremdet erscheinen. Insbsonders trüben emotionelle Faktoren wie Heimweh und nostalgische Verklärung des Verlorenen die Blicke der Betrachter. Außerdem werden die in der Wirklichkeit selbst stattfindenden Veränderungen von Menschen, die ihre Heimat verloren haben, nicht mehr zur Gänze wahrgenommen. Alle diese Komponenten wirkten zusammen im Falle der unter dem Druck des Naziregimes aus Deutschland und Österreich geflohenen Menschen, die in ihren jeweiligen Gastländern die innere Bindung an ihre Heimat aufrecht erhielten und nach dem Krieg entweder mit falschen Vorstellungen zurückkehrten oder nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat den da verbliebenen Menschen voller Vorbehalt entgegen traten. Aus der breiten Palette literarischer Reflexionen, die einerseits die entfremdete Heimat und anderseits den getrübten Blick der ExilantInnen erkennen lassen, werden in diesem Vortrag viele Beispiele aus den Werken von mehr oder weniger bekannten AutorInnen genannt, unter ihnen Günter Anders, Alfred Döblin, Alfred Farau, Fritz Glückselig, Mimi Grossberg, Karl Jakob Hirsch, Ernst Lothar, Erich Maria Remarque, Hilde Spiel, Friedrich Torberg, Ernst Waldinger, und Carl Zuckmayer.