ABSTRACT:
Im Kontext gegenwärtiger Umstrukturierungen und weit reichender Veränderungen des österreichischen Hochschulsystems sowie sich verschärfender Wettbewerbsbedingungen für Wissenschaft und Forschung verschwimmen auch etablierte Ordnungen: Drinnen - draußen - zwischendrin sind oft nur mehr temporär begrenzte Positionierungen in Relation zur Universität. Diese Entwicklungen werden durch die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse bzw. Lebens- und Forschungsrealitäten flankiert. Vielen der bereits bisher strukturell marginalisierten feministischen Forscherinnen wird so immer mehr eine kontinuierliche wissenschaftliche Arbeit erschwert bzw. verunmöglicht.
Die enge Verknüpfung feministischer Theorien und feministischer Praxen in ihrer prozessualen Dynamik, die das dualistische Verständnis der Koppelung von Theorie und Praxis abgelöst hat, erweist sich zwar als wichtiges Prinzip im Arbeitsverständnis feministischer Wissenschafterinnen, greift jedoch dann nicht mehr, wenn zur Existenzsicherung irgendwelche Jobs angenommen werden müssen. Bestenfalls gelingt es den Wissenschafterinnen neben zeitweiliger Lehrtätigkeit eventuell befristet in Forschungsprojekten oder - als Teilzeitwissenschafterinnen - in anderen, ihrer wissenschaftlichen Arbeit verwandten Bereichen zu arbeiten.
Gerade in den inzwischen an einigen Universitäten eingerichteten Gender Studies ist der Input so genannter externer Lektorinnen, also der jeweils Semesterweise mit Lehraufträgen betrauten Wissenschafterinnen, maßgeblich. Von den längerfristig an Universitäten angestellten Wissenschafterinnen befasst sich nur ein geringer Teil mit Gender-Themen, die nicht nur im Rahmen der Gender Studies sondern parallel dazu im ganzen Fächerkanon implementiert werden sollten.
Die an immer mehr österreichischen Hochschulen eingerichteten Koordinationsstellen für Gender-Themen sind meist mit einem breiten Spektrum an Aufgaben - und geringem operationalem Budget - betraut: von Curriculumsentwicklung, Implementierung in die Lehre, Betreuung von Studierenden und Lehrenden, über Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung bis zu Frauenförderung und Gender Mainstreaming. Wo dabei der Platz der feministischen Wissenschaften bleibt, das ist eine brisante Frage.