Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
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Der Beginn des Progressiven Judentums in Deutschland und seine Auswirkungen auf Amerika

Rose Proszowski (Or Chadasch, Wien)

 

ABSTRACT:

Warum war die Zeit um die Wende vom 18. zum 19.Jahrhundert in Deutschland reif für die Reformierung des Judentums?

Zahlreiche politische Umwälzungen in Europa seit der Zeit der Französischen Revolution. Deutsche Juden blickten auf Napoleon, der für sie als Befreier erschien.

Im Judentum: Moses Mendelsohns rationaler Ansatz des Glaubens. Übersetzung der 5 Bücher Moses und der Psalmen ins Deutsche (Deutsch war in der Orthodoxie verboten!)
Haskala, Romantik

1802 gründete Israel Jacobson, ein westfälischer Unternehmer und Agent des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg eine Schule in Seesen, die er "Religions- und Industrieschule für arme Kinder" nannte. Reine Bubenschule, in der kaufmännische Fächer neben den religiösen gelehrt wurden.

Eine zweite Schule in Kassel folgte, zwei Jahre später eine Ausbildungsstätte für Lehrer und Rabbiner.

1812 Emanzipationsgesetze. 1813 Zusammenbruch des Königreichs Westphalen. Jacobson wandte sich nach Berlin, wo Rabbiner David Friedländer lehrte. Bankier Jakob Herz-Beer stellte ab 1815 Räume für Gottesdienste zur Verfügung. Frauen saßen in Sichtweite

1823 nach Beschwerden der Traditionalisten Verbot. Reformgottesdienste im Beer’schen Tempel abzuhalten.

1817 Reformgesellschaft in Hamburg

1838 Reform-Rabbiner Dr.Abraham Geiger aus Wiesbaden nach Breslau berufen. 1837 Rabbinerversammlung in Wiesbaden.

Moderate Reformierung, dennoch Kontroverse mit Oberrabbiner Salomon A.Tiktin. Amtseinführung erst 4.1.1839.

1844 bereits 25 progressive Rabbiner in Deutschland. Rabbinerversammlung in Braunschweig.

2.4.1845 Aaron Bernstein und Sigismund Stern "Genossenschaft zur Reform des Judentums“

1846 offizieller Gründungsaufruf. Samuel Holdheim Rabbiner aus Schwerin stellte 1847 den Antrag auf Anerkennung.

1848 Reformbestrebungen außerhalb Berlins unbedeutend. In Berlin: ausreichend große Judenschaft

1854 Gotteshaus in der Johannesstraße: Gottesdienste hauptsächlich auf Deutsch, sephardische Aussprache, starke Stellung der Frauen. "Confirmierung" zu Schawuot, Sonntagsgottesdienste, unbedecktes Haupt der Männer, Orgelspiel.

Außerhalb Berlins Rabbinerversammlung in Breslau (Hochburg der Orthodoxie)

Ablehnung der Verlegung des Schabbats auf den Sonntag.

Rabbiner von Frankfurt/Main, Samson Raphael Hirsch forderte alle Juden auf, aus Gemeinden auszutreten, die progressiv dominiert waren. Bewegung der Neo-Orthodoxie.

1870 Berlin: Gründung der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, die Ausbildungsstätte progressiver Rabbiner.

1871 Synode von Augsburg. Verabschiedung verschiedener Reformen.

Progressives Judentum ist entscheidendes Element des jüdischen Lebens in Deutschland.

Prägung der progressiven Entwicklungen in anderen europäischen Ländern.

Einflüsse des deutschen progressiven Judentums in Nordamerika

1824: In Charleston, Carolina, erster Versuch, das Judentum zu reformieren. Seit 1838 gibt es dort ohne Unterbrechung die erste progressive Gemeinde in den USA.

1842 Har-Sinai in Baltimore, die das Hamburger Tempelgebetbuch übernahm

1845 New Yorker Emanu-El-Gemeinde

1850 Albany mit Rabbiner Isaak M. Wise

1854 B’nai Yeshurun in Cincinnati

Seit 1871 gibt es progressive Gemeinden in vielen amerikanischen Städten aufgrund der Tatsache, dass viele ImmigrantInnen aus Deutschland stammten. Progressives Judentum ist die vorherrschende Richtung in den USA.

1873 Union of Hebrew Congregation als Gemeindeverband

1875 Hebrew Union College in Cincinatti Ausbildungsstätte für progressive Rabbiner

1889 Central Conference of American Rabbis.


Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

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