ABSTRACT:
Empirische Erhebungen zur Präsenz von Frauen in Technik und Naturwissenschaft führen die Ursachen für ihre Unterrepräsentanz in Industrienationen wie Österreich, Deutschland und der Schweiz auf ein komplexes Zusammenwirken von Einflussfaktoren zurück: Die Struktur der Ausbildungssysteme und die Stellenvergabepraktiken spielen ebenso eine wichtige Rolle wie der Grad der geschlechterspezifischen Zuweisung von Haushalts- und Erziehungsarbeit sowie der Status technischer und naturwissenschaftlicher Berufsfelder, der vom ökonomischen Entwicklungsstand eines Landes abhängt. Wie zahlreiche Studien zur Situation in Österreich und Deutschland zeigen, präsentieren sich die Technik und die Naturwissenschaften an den Universitäten und in der Wirtschaft als Männerdomäne. Dieser Status Quo dient als Ausgangspunkt für meinen Vortrag "Frauenförderpolitik - Quo Vadis?".
Im ersten Teil stelle ich ausgewählte Ansätze der Professions- und Organisationsforschung sowie der Maskulinismusforschung vor, die zur Erklärung der Unterrepräsentanz von Frauen an technischen und naturwissenschaftlichen Hochschulen und Universitäten herangezogen werden können. Der zweite Teil widmet sich der Frage an welchen Schnittstellen der Laufbahn Frauenförderprogramme im deutschsprachigen Raum ansetzen, um Frauen in ihrem Karriereverlauf zu unterstützen. Im dritten Teil des Vortrags frage ich nach Problemen, die mit Frauenförderprojekten verbunden sind, denn an Frauenförderprojekten verdeutlicht sich die Gespaltenheit der feministischen Praxis: Einerseits versuchen wir Frauen andere Frauen in ihrem Tun zu unterstützen. Dabei nehmen wir eine gemeinsame Basis für unser Handeln an. Andererseits stoßen wir aufgrund unserer biografischen, historischen und kulturellen Unterschiede immer wieder auf Grenzen, die uns Kooperationen zwischen Frauen ebenso überdenken lassen wie Frauenförderprogramme an den Hochschulen und Universitäten.
