Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
<< WIEDERHOLUNG ALS ERNEUERUNG: Innovationsstrategien der Wiederholung in der Gegenwartsliteratur

world_novel. Writing in-between the world. Für eine Zukunft der Weltgesellschaft aus den Winkeln des Gedächtnisses. Ein Projekt von WORLD_DRIVES - International Center of Competence for Practice and Social Research / World Society Foundation

Uli Rothfuss (Internationale Hochschule Calw, Deutschland und Branch "Culture and Arts" des internationalen Forschungszentrums WORLD_DRIVES /Schweiz)

 

ABSTRACT:

Globalisierung - also weltweit nur noch sich gleichende Geschichten, austauschbar und unspezifisch? Die gleichen, angepassten Lebensgeschichten, dominiert womöglich von einem alles vereinnahmenden Westen? Bedeutet Globalisierung, dass Erinnerung zu einem Einheitsbrei für die Zukunft geknetet wird?

Weltzukunft kommt heraus aus der Weltvergangenheit, und diese verbirgt sich in den Winkeln des Gedächtnisses. Diese Winkel sind individuell, sie sind bezogen auf das Kleine, das Eigene. In einer Zeit, in der scheinbar alle Abläufe schematisiert, elektronisiert sind, gewinnt das Geschichtenerzählen eine völlig neue Dimension: Das Geschichtenerzählung als Relikt oraler Kultur, scheinbar überwundene Technik der Aneignung von Welt für den Mensch von Kindheit an, gewinnt neues Gewicht als Gegenlast zur formalisierten, zur durchstrukturierten und entindividualisierten Welt.

Die Entwicklung einer "Welterzählung", einer "world novel", die in die Zukunft greift, kann nur aus der Vergangenheit heraus geschehen; aus dem was Autorinnen und Autoren erinnern - seien es eigene, kleine und große (Lebens-)Geschichten, oder sei es das, was ihnen aus Vergangenheiten übermittelt wird, direkt oder indirekt: verfremdete Perspektiven auf das scheinbar Vertraute.

Gibt es sie, diese eine Welt? Kann es eine Welterzählung geben? Kann Literatur ein Band darstellen, das Erzählräume verbindet zu einem Ganzen? "Writing in-between the world" heißt innen sein, in dieser Welt, und doch als Außenseiter daneben stehen; beobachten, analysieren, kommentieren. Eigenes nach außen kehren. Viele Erzählungen, wie Mosaiksteine, ergeben ein Bild, das in die Zukunft zeigt. Inhaltlich sollen Themen die Vielfalt der Welt und ihrer Geschichte genauso deutlich machen wie die Formen ihrer Darstellung. Viele Geschichten, viele Erzählungen, viele Betrachtungen aus vielen Kontinenten, Ländern, Städten, Regionen der Welt, sollen "Erinnerungen" erzählen, tatsächliche oder imaginierte, wahre, fiktive und utopische Erinnerungen an die Zukunft. Und so kann sich tatsächlich Schritt für Schritt ein Bild über die Zukunft der Welt und ihre Gesellschaft zusammenfügen.

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

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