Innovationen und Reproduktionen in Kulturen und Gesellschaften (IRICS) Wien, 9. bis 11. Dezember 2005

 
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Comici dell’arte auf den Hochzeiten der Habsburger Frühes Berufstheater und höfisches Fest

Otto G. Schindler (Universität Wien)

 

ABSTRACT:

Das Referat befasst sich mit dem ersten Auftauchen italienischer Berufsschauspieler bei Hochzeitsfesten der österreichischen Habsburger. Während Ariosts I Suppositi bei der Hochzeit Maximilians (II.) von Österreich mit der Infantin Maria von Spanien 1548 in Valladolid in humanistischer Manier noch von italienischen Akademie-Mitgliedern aufgeführt wurden, gehören die "Walchen" ("Welschen"), die im selben Jahr 1548 vor Maximilians Schwestern in Innsbruck "ain spill" geben, bereits zu jenen berufsmässigen Theater- und Artistengruppen, wie sie Kaiser Karl V. und seinen Sohn Philipp II. im Folgejahr 1549 auf ihren Zügen durch Europa begleiten. Auch jene improvisierte Komödie "all’italiana", die bei der berühmten Münchener Fürstenhochzeit von 1568 aufgeführt wurde und die als ältestes Textdokument der Commedia dell’arte gilt, ist noch von Laiendarstellern des bayrischen Hofes aufgeführt worden.

Im selben Jahr 1568 wird Kaiser Maximilian von seinem Hofantiquar, dem Mantuaner Jacopo Strada, ein Gastspiel der "besten italienischen Theatertruppe" der Zeit vermittelt, einer Gesellschaft, die sich "I Desiosi" nannte und von Alberto Naselli, am Theater Ganassa, geleitet wurde. Gemeinsam mit seiner Gattin, der gefeierten Flaminia, dem nachmals berühmten Pantalone Giulio Pasquati, dem Zanni Giovanni Tabarino, dem "Springer" Arcangelo d’Abruzzo und anderen italienischen Theaterleuten wird Ganassa dann an der Habsburger-Doppelhochzeit von 1570 in Prag und Speyer teilnehmen. Von hier folgen die Theaterleute dem Hochzeitszug nach Paris, von wo dann Ganassa 1574 zu seiner zehnjährigen Tournee nach Spanien aufbrechen wird. Die Austattungskunst des Hofmalers Giuseppe Arcimboldo und die Festprogramme Giovanni Battista Fonteos vereinigen sich mit den Darbietungen italienischer Berufsschauspieler zu einem nanieristischen Gesamtkunstwerk, das sich unter dem Einfluss der neuen italienische Musik in den nächsten Jahrzehnten zum barocken höfischen Repräsentationsfest entwickeln und letztlich dazu beitragen wird, dass dem Theater im österreichischen Kulturgefüge eine bis heute andauernde Vormachtstellung zukommt.

Innovations and Reproductions in Cultures and Societies
(IRICS) Vienna, 9 - 11 december 2005

H O M E
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