Als österreichischer Jude, der auch eine enge, wenn auch kritische Bindung an Israel hat, vereint Doron Rabinovici das Talent eines kreativen Schriftstellers mit dem Gefühl des studierten Historikers für die Vergangenheit ebenso wie die rhetorische Geschicklichkeit eines praktizierenden Journalisten. Mein Vortrag wird sich unter Bedachtnahme auf seine anderen Schriften auf den Roman Ohnehin konzentrieren, in denen er alle diese Talente einsetzt. Ich werde zu zeigen versuchen, wie er sich auf eine entfernte geschichtliche Vergangenheit bezieht - besonders auf das Wien Freuds und die zentrale Bedeutung des Gedächtnisses für die frühe psychoanalytische Theorie -um ein fiktionelles Werk zu schaffen, das die multikulturelle Gesellschaft des zeitgenössischen Wien reflektiert, wo Erinnerungen an eine andere Vergangenheit - die des Holocaust - immer noch eine zentrale, wenn auch oft unterdrückte Bedeutung haben. Rabinovici beschwört Bilder eines im Abstieg begriffenen wenn auch immer noch glorreichen kaiserlichen Österreich als einen schattenhaften Gegensatz zum Wien des Romans mit seiner Ambivalenz gegen eine jüngere und entschieden unrühmliche Vergangenheit. Rabinovici reproduziert nicht nur Bilder aus diesen Vergangenheiten - die Vergangenheiten von Freuds Wien wie auch die Nazi-Vergangenheit der Hauptfigur - sondern behandelt in seinem Roman auch die neue "innovative" zeitgenössische Beziehung zwischen den Österreichern und den multikulturellen Minoritäten.
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An Austrian Jew with close yet critical ties to Israel, Doron Rabinovici combines the talents of the creative writer with the trained historian's sense of the past as well as the rhetorical skills of a practicing journalist. My paper will focus on the novel Ohnehin-but with reference to his other writings as well-in which he brings all of these talents to bear. I will attempt to show how he draws on the distant historical past-especially the Vienna of Freud and the centrality of memory to early psychoanalytic theory-in order to create a fictional work reflecting the multicultural society of contemporary Vienna where memories of another past-the past of the Holocaust-still has a central, albeit often repressed significance. Rabinovici calls forth images of a declining yet still glorious Imperial Austria as a shadowy contrast to the Vienna of the novel with its ambivalence toward a more recent and decidedly inglorious past. Rabonovici not only reproduces images of these pasts-the pasts of Freud's Vienna as well as the Nazi past of the main figure-but suggests in his novel the newly 'innovative' contemporary relationship between the Austrians and its multicultural minorities.
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