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Filmkritik – ein Marketinginstrument in der modernen Gesellschaft
Svetlana Bartseva (Freie Universität Berlin / Moskau) [BIO]
Email: barsveta@mail.ru
ABSTRACT:
Die Grenze zwischen Filmkritik in Print- und Onlinemedien und Filmwerbung verschwimmt in den letzten Jahren. Im Feuilleton wird vorwiegend kommerzielles Kino besprochen. Das Autorenkino hat fast keine Chance in den grossen Medien ein Echo zu finden. Die Zahl der Rezensionen hängt direkt von Werbungsmitteln ab.
Die Filmkultur erlebt dabei einen starken Aufschwung. Die Menschen stürmen in die Kinos und versuchen keinen einzigen Starttermin zu verpassen. Als Orientierung in diesem vielfältigen Angebot von Filmen dient ihnen die Presse, die diese Tendenzen akzeptiert und von denen auch zu profitieren versucht. Nicht umsonst wird jetzt bei mehreren Zeitungen und ihren Onlineversionen die Filmkritik vor den Literaturbesprechungen platziert. Die traditionelle Funktion der Filmkritik – das Kino zu kritisieren und zu interpretieren – verliert an Bedeutung. Stattdessen hat die Filmkritik die PR-Funktion übernommen und soll möglichst immer mehr Zuschauer in die Kinosäle bringen. Dabei bilden die Medien einen bestimmten Geschmack beim Publikum, das ihn naiv für seinen eigenen hält.
Die Medien identifizieren sich selbst mit dem Markt und steuern dementsprechend die Kultur. Dieses Phänomen führt aber zu einem grossen Risiko, dass unsere Kultur zu kommerziell und primitiv wird.
Die Prozesse der Vermarktung der Filmkritik werden am Beispiel von einigen deutschsprachigen Fachzeitschriften (epd Film, Schnitt, kolik Film, Revolver, Film-dienst), von großen deutschen Zeitungen (SZ, FAZ, TAZ) und Onlinemagazinen (jump-cut, filmtext, critic, filmzentrale usw.) dargestellt.
Im Vortrag wird auf die Einstellungen von renommierten Filmkritikern, Jonathan Rosenbaum, Enno Patalas, Cristina Nord u.a. hingewiesen.
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