<<< Ausnahmezustände in der Literatur aus wissensgeschichtlicher Perspektive

 

BILD – ACTUS – AUSNAHME

Carolin Behrmann (HU Berlin, Institut für Kultur- und Kunstwissenschaften) [BIO]

Email: carolin.behrmann@culture.hu-berlin.de

 

ABSTRACT:

Der Vortrag analysiert die Bilder von Tyrannei und Martyrium nach dem Konzil von Trient und am Beginn der Ära der Staatlichkeit Ende des 16. Jahrhunderts. Tyrannei und Martyrium befinden sich – folgt man Walter Benjamins barockem Souveränitätsbegriff – jenseits der Sphäre des Rechts. Dieses am Trauerspiel und den Tyrannen- bzw. Märtyrerdramen des Barock entwickelte Denkbild, will der Vortrag im Medium des Märtyrerbildes vor seiner bild- und rechtsgeschichtlichen Folie analysieren. Bislang zu kurz geblieben ist eine historisch vertiefte Betrachtung der Theorien und Modelle des „Ausnahmezustands“, eine profunde Analyse der verwendeten Modelle und Begriffe im 16. und 17. Jahrhundert und ihrer Verbindung zur Repräsentation und Bildtheorie. Anhand von zeitgenössischen Bildtheorien und der sich in dieser Zeit wandelnden Definition des Rechts wird gezeigt, dass Bilder die Grenzen zwischen der Vorstellung von Tyrannei und legitimer Souveränität definieren und damit eng mit dem juridischen Diskurs über die Recht- oder Unrechtmäßigkeit politischer Macht zusammenhängen und diesen mitprägen. Die Ideengeschichte der Tyrannisvorstellung, die Ausformulierung der modernen Staatsidee sowie die geänderte Bedeutung des Martyriums nach Trient dienen hierbei als historische Grundlage. Im Hinblick auf die Normierung des Staates und die Neu-Bestimmung der Grenzen staatlicher Macht, sowie die Ausbildung entsprechender Institutionen, soll speziell die Funktion und Potentialität der Märtyrerzyklen in den jesuitischen Ausländerkollegien und zentralen Kirchen Roms erörtert werden.