“Vom Umgang mit Varianten” – Probleme der Deutung und Dokumentation (am Beispiel der Lyrik Walthers von der Vogelweide)

Thomas Bein (RWTH Aachen, Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft) [BIO]

Email: t.bein@germlit.rwth-aachen.de

 

ABSTRACT:

Kein anderer mittelhochdeutscher Lyriker weist eine derart komplexe Überlieferung auf wie der ‚Klassiker’ Walther von der Vogelweide. Sie reicht vom frühen 13. bis in das 15. Jahrhundert und erstreckt sich über große Teile Mitteleuropas (vom bairisch-österreichischen über den heutigen schweizerischen, elsässischen und mitteldeutschen bis hin zum niederdeutschen Raum – heute: Niederlande). Viele Lieder und Sangsprüche sind in mehreren Handschriften überliefert – sehr häufig äußerst variantenreich. Während die frühere (Walther-) Forschung in der Varianz eher ein Übel sah, ist man heutzutage bemüht, in ihr ein aussagekräftiges Kulturphänomen zu sehen, das indes fast überall noch der Analyse harrt.

Im Vortrag soll anhand aussagekräftiger Beispiele verdeutlicht werden, vor welchen Herausforderungen ein Editor steht und welche hermeneutischen Chancen die vorurteilslose Beschäftigung mit Textvarianz eröffnet.