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Richard Wagners Ring des Nibelungen als Abenteuerbuch
Sekundäre Mittelalter-Rezeption für JugendlicheWolfgang Biesterfeld (Universität Kiel, Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien) [BIO]
Email: biesterfeldw@aol.com
ABSTRACT:
Wagner hat nahezu alle Stoffe seiner Opern – z. B. Tristan, Parsifal, Tannhäuser, Lohengrin - dem europäischen Mittelalter entnommen. Seine Ring-Tetralogie geht über das Nibelungenlied hinaus und bezieht die skandinavische Überlieferung ein, die in mittelalterlichen Texten greifbar ist, aber inhaltlich weiter zurück reicht. Wagner schafft damit von der Vorgeschichte im Kreis der Götter und Riesen bis zur Götterdämmerung eine in sich stimmige Kompilation des umfangreichen Stoffs.
Für jüngere Adressaten sind vor allem die Abenteuer des jungen Siegfried, die im Nibelungenlied nur kurz erwähnt werden, reizvoll. Sie spielen bei Wagner eine große Rolle, sind aber in geschichtsphilosophische Dimensionen eingebunden, die auf den ersten Blick eher Erwachsene interessieren dürften. Zwei Jugendautoren wagen es, die gesamte Perspektive zu übernehmen, vom prallen Abenteuer bis zur Kapitalismus-Kritik: Sonny Kunst mit Die Geschichte vom Ring des Nibelungen (1995) und Rolf Stemmle mit Der Ring des Nibelungen (2005).
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