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<<< Repräsentation von Transformationsprozessen in der Gegenwartsliteratur
Die Literatur der „jungen Erzählerinnen“ als Repräsentationsmedium der „Erlebnisgesellschaft“
Katrin Blumenkamp (Göttingen, Deutschland)
Email: katrin.blu@gmx.de
ABSTRACT:
„Es ist die Generation der 30-Jährigen, die Judith Hermann beschreibt, derjenigen, die sich im bescheidenen Maß fast alle Wünsche erfüllen können.“ (Seegers, Hamburger Abendblatt.) Folgt man den Argumenten, die die Literaturkritik für den ökonomischen Erfolg der Literatur einiger junger Schriftstellerinnen der Gegenwart anführt, so bekommt man den Eindruck, es handele sich bei ihren Erzählungen und Romanen um 'Literatur von einer Generation, für diese Generation und über diese Generation'.
Die zunehmende Ökonomisierung des Buch-Sektors und die damit einhergehende Orientierung an Lesevorlieben der „Erlebnisgesellschaft“ (Schulze) müssen von den Akteuren des literarischen Feldes berücksichtigt werden, um einen ökonomischen Zusammenbruch des Teilsystems 'Literatur als Kunst' zu verhindern.(Heydebrand/Winko) Laut Ulrike Jureits Theorie zur Generationenbildung hat der einzelne das Bedürfnis sich zu vergewissern, wie andere mit ähnlichen Erfahrungen umgehen. Halbwachs spricht in seiner Theorie des „kollektiven Gedächtnisses“ von dem Drang des einzelnen, mit Hilfe der Darstellungen anderer eigene Erinnerungen aufleben zu lassen.
In den literarischen Texten von Autorinnen wie Nadine Barth, Tanja Dückers oder Judith Hermann finden sich dementsprechend eine hohe Präsenz von „alltagsästhetischen Zeichen“, über die man sich dem „Selbstverwirklichungsmilieu“ der „Erlebnisgesellschaft“ als zugehörig zu erkennen gibt, sowie Kennzeichen wie Ich-Zentriertheit und Orientierungslosigkeit, die Schulze als typisch für dieses Milieu definiert. Dieses Archiv (Baßler) wird freilich auf unterschiedliche Art und Weise literarisch verwirklicht, in Nadine Barths Roman Abgedreht zum Beispiel durch intermediale Bezüge zum Fremdmedium Film, die die Leserschaft spalten in diejenigen, die das bereitgestellte Kompendium an Filmen kennen und diejenigen, die es nicht kennen und den Roman folglich auch nicht völlig erschließen können. Im Grunde handelt es sich um eine kulturelle Codierung, deren Entschlüsselung Eingang zu einer Gemeinschaft schafft.
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