Ehrenschutz: Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

KCTOS: Wissen, Kreativität und
Transformationen von Gesellschaften

Wien, 6. bis 9. Dezember 2007

<<< N.T. – New Testament / Not Testified

 

Nancy théologien oder: Was heißt „Dekonstruktion des Christentums“?

Artur R. Boelderl (Kath.-Theol. Privatuniversität Linz) [BIO]

Email: a.boelderl@ktu-linz.ac.at

 


 

ABSTRACT:

Die Abwesenheit der Götter sei die Bedingung von sowohl Literatur als auch Philosophie, sie sei jenes Zwischen-zweien, welches die eine wie die andere legitimiere; beide, sowohl Literatur als auch Philosophie, seien daher unwiderruflich atheologisch – so Jean-Luc Nancy in seinem Text Entre deux.*

Der Vortrag versucht zum einen mit Blick auf das Derridasche Erbe bei Nancy zu klären, ob etwas, das ein Text ist – sei es ein literarischer oder ein philosophischer –, überhaupt je so beschaffen sein kann, daß es nicht gleichzeitig auch theologisch wäre (wenigstens un peu), insofern jeder Text doch immer auch etwas bezeugt (textifying = testifying), eine Anwesenheit oder eine Abwesenheit: eine anwesende Abwesenheit. Zum anderen fragt er von Nancy aus zurück nach der Bedeutung des Adjektivs „atheologisch“ im Kontext der Schriften Georges Batailles und schlägt eine Differenzierung von „anti-theologisch“ einerseits und „a-theologisch“ andererseits vor.

Auf diese doppelte Weise mag sich ein Bild, ein Portrait, ein Schemen zumindest von Nancy als „theologischem“ Denker abzeichnen, werden sich vielleicht die Spuren einer – freilich nie als solche bezeugbaren (not testified) – Nancy’schen „Theologie“ zeigen, deren Züge, einmal zur Kenntlichkeit entstellt, ihre christliche Herkunft wohl nicht verleugnen können. Die Unwiderruflichkeit des Atheologischen von Literatur und Philosophie ist dieser „Theologie“ dennoch eingeschrieben, und zwar in Form ihrer absoluten Vergangenheit – worauf sich die Chiffre „Abwesenheit der Götter“ bezieht: Nichts ist älter als das Neue Testament, nichts mehr vergangen als dieses, und insofern handelt es sich bei ihm (vulgo beim Christentum) – wie bei der Dekonstruktion – um Literatur und Philosophie im besten Sinn, um gute Literatur und beste Philosophie.


Anmerkungen:

* Vgl. Jean-Luc Nancy, Entre deux, in: Magazine littéraire n° 392 (November 2000), 54-57, hier 57; engl. Übers. v. Franson Manjali unter dem Titel: Between Story and Truth. In: The Little Magazine II (2001), Issue 4 (July-August): The Wall.


 

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