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<<< Ausnahmezustände in der Literatur aus wissensgeschichtlicher Perspektive
Boudoir-Welt: Biopolitik und Gewalt in den Protokoll-Romanen von Albert Drach
Mary Cosgrove (University of Edinburgh, School of Literatures, Languages and Cultures) [BIO]
Email: mary.cosgrove@ed.ac.uk
ABSTRACT:
Thema dieses Vortrages ist die subjektiv-körperliche Erfahrung der Gewalt im Prosawerk des österreichisch-jüdischen Schriftstellers Albert Drach. Seine Protokoll-Romane, die überwiegend das juridische System der Nazi-Ära und der Nachkriegszeit profilieren, gehen der kalkulierten Verflechtung von Staat und Gewalt nach. Durch die komisch-groteske Betonung der Kreatürlichkeit des menschlichen Körpers, der gleichwohl als politisches Konstrukt staatlicher Machtpraxis erscheint, verbildlicht Drach Gewalt als staatlichen Eingriff in die körperliche Existenz des Individuums. Gesetzliche Praxis wird so als vom Staat legitimierte Gewalt enthüllt. Drachs Texte werden im Rahmen der politischen Philosophie Giorgio Agambens diskutiert, dessen Werk Homo Sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben vor allem die legalen Kontexte der Nazi-Gewalt ins Licht rückt. Der Beitrag betrachtet Drachs Werk damit zum ersten Mal im Kontext neuer Entwicklungen in der Holocaust-Forschung, die mit der problematischen Annahme einer geschichtlichen Einzigartigkeit des Holocaust und seiner Voraussetzungen brechen.
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