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,Eliten ex negativo’
Kleine Archäologie des DilettantismusBarbara Eder (Wien) [BIO]
Email: a9908961@unet.univie.ac.at
ABSTRACT:
Heute muss sich die Forderung nach ,Neuen Eliten’ nicht selten dem Vorwurf ausgesetzt sehen, an sich undemokratisch zu sein: Nicht nur erscheint die Herausbildung von Eliten den demokratischen Prämissen von Gleichheit und Gerechtigkeit diametral entgegengesetzt; in ,postfaschistischen’ Gesellschaften ist der Begriff ,Elite’ zudem durch historisch bezeugtes Versagen früherer Führungsschichten nicht nur in semantischer Hinsicht stark in Verruf geraten. Das zunehmende Prekärwerden von Lebens- und Arbeitsbedingungen ist zudem ein weiterer Aspekt, der den Verdacht gegenüber Eliten im Feld beruflicher Professionalisierung erhärtet. Ob als bewusstes Gegenkonzept formuliert oder nur als spontane Intervention angelegt – dieser Tage bilden sich neue Formen der Partizipation heraus, bei denen altbewährte Distinktionsmarker ihre vormals hegemoniale Bedeutung einbüßen.
Im Verlauf dieses Vortrags soll ein Überblick über aktuelle Strömungen im Kunstfeld gegeben werden, welche sich bewusst in Abgrenzung zu professionellem Handeln definieren. Es ist vor allem auch der legere Umgang mit Misserfolg und Verfehlung, durch den sich sog. ,DilettantInnen’ bewusst vom professionalisierten Bereich abgrenzen und damit den für Experiment und Innovation notwendigen Raum schaffen. Inwiefern beispielsweise auch im Funktionsbereich von PunkmusikerInnen und Poetry- Slam- TeilnehmerInnen, die sich aus-drücklich nicht unter dem Begriff der Elite subsummiert wissen wollen, potentielle Eliten herausbilden und wie in diesen Feldern der Erwerb der ausschlaggebenden ,Kapitalsorten’ (Bourdieu) vonstatten geht, ist des weiteren Thema dieses Vortrags.
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