|
Rap als Sprachrohr von Migrantenjugendlichen in Deutschland
Yüksel Ekinci-Kocks (Universität Dortmund) / Enis Dinc (Universität Salzburg)
Email: y.ekinci@web.de und enisdinc@yahoo.com
ABSTRACT:
Rap hat seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten und ist ein Erbe musikalischer Ausdrucks- und Protestform der afroamerikanischen Bevölkerungsgruppe. Jahrhunderte lang klagten die Afroamerikaner in ihren Liedern über Ausbeutung, Unterdrückung, Ausgrenzung und Rassentrennung. Musik war eine Ausdrucksform, welche zu eigenen Geschichten und Weltentwürfen verhalf.
Rap bietet eine interessante musikalische Lösung für alle, die viel mitzuteilen haben. Hip Hop ist vor allem unter den Schülern beliebt und bringt ihr Lebensgefühl zum Ausdruck. Die Werte des Raps – individueller Selbstausdruck, Gemeinschaftsgefühl, Kreativität und Spaß – sind in der technologisch überfrachteten und sozial kalten Zeit, in der sie leben, von besonderer Bedeutung. Streng genommen ist Hip Hop ein Sammelbegriff für Rap, Breakdance und Graffiti.
Als Beispiel gelten die Hip Hopper in Deutschland, bei denen Anfang der 80er Jahre ein hoher Anteil an Migrantenjugendlichen existierte. Hip Hop war zu Beginn keinesfalls national (deutsch oder türkisch) bezogen, sondern war Ausweg aus einer ethnischen und diskriminierenden Gesellschaft. Der Identitätsbezug der Jugendlichen war eine noch neue afroamerikanische Jugendkultur. Die Rapgruppen in Deutschland waren zu Beginn oft multinational und sahen in Hip Hop etwas, das ihrem eigenen Lebensgefühl sowie der Wahrnehmung in der deutschen Gesellschaft ähnelte: Musik als Artikulation einer diskriminierten ethnischen Minderheit.
Migrantenkinder waren die ersten Pioniere der Hip Hop Szene in Deutschland. Trotz Gemeinsamkeiten mit Rap in den USA bildete sich in Deutschland ein eigenständiger Rap, und es entwickelte sich ein „Prozess einer grenzüberschreitenden Transkulturalität“, in dem kulturelle Symbole und Zeichen aufgegriffen, aus ihrem Ursprungszusammenhang herausgelöst und neu situiert werden, wodurch wiederum neue Kulturträger geschaffen und andere, neue Bedeutungen konstituiert und multipliziert werden. Im transnationalen Prozess bilden sich beim Aneignen musikalischer Produktionen immer neue lokale Formen heraus. Dieser Prozess wurde vorwiegend über die Kulturindustrie, die Medien und die Werbung in Bewegung gebracht und begleitet.
Es gibt verschiedene Ebenen, warum sich Jugendliche neben der musikalischen Attraktivität Rap angeeignet haben. In diesem Vortrag wird versucht, diese Ebenen herauszuarbeiten und aufgezeigt welche Rolle dabei die Kulturindustrie spielt.
|
![]() |