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War Europa im Mittelalter bereits globalisiert?
Johannes Grabmayer (Universität Klagenfurt) [BIO]
Email: johannes.grabmayer@uni-klu.ac.at
ABSTRACT:
Der Begriff „Globalisierung“ wurde seit seiner erstmaligen Verwendung durch Theodore Levitt 1983 zu einem viel strapazierten, wobei vor allem seine politische, ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Dimension analysiert wurden. Ist das Phänomen aber tatsächlich so neu, wie es scheint – oder ist es nur sein Name? Gab es nicht auch schon im Mittelalter, jener Epoche, in der das heutige Europa in vielem grundgelegt wurde, so etwas wie „Globalisierung“ oder ist die Verwendung des Begriffs für ähnlich geartete mittelalterliche Erscheinungen anachronistisch?
Für das christliche Europa des Mittelalters war „die Welt“ in drei Sphären aufgeteilt: den Islam, „das Böse unter der Sonne“, den byzantinischen Weltkreis, der als geringeres Übel betrachtet wurde, auch wenn man dort Griechisch sprach, und schließlich das von Gott allein gewollte Abendland. Durch Jahrhunderte waren diese Kulturen immer wieder in Konfrontationen verwickelt, vor allem auf politischer Ebene. Aber parallel dazu gab es auch so etwas wie eine gegenseitige Befruchtung, die trotz des gegenseitigen Misstrauens, all der Ablehnung, bisweilen auch des Hasses, zum Segen für Europa geworden ist. So wie immer, wenn sich Welten mit unterschiedlichen Lebens- und Denkweisen gegenüberstehen, kam es neben und trotz der politisch-militärischen Auseinandersetzungen auch zu Begegnungen, die für alle Beteiligten von Vorteil waren. Friedliche, kulturelle, ökonomische, soziale und vor allem auch wissenschaftliche Kontakte fanden statt, welche das christliche Europa, die „Dritte Welt“ langsam teilhaben ließen an der „großen, fortschrittlichen Welt“ der Epoche und tatsächlich den Eindruck einer Globalisierung Europas – auch im heutigen Sinne – vermitteln. Das Referat ist dieser Entwicklung und ihren Folgen gewidmet.
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